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Frithigern noch einmal den Sühnevertrag anbot. Man kämpfte den ganzen Tag; mit einbrechender Nacht aber traf den Kaiser ein feindlicher Pfeil, daß man ihn in eine Hütte bringen mußte, in welcher er von den siegreichen Gothen mit seinem ganzen Gefolge verbrannt ward, zur Strafe dafür, wie die Kirchenschriftsteller sagen, daß der Arianer so viel Seelen dem ewigen Feuer überliefert habe. Die Gothen aber durchtobten nach dieser Niederlage der Gegner das griechische Reich bis zu den Mauern Constantinopels.

Während dieser entseßlichen Wirren war des gefallenen Valens Nachfolger Theodosius in Thessalonich krank liegend selber Christ geworden, hatte das nicäische Glaubensbekenntniß angenommen, den Arianern alle von ihnen bisher inne gehabten Kirchen zu räumen geboten und im Jahre 381 auf einer allgemeinen Kirchenversammlung jenes rechtgläubige Bekenntniß verkündigen lassen. Unruhen, welche darüber im ganzen Lande ausbrachen, nöthigten den Kaiser zwar, im J. 383 eine neue Kirchenversammlung auszuschreiben; aber auch auf dieser erlagen die Arianer wiederholt.

Da ging im J. 388 der greise gothische Bischof (noch einmal mit seinen Schülern Aurentius, Palladius 2c. nach Constantinopel, um für seine Gothen einzustehen und um ein gerechtes Urtheil auf einer dritten Kirchenversammlung zu bitten, welche ihm der Kaiser auch zusagte. Doch ward derselbe nur zu bald von den Anhängern des nicäischen Bekenntnisses wieder umgestimmt, so daß er jene Zusage durch ein Gesez vom 16. Juni auf dem Marsche gegen Marimus zurücknahm und alle Erörterung der Glaubenssäge durch Predigt 2c. verbot. Inzwischen hatten die Arianer der Hauptstadt, irregeleitet durch falsche Nachrichten, laut denen der Kaiser geschlagen sein sollte, so wie durch einen untergeschobenen kaiserlichen Befehl, das Haus des rechtgläubigen Bischofs Nectarius durch Feuer zerstört, so daß der Kaiser nun durch erneuten Befehl aus dem Felde die zugesagte Kirchenversammlung gänzlich verbot.

Da brach dem Ulfilas vor Bekümmerniß das Herz, er erkrankte und starb in der Mitte desselben Jahres 388 in seinem 70sten Lebensjahre in der Hauptstadt des griechischen Reichs, wo auch Athanarich verschieden war. Alle versammelten Bischöfe so wie viele Laien geleiteten den allgemein Verehrten zur wohlverdienten Ruhestätte.

Es ward ihm daselbst wohl kein Denkmal geseßt, dennoch aber

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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hat eins, das er sich selbst bei Lebzeiten noch bereitet hatte, wenn auch verlegt, alle zerstörenden Jahrhunderte überdauert, das ist seine Uebersehung der heiligen Schrift in die Sprache seines Volkes. Alle griechischen Kirchenschriftsteller nämlich stimmen darin überein, daß Ulfilas seinem Volke die Schriften des Aten wie des Neuen Bundes aus dem Griechischen übersezt habe, nur daß jene behaupten, die Bücher der Könige habe er unüberseßt gelassen, aus Besorgniß, sein an sich schon so kriegerisches Volk_dadurch noch fehdelustiger zu machen, während doch Spuren vorhanden sind, daß er die viel kampferfüllteren Bücher der Makkabäer übersetzt habe.

Im Jahre 1563 tauchten die ersten Gerüchte, Spuren und Proben einer in der Abtei Werden an der Ruhr, ungewiß woher, erhaltenen herrlichen, mit Gold- und Silberbuchstaben geschriebenen Handschrift der vier Evangelien in gothischer Sprache auf, welche nach mancherlei Schicksalen endlich im Jahre 1648, als die Schweden kurz vor dem Abschlusse des westfälischen Friedens den Hradschin bei Prag erstürmten, aus dem Schaße des Kaisers Rudolf II. als gute Beute nach Stockholm abgeführt ward, von wo die Königin Christina die Handschrift im J. 1669 nach Upsala schenkte.

