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wenn die Parteien sich untereinander selbst aufgerieben und damit einen Beweis von der Unhaltbarkeit des christlichen Glaubens überhaupt gegeben hätten. Nichtsdestoweniger konnte ein Charakter, wie der des Athanasius, nicht lange unangefochten bleiben unter der Regierung eines Kaisers, dessen Politik auf allmählige Unterdrückung des Christenthums ausging. Es mußte auch hier über kurz oder lang zu einem Conflicte kommen.

Inzwischen benüßte Athanasius die Gunst der Zeit, um, so viel an ihm lag, den Kirchenfrieden herzustellen. So unbeugsam er sich der Irrlehre gegenüber bewiesen hatte, während der Zeit des Kampfes, so bereit war er, die Frrenden wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen, wenn sie reuig zurückkehrten; namentlich sollten die blos Verführten mit Schonung behandelt und ihnen der Rücktritt in die Kirche und mithin auch in das Amt erleichtert werden. Dieß war der Zweck der von ihm im Jahre 362 eröffneten Synode von Alexandrien. Diese Mäßigung, obgleich sie von gewissen Eiferern mißbilligt wurde, war das beste Mittel, der Wahrheit zum endlichen Siege zu verhelfen. Nicht Rechthaberei, wie man ihm oft Schuld gegeben, sondern gewissenhaftes Halten an der einmal erkannten Wahrheit, verbunden mit dem aufrichtigen Wunsche, die Einheit des Glaubens verknüpft zu sehen durch ein dauerndes Band des Friedens war ein Grundzug in dem Wesen des Mannes. Sein höchstes Ziel, das er verfolgte, war nichts weniger, als eine blos äußere, todte Rechtgläubigkeit; seine Orthodorie war auf's Tiefste verwurzelt mit seiner innigsten christlichen Ueberzeugung, und für diese zu kämpfen und zu leiden, zeigte er sich auch jezt bereit. Sein Eifer für das Christenthum, den er der heidnischen Reaction Julians entgegenseßte, blieb nicht unbemerkt. Julian, seinen Einfluß besonders auf die heidnischen Frauen befürchtend, deren er einige getauft hatte, schickte ihn auf's Neue in die Verbannung, die vierte in seinem Leben! Doch dauerte diese nicht lange. Julian fiel (362) im Krieg wider die Perser, und Jovian rief den Verbannten wieder zurück. Allein unter Valens erhoben die Arianer noch einmal ihr Haupt, und zum fünften mal (367) traf den Vielgeprüften das Loos des Exils. Ueber 4 Monate hielt er sich im Grabe seines Vaters verborgen. Da ihn aber das Volk mit Ungestüm zurückverlangte und der Kaiser dem Ausbruch einer Empörung zuvorkommen wollte, gab er den Wünschen des Volkes nach. Athanasius konnte nun den Rest seiner

Jahre im ruhigen Besize seines Bisthums den innern Angelegenheiten der Kirche zuwenden. Seine Kraft war auch im höhern Alter nicht gebrochen, sie war durch den Kampf und die Unruhe desselben nur gestählt worden. Er starb im Jahr 373, nachdem er seinen alten treuen Gefährten, den Presbyter Petrus, zum Nachfolger in seinem Amte empfohlen hatte.

Und welches Bild sollen wir uns von dem Manne machen, der, man mag über die Natur des Kampfes, in dem er als Vorkämpfer erscheint, urtheilen wie man will, doch immer als Held sich erwiesen? Erwartet keine äußere Heldengestalt. Athanasius war klein von Statur, sein Körper abgezehrt von vielen Fasten und Nachtwachen, und doch lag in seinem Wesen etwas Gewaltiges, das auch den Gewaltigen der Zeit, das den römischen Imperatoren felbst, denen er entgegenstand, imponirte. Sein geistiges Bild spiegelt sich in seiner Geschichte und in seinen Schriften wieder. Man hat ihm Stolz, Härte, Eigensinn vorgeworfen. Sind es vielleicht nur die unrichtigen Benennungen für die Festigkeit seines Charakters, die Energie seines Glaubens? So viel ist gewiß, daß in derselben ehernen Brust, die er den Feinden seines Glaubens entgegenseßte, ein reiches Maaß von Liebe wohnte, mit der er seine Gemeinde, mit der er die ganze Kirche Christi betend auf dem Herzen trug. Für sich hat er nichts gesucht; wenn er in der Beurtheilung der Menschen und ihrer Gedanken, wenn er in der Wahl der Mittel, die Wahrheit zu lehren und zu fördern, nicht immer das Richtige getroffen, wenn er auf Bestimmungen der Lehre einen Werth gelegt, von denen das Innerste des Christenglaubens nicht so abhängig ist, als es ihm und seiner Zeit erscheinen mochte, wer möchte deßhalb mit ihm rechten? Ein Verzeichniß und eine Kritik seiner Schriften wird hier niemand erwarten. Nur das sei noch bemerkt, daß das kirchliche Glaubensbekenntniß, welches seinen Namen führt, das Symbolum Athanasianum, das mit den Worten beginnt: Quicunque vult salvus esse u. s. w. und das neben dem apostolischen und nicäischen Bekenntniß in der Zahl der ökumenischen Bekenntnisse erscheint, nicht von ihm, auch nicht zu seiner Zeit, sondern wenigstens zweihundert Jahre später in der abendländischen Kirche verfaßt ist. K. R. Hagenbach in Basel.

115. Hilarius, Bischof von Poitiers.

13. Januar.

Ziemlich in der Mitte zwischen den Städten Bordeaux und Orleans, liegt in einer bergichten und wasserreichen Gegend des westlichen Frankreich, am Fluß Vienne die Stadt Poitiers, die unter der Römerherrschaft Pictavium hieß und zu der Provinz Aquitanien gehörte. Daselbst ist im Anfang des vierten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung der heilige Hilarius geboren, der von 350 bis 368 den Bischofssiß seiner Vaterstadt zieren sollte. Sein Leben fiel in eine Zeit, die für die christliche Kirche im römischen Reiche große Entscheidungen herbeiführte. Gerade um die Zeit, in welcher er das bischöfliche Amt antrat, begann auch im Abendlande, besonders in Italien und Gallien unter eifriger Begünstigung von Seiten des Kaisers Constantius der Arianismus sein Haupt zu erheben und sich der Bischofssiße zu bemächtigen. Bei diesem Kampfe zwischen bischöflichem Recht und kaiserlicher Gewaltthat, zwischen Wahrheit und Irrthum, zwischen reiner Anbetung Jesu Christi, als des eingeborenen Sohnes Gottes, und Herabwürdigung seines heiligen Namens ist Hilarius von Poitiers der Athanafius des Abendlandes geworden und wir wollen versuchen, seinen hohen heiligen Charakter in wenigen Zügen jeßt faßlich zu zeichnen.

Ob Hilarius christliche Aeltern gehabt, ist zweifelhaft: jedenfalls haben sie bei der Erziehung mehr auf seine wissenschaftliche Ausbildung als auf seine Hinführung zu Christo gesehen und ihn nicht als Kind taufen lassen. Er ist nicht durch Gewöhnung Christ geworden, sondern durch das Bedürfniß des Herzens, und durch ernste Forschung des Geistes hat ihn der Herr zu sich gezogen. Wie vor ihm Justin der Märtyrer und viele Andere, so suchte er bei der Philosophie zuerst des Lebens Ziel und rechten Weg, blieb aber unbefriedigt. Nun kam er zur heiligen Schrift und sie brachte Licht in sein wohl vorbereitetes Gemüth. Schon der Name Jehova wirkte mächtig auf ihn und noch besser lernte er den in allem Wechsel sich selbst gleichen ewigen Gott aus den erhabenen Schilderungen der Propheten erkennen, besonders aus Jes. Cap. 40. Aber den Weg zum ewigen Leben fand er doch erst in der Menschwerdung des Sohnes Gottes und in der durch ihn uns erworbenen Macht Kinder Gottes zu werden (Joh. 1, 1-14.). Ehe er noch das

nicänische Glaubensbekenntniß kannte, hatte er aus der Erkenntniß Christi, die er in der heiligen Schrift gefunden, das apostolische Symbolum sich nicht anders gedeutet, als es die Väter in Nicäa gedeutet hatten. In seinem Glauben an die Gottheit Christi und die heilige Dreieinigkeit war nichts Angelerntes, kein bloßes Formelwesen: sondern er hatte durch Gottes Erleuchtung die volle Gewißheit aus dem eigenen Verständniß der heiligen Schrift geschöpft, die er ohne Vorurtheil mit voller Hingebung an das geoffenbarte Wort Gottes gelesen hatte. Dieß machte ihn so fest, so beredt und überzeugend, daß auch Gegner seine Schrift über die Dreieinigkeit, sein Hauptwerk, nicht ohne Wohlgefallen und Bewunderung lasen. Auch eine Auslegung des Evangeliums Matthäi schrieb er mit gleicher Ursprünglichkeit und Frische des Geistes, wenn auch seine Erklärungen nach der Sitte der damaligen Zeit viele willkührliche Allegorieen enthalten. In der Deutung der Psalmen, deren hebräischen Grundtert er nicht lesen konnte, hat er sich dagegen großentheils an den griechischen Kirchenlehrer Origenes angeschlossen.

Seine Größe liegt aber in seinem christlichen Charakter. Er war ein ganzer Christ und hat seine ganze feurige und thatkräftige Natur ohne allen Vorbehalt Christo ergeben, um ihm als Jünger nachzufolgen. Ohne diese Hingebung hätte er nicht so tief in die Erkenntniß Christi eindringen können: durch diese Hingebung aber wurde sein christlicher Wandel und seine bischöfliche Amtsführung auch ein Vorbild heldenmüthiger Selbstentäußerung. Der Geist Christi, der in den Gläubigen wohnt, kann überhaupt auf zwiefache Weise den alten Menschen sich unterthan machen: er kann ihn mehr als einen Feind oder mehr als ein verzogenes Kind behandeln: er kann die angeborne Natur mit heldenmüthiger Kraft brechen, oder er kann sie mit Schonung reinigen und umbilden. Jedoch darf das Eine nie ganz ohne das Andere sein: die bloße Bekämpfung der Natur ohne alle Schonung der anerschaffenen Kräfte und Triebe wird zur Härte; die schonende Umbildung ohne Ertödtung des fleischlichen Verderbens wird zur Schlaffheit. Wenn Hilarius zu weit gegangen ist, so hat er gewiß nicht in der Nachgiebigkeit gegen das Fleisch das Maaß überschritten. Er war schon verheirathet, ehe die große Entscheidung für Christum in seinem Herzen eintrat: nachher wäre er wohl schwerlich in die Ehe getreten. Er hatte eine Tochter, Namens Abra, die er zärtlich liebte, aber eben deswegen ganz von der Verwickelung mit dem irdischen Leben los

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zureißen bemüht war. Er hielt sie von der Verbindung mit einem edlen jungen Manne ab: er bewog sie sich alles Kleiderschmucks zu entledigen, und, als sie in alle diese Opfer eingewilligt hatte und ihr das Herz brach, freute er sich, daß sie von den Versuchungen dieser Welt erlöst zu Chrifto ging. Seine Gattin sehnte sich der Tochter bald nachzufolgen und er unterstüßte sie mit seiner Fürbitte in ihrem Gebete um eine baldige Auflösung: die Erhörung blieb nicht lange aus und er konnte sich, wie lieb er sie auch gehabt, auch ihres Todes freuen. Geseßt auch, daß Hilarius dabei von dem Irrthum nicht freizusprechen ist, dem fast alle Frommen jener Zeit unterlagen, als ob das Leibliche an sich selbst schon fündlich sei, und als ob das Leben im Geiste nicht bloß in der Verleugnung böser Fleischeslust, sondern in der Vernichtung des leiblichen Daseins bestehe, so zeigt sich doch darin eine bewunderungswürdige Kraft der Aufopferung, ein entschiedener Haß alles Sündlichen und ein kräftiger Glaube an das ewige Leben.

Durch das allgemeine Vertrauen seiner Vaterstadt war Hilarius um das Jahr 350 zum Bischof erwählt worden, ohne daß er, so viel wir wissen, schon vorher ein geistliches Amt als Diakonus oder Presbyter verwaltet hätte, so wie ohngefähr ein Viertel-Jahrhundert später Ambrosius in Mailand auch plößlich aus dem Laienftande zur bischöflichen Würde erhoben wurde. Mit großem Eifer nahm er sich seines Amtes und seiner Heerde an, ging aber bald schweren Prüfungen entgegen, da eben gleichzeitig der Kaiser Constans starb und Constantius alle seine Macht benußte, um dem arianischen Frrthum auch im Abendlande die Herrschaft zu verschaffen. Auch fehlte es nicht an einflußreichen Männern und Bischöfen, die aus eigener Ueberzeugung oder aus Ehrgeiz und Menschenfurcht die Irrlehre begünstigten, wie Saturninus, Bischof von Arles, und neben ihm ein Valens, ein Ursacius. Im August 353 wurde in Arles eine Kirchenversammlung veranstaltet, wo alle Bischöfe ein Verdammungs-Urtheil über Athanasius aussprechen und unterzeichnen sollten: Paulinus, Bischof von Trier, der sich dessen weigerte, wurde von der Synode abgeseßt, vom Kaiser verbannt, und ähnliche Strafen trafen nach einander mehrere rechtgläubige Bischöfe in Gallien. Zwei Jahre darauf erfolgte (355) eine ebenso tyrannische Synode in Mailand, wo der Kaiser seinen Willen zum Kirchengeseß machte und die Widerstrebenden mit größter Härte behandelte. Hilarius schloß nun im Verein mit andren

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