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folgte auch Nonna dem Zuge, nicht im Trauerkleide, sondern im weißen Gewande festlicher Freude. Sie erkannte die christliche Bedeutung des Todes als einer Geburt zum höhern Leben, und überwand ihre Trauer durch heilige Psalmgesänge. Gregorius feierte das Andenken des Bruders durch eine Rede, in welcher er unter andern sagte: der Verklärte werde wohl jezt über alles hier unten von oben herab lächeln „über die sogenannten Reichthümer und Ehren, über den falschen Ruhm, über den verführerischen Sinnenreiz und über den Sturm dieses Lebens über das alles werde er lächeln, zur Seite des großen Königes stehend und durch das von ihm ausstrahlende Licht erleuchtet.“

Bald darauf folgte im Tode die Schwester Gorgonia. Auch sie war nach der Weise der Mutter eine wackere Hausfrau und fromme Christin gewesen. Nach dem Tode sich sehnend, hatte sie nicht nur ein Vorgefühl desselben, sondern auch eine Ahnung von der Zeit seines Eintretens. Sie bereitete sich darauf vor, wie auf einen Festtag, versammelte Gatten, Kinder und alle die Ihrigen um ihr Lager und nahm von ihnen unter erhebenden Gesprächen über ein besseres Leben Abschied. Es war eine heilige Feier, an der auch die alte Mutter Theil nahm. Schon schien die Sterbende nicht mehr zu athmen, da bewegten sich noch einmal ihre Lippen und hauchten mit dem Geiste die Worte des frommen Lobliedes aus: Ich liege und schlafe ganz mit Frieden.“

Nach langer und schwerer Krankheit, in welcher die Tröstungen des Christenthums seine Stärkung waren, verschied, vermuthlich im Frühling 374, auch der Vater Gregorius. Es wurde ihm zu Theil, was der edle Heide Epiktet sich wünscht: er starb betend. Die höchste Achtung und Liebe seiner Gemeinde folgte ihm, und auch ihm hat sein Sohn in einer Leichenrede ein dauerndes Denkmal gefeßt. In dieser Rede ruft der Sohn der einsamen Mutter folgende Worte zu: „Das Leben, meine Mutter, und der Tod, wie man das nennt, obgleich sie sehr verschieden zu sein scheinen, gehen doch in einander über und treten eines an des andern Stelle. Das Leben beginnt von Verderbniß, unsrer allgemeinen Mutter, und geht durch Verderbniß hindurch, indem uns das Gegenwärtige immer entrissen wird, und endigt auch mit Verderbniß, mit der Auflösung dieses Lebens selbst. Der Tod aber, der eine Erlösung von den jeßigen Uebeln gewährt und zu einem höheren Leben führt, ich weiß nicht, ob man ihn eigentlich Tod nennen sollte, da er mehr

dem Namen als der That nach furchtbar ist. . . Es giebt nur ein Leben, auf das (göttliche) Leben hinzuschauen; es giebt nur einen Tod, die Sünde; denn sie ist der Seele Verderben. Alles Uebrige aber, um deßwillen manche sich stolz erheben, ist ein Traumgesicht, ein verführerisches Trugbild der Seele. Wenn wir so denken, o meine Mutter, dann werden wir uns des Lebens wegen nicht überheben, noch um des Todes willen uns ängstigen. Denn was doch erdulden wir Schlimmes, wenn wir von hier zum wahren Leben hindurch dringen, wenn wir, aus allem Wandel, aus allem Strudel, aus allem Ueberdruß, aus aller Zinsbarkeit an das Schlechte befreit, dort sein werden bei den ewigen, nicht mehr wandelbaren Dingen, als kleine Lichter das große Licht umkreisend!"

Diese Worte des Sohnes schienen für die Mutter, deren ganzes Leben eine Vorbereitung auf den Tod gewesen, eine noch nähere Mahnung an das Ende zu sein. Wahrscheinlich überlebte die Hochbetagte ihren Gatten nicht lange. Sie hatte einen Tod ihres Lebens würdig. Ohne von Kränklichkeit oder Alter niedergebeugt zu sein, ging sie zum Gebet in die Kirche. Hier in dem Gotteshause, welches ihr Gatte großentheils erbaut und vor dem Altar, wo er so lange als treuer Hirte gedient, ward ihr das Ziel der Lebensbahn gesteckt. Wahrscheinlich vom Schlage gerührt, hielt sie sich mit der einen Hand am Altare fest, die andere erhob sie flehend zum Himmel und sank dann mit den Worten zusammen: Sei mir gnädig, mein König Christus!" Auch sie wurde, betrauert von allen, besonders von Armen, Wittwen und Waisen, bei den Märtyrern zur Seite ihres Gatten bestattet. Der allein überlebende Sohn feierte sie durch eine Rede und durch mehrere Gedichte. In einem derselben sagt er:,,Beweinet, Sterbliche, das sterbliche Geschlecht! Wenn aber jemand wie Nonna betend starb, dann weine ich nicht."

