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genannten ein ganz ausgezeichnetes Gewicht zu geben. Er thronte in der alten Hauptstadt des Reiches. Nicht bloß der Glanz ihrer Macht fiel auf seinen Stuhl; auch der Empfang bürgerlicher, sittlicher und intellectueller Cultur hatte das Abendland an geistige Abhängigkeit von Rom gewöhnt, während kein ähnliches Verhältniß den Patriarchen des Orients zu gute kam. Nachdem der kaiserliche Hof sich von Italien zurückgezogen und Byzanz zu Constantinopel gemacht hatte, konnte er das Wachsthum des römischen Bisthums nicht mehr verdunkeln und beengen. Während Antiochia und Alexandria sich untereinander und mit manchen wenn auch nicht ebenbürtigen Nebenbuhlern die Wage hielten, behauptete Rom in der westlichen Hälfte der Mittelmeerländer allein seinen Plaß. Diese Gipfelstellung hatte es aber auch auf kirchlicherem Boden. Es konnte, dem dogmatisch ärmeren und geseßmäßigeren Geiste des Abendlandes gegenüber, eine ruhigere Würde bewahren, als die von den Wellen theologischen Streites unablässig aufgeregten Griechen, Asiaten und Aegypter. Es wurde eben deshalb von den Parteien derselben öfter zum Schiedsgerichte aufgefordert. Es war endlich und hierin sammelte sich seine größte Kraft die vorzugsweise apostolische Gemeinde jenes Gebietes, von uraltem Ruf, geehrt als Märtyrerstätte der großen Kirchensäulen, des Petrus und Paulus, getränkt mit dem Blute namhafter und unzähliger Zeugen des Herrn, Bewahrerin ihrer Gebeine in den endlosen Reichen der Katakomben. Auch ohne es zu wollen und zu wissen, mußte der Bischof von Rom an die Spiße treten.

Aber er wollte es, und er meinte göttlichen Grund zu wissen; je göttlicheren, um so mehr jene weltlichere Herleitung verschmähenden. Die Kirchengeschichte jener Zeit weist eine starke Veräußerlichung aller christlichen Dinge nach, folglich auch der Kirche selbst, zumal ihrer Einheit. Dieses Grundübel gab der unbefangen gefahrdrohenden Praris bald eine befangen gefahrbringende Theorie. Leo ist ihr entschiedener Vertreter und Förderer. Der Bischof von Rom sollte Nachfolger und Stellvertreter des heiligen Petrus sein, dieser aber das Haupt der Apostel, der Empfänger der Schlüssel für sie, und als solcher der Repräsentant derjenigen Einheit, in welcher die Kirche mit Christo zusammenhängt. Wie sich Petrus zu den übrigen Aposteln verhält, so der Erbe seines Bisthums zu den anderen Hirten. Vor und über ihnen allen gilt jenem das ,,Weide meine Schafe." Das hohe Ansehen der beiden anderen

Patriarchen wußte Leo ebenfalls auf Petrus zurückzuführen; das des syrischen nämlich, insofern einst auch Antiochia der Siß eben jenes Apostels war; das des ägyptischen, weil die Gründung der Kirche von Alexandrien seinem Schüler Marcus zugeschrieben wurde. Bei Gelegenheit einer beizulegenden Meinungsverschiedenheit sprach daher Leo gegen den alexandrinischen Collegen ermahnend die Zuversicht aus, derselbe werde sich mit Rom in Uebereinstimmung sehen, weil der Geist des Schülers mit dem des Meisters aus Einer Gnadenquelle schöpfte und jener also nur überliefern konnte, was er von diesem empfing. Als aber der Bischof von Constantinopel durch das Concil von Chalkedon, von welchem wir sogleich mehr zu sagen haben werden, den übrigen Patriarchen wenn nicht an Autorität, so doch an Rang gleichgestellt werden und das zweite Ehrenrecht neben Rom haben sollte, mit Berufung darauf, daß sein Sig die Residenz sei; so that Leo den unversöhnlichsten Einspruch. Die sich selbst aufstachelnde Entrüstung, mit welcher er weniger jener Thatsache als dieser Begründung sich widersette, fühlte wohl einen wunden Fleck des Systems berührt, und der rhetorische Apparat, mit welchem er in vielen Reden und Briefen die kirchliche Seite seiner Ansprüche schmückte, verräth das Bedürfniß, eine politische Seite ihrer Entstehung vor sich selbst zu verdecken. Insofern hatte er Unrecht in der Behauptung, er streite mehr für seine beeinträchtigten Amtsgenossen als für sich selbst. Aber es war nur folgerichtig, wenn er, und zwar nicht im Schwunge einer Rede, sondern in der gelassenen Bestimmung eines Briefes, den Ausspruch that: „Wer dem Apostel Petrus die Hauptschaft weigert, kann zwar ihm die Würde nicht schmälern, sich selbst aber stürzt der von Hochmuth Aufgeblasene in die Hölle hinab.“

Wir haben den kräftigen Mann kräftigen Irrthümern verfallen und im Eifer mit Unverstand eine grundstürzende Verbildung der Kirche in ihren Anfängen befestigen sehen. Folgen wir ihm jezt zu dem erfreulicheren zweiten Werke, welches ihm für die Geschichte der Kirche seine Bedeutung giebt. Handelte es sich dort um das Regiment derselben, so hier um ihre Lehre.

