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rufen, mit den Worten: „Stehe auf! schnell! jezt wird er gleich verscheiden!" Der Bischof eilte zu ihm herunter, reichte ihm den Leib des Herrn, und er verschied. Dies geschah am heiligen Abend vor Ostern, den 4. April. Sein Leichnam wurde in der Domkirche zu Mailand beigeseßt und in vielen Zeugnissen und Gesichten, auch in vielen Wunderheilungen zeigte sich, welch' einen tiefen Eindruck sein heiliger Wandel, sein großer christlicher Charakter hinterlassen.

Einige Zeit nach seinem Heimgange kam eine Königin der Marcomannen, Namens Fritigil, aus den böhmischen Wäldern nach Mailand, um ihn zu sehen.1) Sie war sehr betrübt, als sie ihn nicht mehr fand. H. E. Schmieder in Wittenberg.

123. Hieronymus.

30. September.

Hieronymus, der zweite von den vier großen Kirchenlehrern der alten lateinischen Kirche, ist im Jahre 331 zu Stridon in Dalmatien geboren, einer römischen Stadt, die zwischen den Flüssen Drawe und Sawe lag und im Jahre 377 von den Gothen zerstört worden ist, wahrscheinlich dem heutigen Strigow. Sein Vater Eusebius war Christ, die ganze Familie christlich: doch erhielt Hieronymus die Taufe erst um das Jahr 362 in Rom, wohin ihn sein Vater als angehenden Jüngling zu seiner Ausbildung gesandt hatte. Er ging den ganzen Schulcursus der damaligen Zeit durch, lernte unter dem berühmten Aolius Donatus Grammatik, bei andern Lehrern Rhetorik und Philosophie und sein lebhafter wißbegieriger Geist nährte sich an den classischen Schriftstellern des heidnischen Roms: auch der griechischen Sprache wurde er mächtig. Aber zugleich öffnete sich das erregbare Herz des Jünglings den gefährlichen Reizen, an denen die üppige Weltstadt so reich war, und seine glühende Phantasie verstärkte die Macht der Versuchungen. So lebte er als ein junger Mann, dem alle Mittel der Bildung und des Genusses zu Gebote standen, nach den Sitten seiner Umgebung, sammelte aber auch schon einen großen Schaß von Kenntnissen und von Büchern. Ebenso mächtig wie die Ueberreste des

1) Ihr ist ein besonderes Gedächtniß im evangelischen Kalender gewidmet; f. Nr. 137.

heidnischen Roms wirkten aber gleichzeitig auch die Denkmäler des christlichen Roms auf sein Herz und seine Phantasie ein. An den Sonntagen besuchte er die Kirchen, die Grabstätten der Apostel und Märtyrer und die Katakomben, in deren von Kerzen erleuchteten unterirdischen Gängen und Plägen, wo an den Seiten die Leichname wie Schlafende in Nischen ruhten, in den Zeiten der Verfolgung die Gottesdienste gehalten worden waren. Der große Athanasius, Bischof von Merandrien, hatte damals auch schon während seiner Verbannung nach Italien und namentlich nach Rom die Kunde von den freiwilligen Entsagungen und den ausgezeichneten Tugenden des frommen Einsiedler Antonius und Anderer gebracht, die in Aegypten diesem leuchtenden Beispiele gefolgt waren. In einer wunderlichen phantastischen Mischung wirkten dazumal Fleisch und Geist, sinnliche Lust und sittlicher Ernst, heidnische und christliche Elemente bei Hieronymus durch einander: doch behielt der Trieb nach dem Höhern, der Zug zu dem neuen heiligen Leben der christlichen Kirche die Oberhand, besonders nachdem er um das J. 362 die christliche Taufe empfangen hatte. Nach dem Jahre 363 unternahm er mit seinem Jugendfreund Bonosus eine Reise nach Gallien und an den Rhein, und kam später nach Aquileja, wo er mit dem durch gleiches Streben ihm verwandten Presbyter Rufinus eine innige Freundschaft schloß. Dort verließ ihn sein Freund Bonosus, um auf einer rauhen Insel des adriatischen Meeres als Einsiedler zu leben.