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Indem wir hiermit die Lebensschilderung der Nonna schließen, wird vielleicht der Leser sagen: ist darin nicht fast mehr von andern, von ihrem Gatten und ihren Kindern, die Rede gewesen, als von ihr selbst? Wir antworten: Nein; während von diesen die Rede gewesen ist, ist von ihr die Rede gewesen. In ihnen und durch sie lebte sie; in ihnen hat sich ihr eigenstes, innerstes Leben entfaltet und fortgeseßt. Eben das ist die hohe, herrliche Bedeutung der christlichen Hausfrau und Mutter: indem sie für sich in

ihrem Gott und Erlöser etwas Aechtes und Wahres ist, ist sie das Beste und Schönste für andre und in andern. Will man sie schildern, so muß man ihre Familie schildern. Damit haben wir dann auch einen Blick gethan in eine edle Familie des chriftlichen Alterthums, eine Familie, durch den liebevoll gewinnenden Einfluß der Gattin und Mutter gegründet auf denselben Glauben und in der natürlichen Verschiedenheit ihrer Glieder zusammengehalten durch die eine göttlich geweihte Liebe. Die katholische Kirche erkennt diese innerliche Zusammengehörigkeit der Familie unserer Nonna dadurch an, daß sie alle Mitglieder derselben als Heilige verehrt. Wir evangelische Christen können das, im Hinblick auf den einen Mittler, Versöhner und Vertreter und auf das durch ihn allein hergestellte Kindschaftsverhältniß zu Gott, nicht in demselben Sinn thun. Aber auch uns weiset unser Bekenntniß an, das Andenken christlich geheiligter Personen zu erneuern, damit wir ihren Glauben und ihre guten Werke nach der Berufung nachahmen. Und so mag auch uns das Vorbild einer solchen Familie in dem Sinne heilig sein, daß wir den Geist, der sie durchdrang, im eigenen Hause pflegen, ohne durch die Verehrung menschlicher Tugend, die immer mangelhaft bleibt, von der heiligen Urquelle alles Guten, von dem, der allein gut ist, in irgend einer Weise abgeleitet, vielmehr um immer tiefer und lebendiger in seine Gemeinschaft hineingeführt zu werden.

C. Ullmann in Heidelberg, später in Carlsruhe †.

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In der Geschichte des Reiches Gottes sind uns denkwürdige Beispiele überliefert worden, daß große Kirchenlehrer, von denen die segensreichsten Einwirkungen auf die Entwickelung der christlichen Kirche ausgingen, durch den Einfluß frommer Mütter die frühen tiefen Eindrücke der Frömmigkeit empfingen, von denen ihre spätere gottgeweihte Thätigkeit ausging. Nicht selten tauchten, wenn die erste Aussaat des Evangeliums durch sich anschließende Verirrungen und Lebensstürme wieder vernichtet zu werden schien, jene frühen, mit dem Andenken an die mütterliche Liebe verbundenen Jugendeindrücke von neuem empor, und riefen mit unwidersteh

licher Macht die wiedererwachte Sehnsucht zurück zu dem göttlichen Frieden, der sich einst an der kindlichen Seele schon so lieblich bezeugt hatte. Zu solchen christlichen Müttern, die, durch ihr eignes Leben ehrwürdig, und der fortdauernden Erinnerung werth, ebenfalls wegen ihres Einflusses auf ihre Söhne es verdienen, daß ihr Gedächtniß dankbar bewahrt bleibe, gehört namentlich auch Monica, die Mutter des großen Kirchenlehrers Aurelius Augustinus.1)

Monica war ums Jahr 332 in Nordafrika geboren, vielleicht in der numidischen Stadt Tagaste, wo sie später als Gattin des Patricius wohnte. Von christlichen Eltern erhielt sie eine christlichfromme Erziehung. Wenn sie aber von ihrer Kindheit erzählte, so gedachte sie außer ihren Eltern auch mit vieler Anhänglichkeit einer alten Dienerin, die bereits ihren Vater auf den Armen getragen hatte, darnach mehr als Freundin denn als Dienerin in dem elterlichen Hause geblieben war, und daselbst von allen Mitgliedern geehrt und geliebt wurde. Dieser Alten ward die Beaufsichtigung der jungen Töchter des Hauses anvertraut, und sie bewies in diesem Berufe eben so heilsamen Ernst als freundliche Klugheit. Aus unscheinbaren Anfängen suchte sie häusliche Tugenden groß zu ziehen. Monica hatte nicht sowohl eine stille und weiche, als eine lebensfrische und kräftige Gemüthsart. Mit ihrer innerlichen Richtung vereinigte sie einen Sinn, der auch zu der Außenwelt mit heiterem, kräftigem Lebensgefühl sich hinwendet. Aber auf diesem lebenskräftigen Boden fand das Evangelium eine köstliche Pflanzstätte, durchdrang mit seiner heiligenden Macht diese reiche und jugendlichfrische Eigenthümlichkeit. Nachdem Monica im elterlichen Hause die Pflichten einer guten Tochter erfüllt hatte, wurde sie dem Patricius, einem Manne in Tagaste von angesehenem Stande und einigem Vermögen, zur Gattin gegeben. In ihrem Ehestande hatte sie es nun unter schwierigen Verhältnissen zu bewähren, daß der Geist des Evangeliums dem menschlichen Herzen eine Liebe einflöße, die nach den Worten des Apostels Paulus alles verträgt, alles glaubet, alles hoffet und alles duldet. Patricius war ein Mann von Herzensgüte, aber auch von aufbrausender Heftigkeit. Er war was für Monica besonders schmerzlich sein mußte noch dem Heidenthum angehörig. Monica lebte auch in der ersten

1) Sein Lebensbild s. oben S. 116 ff.

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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Zeit ihrer Ehe noch mit ihrer Schwiegermutter zusammen, welche zum Argwohn gegen die Schwiegertochter geneigt war. Dennoch wußte sie, bei treuer Besorgung des Hauswesens, durch ihre herzliche Freundlichkeit und Liebe, durch Sanftmuth und Demuth, den häuslichen Frieden jederzeit ungetrübt zu erhalten, und so wie sie in dem eignen Hause die Eintracht bewahrte, suchte sie auch bei Anderen durch ihren friedsamen Zuspruch die Eintracht zu befestigen, oder die gestörte Eintracht wieder herzustellen. Es war ihr inniger Wunsch, daß sie doch ihren Gatten für den christlichen Glauben gewinnen möchte, und daß ihre Kinder, nnter denen Augustinus ihre mütterliche Zärtlichkeit in vollem Maaße besaß, vom erwachenden Bewußtsein an dem himmlischen Vater in dem Erlöser geheiligt würden. Patricius empfand den Werth einer solchen Gattin; er wurde von ihrem segensreichen Einflusse beherrscht. Keinen Widerstand seßte er seiner Gattin entgegen, daß seine Kinder im christlichenGlauben unterwiesen, und auf die Taufe vorbereitet würden, und endlich ließ auch er selbst sich auf den Namen des Erlösers taufen. Bald darauf starb er, als sein Sohn Augustinus das siebenzehnte Lebensjahr erreicht hatte. Für Monica war es ein beseligender Trost, daß der Gatte, den sie geliebt, und für dessen Seelenheil sie die inbrünstigsten Gebete dargebracht hatte, in dem Glauben gestorben sei, in welchem sie das wahrhaftige Leben gefunden hatte.

Nach dem Tode des Patricius führte Monica den Wandel einer solchen Wittwe, von welcher die heilige Schrift sagt: „das ist eine rechte Wittwe, die einsam ist, die ihre Hoffnung auf Gott stellet, und bleibet am Gebet und Flehen Tag und Nacht.“ Sie dachte nicht daran, eine zweite Ehe zu schließen. Zur Seite des Grabes, in welchem Patricius ruhte, erwählte sie sich die Stätte, wo man sie dereinst bestatten möchte. In Uebungen und Werken der Frömmigkeit war sie unablässig. Das Wort Gottes war ihre Erquickung, das Gebet der Athemzug ihrer Seele. An jedem Tage kam sie zweimal, des Morgens und des Abends, zur Kirche, um das göttliche Wort zu hören und zu beten. Keinen Tag ließ sie vorübergehen, ohne ihre Gabe zum Altar darzubringen. Oft sah man sie mit Gaben der Liebe die Gedächtnißstätten der Märtyrer besuchen, damit sie dort nach der damals in der nordafrikanischen Kirche noch üblichen Sitte das Liebesmahl feierte. Sie nahm sich der Heiligen Nothdurft an. Nach ihrem Vermögen theilte sie den

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