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als der allgemeinen Kirchensprache sich bedienten, und daß sie des Zusammenhangs mit einem größeren Kirchenkörper bedurften, wie sie denn aus dem südlichen Gallien die Elemente ihres geistlichen Lebens und ihrer gelehrten Bildung noch im fünften Jahrhundert geschöpft hatten. Aber das dunkle Gefühl einer bitteren Wahrheit schärft nur den Widerstand. Der König Ethelbert veranstaltete im Jahre 601 eine Zusammenkunft zwischen dem Abt des Klosters Bangor, das im westlichen Britannien in der Nähe von Chester der Insel Angelsey gegenüber lag, und dem Erzbischof Augustin: der Ort der Zusammenkunft war ziemlich in der Mitte des Wegs, den beide zu machen hatten, in der Gegend von Worchester unter einer Eiche, welche deshalb Augustins-Eiche benannt worden ist. Der Abt von Bangor, Dinooth genannt, soll vorher das schriftliche Ansinnen der Unterordnung mit einer Erklärung in altbritischer Sprache folgenden Inhalts zurückgewiesen haben: „Es sei euch kund und unzweifelhaft, daß wir allesammt und jeglicher insonderheit gehorsam und unterthan sind der Kirche Gottes, dem Papst zu Rom und jedem wahren und frommen Christen, um jeden nach seinem Stande in vollkommener Liebe zu lieben und zu jedes Beistand uns mit Wort und That als Kinder Gottes zu beweisen. Und ich weiß nichts davon, daß man einen andern Gehorsam als diesen dem schuldig sei, den ihr Papst nennt, noch daß er ein Recht habe und fordern dürfe, Vater der Väter zu heißen. Aber jenen Gehorsam sind wir bereit ihm und jedem Christen allezeit zu geben und zu leisten. Uebrigens stehen wir unter der Leitung des Bischofs Caerlio auf Osca, der unter Gott uns zu beaufsichtigen hat, daß wir den geistlichen Weg inne halten." Sollte auch diese Erklärung nicht ächt sein, so drückt sie wenigstens ziemlich richtig den unabhängigen Sinn jener,,Gottesmänner" aus, wie er sich auch in den folgenden Verhandlungen unter der Augustins-Eiche bewiesen hat.

Augustin richtete nach einem langen Vortrag weder mit Bitten, noch mit Ermahnungen, noch mit Scheltworten etwas aus, die er und seine Begleiter verschwendeten: die Britten beriefen sich auf ihre Ueberlieferungen. Um dem langen mühseligen Streit ein Ende zu machen, schlug er endlich ein Gottesurtheil vor, das ganz im Geiste seiner Zeit war. Ein Kranker soll herbeigeschafft werden und wer durch sein Gebet ihn heilet, dessen Glaube und Werk soll als Gott wohlgefällig und Alle zur Nachfolge bindend aner

kannt werden. Die Gegner gehen, wiewohl ungern, darauf ein, und man bringt einen Blinden von der Nation der Angeln. Die Britten versuchen vergeblich die Heilung: Augustin heilt ihn durch sein brünstiges Gebet. Nun erkennen die Britten an, daß der Weg des Heils, den Augustinus predige, der rechte sei, aber sie könnten nicht ohne die Einstimmung ihrer Kirchengenossen ihre alten Sitten verlassen. Es solle eine zweite Zusammenkunft veranstaltet werden, bei welcher ihre Parthei zahlreicher vertreten sei. Bei dieser zweiten Zusammenkunft (im J. 603?) erschien Dinooth mit sieben britischen Bischöfen und mehreren ihrer gelehrtesten Männer aus dem Kloster Bangor. Unterwegs besuchten sie einen wegen seiner Heiligkeit und Weisheit berühmten Einsiedler und befragten ihn, ob sie gegen Augustins Lehre ihre Ueberlieferungen verlassen sollten. Er erwiderte:,,Wenn er ein Mann Gottes ist, so folgt ihm.",,Und woraus sollen wir dieß erkennen?" sagten sie. Er versezte: „Der Herr spricht: Nehmet mein Joch auf euch und lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig. Wenn also Augustinus sanftmüthig und von Herzen demüthig ist, so kann man glauben, daß er das Joch Christi selbst trägt und Andern tragen lehrt. Ist er aber hart und stolz, so ist er nicht von Gott und seine Worte gehen uns nicht an.“ Darauf Jene: „Und wie können wir dieß erproben?“ ,,Richtet es so ein, - sprach er, daß Jener mit seinen Begleitern früher als ihr zu dem Ort der Unterredung kommt und, wenn er bei eurer Annäherung aufsteht, so wisset, daß er ein Diener Christi ist, und hört ihn willig an: verachtet er euch aber und will nicht vor euch aufstehn, da ihr doch die Mehrzahl seid, so verachtet ihn auch." Dieser Rath wurde befolgt und Augustin stand nicht vor ihnen auf, um seiner erzbischöflichen Stellung nichts zu vergeben. Das nahmen sie ihm übel, warfen ihm Stolz vor und beflissen sich, ihm in Allem zu widersprechen. Er aber sprach mild zu ihnen: „Obwohl ihr in vielen Stücken unserer Gewohnheit, ja dem Gebrauch der allgemeinen Kirche zuwider handelt, so will ich doch Alles gern mir gefallen lassen, wenn ihr nur in diesen drei Dingen mir folgen wollt: 1) das Pascha zur richtigen Zeit zu feiern; 2) die Taufe, das Sacrament der Wiedergeburt, nach dem Gebrauch der heiligen apostolischen römischen Kirche zu verwalten; 3) den Angeln vereint mit uns das Evangelium zu predigen." Aber sie verweigerten Alles und sagten unter einander: „da er