In Speculationen über die göttlichen Wesensverhältnisse der Dreieinigkeit sich zu ergehen war besonders die orientalische Christenheit aufgelegt. Was der Mensch ohne oder durch Gnade vor Gott sei und könne, wurde gegen die Pelagianer im praktischeren

Abendlande festgestellt. Um den Mittelpunkt beider und aller christlichen Lehren, nämlich die von dem Gottmenschen Jesus Chriftus, zu einem durchgreifenden Abschlusse zu bringen, mußten Ost und West zusammenwirken. Aber die Anregung dazu ging vom Morgenlande aus. Hier hatten sich Scharfsinn und anbetende Versenkung den Bund der beiden Naturen in Christo zu begreifen gemüht. Als des Nestorius zu schroffe und unlebendige Trennung beider zurückgewiesen war, drohte die entgegengeseßte Gefahr, daß die menschliche Seite des Heilandes, ganz in die göttliche aufgegangen, der christlichen Betrachtung fast in einen Schein verschwand. Weniger mit klarem Bewußtsein als in Einseitigkeit des Gefühls war diesem Fehler der Abt Eutyches in Konstantinopel anheimgefallen. Seine Lehre beeinträchtigte die Wahrheit der Fleischwerdung des Wortes. Nach fruchtlosen Vermittelungsversuchen sprach sein Patriarch Flavianus auf einer Stadtfynode über seine Lehre das Verdammungsurtheil, und sagte ihm die Kirchengemeinschaft auf. Aber Hofparteien mischten sich ein. Die mächtigere, an ihrer Spiße die Kaiserin Eudokia, trat gegen Flavianus in die Schranken, welchen des Kaisers Schwester Pulcheria schüßte. Leßtere mußte aus der Hauptstadt weichen, und der Kaiser Theodosius II. berief nun ein vorgeblich allgemeines Concil, welches im August 449 in Ephesus gehalten wurde. Hier führte der dem Eutyches geneigte, sehr ungeistlich hochfahrende und ränkefertige Patriarch Dioskurus von Alexandrien den Vorsiz. Mit Beiseitseßung aller Würde und Gerechtigkeit, und ohne daß man der Gegenmeinung auch nur das Wort gönnte, wurde unter Geschrei und Gewaltthaten Flavianus' Urtheil umgestoßen, er selbst abgeseßt, Eutyches für rechtgläubig erklärt. Schon vorher hatten sich aber beide an Leo gewendet; zuerst Eutyches, ihn durch halben und schiefen Bericht für sich einnehmend, sodann Flavianus mit Einsendung der Acten des konstantinopolitanischen Concils. Leo antwortete dem Leßteren gutheißend in einem berühmten vom 13. Juni 449 datirten Briefe, welcher die Lehre von der Vereinigung zweier Naturen in Christo mit römischer Entschlossenheit und Schärfe bündig aussprach, seine Uebereinstimmung mit der bisher geltenden Kirchenlehre und der heiligen Schrift behauptend und nachweisend. Dies Schreiben sollte zu Ephesus durch Leo's Gesandten vorgelegt und als klare Entscheidung des Streites anerkannt werden. Aber Dioskurus, ohne die Verlesung ausdrücklich zu weigern, hintertrieb sie künstlich.