Nach alter kirchlicher Ueberlieferung und Gewohnheit waren auch in ihr die vier Evangelien ursprünglich so geordnet gewesen, daß sich Matthäus, Johannes, Lucas, Marcus folgten, was die früheren Verluste von Anfangs- und Ausgangsblättern oder Bogen bei den einzelnen Evangelien erklärt. Seit 1563 aber bis 1599 (in welchem Jahre die Handschrift sich wohl schon in Prag befand) und wieder seit 1648 (selbst bis 1830) sind, wohl erkennbar, immer neue Beeinträchtigungen hinzugekommen, so daß von ursprünglichen 380 Blättern dermalen nur noch 177 übrig sind: eine unerseßliche Einbuße für die geschichtliche Erkenntniß unsrer Muttersprache, wie für die vergleichende Sprachforschung. Die Handschrift ist mit gewissenhaftem Fleiße (obschon nicht ohne mehrfache Schreibversehen, Zeilenübersprünge 2c.) mit ganz silbernen, in den Anfängen der Abschnitte selbst mit goldenen Buchstaben auf Purpurpergament geschrieben, wie ähnliche Silber- und Goldhandschriften (silberne auch auf schwarzgefärbtem Pergament) vorzugsweise der heiligen Schrift sich auch sonst noch zu Rom, Florenz, München, Straßburg, Paris 2c.) erhalten haben.

Grade vor hundert Jahren (1756) entdeckte Abt Knittel in der Bibliothek zu Wolfenbüttel Bruchstücke einer gothischen Uebersehung des Briefes an die Römer, wie solche in einer sichtlich aus Italien stammenden, im achten Jahrhundert etwa abgebimsten und wieder überschriebenen Handschrift, mit daneben stehender lateinischer Ueberseßung, sich befinden. Durfte mit Recht schon damals die Vermuthung ausgesprochen werden, daß auch diese Bruchstücke zu einer und derselben Ueberseßung mit den Evangelien aus Werden gehören möchten, so ward dafür doch erst größere Gewißheit gewonnen, als endlich im J. 1817 der frühere Abbate Angelo Maj zu Mailand, der später als Cardinal zu Rom starb, in der Büchersammlung zu Mailand eine Anzahl gleichfalls abgebimster und wieder überschriebener Handschriften, aus dem nahe gelegenen Kloster Bobbio, näher beachtete und in ihren untergelegenen, vielfach sehr verwischten Schriftzügen gothische Sprachdenkmäler, bei genauerer Prüfung aber, die Ueberseßung fast sämmtlicher paulinischer Briefe, so wie bedeutendere Bruchstücke von Schriften des Alten Bundes (Esra und Nehemia) erkannte. Dieser überraschende und für uns höchst erfreuliche Fund, der uns durch den Grafen L. D. Castiglioni in Mailand allmählich (von 1817-1835!) erschlossen ward, bekam eine erhöhte Bedeutung durch den Umstand, daß hier nicht nur der Brief an die Römer, durch das Wolfenbüttler Bruchstück zum Theil ergänzt, in ganz gleicher Ueberseßung zu Tage trat, sondern daß mehrere und grade die größeren der paulinischen Briefe in doppelten Handschriften aufbewahrt erschienen.

War durch jene wirklichen Bruchstücke des Alten Bundes, so wie durch andere später dazu gekommene Beweise, die Behauptung der griechischen Kirchenschriftsteller, daß die Gothen die ganze heilige Schrift in ihrer Muttersprache besessen hätten, auf das Glänzendste bestätigt worden, so sprach jene weitere Thatsache, daß wir es nur mit Einer und derselben gothischen Uebersehung zu thun hätten, um so mehr für die von vorn herein nahe gelegene Vermuthung, daß dieses eben die Ueberseyung sein müsse, welche jene Schriftsteller einstimmig dem Ulfilas zuschrieben. Außer jenen paulinischen Briefen befanden sich aber unter den mailändischen (und römischen) Blättern auch ziemlich erloschene Bruchstücke einer größeren, arianischen Auslegung des Evangelii Johannis in gothischer Sprache, mit eingeflochtenen Bekämpfungen kezerischer

Behauptungen des Sabellius und des Marcellus, welche Blätter der Unterzeichnete im Jahre 1833 an Ort und Stelle las und 1834 zu München herausgab. Auch die hier theils neu zugewonnenen, theils doppelt eintretenden Verse des Evangelii Johannis bestätigten abermals die große Thatsache, daß wir es hier überall nur mit Einem und demselben Terte der gothischen Bibelüberseßung zu thun haben.