Schon war er gewohnt mit den heidnischen Studien die christlichen zu verbinden: aber nicht bloß die Fülle des Wissens zog ihn an, sondern vorzüglich suchte er das Große und Heroische, das Abenteuerliche und Wundersame. Und er wollte dieß nicht nur kennen, sondern erfahren und schauen und erleben: Alles, was sich ihm darbot, malte er sich in's Ueberschwengliche aus; denn überschwenglich war das Innere seines Gemüths, wie es sich in seinem Stil abbildet. Nach einigen Jahren litt es ihn nicht mehr in Italien: mit zwei Freunden Innocentius und Evagrius reiste er in das Morgenland, besuchte Bithynien, Galatien, Kappadocien, Cilicien und gelangte zuleht vor dem Ende des Jahres 373 nach Antiochien, der Vaterstadt des Evagrius, wo er den Winter unter Krankheiten, Trauerfällen und Gewissensnöthen zubrachte. Damals entschloß er sich unter Gebeten, Fasten und Thränen, ein ganzer Christ zu werden, des Fleisches Lüfte völlig zu ertödten, der heid

nischen Lectüre zu entsagen und nur für die Verherrlichung der Wahrheit sein Leben zu opfern, und er führte den Entschluß unter großen Kämpfen aus, freilich nach dem Begriffe von christlicher Vollkommenheit, den er mit den Besten seiner Zeit theilte, indem er ganz der mönchischen Askese sich ergab und dabei die Leidenschaftlichkeit seines reizbaren Gemüths in seinen Streitschriften ungezügelt walten ließ. Damals (374) war es auch, daß er jenen merkwürdigen Traum hatte, von welchem er seiner geistlichen Freundin Eustochium erzählt. Er sah sich vor Gottes Richterstuhl und der Herr fragt ihn, was er sei. Er antwortet: „Ich bin ein Christ!" Da erwiedert die Stimme:,,Du bist nicht ein Christ (Christianus) sondern ein Ciceronianus: denn wo dein Schaß ist, da ist dein Herz." Darauf erfolgten Geißelhiebe, wovon er noch nach dem Erwachen die Schwielen an den Schultern gefühlt und die Schmerzen empfunden zu haben versichert. Auf die Fürbitte Anderer wurde er begnadigt, nachdem er den Eid geleistet, keine heidnischen Bücher mehr lesen zu wollen. So wenig man aus diesem Traume schließen darf, daß aller Gebrauch aller heidnischen Schriften allen Christen verboten sei, so wahr mochte es sein, daß damals das unmäßige Wohlgefallen an der erkünstelten Schönheit der römischen Redekunst eines Cicero in Hieronymus etwas Sündhaftes war und ihm den reinen Geschmack an der einfachen Herrlichkeit des Bibelworts verdarb, wie denn bei den trefflichsten Kirchenlehrern des vierten Jahrhunderts und besonders bei Hieronymus die heidnische Rhethorik und Schwulst der einfachen und gesunden christlichen und menschlichen Rede oft Eintrag gethan hat.

Diese Erschütterungen, die Hieronymus in Antiochien erfahren, seßten sich noch fort, während er in der Wüste von Chalcis mit heroischem Eifer die lüsternen Bilder, welche die durch frühere Eindrücke befleckte Phantasie ihm vorgaukelte, auszutreiben versuchte, was ihm durch alles Fasten und Beten nicht gelingen wollte, bis er endlich zu einer anstrengenden geistigen Beschäftigung seine Zuflucht nahm, die seiner wissenschaftlichen Anlage und seinem göttlichen Lebensberufe entsprach: er hub an mit Hülfe eines bekehrten Juden die hebräische Sprache zu erlernen, als der erste Lateiner, der diesem Studium sich unterzogen hat. Dieß ist der erste Anfang für selbständige alttestamentliche Bibelstudien im christlichen Abendlande: aber langsam reiften bei Hieronymus selbst die Früchte eines mehr denn vierzigjährigen Fleißes, welchen er auf

das Studium, die Ueberseßung und Erklärung des alten, wie des neuen Testamentes verwendet hat. Die umfassenden Vorarbeiten griechischer Kirchenlehrer, besonders des großen Alexandriners Origenes († 254), bahnten ihm den Weg: aber viele Unterbrechungen, Kämpfe und Hindernisse störten ihn in diesem gesegneten Werke, allerdings nicht immer ohne seine Schuld.