nicht hat vor uns aufstehn wollen, so wird er uns erst recht gering schäßen, wenn wir uns ihm erst als unserm Erzbischof unterworfen haben." Da brach endlich Augustin die Unterhandlung mit den weissagenden Worten ab:,,Wenn ihr den Frieden mit den Brüdern nicht nehmen wollt, so werdet ihr Krieg von euren Feinden nehmen müssen, und wenn ihr den Angeln den Weg des Lebens nicht predigen wollt, so werdet ihr zur Strafe von ihrer Hand den Tod erleiden." Es gehörte in der That nur ein gesunder Blick in die damaligen Verhältnisse der Britten dazu, um dieß voraus zu sehen. Aber es geschah in so auffallender Weise, daß man um so mehr den Finger Gottes darin erkennen mußte. Augustin starb im J. 605. Aber acht Jahre später, etwa zehn Jahre nach jener unfruchtbaren Zusammenkunft überfiel der heidnische König Ethelfried von Northumbrien die Britten mit großer Heeresmacht. Die britischen Priester und die Mönche von Bangor fasteten drei Tage, versammelten sich dann auf freiem Felde und riefen Gott um Sieg für die Ihrigen an. Das Heer der Britten wurde geschlagen und, als der Sieger vernahm, wie die Mönche wider ihn gebetet, rief er aus: „Nun wenn sie wider uns zu Gott schreien, wahrlich, so kämpfen sie auch gegen uns, wenn sie auch keine Waffen tragen." Er ließ sie sämmtlich niederhauen, an 1200 Männer, und Bangor wurde zerstört.

Später haben britische Mönche von der Insel Hy (Jona) den Northumbriern unter dem frommen König Oswald diese grausame That durch die Predigt des Evangeliums christlich vergolten und noch später, im J. 664 erfolgte die friedliche Vereinigung zwischen den britischen und römischen Christen. Das Evangelium trug unter den Angelsachsen herrliche Früchte: aber nach einigen. Jahrhunderten thaten die Normannen ihnen, wie sie den alten Britten gethan.

Diejenigen, welche darüber grollen, daß die Geschichte des Reiches Gottes nicht nach ihrem Kopfe gehet, verkleinern die Wohlthat, welche der treue Knecht Augustinus den Angeln gebracht, weil er zugleich die angelsächsische Kirche dem römischen Papst unterworfen hat, ohne zu bedenken, daß die Kämpfe mit Rom später ebenfalls zur Stärkung und Erhebung des englischen Volkes dienen mußten. Man grolle doch gegen die Sünde, auf welcher Seite sie auch sei: Gott wird richten. Aber gesegnet ist jeder Mann, der einem heidnischen Volke den Glauben an den

Weltheiland bringt: gesegnet ist auch mit Recht der Name Augustins, des ersten Bischofs von Canterbury. „Er hat gethan, was er gekonnt" (Marc. 14, 8).

H. E. Schmieder in Wittenberg.

159. König Ethelbert

und das Christenthum unter den Angelsachsen.
24. Februar.

