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daß er der Mutter nur den Leichnam brachte. Von diesen Schlägen schwer getroffen, führte von nun an die alte Königin ein immer stilleres Leben; in einfachem, wollenem Gewand, nur von Brod, Gemüse und Wasser sich nährend, versagte sie sich alle Freude des Daseins; ihr Herz wandte sich inniger zu Gott, dem sie in den Armen und Elenden diente; vielleicht sollten auch ihre Liebeswerke eine Sühne sein für die rohen Thaten der Rache, deren Sündhaftigkeit ihr jezt erst, in ihrer Verlassenheit, zum Bewußtsein kam. Ihren Schat erschöpfte sie durch Almosen für Nothleidende aller Art, und durch reiche Schenkungen an Kirchen und Klöster. Noch mit ihrem Gatten hatte sie zu Paris die den Aposteln, und später der h. Genovefa geweihte Kirche gebaut; jezt gründete sie zu Tours das Kloster des h. Petrus (später S. Petri puellarum), und zu Andely in der Gegend von Rouen, eine Kirche der heiligen Mutter. Um 540 starb sie zu Tours und ward zu Paris, in der Genovefakirche, neben ihrem Gatten beigeseßt. Als ihr Todestag ward der dritte Juni gefeiert. Alte Legenden erzählen von Wundern, die an ihrem Grabe geschehn, und von Erscheinungen und himmlischen Eingebungen, die sie, während ihres Lebens, gehabt haben soll. Man begreift, daß die französische katholische Kirche der Bekehrerin Chlodwigs, der der Besieger der Keßerei in Gallien wurde, hohe Ehre erwies, sie zur Heiligen erhob und ihr Wunder andichtete; allein im Lichte der Geschichte betrachtet, erscheint sie nicht anders, als wie wir sie geschildert haben, als ein Bild des Streites zwischen dem alten und dem neuen Geist, der innern Widersprüche zu Anfang der lange noch schwankenden Uebergangszeit von der germanischen Ungebundenheit zur christlichen Bildung und Milderung der Sitten. C. Schmidt in Straßburg.

154. Arnulf, Bischof von Mey.

18. Juli.

Im Reich der Franken jenseit des Rheins hatte die keltischrömische Bevölkerung den germanischen Staatsformen fich fügen müssen; dafür aber war der Trägerin der römischen Ueberlieferung und Bildung, der Kirche, von Anfang an dieselbe Herrschaft über die fränkischen Sieger zugefallen, welche sie später noch an so vielen andern Orten zu gewinnen verstand. Darum mußte auch, als es

galt, das zerfallende Reich aus den Händen seiner entarteten Herrscher zu retten, mit der Kirche im Bunde stehen, wer diesen Dienst der deutschen Nation und ihrer Zukunft leisten wollte. In der That sehen wir, während noch im Jahre 549 auf dem großen zu Orleans gehaltenen Concil der fränkischen Kirche unter 69 Bischöfen fich nur 8 germanisch-keltische Namen finden, seit dem Ende des Jahrhunderts auch die fränkische und die aus der Mischung der Stämme entstandene Aristokratie zu den geistlichen Würden sich drängen, und den Bischöfen, die in der vordersten Reihe der Kronvafallen standen, mußte in den politischen Kämpfen der Zeit ein Hauptantheil zufallen. In keinem stellt sich dieses Wechselverhältniß der kirchlichen und der politischen Macht so anschaulich dar, wie in dem großen Staatsmann, Bischof und Klausner Arnulf, dem Ahnherrn Karls des Großen. Leider berichtet der gleichzeitige Biograph, welchem Arnulfs Sohn Chlodulf, als der dritte Nachfolger seines Vaters auf dem bischöflichen Stuhle zu Meß, den Auftrag ertheilte, Arnulfs Leben zu schreiben, von dem Wirken des Bischofs und Staatsmanns nur wenig, weil dem beschränkten Mönch, der wesentlich erbauen will, der Einsiedler Arnulf wichtiger ist; aber auch das Wenige zwingt uns tiefe Achtung ab.

