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bensjahre und im dreiunddreißigsten Lebensjahre des Augustinus. Augustinus mußte in die Heimath zurückkehren ohne die Mutter, die ihm aus der Heimath in die Fremde gefolgt war. Aber ihr Andenken begleitete ihn, im Heiligthum des Herrn blieb er ihrer lezten Bitte eingedenk, für sein ganzes ferneres Leben war ihm die Erinnerung an seine Mutter gesegnet, und oft im Traumgesicht traten ihm ihre verklärten Züge entgegen, und fühlte er sich, wie einst während ihres irdischen Lebens, von ihrer Liebe umgeben. E. Bindemann in Grimmen.

3. Einsiedler und Mönche.
Aegypten und Syrien.

129. Paulus erster Einsiedler.
10. Januar.

Es giebt ein inneres Handeln des Menschen, das unter Umständen eben so viel Kraft erfordert wie die äußre That; durch dasselbe erstarkt die Person und wird zum fest ausgeprägten Träger einer Richtung, eines Gedankens, wodurch jenes innere Handeln selbst eine Macht werden kann, die in der Geschichte in großer Bedeutung hervortritt. Aus diesem Gesichtspunkte sind jene selbstverleugnenden Männer und Frauen zu betrachten, welche nur in völliger Zurückgezogenheit von der Welt Gott recht meinten dienen zu können und durch ihre zugleich geseßlich strenge und beschauliche Lebensweise sich so dem Frdischen abwandten, daß sie vorzugsweise als Heilige angesehen wurden. Von jeher hatte es, auch im Heidenthume, namentlich im Morgenlande, Asketen gegeben, welche gleichfalls fern von der Welt in Einöden unter selbstaufgelegten Büßungen ein hartes, frommes, beschauliches Leben führten. Zu einem solchen Gottesdienste war die Thebaische Wüste Oberägyptens besonders geeignet, der ägyptische Geist sehr geneigt. Eine äußre Begebenheit gab hier zuerst zur Entstehung dieser Lebensweise unter den Christen Anlaß, der Anfänger, obwohl nicht der Urheber derselben, war Paul von Theben.

In einer furchtbaren Christenverfolgung, durch welche Kaiser Decius 249 die neue Religion planmäßig ausrotten wollte, waren viele Christen in Wüsten und Wälder geflohen, wo sie lieber mit Hunger und Durst, wilden Menschen und Thieren kämpfen, als schußlos ihren Verfolgern preis gegeben sein wollten. Unter diesen war ein Thebaner Paulus, den seine Flucht in die entlegenste Wüste führte und der hier, wie sein Lebensbeschreiber Hieronymus sagt, indem er das Ende der Verfolgung abwartete, den anfangs aufgenöthigten Aufenthalt lieb gewann.

Er war in Theben geboren von christlichen Aeltern, welche

unter den Verfolgungen starben und ihn im Alter von funfzehn Jahren im Besiß eines bedeutenden Vermögens und durch griechische Gelehrsamkeit wohl ausgebildet zurückließen; dabei war er von gottseligem mildem Gemüthe. Als der Mann seiner Schwester, durch Habsucht verblendet, troß ihrer Thränen ihn verrathen und den Heiden entdecken wollte, vor denen er sich auf einen entlegenen Landsiß zurückgezogen hatte, floh er in die wüsten Gebirge, wo er eine Höhle auffand, deren Eingang von einem Palmbaum versteckt ward, der ihm nachmals Nahrung und Kleidung gewährte; im Innern derselben, wo früher Falschmünzer ihr Wesen getrieben, ensprang ein Quell lebendigen Wassers, der dann in die Tiefe verschwand. Hier soll er anfangs genöthigt, also „nicht aus vermessener Erwählung einer sonderbaren Lebensart“ (Arnold), nachher freiwillig über 90 Jahre in tiefster Einsamkeit in Betrachtung der göttlichen Wunder, Gebet und Dank gegen Gott einfach gelebt haben. Eben vor seinem im 113. Lebensjahre erfolgten Tode soll ihn der Stifter des Einsiedlerlebens in der Thebais, der heilige Antonius, entdeckt und als den vollkommeneren verehrt haben. Doch ist dieß wohl eine spätere Sage, von der dessen Biograph Athanasius nichts weiß. Auch sonst schmückte die Sage sein Leben und noch mehr seinen Tod mit vielfachen, zum Theil abenteuerlichen Erzählungen aus; Raben sollen ihm, wie dem Elias, täglich ein Brot gebracht, zwei Löwen sein Grab gegraben, die mährchenhaften Gestalten der Einöde auf seine Herrlichkeit und sein Verdienst hingewiesen haben. Wir lernen daraus, welchen hohen Werth die Kirche des vierten und fünften Jahrhunderts auf jene, wie sie es nannte, philosophische Lebensart legte, womit die meisten Einsiedler sich und die Welt betrogen, da ihnen die Sünde in die Einsamkeit zu folgen pflegte, Eitelkeit und Stolz von ihren Herzen oft Besiß nahmen, ihre erhißte Einbildungskraft ihnen oft die wunderbarsten innern Versuchungen zuführte, welche sie dann in äußre Erscheinungen umdeuteten; doch war Paulus gewiß ein wahrhaft frommer und im Christenthume wohl gegründeter Mann. Daß nur ja nicht eine Verachtung solcher stiller Maria-Seelen einreiße und allein die geschäftige Martha Anerkennung finde; wie in den Muscheln des tiefen Meeres sich die köstlichen Perlen ausbilden, welche dann das Licht im wunderbaren Glanze widerstrahlen, so in jenen einsamen nur in Gott lebenden Gemüthern die Kleinodien einer gläubigen Schauung.

