ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

fiz durch Servatius nach Mastricht verlegt worden sei, von wo jener Siß im 8. Jahrhundert nach Lüttich übertragen wurde. Richtig ist, daß zu einer Zeit, wo Mastricht als Bisthum galt, der tongernsche Name zur Bezeichnung des Sißes fortdauerte; ebenso auch zur Zeit, wo Lüttich zum Siße des Bisthums erhoben wurde. Offenbar wollten die Bischöfe, sowohl die bis zum 8. Jahrhundert in Mastricht, als die später in Lüttich angesessenen, sich als die Erben des alten durch Servatius berühmten tongernschen Episcopates darstellen und führten diesen Titel fort, obgleich sie den Siß gewechselt.

Der Ruf der Orthodorie, der sich an den Namen des Servatius in späteren Jahrhunderten knüpfte, hat denselben auch mit den Akten eines angeblich im J. 346 zu Cöln gehaltenen Concils verknüpft, welches den Cölner Bischof Euphrates wegen seiner arianischen Häresie abgesezt habe. Servatius soll nämlich von der gallischen Geistlichkeit bei Annäherung der Gefahr eines Hunneneinfalls zu einer Reise nach Rom aufgefordert sein, will sich aber dazu nur unter der Bedingung verstehen, daß vorher gegen den kezerischen Bischof zu Cöln eingeschritten werde, den er, wie er sagt, nicht in seinem Rücken wissen wolle. Ein Concil tritt nun zu Cöln zusammen; während eine mildere Partei nur auf Censur, nicht auf Abseßung anträgt, entscheidet das Votum des Servatius, daß Euphrates abgesezt wird. Servatius soll auch schon früher und zwar wiederholt, ja in Gegenwart des Athanasius dem Euphrates Vorstellungen gemacht haben.

Die früheren Biographien des Servatius wissen von diesen Vorgängen nichts. Es ist für den historischen Werth der Akten des Cölner Concils vom J. 346 ein sehr bedenkliches Zeichen, daß in einer Lebensbeschreibung des Bischofs Maximin von Trier, eines Zeitgenossen des Servatius, jener als Hauptperson bei der Absehung des Euphrates auftritt, von den Akten des Cölner Concils jedoch noch gar keine Rede ist. Erst in den späteren Zusäßen zu der Lebensbeschreibung des Servatius, welche im 13. Jahrhundert auftauchen, finden sich die Akten jenes Concils, und nun wird Servatius als die Hauptperson des Verfahrens gegen Euphrates in die Mitte gestellt.

Sollte einmal durch die Legende ein glänzender Sieg der Orthodorie über die arianische Keßerei in jenen Gegenden an den Ufern des Rheins im 4. Jahrhundert gefeiert werden, so war auf

der einen Seite Euphrates, Bischof von Cöln, der auf der Synode zu Sardica persönlich gegenwärtig gewesen und unter den Wortführern der Orthodorie hervorragte, ein glänzender Name, der zum Opfer gebracht werden konnte, während auf der andern Seite Servatius weit mehr noch als Maximin unter den Vorkämpfern für die Orthodorie hervorragte, und schließlich jener den Preis davontrug. W. Krafft in Bonn.

136. Martinus, Bischof von Tours.

11. November.

Zu der Zeit, da Kaiser Constantin der Gr. das Christenthum zur Staats-Religion erhob, wurde zu Sabaria in Pannonien (Ungarn) im Jahre 319 als Kind heidnischer Aeltern der Mann geboren, welcher zur Ausrottung des Heidenthums in Frankreich so Großes gethan und im ganzen Abendland, namentlich auch in Deutschland einen Namen erlangt hat, wie kein anderer Heiliger." Sein Vater war aus dem Mittelstande und schwang sich vom gemeinen Soldaten zum römischen Hauptmann auf. Nach etlichen Jahren wurde er nach Oberitalien verseßt und der junge Martinus, dessen Namen vom römischen Kriegsgotte Mars herkommt, sollte an den Ufern des Tessin zum Soldaten erzogen werden. Aber sein Gemüth neigte sich zu einem frommen Leben. Darum entwich er 10 Jahre alt aus der Militär-Schule und ließ sich unter die Katechismus-Schüler der christlichen Kirche aufnehmen. Ganz den heiligen Beschäftigungen hingegeben hatte der Knabe mit 12 Jahren keinen größern Wunsch, als Einsiedler zu werden oder wenigstens der Kirche zu dienen. In seinem 15. Jahre jedoch nahm ihn sein Vater mit Gewalt aus der Kirche und brachte ihn gefesselt zum Kriegsdienst. Da lebte er, ehe er getauft war, bereits wie ein Christ. Er begnügte sich mit nur einem Sclaven als Bedienten und diesen bediente er oft selber, indem er ihm die Stiefel auszog und reinigte, auch bei Tisch aufwartete. Den Soldaten-Sünden feind, keusch, mäßig, demüthig und geduldig, gütig und liebreich gegen seine Kameraden war er allgeehrt und geliebt. Mit dem Nothwendigsten zufrieden verwandte er seinen übrigen Sold zur Unterstüßung der Armen und Kleidung der Nackten. Den Kranken stand er persönlich bei. Damals geschah es, daß er mitten im