Arnulfs Jugend fällt in jene Schreckenszeit, welche allein schon durch die Namen Fredegunde und Brunhilde für immer gebrandmarkt ist. In Austrasien, dem Reiche Childeberts und seiner Mutter Brunhilde, vielleicht zu Lay bei Nancy, wurde er um das Jahr 582 als der Sohn vornehmer reichbegüterter Eltern aus fränkischem Geschlecht geboren. Nachdem er, in den Wissenschaften wohl unterrichtet, das reifere Alter erreicht hatte, wurde er dem ersten Hofund Staatsbeamten des Königreichs, dem Herzog Gundolf zur Einführung in die Staatsgeschäfte übergeben. Bald hob seine Tüchtigkeit im Felde und am Hof, unter König Theudebert II. (596-612), den jungen Mann zu hohen Würden: sechs Provinzen, welche vor ihm eben so viele königliche Haushofmeister verwaltet hatten, wurden ihm allein übertragen. Dem Drängen seiner Freunde und Verwandten nachgebend, nahm er die Tochter eines edlen Hauses zum Weibe, die ihm zwei Söhne, Chlodulf und Ansgisil, schenkte. Aber weder das Glück des Hauses noch der Glanz seiner einflußreichen Stellung gab dem, wie es scheint, für ein beschauliches Leben angelegten Arnulf volle Befriedigung: zu Zeiten dachte er mit seinem ascetischen Freunde Romarich an ein zurück

gezogenes Leben in dem berühmten Kloster Lerinum im Mittelmeer. Ist es ein Wunder, daß die Schrecknisse der wildbewegten Zeit ein ernstes Gemüth auch in innere Kämpfe führten, wie der von Arnulf berichtete, daß er einst einen Ring in die Mosel geworfen, um sein Wiederfinden als Zeichen erlangter Sündenvergebung zu betrachten; aus dem Bauche eines Fisches sei ihm derselbe wiedergebracht und seitdem in der Familie aufbewahrt worden? Nur der Wunsch des Königs erhielt den nach Ruhe sich sehnenden dem politischen Leben, das ihn schon frühe in enge Verbindung mit Pippin von Landen brachte. Als aber bei Erledigung des bischöflichen Stuhls von Mez, der Hauptstadt des Reichs, das Volk Arnulf dringend zum Bischof begehrte, weil es von seiner Freundschaft mit dem König und seiner Vertrautheit mit den geistlichen Amtshandlungen wußte, ließ ihn der Fürst das Pallium unter der Bedingung annehmen, daß er sein Haushofmeister auch fernerhin bliebe. Durch die geistliche Würde und sein segensreiches Wirken in den Augen des Volks noch höher stehend als zuvor, war der Bischof jezt wohl der einflußreichste unter den Großen des Landes; freilich auch der geplagteste, so daß Arnulf noch mehr denn früher sich nach der Einsamkeit sehnte und oft zu frommen Uebungen nach dem Hofgut Dodiniace am Fuße der Vogesen oder in das unfern Meß gelegene Calciacum sich zurückzog.

Der

Gleich Pippin hatte besonders Arnulf zum Sturz der wilden Brunhilde und dazu beigetragen, daß Chlothar II. das gesammte Frankenreich wieder unter einem Scepter vereinigte (613). König dankte dem Bischof dadurch, daß er ihm die Erziehung seines Sohnes Dagobert anvertraute und, als er an diesen 622 die Regierung Austrasiens abtrat, Arnulf mit Pippin zu des jungen Fürsten Beistand und Rathgeber ernannte. In dieser Stellung gelang es Arnulf, einen gefährlichen Störenfried im Reich, Chrodoald aus dem bairischen Herzogsgeschlecht der Agilulfinger, zu stürzen, auch eine Streitigkeit zwischen Vater und Sohn über den Umfang des Ostreichs im Westen und Süden, wo Chlothar eine Schmälerung zu Gunsten Burgunds beabsichtigte, in einem Schiedsgericht beizulegen, so daß Champagne und Lothringen für Dagoberts Reich erhalten blieb (625). Der junge König wußte auch wohl, was er an dem Bischof besaß: als dieser immer dringender, besonders unter Berufung auf seine Unfähigkeit zu predigen, die Entlassung begehrte, versuchte Dagobert ihn durch die Drohung, daß er seinen

Sohn tödten werde, ja durch Bedrohung seines eigenen Lebens zu schrecken. Aber der Heldenmuth des ehrwürdigen Mannes und die Fürsprache der Königin brachten den König zur Besinnung, und in Frieden wurde der treue Diener entlassen. Als er aus dem Palast trat, fand er die Thür umlagert von Lahmen, Blinden, Bettlern, Witwen und Waisen. Die riefen, wie sie ihn fahen: D frommer Hirte, was gehest du von uns? Wer wird sich nun unser erbarmen? Wer wird uns Nahrung und Kleidung geben? Wir bitten dich um Christi willen, verlaß uns nicht! Weinend und mit bewegter Stimme tröstete sie der Bischof: Gott wird euch einen Hirten geben, der euch fürder weiden und sich euer erbarmen soll, auch wenn ihr mich auf lange Zeit nicht mehr sehen werdet.

Auf die Kunde von Arnulfs Rücktritt machte sich sein Freund Romarich, der in den Vogesen an der obern Mosel das Kloster Remberg (Remiremont) gestiftet hatte, auf nach Met, ihn nach dieser Gott geweihten Stätte zu geleiten (zwischen 625 und 628). Hier verbrachte der des Weltlebens müde Mann den Abend seines Lebens, umgeben von wenigen Mönchen, in Niedrigkeit und stillem Gottesdienst. Als sein Ende nahte (um 640), sprach er zu Romarich: O du frommer, Gott wohlgefälliger Mann, flehe zu Christo, daß ich Gnade erlange; denn nichts Gutes habe ich gethan, so lange ich in der Welt lebte, sondern Sünden und Verbrechen drücken mich. Den Todten begrub Romarich unter geziemenden Ehren in Remberg; seine Leiche aber ließ Goerich, Arnulfs Nachfolger auf dem Bischofsstuhl zu Meg, acht Jahre darauf nach der Hauptstadt bringen, unter dem Zusammenströmen einer großen Menge Volks, das seinen Wohlthäter nicht vergessen hatte.

Die Aufgabe, in der schreckensreichen Zeit die rohe Gewalt zumal der Großen zu zügeln, dem niedern Volk ein Schirm und Schuß zu sein, der Gesittung und Geistesbildung eine wenn auch enge Zufluchtstätte zu bewahren, theilte Arnulf mit der Kirche, mit den besseren Geistlichen seiner Zeit überhaupt. Aber keiner kam ihm an Umfang und Tragweite des Einflusses im Staate gleich, und auch von den weltlichen Großen des Reichs überragt ihn keiner; mit dem größten, seinem Freunde und Genossen Pippin, hat er, durch die Verheirathung seines Sohnes Ansgisil mit Pippin's Tochter Begga, das Haus der Karolinger begründet.

J. Hartmann in Schönthal, jezt in Widdern in Württemberg.

155. Eligius, Bischof von Noyon.

1. December.

Eligius wurde im Jahre 588 n. Chr. G. im südlichen Gallien zu Chatelot, unweit Limoges am Ufer der Vienne geboren.1) Sein Vater gehörte einer von Alters christlichen Familie an. Vor seiner Geburt hatte seine Mutter einen bedeutsamen Traum. Sie sah einen schönen Adler über ihrem Bette schweben, der sie zu wiederholten Malen beim Namen rief und ihr etwas Herrliches, sie wußte nicht was, verkündigte. Da sie, in Folge einer schweren Geburt, dem Tode nahe war, wurde ein frommer Priester herbeigerufen, um für sie zu beten; und dieser, von jenem Traume hörend, beruhigte sie, indem er gleichsam prophetisch sagte, sie habe nichts zu fürchten, Gott wolle ihr großen Segen bereiten, ihr Kind werde ein heiliger, auserwählter Mann werden, ein großer Priester in der Kirche des Herrn.

Eligius wurde im katholischen Glauben streng erzogen und zeigte, als er in's Jünglingsalter trat, bei rastlosem Fleiße, eine bewundernswürdige Gewandtheit der Auffassung für die mannigfaltigsten Arbeiten. Deshalb that ihn der Vater in die Lehre zu einem geschickten Goldschmidt, der zu Limoges seine Werkstätte hatte, und sich mit Anfertigung der damals gangbaren Münzen beschäftigte. Hier erwarb Eligius bald eine namhafte Kunstfertigkeit, und wurde in seinem Kreise hochgeachtet. Denn mit einer liebenswürdigen Einfalt und Lauterkeit der Sitten verband er große Umsicht und Klugheit, und zeigte sich zu Allem geschickt; auch bemerkte man an ihm schon damals eine leichte und reine Ausdrucksweise. Den Gottesdienst besuchte er fleißig, prägte seinem Herzen ein, was er dabei vom Worte Gottes zu hören bekam, und fand darin reichen Stoff für seine stillen Betrachtungen. Nach einigen Jahren bot sich ihm die Veranlassung in das damalige große Frankenreich überzusiedeln, wo er längere Zeit bei einem Schahmeister des Königs arbeitete, und sich auch dort allgemeine Liebe erwarb. Der König der Franken, Chlotar II. wünschte einen goldenen, mit Edelsteinen verzierten Sessel zu besigen, fand aber Niemand, der ein solches Werk unternehmen konnte und wollte. Da wurde ihm

1) Die Provinz hieß zur Zeit Karls des Großen Aquitanien, später Güyenne, insbesondere Limousin. Jest liegt Limoges im Departement der Haute Vienne.

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