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than, Wahrheiten zu vertheidigen, welche man wahr wünschte. Er hielt sich damals im Morgenlande auf. Dorthin schickte man ihm die zwei in etwas schwerfälligem Stil geschriebenen Bücher Jovinians zur Widerlegung. Er verfaßte gegen dieselben i. J. 392 ein Werk ebenfalls in zwei Büchern. Für das Fasten und für den Cölibat entwickelte und bereicherte er die üblichen Beweise mehr gewandt als gründlich. Von der Unversuchlichkeit des Wiedergeborenen handelte er nur kurz. In Betreff des vierten Punktes aber, nämlich der gleichmäßigen durch keinen Verdienstlohn abgestuften Seligkeit für Alle, leitete er die versuchte Widerlegung durch das bemerkenswerthe Zugeständniß ein: Hier sei die Phalanx der von Jovinian aufgestellten Gründe aus heiliger Schrift so mächtig, daß, und dies sei eben das Antichristische durch sie auch die — Auserwählten Gottes versucht werden könnten. Welch' ein Ruhm nun für Hieronymus, wenn er diese Schlachtordnung durchbrach, wie er sich schmeichelte! Aber um so schmerzlicher muß auffallen, daß die Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden und die selige Freude des Erlösten über seine Kindschaft bei dem durch Jesum versöhnten Vater ganz außer dem Gesichtskreise des Hieronymus zu liegen schien, als er seinen Sieg zu gewinnen meinte! Er würdigt sie keiner Erwähnung, und nennt die Gnade nur zum Zweck oder in Folge des Verdienstes. Das bloße,,Seligwerden“ behandelt er ziemlich lau als ein Geringeres. Mit nackten Worten sagt er: „Die Jungfrau leistet, was sie nicht schuldig war, das ist größer"; und ein andermal:,,Nicht eher wird das verlorne Volk selig werden können, als nachdem es solche Opfer der Keuschheit Gotte dargebracht und das unbefleckte Lamm durch äußerst reine Opfer versöhnt hat." Also nicht Christus versöhnt uns durch sein Opfer, sondern wir ihn durch unsrige! O ihr unverständigen Galater! Ueberdies hat sich Hieronymus in gehässigen Uebertreibungen und wigelnden Verdrehungen hier selbst übertroffen. Er suchte den Jovinian auf jede Weise lächerlich zu machen. Den persönlich ihm Unbekannten beschrieb er als einen wohlgenährten Stußer und Genießling, welchem kaum noch das Wort durch die feiste Kehle hindurch wolle. Er schämte sich sogar nicht, in Bezug auf das von Jenem angeführte Gleichniß Jesu von den Böcken und Schafen zu erwiedern: Wie glatt du dich auch rasirst, du bleibst doch ein Bock.

Ein betrübendes Zeichen von der schon damals eingetretenen

Verdunklung des Auges der Kirche für den Kern des Evangeliums, und folglich ein Zeugniß für die Berechtigung eines Jovinian, erkennen wir darin, daß nicht jene Verleßung christlicher Grundwahrheiten es war, welche dem Hieronymus Tadel zuzog. Allerdings aber regte sich in der abendländischen Kirche noch soviel Gewissen, daß man nicht nur an seiner diesmal besonders widerwärtigen Kampfesweise, sondern auch an seiner herabwürdigenden Behandlung der Ehe vielfach ein Aergerniß nahm. Man sagte: Also dem Jovinian hat man nicht mit Lob sondern nur mit Tadel der Ehe antworten können? Des Hieronymus Freunde Domnio und Pammachius benachrichtigten ihn davon. Leßterer kaufte sogar eine möglichst große Zahl der schon verbreiteten Abschriften seines Werkes auf, um dem Verfasser eine Verbesserung der Uebereilungen zu ermöglichen. Hieronymus blieb hartnäckig.

Um die Gemüther zu beruhigen und die Ehe in ihrem Rechte erkennen zu lassen, schrieb nun der edle Augustinus, Bischof von Hippo in Africa, seine schönen Bücher von dem Gut der Ehe und von der heiligen Jungfrauschaft, in denen er zwar dem Jovinian gegenüber an den von ihm bestrittenen Frrthümern seiner Zeit festhält, jedoch ihn selbst und die Sache nicht nur mit Würde und gottseligem Ernst behandelt, sondern auch viel Tiefes und wahrhaft Evangelisches über das christlich sittliche Glaubensleben vorträgt. In mehreren Stellen widerspricht er, ohne freilich den Namen zu nennen, unverkennbar dem Hieronymus. Auf das Eindringlichste ermahnt er die Jungfrauen zu reiner Demuth. Mit hohem Ernste verwirft er alle bloß äußerliche Ascese ohne Herzensbesserung. Auf eine göttliche Gesinnung legt er, wie Jovinian, alles Gewicht.