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

14

strengsten Winter bei außergewöhnlicher Kälte durch's Thor von Amiens marschirend einem nackten Armen begegnete. Alle ziehen an dem Bittenden vorüber. Da muß ich helfen, denkt Martinus. Aber er hat nichts als seine Waffen und seinen Soldatenmantel; seine übrige Habe war bereits verschenkt. So zieht er schnell das Schwert, zerschneidet den Mantel, schenkt die eine Hälfte dem Armen und wickelt sich nothdürftig in die andere. Darob hatten Manche ihren Spott, Andere, die besser hätten helfen können, wurden beschämt. In der folgenden Nacht aber erschien ihm Christus mit dem halben Mantel angethan und sprach laut zu den ihn begleitenden Engeln: Martinus, der Katechumene hat mich gekleidet.

Das gab ihm Muth, in seinem 22. Jahre sich zur Taufe zu melden. Nachdem er zur Fahne Christi geschworen, ließ er sich nur durch die Bitten seines Hauptmannes und Zeltgenossen bewegen, bei des Kaisers Fahnen noch zwei Jahre zu bleiben. Dann bat er um seinen Abschied und als Kaiser Julian, eben gegen die Vangionen ziehend, ihn dadurch zu halten suchte, daß er es für feig erklärte, am Tage vor der Schlacht aus dem Dienste zu treten, da erbot er sich in der Kraft des Herrn ganz allein dem Barbarenheere entgegen zu treten. Gott fügte es, daß lettere andern Tags um Frieden baten und Martinus wurde mit Ehren entlassen. Zunächst wandte er sich gen Poitiers zu dem Bischof Hilarius. Dem wurde er bald so lieb und werth, daß er ihn zum Diaconus haben wollte. Aber Martinus hielt sich dieses Amtes nicht würdig und ließ sich nur das um zwei Stufen niedrigere Amt eines Exorcisten gefallen. Als solcher hatte er im Auftrag des Bischofs den bösen Geist aus den Täuflingen durch sinnbildliches Anhauchen auszutreiben und den Besessenen täglich während des kirchlichen Fürgebetes die Hand aufzulegen.

Bald nachher erhielt er in einem Traume die Mahnung, seine Aeltern zu besuchen. In den Alpen fiel er unter die Räuber. Schon wollte der Eine ihm den Kopf spalten, da that der Andere Einhalt und führte in Hoffnung auf Lösegeld den armen Pilger gebunden mit fort. Unterwegs fragte der Räuber, wer er sei? „Ein Christ.“ Ob er sich fürchte? „O nein, denn Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Nur das mache ihn bange, daß der Räuber bei diesem Handwerk der Gnade Christi unwerth_sei.“ Nun entspann sich ein Zwiegespräch über Christus, der Räuber begann zu glauben und bat schließlich um Fürbitte beim Herrn. Zu

Christo bekehrt trat er in ein Kloster und erzählte oft mit Freuden, was er dem Martinus verdanke. Hinter Mailand kam es unserm Reisenden vor, als ob der Teufel ihm den Weg vertrete mit der Frage: Wohinaus?" Antwort: Wohin Gott mich ruft." Und wohin du gehst, Satan wird wider dich sein! „Aber der Herr ist bei mir, ich fürchte mich nicht, was kann mir ein Mensch thun“ entgegnete Martinus und die Erscheinung verschwand.

Zu Hause gelang ihm nur die Bekehrung seiner Mutter. Dafür wurde sein heiliger Wandel manchen Andern zum Heil. Damals war die Irrlehre des Arius, daß Christus nicht vom Vater in Ewigkeit geboren sei, allenthalben, namentlich in Jllyrien im Schwange. Dagegen erhob sich Martinus in heiligem Eifer und achtete nicht Schmach noch Pein im Streite gegen die irrgläubigen Geistlichen, welche ihn öffentlich mit Ruthen geißeln und aus der Stadt jagen ließen. So kehrte er nach Italien zurück und errichtete sich, weil Hilarius auch indessen auf Antrieb der Frrlehrer aus Gallien nach Phrygien verbannt war, in Mailand eine Einsiedelei. Aber auch von hier durch die Arianer vertrieben, zog er sich auf die Insel Gallinaria bei Genua zurück. Da lebte er in Gesellschaft eines frommen Priesters von Wurzeln und Kräutern. Der Genuß eines giftigen Krautes (Nießwurz) brachte ihn einmal in Lebensgefahr; aber aus des Todes Rachen half ihm sein Gebet.