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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Kaum entgingen die römischen Boten, welche kühn gegen die wüthende Majorität protestirten und Flavianus' Appellation annahmen, den Nachstellungen des siegstrunkenen Feindes. Auf Umwegen erreichten sie die Heimath und hinterbrachten die schmähliche Kunde ihrem entrüsteten Bischof. Dieser schrieb an den Kaiser und beklagte sich mit Ehrerbietung aber ernst und offenherzig über Verfahren und Beschluß jener Versammlung, welche von ihm den seither kirchengeschichtlichen Namen der Räubersynode empfing. Auch der abendländische Kaiser Valentinian III., seine Mutter Galla Placida und seine Gemahlin Eudoria, Theodosius Tochter, mußten dem gewaltigen Manne zu gefallen in gleichem Sinne an den Beschüßer der Irrlehre schreiben. Theodosius antwortete ablehnend; es sei alles in ordentlicher Weise zugegangen, der Schuldige getroffen, die Kirche nun in Frieden. Aber ein Thronwechsel im nächsten Jahre änderte die Lage der Dinge. Der neue Kaiser des Morgenlandes, Marcianus, hob die Partei des inzwischen gestorbenen Flavianus, und seßte sich mit Leo in Verbindung. Auf der allgemeinen Kirchenversammlung, welche Jener 451 nach Chalkedon ausschrieb und Dieser wieder durch Legaten beschickte, wurden alle Beschlüsse der Räubersynode rückgängig gemacht, Dioskurus mit mehreren seiner Anhänger abgeseßt, und Leo's Brief an Flavianus als richtige Fassung und Norm der Lehre unterschrieben. Als solche blieb diese Schrift seither in der römischen Kirche gültig, wurde oft in der Adventzeit vorgelesen und diente als ein Bestandtheil manches Glaubensbekenntnisses. In sechs Kapiteln behandelt sie die Lehre von der in Jesu geeinigten Gottheit und Menschheit, deren jede doch ihre Eigenthümlichkeit bewahrt habe. Es heißt 3. B.,,In die Niedrigkeiten dieser Welt tritt der Sohn Gottes ein, indem er, der vom himmlischen Throne herabsteigt und doch aus der väterlichen Herrlichkeit nicht hinaustritt, in einem neuen Stande durch eine neue Geburt erzeugt wird. In einem neuen Stande: weil der in dem Seinigen Unsichtbare in dem Unsrigen sichtbar wurde, der Unfaßbare erfaßt werden wollte, der vor aller Zeit Bleibende aus der Zeit zu sein anfing, der Herr des Alls mit Ueberschattung seiner unendlichen Majestät Knechtsgestalt annahm, der leidenlose Gott ein Leidensmensch zu sein und der Unsterbliche den Gesezen des Todes zu unterliegen nicht verschmähte. Und durch eine neue Geburt erzeugt: weil die unverlette Jungfrauschaft von der Begierde unberührt das Gebilde des Fleisches

darbot. Aus der Mutter des Herrn kam die Natur, nicht die Schuld. In dem aus dem Schooße der Jungfrau gebornen Herrn Jesu Christo war nicht weil die Entstehung wunderbar deshalb die Natur uns ungleich. Denn eben er, welcher der wahre Gott ist, ist auch der wahre Mensch, und in dieser Einigung ist keine Lüge, indem wechselseitig sowohl die Niedrigkeit dem Menschen als die Höhe der Gottheit zukommt. Denn gleichwie Gott sich nicht wandelt durch die Erbarmung, so wird der Mensch nicht verzehrt durch die Erhabenheit. Denn beiderlei Gestalt thut bei Gemeinschaft der andern was ihr eigen ist, daß WOrt nämlich wirket was des WOrtes und das Fleisch richtet aus was des Fleisches ist. Das eine von diesen strahlt in Wundern, das andere unterliegt der Schmach. Und sowie das WOrt aus der Gleichheit der göttlichen Herrlichkeit nicht weicht, so verlässet das Fleisch nicht die Natur unsers Geschlechtes. Denn einer und derselbe, dies kann nicht oft genug gesagt werden, ist wahrhaft Gottes Sohn und wahrhaft des Menschen Sohn." Hierauf folgen viele Stellen der heiligen Schrift, welche in Ereignissen und Worten die Wahrheit, die Zweiheit und die Einigung der beiden Naturen in Jesu nachweisen.

Was aber diesen und ähnlichen Auseinanderseßungen in den Schriften Leo's ihren evangelischen Werth giebt, ist der enge Bezug, in den er sie auf die Erlösung der Menschen seßte. Er beschrieb die gottmenschliche Person des Heilandes immer um seines gottmenschlichen Heilswerkes willen. „Der Sieg des triumphirenden Christus würde uns nichts nüßen, wenn er außerhalb unsrer Natur errungen wäre“, schrieb Leo einmal an Pulcheria, und sagte in einer Weihnachtspredigt: „Um die schmähliche Verblendung und Knechtschaft, zu welcher die Seele dem Uebermuthe des Teufels gefangen war, aufzuheben, genügte nicht eine Lehre des Geseßes, noch konnte unsre Natur durch bloße prophetische Ermahnungen wiederhergestellt werden; sondern zu den sittlichen Belehrungen mußte eine Wirklichkeit der Erlösung hinzukommen, und die von Anbeginn verderbte Geburt durch einen neuen Anfang wiedergeboren werden." Demgemäß pflegte Leo auch bei Nennung des Namens Glaube durch die Kirchenlehre hindurch den Gedanken auf den lebendigen Erlöser selbst zu lenken, an dessen Ganzheit er um unsrer Gnadengerechtigkeit willen nichts missen wollte. Ueberhaupt bewegten sich die meisten seiner Predigten ernstlich um die

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