Was schließlich die Bedeutung und den Werth dieser ulfilaischen Verdeutschung auch für das Verständniß des Urtextes betrifft, so haben stimmführende Sach- und Sprachkenner dem gothischen Bischofe bereits zur Genüge die gewissenhafteste Treue sowohl gegen die griechische Grundlage, als gegen den Geist seiner eigenen Muttersprache zuerkannt, so daß die gothische heilige Schrift in nicht wenigen Fällen, ja durchgehends eine treuere Abspiegelung des griechischen Bibeltertes, wie solcher wenigstens um die Mitte des vierten Jahrhunderts gestaltet gewesen sein mag oder sein muß, abzugeben im Stande ist, als selbst die an sich zum Theil älteren ägyptischen, syrischen und lateinischen Uebersehungen. Denn nur, wo der in den drei Hauptsprachen seiner Zeit wohl bewanderte Mann, dem Zwecke seiner besonnen von ihm im Auge behaltenen und trefflich gelösten Aufgabe gemäß, dem Geiste und Gefeße seiner Sprache huldigen mußte, wich er in Wortstellung und Sabgestaltung, und auch da noch durchsichtig, von der Anordnung des griechischen Urtertes ab; immer aber und überall ist diese seine gewissenhafte Verfahrungsweise bis ins Einzelnste durch die Lesarten irgend einer griechischen Handschrift belegt und wird dadurch wieder für den griechischen Grundtert belegend.

Nach allen diesen Thatsachen, die auf genauester Abwägung im Einzelnen beruhen, dürfte die Behauptung nicht zu gewagt erscheinen, daß man, unter angemessener Zuhülfenahme anderer Ueberseßungen und Anhaltepunkte, aus der gothischen Uebersegung des Ulfilas dreist einen griechischen Tert her- oder aufstellen könnte, wie solcher in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts in der Kirche zu Byzanz oder im Morgenlande in den meisten und besten Handschriften vorgelegen haben mag.

Wie groß in Wahrheit der Gewinn sein würde, welcher aus solcher Mühwaltung für das Verständniß der heiligen Schriften selbst erwartet werden dürfte, bleibt freilich eine andere Frage. Wenn der sel. Professor Lachmann in den Einleitungen zu seiner Ausgabe des griechischen Neuen Testamentes

eine Anzahl Stellen bezeichnet, welche er, so wie sie uns vorliegen, in Betreff richtiger Sinnauslegung fast für unheilbar erklärt, so erscheinen die meisten dieser Stellen (so viel uns ihrer im Gothischen erhalten sind) freilich auch schon bei Ulfilas so, wie fast sämmtliche uns zugänglichen griechischen Handschriften sie darbieten und wie sie demnach im vierten Jahrhundert bereits festgestanden haben müssen; möge dies nun mit dem genannten Gelehrten zu beklagen sein oder nicht.

H. F. Maßmann in Berlin.

134. Die gothischen Märtyrer Saba und Sansala.

12. April.

In der vorstehenden Lebensschilderung des ehrwürdigen Bischofs Ulfilas haben wir auch der zwei- und dreifachen Verfolgungen Erwähnung gethan, welche der noch heidnische König der Gothen Athanarich zwischen den Jahren 350-370 über seine zu Christen gewordenen Landsleute an der Donau unter ihrem Führer Frithigern verhängte, aus welchen Verfolgungen viele unverzagte Märtyrer des jungen Glaubens hervorgingen. Die Kirchengeschichtschreiber Sokrates und Sozomenos merken dabei besonders an, wie die Gothen, nachdem sie in der Einfalt ihres Gemüthes das Christenthum angenommen, alsbald auch für den neuen Glauben das Leben dieser Welt für nichts geachtet und mit Freuden dahin gegeben hätten, ja selbst wenn man sie vor Gericht nicht einmal zum Bekenntnisse habe kommen lassen, dennoch mit Standhaftigkeit in den Tod gegangen seien.

Wie man nach heidnischer Weise im germanischen Norden das Bild des Gottes Freyr auf einem Wagen herum führte1), dem die Bevölkerung mit Opfern zuströmte, so hatte auch Athanarich auf einem Wagen ein Gößenbild vor allen Hütten der vermeinten Christen umherführen lassen, damit sie gleich den Heiden anbeteten und Opfergaben herbeitrügen; denen aber, die sich weigerten, hatte er die Hütten über dem Kopf anzünden und sie mit ihnen verbrennen lassen; Andere, die sich zu einer Kirche geflüchtet hatten, wurden - Männer, Weiber, Kinder und Säuglinge — gleichfalls mit dieser verbrannt, und wer irgend seiner Kirche eine Gabe zum

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1) Gleichmäßig wie schon Tacitus von der Göttin Nerthus bei den Sueven am nordischen Meerbusen erzählt.

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