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Frage, ob seine Väter und Vorfahren auch da sein würden, wohin er einst nun kommen sollte, geantwortet worden war, daß diese in die Hölle fahren müßten? Und hatte er nicht erwiedert: „So will ich bleiben und mit der Menge hingehen, wo meine Väter sind?" 1) nämlich nicht bei Hela, zu der nur die Feigen und Thatlosen wandern mußten, sondern zu Wodan, der die Tapferen zu einem frischen Kampfleben in Walhalla aufnahm? — Wer hatte nun auch unter den gothischen Völkern, zu denen auch Vandalen und Gepiden nebst andern Stämmen zählten, so früh und so schnell solche Sinnesveränderung bewirkt, daß ihre Könige vor den Schlachten beteten und vom Gebete zur Schlacht aufstanden? daß ihr Volk auf seinen rauhen Bahnen Zeltkirchen mit sich führte und in den Schlachten die heilige Schrift sich vortragen ließ? daß sie den Befiegten Eide auf das Evangelium leisteten und um so treuer hielten?

Alles dieses hatte, so weit wir menschlich so reden dürfen, Ein Mann gewirkt, der seinem Volke zugleich die heilige Schrift in dessen Muttersprache verdeutschte; Ein Mann, der vierzig Jahre lang als treuster Seelenhirte durch Wort und Schrift, Predigt und Abhandlungen aller Art in gothischer Sprache für seiner Gothen Gesittung, Bildung und Erbauung, so wie für ihres Glaubens Anerkennung bei andern Völkern auch in griechischer und lateinischer Sprache gesorgt hatte: Ulfilas, wie ihn die Griechen (weil sie kein deutsches W aussprechen konnten) nannten, oder Wulfila, ein Name, der in der Geschichte der Gothen noch einmal bei einem ihrer Heerführer vorkommt, und wie Wolfgang, Wolfhard, Wolfstein u. s. w. gedacht ist.

Mitten aus dem Sturme der Zerstörung leuchtet uns wohlthuend dieses Mannes Bild hervor, der in seinem siebenzigjährigen Lebenslauf unausgesezt nur das Eine Ziel verfolgte, seinem kriegerischen Volke das ewige Heil zu verkünden und ihm dasselbe dringend und unverfälscht ans Herz zu legen, während er ihm in den Tagen der Noth, oft noch am Abend vor blutiger, entscheidender Schlacht, auch in irdischen Dingen ein vermittelnder Friedefürst zu sein bemüht war, indem er mit den kaiserlichen Gegnern unterhandelte. Dafür stand er aber auch bei seinen dankbaren Gothen so hochgeehrt da, daß dieselben von ihrem Bischof zu sagen pflegten: „Was Ulfilas thut, ist gut und muß zum Heile ge

1) S. unten im Leben des Willibrord, Nr. 176.

reichen; Ulfilas kann nichts Böses thun." Ja selbst ihr heftiger Gegner, Kaiser Valens, hielt ihn so hoch, daß er ihn den Moses der Seinen nannte, als welcher sein Volk aus der Verfolgung in die stillen Waldschluchten des Hämus hinübergeführt und hier dem Herrn zu einem neuen Volke bereitet hatte.

Auf eine noch nicht genügend erforschte Weise war aber an die Gothen und durch sie an die verwandten Vandalen, Gepiden und Heruler, nicht minder an die Burgunden und Langobarden das Christenthum sogleich in der Gestalt des Arianismus gekommen, nach welchem der Sohn nicht wesengleich mit dem Vater, vielmehr diesem nur ähnlich und ein Geschöpf des Vaters sein sollte, und an diesem Glauben haben jene denn auch mit zäher Treue beinahe so lange festgehalten, als sie auf der Weltbühne erschienen, so daß sie dadurch zur griechischen wie zur römischen Kirche in ausschließenden Gegensaß geriethen, gleich diesen aber sich von ihrem Standpunkte aus um so mehr vollkommen für berechtigt hielten, ihr Bekenntniß für das allein wahre, ihre Kirche für die allein einige und rechtgläubige zu halten, als sie nach des Arius ursprünglicher Lehre streng auf die Schrift zurückgingen.