2. Pelt in Kiel, später in Kemniß bei Greifswald †.

130. Antonius.

17. Januar.

Im Leben des Einsiedlers Paul von Theben tritt uns die Bedeutung eines von der Welt zurückgezogenen, in Büßungen und Tugendübungen hingebrachten beschaulichen, der Selbstprüfung und Reinigung gewidmeten Lebens, wie das eigenthümliche Gepräge, das ein solches denen aufdrückt, die es führen, schon deutlich entgegen. Dürfen wir ihn auch nicht für den Begründer des Einsiedlerlebens unter den Christen ansehen, das vielmehr durch gleiche Umstände hervorgerufen an mehreren Orten zugleich entsprang, so war er doch der erste christliche Eremit, der großen Ruhm gewann. Bedeutender ward durch einen weitreichenden Einfluß, namentlich auf Verbreitung des Einsiedlerlebens, der heilige Antonius, für welchen die katholische Kirche immer eine große Vorliebe gezeigt hat.

Gleichfalls wie Paulus ein Aegypter, stammte Antonius aus einer wohlhabenden und angesehenen Familie im Dorfe Koma im Gebiete der Stadt Heracleopolis, welche hart an der Gränze der Heptanomis gegen Thebais lag. Um's Jahr 251 geboren, also in einer Zeit, da die chriftliche Religion fortwährend mit harten Bedrückungen und Verfolgungen zu kämpfen hatte, erhielt er im Schooße einer christlichen Familie eine fromme, aber nicht eine wissenschaftliche Erziehung; indessen scheint aus seinem späteren Leben hervorzugehen, daß er doch lesen und schreiben konnte. Er war aber nur der koptischen, nicht der griechischen Sprache mächtig, durch deren Besiß doch allein damals die Mittel wissenschaftlicher Bildung zu erlangen waren. In der Bibel war er aber wohl be wandert, mag er sie nun selbst gelesen, oder sich den Wortlaut ihrer wichtigsten Stellen bei wiederholtem Vorlesen eingeprägt haben. Die träumerisch grübelnde Natur des Knaben ließ ihn Alles, was er aufnahm, sich völlig aneignen; am liebsten folgte er aber seinen eigenen Gedanken und hielt sich von Kindern seines Alters und namentlich von aller lärmenden Gesellschaft fern. Ein tiefes religiöses Bedürfniß trieb ihn aber früh zur Kirche, alle religiöse Anregung und Belehrung drückte sich seinem Herzen tief ein.

Kaum hatte er das zwanzigste Jahr erreicht, als der frühe Tod seiner Aeltern ihm die Sorge für ein großes Hauswesen und eine viel jüngere Schwester aufnöthigte; diese sagte aber seinem Wesen so wenig zu, daß er gewiß schon sehr bald daran dachte,

sich derselben zu entledigen. Dazu konnte ihm die Betrachtung der Zustände der ersten Christengemeine in Jerusalem, wie die Apostelgeschichte sie darstellt, eine willkommene Anknüpfung darbieten; wiederholt hatte er wohl schon sehnsüchtig jener glücklichen Tage gedacht, da alle Einzelnen, ihr besonderes Eigenthum der Gemeine hingebend, sich ganz und ungestört der Sorge für ihr ewiges Seelenheil widmen konnten. Oft hing er im Gotteshause einsam weilend seinen frommen Gedanken nach. Nun geschah es einstmals, daß in demselben Augenblicke, da er in die Gemeineversammlung trat, aus dem Evangelium vom reichen Jünglinge die Worte vorgelesen wurden: „Willt du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schaß im Himmel haben, und komm und folge mir nach" (Matth. 19, 21). Darin glaubte er einen göttlichen Ruf an sich gerichtet zu vernehmen; er ging hin und schenkte seine Güter den Bewohnern seines Dorfs, nur unter der Bedingung, daß er und seine Schwester von allen öffentlichen Lasten frei blieben. Für Leßtere hatte er noch einiges Geld zurückbehalten; als er aber bald nachher die Ermahnung hörte, nicht für den andern Tag zu sorgen, gab er auch das noch hin und vertraute sie zur Erziehung einer Gesellschaft christlicher Jungfraun. Er selbst aber lebte fortan in der Nähe seines Dorfes ganz einsam und höchst einfach, indem er nur Brot und Salz aß und Wasser dazu trank, nicht ohne sich zu schämen, daß sein unsterblicher Geist auch nur so viel bedürfe. Dieß erwarb er sich durch seiner Hände Arbeit und schenkte den Armen, was er erübrigte. Hier wohnten damals in der Gegend mehrere EinFiedler, da die Sitte noch nicht aufgekommen war, daß sie sich in Wüsten zurückzuziehen pflegten. Diese besuchte er, stellte sich demüthig unter sie und suchte (gleich den kunstfertigen Bienen von Allem sammelnd) ihre Vorzüge sich anzueignen: das fleißige Gebet des einen, das anhaltende Wachen des andern, die Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen, die Geduld und Sanftmuth, das Streben nach frommer Erkenntniß von noch anderen, von Allen ihre Liebe zu Christo und unter einander. So trachtete er täglich vollkommener zu werden.

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Nun blieben aber die schweren Versuchungen und Kämpfe nicht aus, welche bei solcher widernatürlichen Auflehnung gegen die von Gott eingeseßte Ordnung des äußern menschlichen Lebens selten fehlen, welche aber in damaliger Zeit nicht von verstecktem Stolz

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