Ob und welchen mündlichen oder schriftlichen Antheil der Verurtheilte ferner an dem Streite nehmen durfte, oder wie es ihm überhaupt ergangen sei, wissen wir nicht. Ebenso unbekannt sind uns Ort und Umständel seines Todes; nur daß er wahrscheinlich noch vor dem Jahre 406 gestorben ist. - Wir freuen uns, daß neben Augustinus, dem gefeierten Lehrer mancher Wahrheiten, für welche die Reformation ihn gegen Rom als Zeugen aufrufen durfte, es nicht an einem andern wenngleich verstoßenen Fürsprecher auch derjenigen gekränkten Rechte des christlichen Lebens gefehlt hat, welche sogar von jenem tiefschauenden Geiste nicht. mehr erkannt wurden. Jovinians Stimme blieb in der Wüste.

Seine Anhänger verloren sich bald. Am spätesten verschwinden
ihre Spuren in Gallien, dem künftigen Heerde des albigensischen
Feuers.
K. Heinz in Rom †.

126. Leo der Große, Bischof von Rom,

und das vierte allgemeine Concil in Chalcedon.
11. April.

Wenn die Kinder Gottes die Kinder der Welt zu Weibern nehmen (1 Mos. 6) und Kinder zeugen, so werden daraus Gewaltige in der Welt und berühmte Leute. Eine solcher Gewalten ist das Papstthum, und unter seinen Baumeistern einer der grundlegendsten Leo der Große. Dennoch geben wir ihm eine Stelle unter einer Schaar evangelischer Männer. Sein päpstlicher Frrthum, von der Vergangenheit ihm fast aufgenöthigt, hat in der Zukunft Früchte getragen, vor denen er selbst wohl erschrocken wäre. Aber in der Gegenwart bediente er sich seines überschäßten. Amtes zur ernsten Pflege des Leibes Jesu auf Erden sowohl in Sachen des geistlichen Regiments als auch in Wahrung des Kleinods evangelischer Lehre.

Er wurde gegen Ende des vierten Jahrhunderts im Herzen Italiens, man weiß nicht mit Sicherheit ob in Rom oder im südlichen Toskana, geboren. Seine Kindheit sah vielleicht noch die Tage des heiligen Ambrosius, der die Mailändische Kirche gottselig regierte und den Jähzorn des Kaiser Theodosius furchtlos unter seine geistliche Zucht beugte. Leo's jüngere Mannsjahre aber hatten den tiefen und gewaltigen Kirchenlehrer Augustinus so wie den streitfertigen Mönch und gelehrten Bibelforscher Hieronymus zu Zeitgenossen. Früh wurde man auf den kräftigen, klugen und der Kirche eifrig dienenden Mann aufmerksam. Läßt sich auch nicht nachweisen, daß eben er der Akoluth Leo gewesen sei, welcher 418 mit Ueberbringung eines Schreibens an den Bischof Aurelius von Karthago betraut wurde, so wissen wir doch mit Sicherheit, daß er schon um das Jahr 430 unter dem Papst Cölestinus in großem Ansehen stand. Denn nicht nur im Abendlande widmete ihm der Priester Johannes Cassianus sein Buch über die Menschwerdung Christi, zu dessen Abfassung ihn Leo selbst ermuntert hatte, sondern sogar von Aegypten her wendete sich der Patriarch Cyrillus von

Alexandrien an den geachteten Archidiakonus, um durch ihn des Papstes Unterstüßung für gewisse kirchliche Ordnungen und Rechte zu gewinnen. Beide Umstände scheinen Leo's spätere Bedeutung im Vorspiel zu zeichnen. Denn Hauptwerk seines Lebens wurde einerseits die Feststellung der Lehre von der Person Christi und andererseits die Regelung des kirchlichen Regiments.

