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Zur zeit, als ich noch an den westfälischen ursprung des Heliand glaubte, hab ich einmal geschrieben1, dass mnd. urkunden *am frühesten in den nördlichen hansestädten, am spätesten merkwürdiger weise in Westfalen auftauchen. es scheint, als wenn man es hier vollständig verlernt hatte, sich deutsch auszudrücken und vor der widereinführung der heimatlichen mda. scheu empfand'. jetzt ist es mir nicht mehr merkwürdig: man hat es erst gegen ende des 14 jhs. gelernt, sich in der mda. schriftlich auszudrücken, und so ist es denn auch kein wunder mehr, dass man sofort sprachlich in abhängigkeit von den Niederländern geriet.

Anders war es im osten, wo eine ununterbrochene, wenn auch für uns nicht immer genau mehr zu überblickende tradition mir scheint, dass nicht nur die sprache, sondern sogar die schrift der ältesten Hamburger quellen ich verweise nur auf den gebrauch des dh = as. th noch stark ans as. erinnert 2. wie zähe hat nicht selbst die grofsstadt an dem niederdeutschen festgehalten! hat sie doch allein von allen nd. städten bis auf den heutigen tag ein niederdeutsches theater bewahrt. der sitz des niederdeutschen vereins ist an den richtigen ort gelegt worden.

Ich habe bisher meine untersuchung auf das gedicht selbst beschränkt; es erübrigt noch zu sehen, wie meine ansicht sich im lichte der kirchlichen verhältnisse des 9 jhs. ausnimmt.

Nach der 'Praefatio' ist der Heliand auf befehl Ludwigs des Frommen gedichtet, und zwar verfolgte dieser die absicht, die laien mit dem inhalt der evangelien bekannt zu machen. nicht freude an der poesie, sondern sein wunsch, das christentum im volke zu stärken, war es, was ihn leitete. Ludwig muss eine besondere veranlassung und ein besonderes gebiet im auge gehabt haben. freilich konnte das gedicht ja überall in Sachsen zweckentsprechend würken; das wäre aber auch in Franken nicht minder der fall gewesen, und wir hören nichts davon, dass er hier die poesie in den dienst der religion zu stellen sich bemüht. hat. er muss das gedicht nicht nur für nützlich, sondern für

1 Jahrb. f. nd. sprf. 11, 86.

2 der nachweis muss einer speciellen arbeit vorbehalten bleiben. vgl. Tümpel aao. s. 95.

notwendig gehalten, also zunächst an eine gegend gedacht haben, in welcher der unterricht durch priester mangelhaft war. dabei kann Westfalen gar nicht in betracht kommen. die gegend den Helweg entlang bis nach Paderborn konnte schon Karl von anfang an ungestört durchziehen, sie war dem christentum längst gesichert. auch das übrige Westfalen wurde schnell mit zahlreichen stiftern, klöstern und pfarren versehen 1. nicht hier konnte Ludwig noch einen kirchlichen notstand erblicken, wol aber in der nordelbischen gegend, und nirgendwo in Sachsen mehr als da, in der interessanten stiftungsurkunde des bistums Hamburg vom jahre 834 sagt er selbst: Postmodum vero captivis optatam undique confluentibus eandem parrochiam cuidam presbitero Heridac nomine specialiter commendavit (Carolus), quem universe Nordalbingorum ecclesie videlicet ne ad ritum relaberentur gentium vel quia locus ille lucrandis adhuc gentibus videbatur aptissimus, disposuerat consecrari episcopum, ut ipsa occasione vel auctoritate summa in ipsis terminis gentium, sedulitate predicandi sancta multiplicaretur ecclesia, dum vicinorum ipsius novitatis episcoporum multa latitudinis cura non sufficiebat discurrere per omnia' 2.

Ludwig hatte zuerst versucht, das gebiet zwischen Bremen und Verden zu teilen, aber viel besser wurden die verhältnisse dadurch nicht; noch unter Anskar bestanden in dem ganzen bezirk nur vier taufkirchen: Hamburg, Meldorf, Heiligenstedten und Schönefeld. die zahl der priester war gering, und bei einfällen der Normannen, die nicht selten waren, hielten nur wenige stand. das christentum der bewohner liefs manches zu wünschen übrig: noch unter Anskar verkauften sie einmal geflohene christliche sklaven zum teil an heiden, zum teil behielten sie dieselben für sich 3. hier waren die zustände an sich schon darnach angetan, den frommen Ludwig auf den gedanken zu bringen, fahrende sänger zur aushilfe in der verkündigung des evangeliums zu benutzen. aber noch ein andrer umstand kam hinzu, der sein interesse an dieser gegend noch besonders steigern muste: seine dänische politik. dass diese wie so vieles andere, was er unternommen hat, im sande verlaufen ist, kommt hier nicht in betracht: der quell sprudelte

1 für einen teil gibt guten aufschluss Tibus Gründungsgeschichte der stifter, pfarrkirchen, klöster und kapellen im bereiche des alten bistums Münster. Münster 1885 ff.

2 Lappenberg Hamb. urkb.

3 Vita Anskari cap. 38.

kräftig genug! ich kann hier nur auf die religiöse seite seines unternehmens mit ein paar worten eingehn. die kirchlich-politische mission übertrug Ludwig seinem freunde Ebbo, dem erzbischof von Rheims und spätern bischof von Hildesheim, eines deutschen und zwar, wie der name lehrt, sächsischen meiers sohn, den Karl frei gemacht hatte, damit er studieren konnte. er war mit Ludwig zusammen aufgewachsen, und einige schriftsteller machen sie sogar zu milchbrüdern. um sein ansehen zu verstärken, liefs ihn Ludwig auch vom papste zum legaten ernennen. 'die art, wie die mission begonnen wurde, zeigt, dass sie nicht als privatunternehmen des erzbischofs, sondern als eine staatsaction betrachtet werden sollte'1. natürlich muste Nordalbingien als bereits christliches land zum ausgangs- und stützpunct dienen. aber dort gab es weder stift noch kloster! daher gründete Ebbo c. 823 ein kloster zu Welnao (Münsterdorf in Holstein), das später (845) samt der bibliothek bei einem einfalle der Normannen in flammen aufgieng. wie bereits bemerkt, misriet die mission; Dänemark blieb noch heidnisch, aber Nordalbingien bat dabei doch auf jeden fall gewinnen müssen.

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Für eine frucht dieser, in ihrem hauptzwecke verunglückten, aber Ludwig so sehr am herzen liegenden mission, halt ich den Heliand und wer weifs, ob nicht Ludwig das gedicht ebensowol für die Dänen, deren gebildetere kreise das sächsische gewis auch verstanden, bestimmt hatte als für die Sachsen? jedesfalls ist der Cottonianus zu ihnen gelangt.

Unter Ebbo muss die abfassung erfolgt sein, nicht blofs der ziemlich genau zu bestimmenden zeit wegen, sondern weil wir von den beiden ersten bischöfen Hamburgs, Anskar und Rimbert, lebensbeschreibungen von lobrednern haben, die es gewis nicht zu verkünden unterlassen hätten, wenn einer von beiden mit dem gedicht in verbindung gestanden hätte. Ebbo aber war, seitdem er für die absetzung Ludwigs gestimmt hatte, ein toter mann. kein geistlicher seiner diocesen hat sein würken der nachwelt aufgezeichnet: er hat für die sünden der übrigen, an der absetzung Ludwigs mitschuldigen bischöfe mitbüfsen müssen, und man hat ihm, dem bauernsohn, der nach ansicht der hofhistoriker zum vieh- und nicht zum seelenhirten geboren gewesen sei, nur steine aufs grab geworfen. dass er aber ein hervorragender 1 Hauck Kirchengeschichte Deutschlands 1 615.

mann war, beweist schon sein unglück, das er allerdings selbst. verschuldet hatte.

Wer in dem dichter des Heliand einen mönch sieht, wird besser thun, wenn er ihn etwa nach Welnao statt nach Werden versetzt; ich werde in einer weitern untersuchung indes den nachweis zu führen versuchen, dass er ein laie war.

4. Abcdarium, Taufgelöbnis u. Indiculus, Psalmen. Ich hatte meine untersuchungen auf sämtliche as. texte ausgedehnt, allein nur zum teile konnte ich meinen plan verwürklichen. nur mit den bisher meiner ansicht nach irrig nach Westfalen verlegten stücken gelangte ich zum abschluss, und auch hier wird man mehr entwurf als ausführung wahrnehmen. da ich die arbeit aber erst in den nächsten herbstferien hätte fortsetzen können und die ausgabe der As. denkmäler von Gallée grade jetzt manche forscher wider auf dieses gebiet führen wird, so hielt ich es auch im interesse der sache für empfehlenswerter, die ergebnisse meiner untersuchung trotz ihrer unvollkommenheit nicht länger zurückzuhalten. bestätigen sie sich im wesentlichen als richtig, dann ist es auch nicht mehr so schwierig, den von mir gar nicht behandelten oder doch nur gestreiften denkmälern ihren richtigen platz anzuweisen. für die beurteilung einiger von ihnen will ich noch ein paar fingerzeige hinzufügen.

1) Der SGaller codex nr 878, in welchem das Abcdarium Nordmannicum steht, enthält fol. 324-327 einen calender, der beweist, dass Ostfalen die heimat der hs. ist. da aber in ihm Liudgeri nicht als festtag angegeben ist, so dürfen wir vielleicht zwei bistümer aufser betracht lassen, Hildesheim und Halberstadt, wo Liudger in hohen ehren stand. sämtliche, auch der älteste Hildesheimer calender verzeichnen den tag. Halberstadts erster bischof war ein leiblicher bruder des heiligen, und das kloster in Helmstedt trug seinen namen. damit würden nur Bremen und Verden übrig bleiben. ich wage eine entscheidung nicht zu geben, und Grotefend, den ich unter zusendung einer abschrift des calenders um seine ansicht bat, hat mich ohne antwort gelassen. ich will aber einige feste anführen, die teils an sich, teils durch den tag, auf welchen sie fallen, charakteristisch sind; vielleicht gelingt mit ihrer hilfe einem anderen eine genauere bestimmung:

7 und 8 jan. Isidor (wurde also mit der vigil gefeiert); 6 febr. Vedastus und Amandus; 16 märz, 8 und 23 august Cyriacus; 20 märz Cudbertus; 1 april Quintianus und Anastasius; 22 märz und 31 aug. Paulinus; 8 juli Cilianus; 18 juli Arnulfus; 13 aug. Wigbertus; 2 sept. Justus; 17 sept. Lantbertus; 3 nov. Germanus; 6 nov. Willibrordus; 17 dec. Ignatius; 31 dec. Columba.

Scherers meinung, dass ein Angelsachse 'das alphabet wol mit den versen aus Niedersachsen nach SGallen gebracht und dort aufgezeichnet' babe, ist schon deshalb hinfällig, weil die hs. gar nicht zum alten bestande der dortigen bibliothek gehört, sondern aus dem besitze Tschudis stammt. dieser muss sie direct oder indirect aus Norddeutschland bekommen haben. die form rat = as. red ist auch ebensowenig ausschliefslich ags. wie das halogan gast der taufformel. insofern als es sich wol um eine dänisch-sächsisch-friesische grenzgegend handelt, ist Lachmann der wahrheit am nächsten gekommen, wenn er die sprache 'nordalbingisch' nannte.

1) Taufgelöbnis und Indiculus superstitionum. Scherer hat angenommen, dass die hs. von Fulda nach Mainz gekommen sei, dass sie von fuldischen missionären bei der christianisierung der Diemelgegend benutzt und der dialekt deshalb wol als engrisch anzusehen sei. mir sind alle drei meinungen mehr als unwahrscheinlich. die hs. stammt, das steht fest, aus Mainz; in SMartin kann sie allerdings nicht geschrieben sein, da dieses stift erst im 11 jh. gegründet ist. aber man darf nicht vergessen, dass es doch einen vorgänger gehabt haben muss und dass überdies SAlban später in SMartin aufgegangen ist, dieses damit auch in den besitz der bibliothek von SAlban gelangte. der codex Vat. mit den as. fragmenten beweist es. ist die hs. aber in Mainz entstanden, so kann sie nicht bei der missionierung der Diemelgegend benutzt sein, denn diese gehörte, bis das bistum Paderborn errichtet wurde, nicht zu Mainz, sondern zu Würzburg. damit fällt auch jeder grund, die sprache als engrisch zu betrachten.

Die hs. wird jetzt von allen bis auf Gallée ins 9 jh. gesetzt 1, und ebenso übereinstimmend nimmt man an, dass sie zu einem praktischen zwecke geschrieben sei. aus dem inhalte ergibt sich

1 die litteratur ist in den Denkmälern vollständig verzeichnet.

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