Durch eine glückliche Fügung der Umstände sind uns neuerdings über das Leben des Ulfilas von einem seiner nächsten und dankbarsten Schüler, den er von Jugend auf in der Lehre des Heils unterrichtet und erzogen hatte, wesentlich ergänzende Nachrichten zugeflossen, von denen vor Allem diejenige hierher gehört, daß Ulfilas alle und jede Sekte, wie sie damals alle hießen (Manichäer, Marcioniten, Montanisten, Paulinianer, Sabellianer, Anthropomorphiten, Patripassianer, Photinianer, Donatianer, Macedonianer u. s. w.) als unchristlich, ja antichristisch verworfen, diese wie ein treuer Hirte die Wölfe und Hunde von seinen Gemeinden abgewehrt und jede Sonderkirche für eine Synagoge des Satans erklärt habe. Stets habe er nur die Eine untheilbare Kirche Christi, die Eine Jungfrau und Braut, die Eine Königin, den Einen Weinberg, das Eine Haus des Herrn verkündet und in diesem Sinne vor seinem Hingange seinem Volke noch ein Glaubensbekenntniß hinterlassen, das uns jener sein Schüler, der spätere Bischof von Dorostorum (dem heutigen Silistria) Aurentius aufbewahrt hat und an dessen Spiße Ulfilas ausdrücklich bekennet, daß er so sein ganzes Leben hindurch geglaubt und gelehrt habe.

Vielleicht hat er durch diese Worte den von der Leidenschaft

ausgestreuten Gerüchten entgegentreten wollen, welche selbst in die Darstellung der damaligen kirchlichen Wirren bei den griechischen Kirchenschriftstellern eingedrungen sind, indem diese behaupten, theils daß Ulfilas und seine Gothen sich erst durch den selber arianischen Kaiser Valens, als dieser ihnen Wohnfiße gewährte, zum arianischen Irrthume hätten verleiten, theils sogar, daß Ulfilas sich durch den hofmännischen Eudorius und zwar nicht nur durch dessen Vorspiegelungen von der Unbedeutendheit der Lehrunterschiede, sondern selbst durch Geschenke habe bestimmen und bestechen lassen. Jenes Glaubensbekenntniß lautet in seiner Kürze wörtlich also:

"Ich Wulfila, Bischof und Bekenner, habe alle Zeit also geglaubt und bekenne diesen allein wahren Glauben vor meinem Gott und Herrn:

„Ich glaube an einen einigen, ungebornen und unsichtbaren (oder untheilbaren) Gott Vater und an seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn und Gott, den Schöpfer aller Geschöpfe, dem Keiner gleich ist, sondern der Gott ist über Alle, auch über die Unsrigen; und an den heiligen Geist, die Kraft, welche erleuchtet und heiligt (nach Luc. 24, 49 und Apostelgesch. 1, 8), der selbst weder Gott noch Herr, sondern ein Diener Christi und dem Sohne in Allem untergeben und gehorsam ist, wie der Sohn in Allem untergeben und gehorsam ist dem Vater, dem immerdar heiligen.“

Weder in diesem Glaubensbekenntnisse noch in dem, was uns von Ulfilas Bibelüberseßung, namentlich von den paulinischen Briefen erhalten ist, tritt in den etwa fraglichen Stellen wie Röm. 9, 5. 1 Timoth. 3, 16, selbst Philipp. 2, 6. die leiseste Andeutung oder Hineintragung arianischen Anstriches hervor, denn auch in der leßtbezeichneten Stelle schwindet bei richtiger Auslegung (f. Maßmann's Ulfilas 1856. S. 649) der lette Verdacht.

Auf den großen Heereszügen der Gothen unter den Kaisern Valerianus und Gallienus um das Jahr 258, auf welchen jene bis nach Galatien und Kappadokien gelangten, sollen in leyterem Lande von ihnen auch Christen und namentlich Geistliche gefangen fortgeführt worden sein, deren ehrwürdige Erscheinung und besonders der Umstand, daß sie bloß durch Nennung von Christi Namen Kranke heilten und Geister austrieben, auf die schlichten, unverdorbenen Gemüther der Gothen einen tiefen Eindruck gemacht hätten. Unter jenen Gefangenen sollen denn auch die Vorältern des UI

filas aus dem kappadokischen Orte Sadagolthina in der Nähe der Stadt Parnassus sich befunden haben.

Der genannte Bischof Aurentius hat aufbewahrt, daß sein verehrter Lehrer in seinem siebenzigsten Lebensjahre und zwar im Jahre 388 nach Christi Geburt zu Constantinopel gestorben und von den anwesenden Bischöfen und vielen Laien in hohen Ehren bestattet worden sei. Nach dieser bestimmten Zeitangabe muß somit Ulfilas im Jahre 318 geboren gewesen sein, ein halbes Jahrhundert, nachdem seine Vorfahren aus Kappadokien zu den Gothen gekommen waren.

Bis in sein dreißigstes Lebensjahr, also 348, war Ulfilas Leser oder Lector bei seinem Volke; in diesem Jahre aber ward er von Kaiser Constantius, Constantins des Großen Sohn und Nachfolger, der den Arianern günstig war, zum Bischofe der Gothen erhoben. Sieben Jahre waren ihm darnach gegönnt, als solcher in Stille für seines Volkes Umbildung thätig zu sein und viele, auch unter den Gothen Athanarich's zu bekehren, der mit dem andern Führer der Westgothen, Frithigern, seit länger schon in Fehde lag, bis jener über des leßtern christliche Gothen eine förmliche Verfolgung verhängte, in welcher schon damals viele Männer und Frauen standhaft den Märtyrertod erduldeten. Ulfilas aber führte seine christlichen Westgothen damals mit des Kaisers Bewilligung auf römisches Gebiet nach Mösien, in die Gebirgsthäler des Hämus und in die Nähe der Stadt Nikopolis (jezt Nicobi) hinüber, wo dieselben, während die übrigen West- und Ostgothen nach Frankreich, Spanien und Italien zogen, noch spät als s. g. kleinere Gothen nur von Wald und Waide oder Viehzucht und wenigem Getraide lebend fortbestanden. Hier lebte Ulfilas noch 33 Jahre unter ihnen als ihr Bischof und Seelenhirt, als welcher er der im J. 360 zu Constantinopel abgehaltenen Kirchenversammlung beiwohnte und das arianische Glaubenshekenntniß, das schon im Jahre vorher zu Ariminum oder Rimini aufgestellt worden war, mitunterzeichnet.

Inzwischen hatte Athanarich, nachdem er mit Kaiser Valens gekämpft und im J. 370 Frieden geschlossen, unmittelbar darauf von 370–372 eine zweite Verfolgung über Frithigern's christliche Landsleute verhängt, in welcher abermals viele derselben freudig das Märtyrerthum eingingen, viele über die Donau und bis zum Eufrat versprengt wurden. Das uns überkommene Bruch

stück eines gothischen Kalenders oder Martyrologiums, ebenso die Lebensbeschreibungen der Heiligen (Acta Sanctorum) haben das Gedächtniß an die Verbrennung vieler gothischer Christen in einer Zeltkirche unter den Priestern Batwin und Vereka, nicht minder an 40 Jungfrauen, welche bei Beröa umgekommen sein sollen, sowie an den H. Sabas und die Priester Gudila und Sansala aufbewahrt, welcher leßterer erst 32 Jahre alt, im J. 372 in einen Fluß versenkt, mit größter Freudigkeit in den Tod gegangen sein soll. Athanarich hatte verlangt, daß die chriftlichen Gothen heidnisches Ochsenfleisch essen und ein Gößenbild, das er nach altheidnischer Weise auf einem Wagen zu den Zelten auch der Christen fahren ließ, verehren und anbeten sollten: wonach jeder, der sich dessen weigerte, in seiner Zelthütte verbrannt ward.

Frithigern, der auf solche Weise fortgesezt mit Athanarich kämpfen mußte, war inzwischen selbst Christ geworden, so daß er durch die christlichen Gothen sich zugleich gegen Jenen stärkte. Der plögliche Einbruch der Hunnen aber, welche über die Wolga zunächst auf die Alanen eindrangen, stürzte für den Augenblick alle ́neu entstandenen Verhältnisse, auch das große Gothenreich des Königs Ermanrich zusammen, so daß wie die Ostgothen nach dem Westen auswichen, auch Athanarich mit seinen Westgothen in das unzugängliche Hochland sich zurückzog, während Frithigern mit erneuter Gewährung des Kaisers Valens die große Menge seiner Westgothen, nur allein 200,000 waffenfähige Männer, über die Donau nach Thracien und Dacien hinüberführte, wo ihnen Ländereien und Lebensmittel vertheilt wurden. Auch Ulfilas war mit diesen hinübergegangen und fand hier ein erweitertes, weniger beunruhigtes Feld für seine Thätigkeit, während die Gothen bald, aufgereizt durch die unmenschliche Habgier und den Verrath der römischen Statthalter sich plößlich wieder zu den verheerendsten Raubzügen erhoben, denen zuleßt Valens selber entgegentreten zu müssen glaubte. Als er aber bei Adrianopel ungeduldig zur Schlacht drängte, sandte Frithigern nochmals seinen vertrautesten christlichen Priester (wen anders als Ulfilas!) zum Kaiser, um gegen ewiges Bündniß für sein Volk feste Wohnsiße in Thracien zu erlangen. Valens nahm den ihm wohlbekannten und von ihm hochverehrten Bischof mit aller Achtung auf, ging aber in die Wünsche des Gothenkönigs nicht mehr ein, sondern begann am andern Morgen (es war der 9. August des Jahres 378) die Schlacht, während welcher

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