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Nach vier schweren Bußjahren kehrte Hieronymus nach Antiochien zurück, wo der Bischof Paulinus ihn zum Presbyter weihte, was er aber nur unter der Bedingung annahm, daß er für immer von allen geistlichen Amtshandlungen entbunden blieb, um sein Mönchsleben und seine Freiheit nicht aufzugeben. Im folgenden Jahre 379 begab er sich nach Constantinopel, um dort Gregor von Nazianz zu hören, dessen Schüler gewesen zu sein er sich noch später rühmte. Damals studirte er auch noch gründlicher die Schriften der griechischen Kirchenlehrer und überseßte das Chronikon des Eusebius in's Lateinische, jedoch mit Abänderungen und Zusäßen. Auf Bitten von Freunden überseßte er auch einige Schriften des Origenes. Nach Antiochien zurückgekehrt begleitete er den Bischof Paulinus nach Rom (382) und wurde daselbst von dem Pabst Damasus mit großer Auszeichnung aufgenommen, auch als sein Vertrauter in kirchlichen Geschäften gebraucht, weshalb man in späteren Zeiten ihn mit dem Titel eines Cardinals der römischen Kirche beehrte, der in dem Sinne, den er fast 800 Jahre später erhielt, damals noch gar nicht eristirte. So wurde er in das Kirchenregiment des christlichen Abendlandes eingeweiht, das in jener Zeit gerade in Rom noch einen ernsten Kampf mit den Ueberresten des Heidenthums zu bestehen hatte und im Vergleich mit den Zersplitterungen der morgenländischen Kirche den Charakter einer ehrwürdigen Glaubens-Einheit und Festigkeit an sich trug. Wichtiger für seine Lebens-Aufgabe war es, daß Damasus ihn beauftragte, die lateinischen Ueberseßungen des Neuen Testaments, die sehr verschieden und zum Theil sehr unrichtig und gefälscht waren, nach den besten griechischen Handschriften zu prüfen und zu verbessern, um den Grund zu einer reineren allgemeinen gleichförmigen Uebersehung für den kirchlichen Gebrauch zu legen. Hieronymus begann das Werk mit den vier Evangelien, die er verbesserte und denen er auch nach früheren Arbeiten griechischer Ausleger eine Uebersicht derjenigen Stellen beifügte, die jeder Evangelist allein oder mit andern gemeinsam hat. Noch in Rom verbesserte er auch

die lateinische Psalmen-Ueberseßung, aber noch nicht nach dem hebräischen Grundterte, sondern nur nach der griechischen Uebersehung der Alexandriner. Diese für die ganze abendländische Kirche so nothwendige und heilsame Arbeit fand aber viel Widerspruch von Seiten derjenigen, die an ihre fehlerhaften Eremplare, als an Gottes Wort, gewöhnt waren und nun das, was ihnen als heilige Schrift galt, der menschlichen Correctur unterworfen sahen.

Im Gegensaß zu der entseßlichen Sittenlosigkeit, die in Rom leider nicht bloß unter den heidnischen sondern auch unter den christlichen Einwohnern herrschte, empfahl Hieronymus mönchische Enthaltsamkeit und Bewahrung der Jungfrauschaft, um die Seelen ganz Gott zu weihen und unter Fasten und Beten die heilige Schrift zu lesen. Die heroische Maaßlosigkeit seines ernsten Strebens fand viel Bewunderung und Nachahmung besonders bei den christlichen Frauen, wenig Widerspruch auf biblisch-christlichem Grunde, den er durch seine überaus heftige Polemik niederzuschmettern suchte, aber desto mehr Widerstand von Seiten der Welt, die sich von ihm beeinträchtigt und gerichtet sah und in ihrer Erbitterung nicht einmal das, worin er gegen sie recht hatte, einschn konnte und zugestehen wollte. So lange der Papst Damasus lebte († 384), gewährte dessen Gunst ihm noch einigen Schuß in der öffentlichen Meinung. Mehrere reiche und vornehme Frauen, eine Marcella, Albina, Paula und der leztern Tochter Eustochium entsagten der Ehe, der Welt und jeglichem Genuß, und die Neigung zu einem Leben in lauter Buße, Andacht und Entsagung griff durch seinen Einfluß mächtig um sich. Die öffentliche Mißstimmung dagegen brach leb= haft aus, als eine junge zwanzigjährige Witwe, Bläsilla, die Tochter der Paula, wie man meinte, in Folge der gewaltsamen Casteiungen gestorben war und ihre Mutter untröstlich sie betrauerte. „Was treibt man nicht endlich" so hieß es - ,,diese abscheulichen Mönche zur Stadt hinaus? man sollte sie steinigen oder in's Wasser werfen!" Um diesem Hasse seine Person zu entziehen, beschleunigte er seine Abreise und ging im August 385 zu Schiffe über Cypern, wo er seinen Freund, den Bischof Epiphanius, besuchte, nach Antiochien, begleitet von seinem jüngern Bruder Paulinianus und meh reren Mönchen. Paula mit ihrer Tochter Eustochium folgte ihm bald nach und die ganze fromme Gesellschaft reiste noch in demselben Winter nach Jerusalem, um alle heilige Stätten zu besuchen. Zu Anfang des Jahres 386 begaben sich diese Pilger auch nach

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