Leo war soeben als Friedensstifter zwischen zwei römischen Feldherren in Gallien beschäftigt, als ihn die Nachricht von seiner Wahl zum römischen Bischof erreichte. Sixtus III., dem er kurz vorher im Widerstande gegen Julianus von Eklanum, einen Hauptverbreiter der pelagianischen Frrlehre, feine Hülfe gegeben hatte, war am 11. August 440 gestorben. Leo eilte in die Hauptstadt und wurde im September zum Bischof geweiht. „Muß ich auch zittern um des Verdienstes willen", sagte er in einer Predigt am Jahrestage seiner Einseßung, so darf mein Glaube doch froh sein um der Gnadengabe willen; denn eben der, welcher mir die Last des Amtes auflegt, hilft mir desselben walten." Ferner: „Alles was ich in meinem Amte recht thue, thut Christus." Und an einer anderen Stelle: „Der Blick auf meine Schwachheit und auf die Größe des Amtes erschreckt mich; dennoch verzage und weiche ich nicht, weil ich nicht auf mich sondern auf den, der in mir wirkt, meine Zuversicht seye." Bald entwickelte Leo eine unermüdliche Thätigkeit für das Wohl der Kirche. Er sorgte für Beseitigung pelagianischer Lehrer, welche die Gemeinden in und um Aquileja verwirrten; deckte den Wahn und die Greuel der Manichäer in Rom auf; stritt nicht ohne Härte gegen die schwärmerischen Priscillianisten in Spanien; stellte im Verein mit sicilischen und ägypti> schen Bischöfen, denen er nachgab, zweifelhaft gewordene Osterdaten fest; übte mit Sorgfalt durch den Bischof von Thessalonich als seinen Vicar eine römische Oberaufsicht über Jllyrien, welche schon das vorige Jahrhundert anerkannt hatte; ordnete die Verhältnisse der afrikanischen Kirche, als die arianischen Vandalen einbrachen; und griff überall bittend, mahnend, strafend, befehlend ein. Dies that vielfach noth. Es war eine verworrene, gefährliche Zeit. Die Bande des römischen Reiches lockerten sich durch innere Schäden und äußere Bedrängnisse. Weil aber seit Constantin das Regiment und die sichtbare Seite der Kirche überhaupt allzu eng in den Staat gebunden war, so führte die politische Krise auch kirchliche Unordnungen mit sich. Es war gut, daß eine kräftige Hand das

Ruder hielt. Leo vertrat die hohe Aufgabe des geistlichen Amtes oft gegen die Unwürdigkeit seiner Träger. Er verbot den Metropoliten, Bischöfe und Priester dem Volke wider Willen aufzudrängen; den Bischöfen, sich gegenseitig die Geistlichen abspenstig zu machen; den Priestern Verschleuderungen des Kirchengutes geschehen zu lassen; allen, ihre Gewalt in herrischem Sinne zu üben. „Die Unsträflichkeit der Vorstehenden ist das Heil der Untergebenen“, schreibt er; und der Leib der Kirche muß heilsam wachsen, wenn die leitenden Glieder sowohl durch Kraft in Autorität als durch sanfte Ruhe im Walten sich auszeichnen.“ Den Troßigen soll mit Festigkeit begegnet, den Reuigen Güte erwiesen, aber auch mancher Strauchelnde durch Milde aufgerichtet werden. Jedoch ist leider nicht zu leugnen, daß in lezterer Beziehung Leo selbst von seinem Kraftgefühle oft und von einem sogleich zu erörternden Frrthume fast beständig zu fehlen versucht wurde. Bald mischte er sich ein, wo er offenbar in ein fremdes Amt griff, bald übte er das seinige mit zu anmaßendem Tone. Besonders weit ging er in beiderlei Unrecht gegen den frommen, mit Ernst und Eifer seines Sprengels wartenden Erzbischof Hilarius von Arles. Dieser hatte in Uebereinstimmung mit seiner Synode und gemäß kirchlich gültigen Regeln einen Bischof Celidonius vom Amte gesezt, welcher sich nun an den römischen Bischof wendete, ihn für seine Sache gewann und ihn sogar bewog, auf einer Synode das Abseßungsurtheil seines rechtmäßigen Metropoliten umzustoßen. Als Hilarius sich dem Eingreifen der Römer nicht fügen wollte, sprach ihm Leo seine Oberaufsichtswürde ab. Auch seinem Nachfolger gab er sie nicht vollständig wieder, sondern ließ ihn dieselbe mit dem Bischof von Vienne theilen. Der schwache Kaiser Valentinian III. mußte seinen leidenschaftlichen Uebergriff durch ein Geseß bestätigen.

Dieser und ähnlichen Anmaßzungen lag die Vorstellung zu Grunde, welche Leo über die eigenthümliche Würde des römischen Bischofs hegte und weiter ausbildete.

Unter den Metropoliten, d. H. den Bischöfen der Hauptstädte, welche über die der Provinzialorte schon seit längerer Zeit eine gewisse Oberaufsicht übten, ragten drei vermöge des theils politischen, theils apostolischen Ansehens ihrer Siße besonders hervor. Es waren die von Rom, Antiochia und Alexandria, deren höhere Würde man durch den Namen der Patriarchen zu bezeichnen anfing. Nun kamen verschiedene Umstände zusammen, um dem Erst

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