Als Hilarius um 360 wieder heimkehren durfte, zog Martinus ihm nach. Herzlich von ihm aufgenommen, baute er sich unweit von Poitiers eine Einsiedelei, aus welcher das Kloster Licugé entstand; das älteste im gallischen Lande und eines der ältesten im ganzen Abendlande, da nur 40 Jahre früher Pachomius auf der Nilinsel Tabennä das allererste christliche Kloster im Morgenlande gestiftet hatte. Gallien war aber damals noch unter römischer Herrschaft und noch nicht von den Franken erobert, von denen es jezt den Namen Frankreich trägt. Zu jener Zeit wurde ein junger Heide, der des Martinus Katechismus-Unterricht besuchte, in Abwesenheit des Lehrers vom Fieber hingerafft, ehe er die Taufe erhalten. Am dritten Tage nach seinem Tode erst kehrte Martinus heim zu den, um den Jüngling trauernden Genossen. Erschüttert läßt er alle aus der Zelle gehen, verriegelt die Thüre und wirft sich wie einst Elias und Elisa über den Leichnam hin und betet so heiß, daß der Todte nach zwei Stunden allgemach die Glieder regt und die Augen aufschlägt. Martinus bricht darob

in lauten Dank aus, die Draußenstehenden dringen ein und sehen. das Wunder. Sofort wurde der vom Tode Erbetene getauft und noch lange Jahre lebte er als Erstlingszeuge der Gotteskraft, die in Martinus war. Der Jüngling aber erzählte, wie er sich im Todesschlafe vor den Richtstuhl Gottes und von da als ungetauft bereits zur Verdammniß geführt gesehen habe, als zwei Engel dem Richter ansagten, Martinus bitte für ihn, worauf die zwei Engel ihn wieder heraufführen und dem betenden Martinus übergeben mußten. Bald darauf brachte Martinus in gleicher Weise einen Sclaven, der sich selbst erhängt hatte, wieder zum Leben.

Kein Wunder, wenn ein solcher Mann fast den Aposteln gleich geachtet und nach dem Tode des Litorius zum Bischof in Tours begehrt wurde. Aber nichts vermochte ihn aus seiner Einsiedelei zu bringen. Da brauchte ein Bürger, Namens Ruricius die List, den Mann Gottes fußfällig um einen Besuch bei seiner Frau, die er als todtkrank ausgab, zu bitten. Nun kam Martinus heraus, Leute aber waren zum voraus längs des Weges so aufgestellt, daß er ihnen nicht entgehen konnte und bis in die Stadt folgen mußte. Eine unermeßliche Menge Volks aus Stadt und Land war zusammengeströmt und bezeichnete einmüthig den Martinus für den Würdigsten. Nur wenige, darunter etliche zur Wahl berufene Bischöfe, stießen sich an seiner unansehnlichen Figur, seiner geringen Kleidung und seinem ungepflegten Haare. Namentlich Einer, Namens Defensor, widerstand hartnäckig. Als nun der Vorleser, welcher den biblischen Abschnitt auf den Tag zu lesen hatte, vor dem Gedränge in der Kirche nicht zum Pulte durchdringen konnte, und einer der Umstehenden den Psalter ergriff, um das Erste Beste vorzulesen, da traf er den 3. Vers des Psalms, der in der damaligen lateinischen Bibel lautete:,,aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du mir ein Lob zugerichtet, daß du vertilgest den Feind und den Abwehrenden (defensorem)." Auf dieß Wort erhob alt und jung einen stürmischen Zuruf und der abwehrende Bischof Defensor mußte verstummen.

Am 4. Juli 371 zum Bischof von Tours gewählt, blieb er so demüthig und einfach, wie vorher. Eine Zeitlang wohnte er in einer, der Kirche angebauten Zelle, dann erbaute er sich, um dem Zudrang zu entgehen, eine stille Einsiedelei aus Holz an einem halbinselartig zwischen einer Felswand und einer Krümmung der Loire abgelegenen Orte, wohin nur ein schmaler Weg führte.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »