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und zurückgedrängten Trieben, sondern von dem besondern Hasse des Teufels gegen einen solchen Gott besonders gefälligen Wandel in lauter Enthaltungen und geistlichen Uebungen abgeleitet wurden. Durch eine lange Reihe von Jahren hin bis in's Greisenalter ist Antonius' Leben, wie der große Athanasius es uns (in einer den Grundlagen nach wohl ächten Biographie) überliefert hat, mit Erzählungen von solchen, theilweise sehr abenteuerlichen Kämpfen angefüllt, welche gewiß oft Gebilde einer erhißten Phantasie waren, und so betrachtet vielfach Blicke in das Innere des sonst ächt christlichen Mannes thun lassen. Zuerst hielt ihm der Teufel die Bilder der aufgegebenen Güter und Annehmlichkeiten, seiner kleinen Schwefter, seiner übrigen Familie vor, und erregte viel Staub böser Gedanken in seinem Herzen; dann entflammten sinnliche Bilder sein Inneres, ja, der Teufel erschien ihm sogar in Gestalt eines schönen Weibes, wie es so oft denen ergangen ist, welche gewaltsam Gottes Naturordnung durchbrechen wollen, um einer vermeintlich höheren, ja übermenschlichen Vollkommenheit nachzutrachten. Statt sie durch das Bewußtsein und die Uebung eines himmlischen Berufs, durch positive begeisternde Gedanken und Gefühle zu verdrängen, wollen sie mit jenen Bildern kämpfen, durch immer gesteigerte äußere Strenge darüber Herr werden. Dadurch verkörpern sich dieselben gewissermaßen und nehmen immer mehr die Gestalt dämonischer Mächte an, erscheinen z. B. wie Löwen, Ungeheuer und andere Schreckbilder, denen gegenüber die erhißte Phantasie jene Anstalten macht und Thätigkeiten aufbietet, durch welche Gepolter, Gebrüll und anderes Geräusch entsteht, das wieder den Eindruck der Sache steigert. Auch diese Probe bestand Antonius mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und gewann zuleßt eine Heiterkeit, die wohlthuend aus seinem Gesichte wiederstrahlte, und eine Gemüthsruhe, die durch nichts zu erschüttern war, wie er denn auch nicht rauh wie ein Wüstenbewohner, sondern wie ein gebildeter Mann in seinem Aeußeren sich darstellte.

Dabei hat es weniger Interesse, im Einzelnen zu verfolgen, wie er sich, je mehr er Bewunderung erregte, in immer einsamere und wildere Wüsten zurückzog, wie er namentlich später in einer verfallenen Veste lebte, die voll war von Ungeziefer und wildem Gethier, und wie er mit Dämonen in den verschiedensten Gestalten, die ihn bald mit List, bald mit Gewalt antasten wollten, siegreiche Kämpfe hatte, welche von Malern oft auf anziehende Weise sind

dargestellt worden. Sein Siegel und seine sichre Mauer war der Glaube an den Herrn, der ihm auch wohl sichtlich nahte. Der Eindruck dieser seiner Glaubensfreudigkeit war so groß, daß auch in den tiefsten Einöden sich Nath und Hülfe Suchende bei ihm einfanden, denen er sie im Namen des Herrn Jesu Christi, oft auf wunderbare Weise, brachte. Athanasius erzählt eine Menge von Wundern, die durch ihn geschahen; von einer Dämonenaustreibung bei seiner Abreise aus Alexandrien war er selbst Augenzeuge, wie dieselbe auch nichts Unglaubliches hat, da „, diese Art dem Fasten und Beten weicht." Er selbst hatte auch Gesichte und sah seine Zweifel oft durch göttliche Offenbarungen gelöst, die ihn, wenn auch nicht mit Paulus dem Apostel in den dritten Himmel, doch so zu sagen in die Vorhalle desselben verseßten.

Wichtig ward er für die ganze christliche Kirche dadurch, daß er, ohne es zu beabsichtigen, der Stifter des sogenannten Mönchsthums wurde, indem sein Beispiel viele Nacheiferung erweckte und sich überall Jünger um ihn sammelten, welche dann diese „,philosophische Lebensweise" weiter verbreiteten, wenngleich erst ein anderer Aegypter, Pachomius, der unabhängig von ihm einen ähnlichen Weg ging, derselben Regel und Gestalt im eigentlichen Klosterleben gab. Die große Wirkung, welche die Unabhängigkeit dieser Männer von dem, was sonst die Welt reizt oder schreckt, behauptete, gab ihnen, namentlich unter ungebildeten Völkern, eine große Macht, und sie sind in der Hand der Vorsehung ein höchst wirksames Mittel der Verbreitung des Gottesreiches und der Gesittung geworden, sie haben Wildnisse urbar gemacht, die nur durch ihre Entsagung der Cultur gewonnen werden konnten auf dem Gebiete des äußern sinnlichen, wie des sittlichen und religiösen Lebens. Das darf auch von dem nicht vergessen werden, der die wüsten Ausartungen im höchsten Grade verabscheut, welche im Klosterleben der werkheiligen katholischen Kirche hervorgetreten sind.

Jene Macht zeigt sich schon in Antonius' Leben. In seinem 60sten Lebensjahre lockte ihn eine blutige Verfolgung, die Kaiser Marimin 311 über Aegypten verhängte, nach Alexandrien, wohin er gefangene Christen aus Oberägypten mit andern Einsiedlern begleitete, um sie zu versorgen und zu verpflegen. Seine Erscheinung machte dort großen Eindruck; aber troßdem und obgleich er unter allen Mönchen allein dem Befehl des Statthalters, daß sie alle die Stadt verlassen sollten, nicht gehorchte, ja beim Verhör der

christlichen Glaubenszeugen in glänzend weißem Gewande anwesend war, so daß er bemerkt werden mußte, fand er hier nicht den ersehnten Märtyrertod, den aufzusuchen seine Grundsäße ihm nicht erlaubten; wahrscheinlich fürchtete der Statthalter, der Eindruck seines standhaften Märtyrerthums möchte ein zu mächtiger werden und schonte ihn deßhalb. Kurz, er durfte in seine Einsamkeit zurückkehren, zog aber mit Saracenen in noch entlegnere Gegenden, um sich den immer mehr Zudringenden zu entziehen und seine Einfamkeit zu bewahren, weil „ein Einsiedler so wenig außerhalb der Einöde leben könne, wie ein Fisch außerhalb des Wassers." Doch kam er von jetzt an dann und wann nach Alexandrien, um entweder Bedrückte zu schüßen und zu trösten oder Keßereien zu bekämpfen. So erschien er als ein hochbetagter Greis in den Arianischen Streitigkeiten, wohl nicht, wie man gewöhnlich annimmt, im Anfange derselben, sondern, wie aus der Form seiner Bekämpfung hervorzugehen scheint, wohl erst unter Constantius, vielleicht um 340, da der Arianismus durch weltliche Macht begünstigt wurde. Er wirkte hier mit solchem Erfolg schon durch seine Erscheinung, daß in den wenigen Tagen seines Aufenthalts daselbst mehr Heiden zum Christenthum bekehrt wurden, als sonst in einem Jahre. Er war aber auch nicht nur von großer Glaubensstärke, sondern auch ausgezeichnet durch Geisteskraft und Geistesgegenwart. Dieß zeigte er namentlich Solchen gegenüber, die kamen, ihn zu verspotten. So fragten ihn einst heidnische Philosophen, wie er doch allein ohne den Trost von Büchern bestehen könne; darauf antwortete er: Sein Buch sei die Natur der Dinge, worin er das Wort Gottes lesen könne, so oft es ihm gefiele. Auch that er die Gegenfrage: ob der Verstand für älter zu halten, oder die Gelehrsamkeit? und als ihm geantwortet wurde: ersterer, sprach er: „so braucht, wer einen gefunden Verstand hat, keine Gelehrsamkeit." Sie gingen weg, indem sie eine solche Einsicht in einem ungelehrten Manne bewunderten. Wenn ihn solche mit der Thorheit des Kreuzes verspotten wollten, antwortete er ihnen mit Nachweisung des ungereimten und unfittlichen Inhalts der heidnischen Fabeln. Dann kam er zu der entscheidenden Frage: was in der Ueberzeugung vorangehe, unmittelbarer, aus Erfahrung geschöpfter Glaube oder Vernunftbeweis. Da sie zugaben: ersterer, wies er darauf hin, wie das ganze Christenthum sich auf einen solchen Glauben an Christum gründe. Die Folge sei, daß das überall gepriesene Heidenthum immer mehr zu

Grunde gehe, das geschmähte und verspottete Christenthum über Aberglauben und Weisheit deffelben den Sieg davontrage. Dann bewies er faktisch des Kreuzes Kraft durch Austreibung der Teufel aus einigen Besessenen. Mit Sokratischer Feinheit ging er zu Werke, da ihm ein paar griechische Philosophen nahten, um sich an ihm zu reiben. „Warum habt ihr, weisen Männer, euch zu mir, einem Thoren, herbemüht?" Da sie sagten, daß er keinesweges ein Thor, sondern ein sehr einsichtsvoller Mann sei, sprach er: wenn ihr mich dafür anerkennt, so werdet doch wie ich; denn das Gute soll man nachahmen, und wäre ich zu euch gekommen, würde ich euch wohl nachgeahmt haben. Ich aber bin ein Christ. Verwundert über ihn begaben sich jene weg.

er

Als er, 105 Jahre alt, seinen Tod herannahen fühlte starb 356 sorgte er noch dafür, daß sein Leichnam verborgen bliebe, damit er nicht nach ägyptischer Art einbalsamirt und irgendwo im Hause bewahrt würde. Die beiden vertrautesten Schüler, welche in den lezten Jahren um ihn gewesen, mußten ihn begraben und bewahrten das Geheimniß treulich. Dennoch meinte man zwei Jahrhunderte später seinen Leichnam aufgefunden zu haben, der im 10ten Jahrhunderte nach Vienne in Frankreich gebracht wurde; seitdem ward in der Römischen Kirche bei ihm, der so angelegentlich überall auf Jesum, seinen Herrn und Meister, hingewiesen hatte, wo es die Forderung von Wundern galt, Hülfe gegen Krankheiten aller Art gesucht, namentlich das sogenannte Feuer des heiligen Antonius, eine furchtbare, im Mittelalter einmal herrschende Seuche, bei der die Glieder abfaulten oder abtrockneten.

Ohne ihm aber beizulegen, was er nicht war, dürfen wir doch in ihm einen edlen, wahrhaft frommen und selbstverleugnenden Christen sehen, dessen Ermahnung an seine Mönche, wie Athanasius uns dieselbe mittheilt, beweist, daß die Erfahrungen seines Lebens nicht ungenußt an ihm vorübergegangen sind. Er sagt darüber in jener Rede unter Anderm (nach Neanders freier, aber treuer Ueberseßung):

,,Mögen wir uns nur keine Schreckbilder von bösen Geistern vormalen, mögen wir uns nicht betrüben, als wenn wir verloren wären. Laßt uns vielmehr immer getrost und freudig sein als Erlöste, und laßt uns eingedenk sein, daß der Herr mit uns ist, der sie besiegt und zu nichte gemacht hat. Laßt uns immer daran denken, daß, wenn der Herr mit uns ist, die Feinde uns nichts

thun können. Die bösen Geister erscheinen uns verschieden nach den verschiedenen Gemüthszuständen, welche sie bei uns vorfinden. Finden sie uns feige, so vermehren sie unsere Furcht durch die Schreckbilder, welche sie in uns erregen, und in diesen quält sich · dann die unglückliche Seele. Finden sie uns aber freudig in dem Herrn, mit der Betrachtung der zukünftigen Güter und der Dinge des Herrn beschäftigt, daran denkend, daß Alles in der Hand des Herrn ist, und daß kein böser Geist gegen den Christen etwas vermag, so wenden sie sich beschämt hinweg von der Seele, welche fie durch solche Gedanken verwahrt sehen."

Darum verbot er auch denen, die sich unter seiner Leitung zu Einsiedlern oder Mönchen, d. i. Einsamen, ausbildeten, den Müssiggang. Sie sollten ihre Zeit, wie er es auch selbst that, mit Handarbeiten, geistlichen Uebungen, seelsorgerischer Thätigkeit, frommer Selbstbetrachtung u. f. w. ausfüllen. Für solche, die nicht den entschiedenen Beruf für ein beschauliches Leben haben, ist die Gefahr immer groß, in leere Stumpfheit oder in hochmüthige Selbstbespiegelung zu verfallen; vor beiden schüßte den Antonius ein ächt christlicher Sinn und die durch denselben verklärte Eigenthümlichkeit einer beschaulichen Natur. Sein berühmtester Schüler war Hilarion. 2. Pelt in Kemniß bei Greifswald †.

131. Pachomius, ein Stifter des Klosterlebens.

14. Mai.

Wie das Christenthum die Welt umbildet und ein Gährungsmittel für das höhere Leben in derselben sei, spricht der Herr aus in dem Gleichnisse vom Sauerteige; wie es aber ein ganzes Neues ist, um deß willen alles Frühere aufgegeben werden soll, in dem Bilde von der Einen köstlichen Perle. Aus dem ernsten, wenn auch theilweise mißverstandenen Streben, diese zu gewinnen und nichts anderes zu besigen, das christliche Leben rein ohne alle Beimischung ausgeprägt zu verwirklichen, ging das Einsiedlerleben zum Theil hervor, wie es uns in den Lebensbildern eines Paul von Theben, Antonius, Hilarion und vieler Andrer vor Augen tritt. Da zeigt sich aber recht klar, wie der Mensch sich selbst nicht entfliehen kann, wie ihn seine Sünden als eine innerliche Verderbniß auch in die Einsamkeit begleiten, wie sie nur in der Gemein

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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