ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

In Alexandrien, jener merkwürdigen von Alexander dem Großen erbauten und seinen Nachfolgern (den Ptolemäern) begünftigten Stadt, in welcher die morgenländische und abendländische (hellenische) Bildung ihre gegenseitige Vermittelung fanden, in welcher das Juden- und später das Christenthum seine berühmten Schulen und Lehrer hatte, wurde unser Athanasius (man weiß nicht genau, in welchem Jahre, doch wahrscheinlicher zu Ende des dritten als zu Anfang des vierten Jahrhunderts) geboren. Wenn von andern berühmten Kirchenlehrern uns Herkunft und Erziehung gemeldet werden können, und wenn bei mehreren unter ihnen besonders die mütterliche Sorgfalt hervorzuheben ist, unter der das geistige Leben des Kindes sich entfaltete, so ist dies bei diesem Leben nicht der Fall. Wir wissen nur soviel, daß der junge Athanasius frühzeitig für den Dienst der Kirche bestimmt wurde. Wie es ja oft geschieht, daß schon im Spiele des Knaben der künftige Lebensberuf sich ausspricht, so liebte, wird erzählt, Athanasius die priesterlichen und bischöflichen Verrichtungen im Kreise der Gespielen nachzuahmen, und das that er mit solcher angeborener Würde, daß der Bischof Alexander, der ihn dabei beobachtete, auf den Gedanken gerieth, ihn für den geistlichen Stand heranzuziehen. So entschieden auch der Gegensaß zwischen dem antiken Heidenthum und dem zur Herrschaft sich aufringenden Christenthum in dieser Zeit hervorgetreten war, so groß war doch noch immer der Einfluß, den die klassische Litteratur auf die geistige Bildung übte. Aus ihr nährten, an ihr erfrischten sich auch die jugendlichen Geister der künftigen Lehrer der christlichen Kirche, an ihr bildete sich ihr Geschmack und aus ihr schöpften sie überhaupt ihre natürliche Philosophie, ihre Beredsamkeit, ihre Dialektik. Und so ergab sich auch Athanasius diesem Studium, mit dem er aber das ihm jedenfalls höher stehende Studium der heiligen Schrift und der älteren Kirchenlehrer zu verbinden wußte. Auch unterzog er sich den Uebungen, die in anhaltendem Gebet und Fasten bestehend, den Geist wacker machen und ihn stählen sollten gegen die Versuchungen des Fleisches und der Welt. Ob und wie lange er selbst in die Einsamkeit des Anachoretenlebens sich zurückgezogen und allda mit dem h. Antonius verkehrt habe, dessen Leben er nachmals beschrieb, läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Schon mit dem Jahr 319 finden wir ihn als Diaconus im Dienst der Kirche. Bald ward der junge, höchstens zwanzigjährige Jüngling der Vertraute seines

Bischofs, und um eben diese Zeit betrat er auch schon die schriftstellerische Laufbahn. War auch seit Constantin das Heidenthum bedeutend zurückgedrängt, so hatte es doch (wie die später unter Julian eintretende Reaction zeigte) noch feste Wurzeln in der Denkungsart eines großen Theils sogar der gebildeten Welt. An sophistischen Vertheidigern desselben fehlte es eben so wenig als an Angriffen auf das Christenthum. Darum durfte auch die Apologetik, deren Aufgabe es ist, das Christenthum gegen solche Angriffe zu vertheidigen, ihre Waffen nicht niederlegen. Vielmehr erscheint es ganz der natürlichen Ordnung der Dinge gemäß, daß diese apologetische Richtung auch jezt noch unter den theologischen Wissenschaften den ersten Rang behauptete. Auch Athanafius fühlte sich berufen, die Wahrheit des Christenthums gegen die Griechen (Heiden) zu vertheidigen und im Anschluß an diese Vertheidigung das Grunddogma des Christenthums, die Menschwerdung des Logos, zu entwickeln1). Bald aber sollte ihm Gelegenheit gegeben werden, nicht nur mit der Feder, sondern im offenen Kampfe der Geister, auf der großen Kirchenversammlung zu Nicäa von der Tiefe seiner theologischen Einsichten und der Kunst, dieselben zu entwickeln, eine glänzende Probe abzulegen.

In Alexandrien hatte das theologische Denken mehr als irgendwo sonst einen mächtigen Aufschwung genommen, besonders in der dortigen Katechetenschule, d. h. der Bildungsanstalt für christliche Lehrer; namentlich hatten Clemens und Origenes als christliche Denker die höchsten Aufgaben zu lösen gesucht, welche die christliche Theologie sich stellen mußte, wenn sie nicht über die leßten Gründe ihres Glaubens im Unklaren bleiben sollte, und eben jenes Thema, das wir den jungen Athanasius in seiner Erstlingsschrift behandeln sehen, die Menschwerdung des Logos war ein Lieblingsthema der Zeit; doch diese Frage hatte eine andere zu ihrer Voraussetzung, das Wesen des Logos selbst und dessen Verhältniß zu Gott dem Vater, zu dem unerschaffenen, ewigen, unsichtbaren und unveränderlichen Gott. Sollte neben diesem ein zweiter, untergeordneter Gott aufgestellt werden in der Person des Logos? Das hätte ja die Lehre von der Einheit Gottes, den Monotheismus, zerstören und zu einer neuen Vielgötterei (Polytheismus) hinführen müssen. Oder sollte der Logos nur gedacht werden als eine in

1) Λόγος κατὰ τῶν ἑλληνῶν ὑπὸ περὶ τῆς ἐνανθρωπήσεως τοῦ λόγου.

Gott ruhende, dann mit der Zeit aus dem ewigen Quell hervorfließende (emanirende) Kraft, als eine sich nach außen kundgebende Eigenschaft des ewigen, in der sichtbaren Welt sich enthüllenden Gottes? Damit konnte der christliche Glaube sich auch nicht beruhigen, da die Aussprüche Christi über sein ewiges Sein bei'm Vater an ein persönliches Sein zu denken nöthigten, und man sich also entschließen mußte, irgend eine Unterscheidung des Vaters und des Sohnes zu seßen, die nicht ein bloßer Namensunterschied wäre, sondern irgendwie als im Wesen Gottes selbst begründet erschiene. Zwischen den beiden Abwegen, die man somit vermeiden zu müssen glaubte, der Trennung des Sohnes vom Vater, die zugleich das Verhältniß der Unterordnung in sich schloß, und der unterschiedslosen Einheit beider, suchte die Kirche zu einem Ausdruck ihres Glaubens zu gelangen, der beides in sich faßte, sowohl die Gleichheit des Wesens als den Unterschied der Personen. Allein dieß ging nicht ohne schwere Kämpfe ab. Schon war die Meinung des Sabellius (aus Ptolemais), wonach die Personen in der Gottheit als bloße Namen und Offenbarungsweisen gefaßt wurden, als unzuläßlich erkannt und die ihr ähnliche Meinung des Paul von Samosata auf einer Synode zu Antiochien (269) verdammt worden, während die Schüler des Origenes, wie namentlich der Bischof Dionys von Alexandrien auf dem Unterschiede der Personen festhielten, als jezt eben diese von den Rechtgläubigen festgehaltene Unterscheidung des Sohnes vom Vater eine bedenkliche Wendung in's Häretische hinüberzunehmen begann. Die Unterscheidung führte nicht nur die Unterordnung des Sohnes unter den Vater mit sich, wie sie schon deutlich bei Drigenes und Dionysius hervorgetreten war, sondern jezt war die Gefahr vorhanden, den Sohn zu einem Geschöpf herabzudrücken, ihm die angestammte Würde der Gottheit zu entziehen und ihn nur in einem uneigentlichen Sinne an derselben theilnehmen zu lassen. Und das war die Meinung des Arius.

Arius war Presbyter in Alexandrien. Die Zeitgenossen beschreiben ihn als einen langen hageren Mann, von blassem Gesicht und ernster Miene und einem struppigen Haar. Er lebte mit seinem Bischof Alexander in Unfrieden, und nun gab die Meinungsverschiedenheit über das Wesen des Sohnes und dessen Verhältniß zum Vater dem persönlichen Streite eine theologische Richtung. Arius nämlich behauptete, der Sohn sei nicht ewig wie der Vater, sondern, wenn auch lange vor allen übrigen Geschöpfen vom Vater

[ocr errors]
[ocr errors]

geschaffen; es war ein Wann“ (ein Zeitmoment), da der Sohn nicht war." Die entgegengeseßte Ansicht des Bischofs verwarf Arius auf einer Versammlung von Geistlichen als sabellianisch. Man merke wohl, Arius hielt Jesum Christum nicht für einen gewöhnlichen Menschen, für einen bloßen Sohn Josephs und der Maria, wie die früheren Ebioniten oder wie ein Artemon und Theodotus (im zweiten Jahrhundert). Auch er lehrte ein vorweltliches Sein Christi, als des Logos, bei'm Vater, noch ehe der Logos Fleisch geworden; ja, er stellte nicht in Abrede, daß Gott durch den Logos alle übrigen Geschöpfe geschaffen habe und daß also dieser Erstling aller Creaturen erhaben sei und weit erhaben sei über alles was geschaffen ist; er trug auch kein Bedenken ihn in gewisser Beziehung „Gott“ zu nennen, aber doch eben nur in einem uneigentlichen beschränkten Sinn, wie auch schon Andere vor ihm den Ausdruck gebraucht hatten eines ,,zweiten Gottes"; er dachte sich sonach unter dem Logos (Sohn) Gottes eine Art von Mittelwesen zwischen Gott und Welt. Damit aber erschütterte er einerseits die monotheistische Grundlage des Christenthums, indem er einen zweiten Gott, einen Untergott, neben den einen und wahren Gott hinstellte, gleichsam einen Schatten Gottes, und andererseits war damit die Menschwerdung des Logos als ein wirkliches und wesenhaftes Eingehen Gottes in die menschliche Natur, das eigentliche Mysterium des Christenthums geleugnet, der dogmatische Lebensnerv desselben durchschnitten.

Der Bischof Alerander schloß den Arius vorläufig aus der Kirchengemeinschaft aus und benachrichtigte in einem Kreisschreiben die Bischöfe des Morgenlandes von diesem Schritte. Aber auch Arius blieb nicht unthätig; er suchte die morgenländischen Bischöfe für sich zu gewinnen. Unter diesen suchte besonders der Bischof Eusebius von Nikomedien den Frieden zwischen Arius und seinem Bischof wiederherzustellen. Arius selbst ließ sich zu mildernden Erklärungen seiner Lehre herbei, und der von dem Streit freilich nur oberflächlich unterrichtete Kaiser Constantin der Gr. suchte die Streitenden zur Ruhe zu verweisen, indem solche Disputationen wohl zur Uebung des gelehrten Scharfsinnes nüßlich sein möchten, für das praktische Leben der Kirche aber wenig Segen brächten. Allein in Aegypten war die Aufregung schon zu groß geworden, so daß der Kaiser sich genöthigt sah, zur endlichen Beilegung des Streites eine allgemeine Kirchenversammlung (die erste

ökumenische Synode) nach Nicäa zu berufen, im Frühjahr 325. Dreihundertachtzehn Bischöfe waren anwesend. Nachdem Eusebius von Nikomedien und Eusebius von Cäsarea vergebens gesucht hatten, der eine ein ziemlich arianisch lautendes, der andere ein mehr in biblischen Ausdrücken sich haltendes Bekenntniß aufzubringen, war es denn eben der noch junge Diaconus Athanasius, der durch seine scharfen, jeden Mißverstand abweisenden Bestimmungen den Ausschlag gab und auf die Abfassung des nicäischen Symbolums, in welchem die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater zum kirchlichen Losungsworte gemacht wurde, den entschiedensten Einfluß übte1). Von da an tritt Athanasius erst recht in die Geschichte ein und wird recht eigentlich der Mittelpunkt des arianischen Streites.

Nachdem die Synode das Verdammungsurtheil über Arius und dessen Anhänger gesprochen, schien der Sieg der rechtgläubigen Lehre entschieden; allein eine bei Hofe mächtige Partei wußte die. Schwester des Kaisers für sich zu gewinnen und durch diese auch den Kaiser umzustimmen. Athanasius war inzwischen, nach dem bald darauf erfolgten Tod Alexanders, auf den Bischofftuhl von Alexandrien erhoben worden. Sein Sprengel umfaßte ganz Unterägypten, Libyen, Pentapolis und die sieben Nomen der unteren und oberen Thebais. Bald nach seiner Thronbesteigung hatte er die Weihe des Frumentius zum Bischof der Aethiopier zu vollziehen und überhaupt öffnete sich ihm ein weites Gebiet der Thätigkeit. Aber an eine ungestörte Wirksamkeit für die innere Ausbildung des kirchlichen Lebens war nicht zu denken. Die Arianer ließen ihm keine Ruhe. Sie brachten es so weit, daß derselbe Constantin, welcher Befehl gegeben, alle Schriften des Arius gleich denen des Porphyrius mit Feuer zu vertilgen, nun den verbannten Jrrlehrer wieder aus seiner Verbannung (nach Jllyrien) zurückberief, nachdem derselbe zu scheinbarer Beruhigung der Gläubigen ein in allgemeinen Ausdrücken abgefaßtes Bekenntniß eingereicht hatte. Nun erging an den Athanasius die Zumuthung, den Gebannten wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Allein dieser widerstand auf's Entschiedenste und ließ es darauf ankommen, die ganze Un

1) Die näheren Bestimmungen hießen: der Sohn ist von Ewigkeit aus dem Vater gezeugt (nicht geschaffen), Licht aus dem Lichte, wahrhaftiger Gott aus dem wahrhaftigen Gotte, gleiches Wesens (óuoovoios) mit dem Vater; durch ihn sind alle Dinge gemacht. S. Band I. S. 761.

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

2

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »