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hoffe, in Frieden zu fahren, der Verdammniß zu entgehen und mit allen Seligen in die Wohnungen des ewigen Friedens aufgenommen zu werden. So ließ er nicht ab mit inbrünstigem Flehen, bis er den letten Seufzer aushauchte, eine Stunde nach Mitternacht, am ersten December 659. Gegen Morgen kam die Königin Bathildis herbeigeeilt, mit ihren Söhnen und einem zahlreichen Gefolge, trostlos, ihn nicht mehr am Leben zu finden. Auch sie gab dem Entschlafenen alle Beweise der innigsten Verehrung und Liebe. Ueber den Ort, wo er bestattet werden sollte, entstand ein Wettstreit, ob in einem Lieblingskloster der Königin, oder zu Paris, oder zu Noyon. Endlich mußte man den stürmischen Bitten des Volkes nachgeben, und er wurde, wenige Tage später, unter großem Zudrang, tiefer Trauer, lauten Klagen und feierlichen Gesängen in der bischöflichen Kirche zu Noyon beigesett, und sein Grab mit einem kostbaren Denkmal geschmückt.

Wie schon bei Lebzeiten des Eligius, so knüpften sich auch nach seinem Tode an die Person dieses ausgezeichneten und einflußreichen Bischofs mannigfaltige Wundersagen. Wir sind gewöhnt und berechtigt, alle diese Legenden auf die Rechnung des Aberglaubens zu sehen, und als dem Worte Gottes fremd und zuwider zu verwerfen. Dies darf uns jedoch nicht verhindern, zugleich lebendige Zeugnisse darin zu erblicken von der Ehrerbietung, welche in jenen finstern aber glaubensvollen Zeiten das christliche Volk den auserwählten, gewaltigen Rüstzeugen der göttlichen Gnade zu widmen pflegte. Von diesem Standpunkte aus sollten wir Gott bitten, daß er fort und fort ähnliche Zeugen und Arbeiter in unsre Mitte senden, und denselben eben so eifrige Verehrer und Nachahmer erwecken wolle. Unsere Zeit bedarf, vielleicht mehr als irgend eine andere, solcher Männer, wie der Bischof Eligius war, zur Verbreitung und Vertiefung des christlichen Glaubens, zur Befestigung und Reinigung der christlichen Sitte, zur Sammlung neuer Gemeinen, zum Aufbau neuer Kirchen, zur Förderung aller Werke der inneren Mission, deren Träger damals insbesondre noch das Kloster war. Weniger Kritik und dogmatische Aengstlichkeit, mehr tiefe, treue, thatkräftige Frömmigkeit! Das wäre die Erhörung unsers täglichen Gebets: Dein Reich komme! A. Fournier in Berlin.

156. Balthilde, Gemahlin Chlodwigs II.

3. März.1)

Nicht alle die zahlreichen fränkischen Heiligen aus der rauhen merovingischen Zeit umstrahlt der Schein eines, im Bewußtsein der göttlichen Gnade, dem Evangelium geweihten Lebens. Neben kleinen Kindern, wie die siebenjährig gestorbene Radegunde, erscheinen, zum Staunen der Nachwelt, Bischöfe, deren Herz voll wilder Leidenschaft war, wie Leodegarius von Autun, Audoenus von Rouen, Reolus, Metropolitan von Reims. Doch ragen aus der Menge auch einige Gestalten hervor, die, wie unvollkommen auch ihr Glaube gewesen sein mag, sich dennoch wie Lichtbilder zeigen auf dem dunkeln Grunde dieser Jahrhunderte. Darunter sind mehrere Frauen, wie jene andre Radegunde, die fromme Gemahlin Lothars I., die sich zur Diakonissin weihen ließ, um den Armen und Kranken zu dienen, und Balthilde, die demüthige, milde Gattin Chlodwigs II. In ihnen sehn wir die Sanftmuth des weiblichen Gemüths, verschönert durch den Einfluß des Christenthums. Neben den düstern Königinnen Brunhilde und Fredegunde, selbst neben der noch so rachsüchtigen heiligen Chlotilde, machen sie einen freundlichen, lieblichen Eindruck.

Balthilde, oder Bathilde wie sie später auch genannt wurde, war von unbekannter Herkunft. Die Sage hat sich früh ihres Namens bemächtigt und allerlei Abenteuerliches über ihre erste Erscheinung unter den Franken gedichtet. Es wurde erzählt, sie sei die Tochter Beringers, eines fabelhaften Fürsten des Schwarzwaldes gewesen, sei von Chlodwig II. geraubt, und in Frankreich im Christenthum unterrichtet worden, worauf sie der König zum Weibe nahm. Nach Andern war ihr Vater ein König von Köln; während eines Spaziergangs außerhalb dieser Stadt, wurde sie von Sarazenen entführt, nach Syrien gebracht und dort von einem Franken losgekauft; Köln hatte aber nie einen besondern König, und die Sarazenen machten noch keine Streifzüge in's Abendland. Nur das ist wahr in diesen Sagen, daß Balthilde nicht zum Volke der Franken gehörte, sondern als geraubte Sklavin aus fremdem Lande kam. Diese Züge waren im Gedächtniß des Volkes geblieben und, bei der historischen und geographischen Un

1) Jhr Todestag ist der 30. Januar.

wissenheit des Mittel-Alters, wunderlich ausgeschmückt worden. In einer alten, kurz nach Balthildens Tode verfaßten Lebensbeschreibung, heißt es einfach, sie sei jung in einem überseeischen Lande geraubt und in Frankreich als Sklavin verkauft worden. Dieses überseeische Land war ohne Zweifel das von den Angelsachsen eroberte Britannien; es war nichts Seltenes damals, daß kühne Piraten an den Küsten landeten, um Beute und Menschen. zu entführen, welche Lettere sie als Sklaven verkauften. Als solche wurde nun Balthilde Eigenthum Erchinoalds, des Hausmaiers Chlodwigs II., des Königs von Neustrien. Chlodwig war ein Sohn Dagoberts, des leßten der Merovinger, der mit Kraft und Einsicht über sein unruhiges Volk zu herrschen gewußt hatte. Mit Chlodwig beginnt die Reihe der trägen, geistig und körperlich verdorbenen Fürsten, mit denen die alte Kraft des ersten fränkischen Königsstammes elend erlosch. Er war ein Kind, als er zum Throne gelangte; Jüngling geworden, ließ er die Sorge der Regierung seinem Hausmaier, um in schändlichen Ausschweifungen seine Jahre zu vergeuden. Bei Erchinoald sah er Balthilden; fie war schön, voll Verstand und natürlicher Würde, dabei demüthig und keusch; sicher war sie schon Christin als sie nach Frankreich kam; denn schon seit Ende des sechsten Jahrhunderts hatte das Evangelium angefangen sich unter den Angelsachsen zu verbreiten. Der König verlieh ihr das Amt einer Mundschenkin; Erchinoald selber wollte sie sich als Geliebte verbinden. Ernst wies sie aber diesen Antrag zurück, floh vor dem sie verfolgenden mächtigen Hausmaier, und erklärte zuleßt, lieber in ein Kloster gehn zu wollen, als ihrer reinen Ehre zu entsagen. Da entbrannte auch des Königs Liebe zu ihr; sie nahm sie jedoch nur an, unter der Bedingung seine Gattin zu werden. Vielleicht hoffte sie ihn zu einem bessern Leben bewegen zu können; sie empfahl ihm Ehrfurcht vor den Geistlichen und Milde gegen die Armen; er aber, der sich selber um nichts Sorge machen wollte, gab ihr den Abt Genesius, später Bischof von Lyon, zum Almosenier, zum Voraus Alles gut- . heißend was sie thun würde. Sie begann ein frommes, den Werken der Liebe gewidmetes Leben. Durch Genesius ließ sie zahlreiche Arme speisen und kleiden, und die Todten anständig begraben; in den damals so häufigen Hungersnöthen erwies fie sich als wohlthätige Helferin; Wittwen und Waisen verehrten sie als ihre Mutter; ihres frühern Standes eingedenk, kaufte sie

Tausende von Sklaven los, zog Viele derselben, die ihrem eigenen Volke angehörten, an ihren Hof oder ließ sie in Klöster aufnehmen, um sie vor Gewalt zu sichern.

Chlodwig starb um 656, kaum 22 Jahre alt. Balthilde hatte drei Söhne von ihm, Lothar, Childerich und Theodorich, sämmtlich noch Kinder. Die Franken übertrugen das Königthum Lothar, dem Aeltesten, um mit seiner Mutter, die von Großen und Volk geliebt war, zu regieren. Die drei Reiche, Neustrien, Austrasien und Burgund, die schon in den lezten Zeiten Chlodwigs II. unter einem Könige vereinigt waren, blieben es auch jezt noch einige Jahre lang. Erchinoald starb kurz nach seinem Herrn; zu seinem Nachfolger wählten die Franken Ebroin, einen Mann von mächtigem Sinn, von dem Schlage des ersten Chlodwig. Balthilde regierte unter seinem Einfluß. Es war kein leichtes Ding, die ehrgeißigen, reißbaren Franken an ein geordnetes Wesen gewöhnen und Frieden unter ihnen erhalten zu wollen. Ebroin versuchte mit Gewalt die Widerstrebenden niederzubeugen; die Königin wünschte aber durch andre Mittel die Gemüther zu einigen und die Sitten zu mildern; sie meinte es thun zu können, indem sie Bischöfe zu Rathe zog, wie Chrodobert von Paris und Audoenus (S. Quen) von Rouen; zugleich berief sie einen Mann an ihren Hof, der später in den fränkischen Verwirrungen eine bedeutende Rolle spielte. Es war Leodegar (S. Léger), seit einigen Jahren Abt des Klosters des h. Marentius. Er stand im Rufe, tüchtig und weise zu sein; Balthilde machte ihn zum Bischof von Autun. Ebenso unbeugsam wie Ebroin, dessen gefährlichster Gegner er ward, zeigte sich Leodegar mehr als germanischen Politiker und Kriegsmann, denn als christlichen Bischof. In den ersten Zeiten der fränkischen Herrschaft in Gallien waren die Bischöfe Römer oder Gallier gewesen, Männer, welche noch friedlichere Sitten hatten und denen Theologie und literarische Bildung nicht fremd waren. Bald aber gelangten auch vornehme Franken zu kirchlichen Würden, die ihnen Reichthum und Ansehn sicherten, zu denen sie aber, statt Kenntnissen und evangelischer Tugend, meist nur ihre ungezähmten Leidenschaften mitbrachten. Viele von ihnen hatten, bevor sie in den Dienst der Kirche traten, Hofämter versehn oder Heere befehligt und in Schlachten gekämpft. Daher geschah es daß, besonders unter Balthildens Regierung, die Bischöfe sich in die stets blutigen, politischen Händel

mischten, daß sie Komplotte schmiedeten und zu den Waffen griffen. Die Königin bemühte sich unter diesen rauhen Männern, die mit staunender Achtung zu der sanften Frau hinausblickten, Ordnung und Eintracht zu erhalten, und die Bischöfe zur Ausübung ihrer Hirtenpflichten in ihren Gemeinden zurückzuführen. Die zerrüttete Kirche suchte sie durch weise Maßregeln wieder zu regeln und zu beleben; sie verlangte strenge Beobachtung des wenig Jahre vorher gefaßten, aber immer übersehenen Beschlusses des Concils von Châlons von 644, gegen die Simonie, den Verkauf der geistlichen Aemter; sie wollte, daß Bischöfe und Aebte nicht ohne Noth die Sprengel und Klöster verließen, die ihrer Aufsicht anvertraut waren. Die von ihr an die Geistlichen deshalb erlassenen Schreiben fanden aber wenig Gehorsam; es fehlte ihr an Kraft ihrem Willen Nachdruck zu geben; Gewalt ließ sie ungern zu; Worte vermochten nichts; man verehrte die Königin, handelte aber nach Willkür in alter Ungebundenheit. Nur Eins war ihr möglich, die Ausübung der Barmherzigkeit an den Armen und Verlassenen und an denen, welche in jenen stürmischen Tagen sich nach Ruhe sehnten. An solche besonders dachte sie bei ihren freigebigen Schenkungen an zahlreiche Klöster. Große Ländereien, ausgedehnte Waldungen, königliche Villen kamen durch sie an die berühmten Klöster Lureuil in den Vogesen und Jumièges in der Diöcese von Rouen, an die Frauenklöster Joaire und Ste-Fare in der Diöcese von Meaux. Sie stiftete Corbie an der Somme unter dem Abte Teudofred, den sie aus Lureuil kommen ließ, und woraus unter Ludwig dem Frommen eine, unter dem Namen Corbeia nova durch ihre Gelehrsamkeit so bekannt gewordene Kolonie hervorging; um 662 gründete sie die Frauen-Abtei von Kala (Chelles) in der Nähe von Paris, wohin sie Bertilia aus Joaire als Aebtissin berief; dieser, später heiliggesprochenen Frau, empfahl sie vor Allem Sorge für Arme und Reisende. Sie wachte ferner über die Handhabung des von dem schon genannten Concil von Châlons erlassenen Verbots, Sklaven in's Ausland zu verkaufen, aus Furcht sie möchten immer im Stande der Dienstbarkeit bleiben oder in die Hände von Juden oder Heiden kommen; sie bestrebte sich dem alten barbarischen Gebrauche ein Ende zu machen, nach dem ein Vater seine Kinder eher der Knechtschaft oder dem Tode Preis gab, als Abgaben zu bezahlen, die freilich oft ungerecht und schwer genug waren. Mit inniger Verehrung

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