Das celtische Volk der Briten, in grauer Vorzeit von den Abdachungen des Himalaya auf die ferne Westinsel gewandert, war längst für die Religion des Kreuzes gewonnen, als die germanischen Stämme der Jüten, Angeln und Sachsen, in der Hand das Schwert der Eroberer nach Britannien überfuhren (445). Ein lockender Preis winkte ihnen: war doch unter Nero schon London, schon vor Constantius York ein hochwichtiger Plaß. Das Christenthum aber mit seinen auch irdischen Segnungen hatte seit Constantin, wie sonst auch hier seine gesicherte Stätte.

Die Römer waren bereits abgezogen (427), als die Deutschen kamen: unter Hengist und Horsa. Ein vielfach entartetes Christenthum fanden sie freilich bei den Briten, die immer mehr in die westlichen Berge zurückgingen. Anderthalb Jahrhunderte haben die Deutschen dort als Heiden gehaust, Erinnerungen lassend ihren christlichen Nachkommen: den Stein des Horsa sieht noch Beda der Ehrwürdige in dem östlichen Kent (731). Die frohe Botschaft endlich kommt den Heiden von Rom (597): von den tief verfeindeten Nachbarn hatten sie sie nicht nehmen wollen. Ethelbert von Kent wird nun der erste christliche König. Ein junger Kriegsheld hatte Ethelbert bereits seine Herrschaft über die östlichen Angelsachsen bis an den Humber ausgedehnt, da suchte er, seine Macht zu stärken, auch die Freundschaft des Auslands. Bertha, Chilperichs Nichte, eine Nachkommin jenes Chlodowech, der einst seinen stolzen Nacken vor Bischof Remigius gebeugt hatte (496), wurde das Weib seiner Wahl. Zwar Berthas Dheim wollte zunächst von der heidnischen Verwandtschaft nichts wissen. Als aber Ethelbert ihr freie Uebung des väterlichen Glaubens zusicherte, wurde die Heirath vollzogen. Liudhard, ein fränkischer Bischof, durfte die Princessin begleiten und in dem heidnischen Albion selbst

ein christliches Kirchlein einweihen. Das längst vorhandene, aber Lange unbenußte Gotteshaus trug den Namen des heiligen Martin, (geb. 336), dessen in den Römertagen weit verbreiteter Cultus auch nach Britannien verpflanzt war. —

So stand es, als (597) jene vierzig römischen Mönche auf der Insel Thanet landeten, in der Gegend des heutigen Ramsgate 1). Eine Thür schien aufgethan, aber ungebrochen war zunächst das altgermanische Heidenthum.

Wuotan galt dort, zwar nicht als Schöpfer, doch als Ordner der Welt, zugleich als Kriegsgott und Stammvater der Könige. Wie der Moloch Phöniciens liebt er die Menschenopfer; und die im Kampf Erschlagenen nimmt er in Walhalla auf. Und wie der Gott, so die Menschen: Krieg ist ihre Lust; Seeräuberleben hat ihnen die Kunde von diesen „weißen Küsten“ vermittelt; Straßenraub gilt ihnen für viel edler als Diebstahl. Auch beim Trunk und Würfelspiel erwacht die alte „Wilde": Mord und Todtschlag bezeichnet nicht selten das Ende ihres Zechens. Ihre Kleidung find Thierselle; in der Neujahrsnacht gar treiben sie seltsamen Mummenschanz: Hirsch- und Schaf- und Kalbsköpfe zieren da die feiernden Helden. Ihre Begriffe von Schönheit sind feltsam: fie rißen die Haut auf und gießen farbige Stoffe hinein in die Wunden, wie so viele Heiden von heute. Ihre Speise sind Fische, die sie ungeschickt fangen, und zumal das leckere Pferdefleisch, dem Augustin hier in England, wie später dem Ansgar in Schweden ein Anstoß. Ihr Getränk ist der Meth, denn der Wein ist gar kostbar, er ist Göttergetränk und nur selten die Labe der Helden. — Ihre Wohnungen sind schlechte hölzerne Häuser, ihre Städte sind klein. Auch von Lese- und Schreibekunst haben sie noch nichts erfahren.

Gleichwohl köstlich ist die natürliche Ausrüstung dieses angelsächsischen Volksstammes. Mochte Ovid immerhin ihre Urväter geschmäht haben, die noch in Deutschland saßen, „ihre rohen Züge, bedeckt von langem Haar"; gerechter, wie es scheint, wußte Bischof Gregor zu rühmen das „engelgleiche Angesicht, umspielt von blonden Locken." Dazu ist Scheu vor den Frauen und Gastfreundschaft ihr altgermanisches Erötheil. Selbst Kunstanfänge find bei ihnen zu finden. Gesänge in Stabreimen sind bei ihnen in Umlauf. Bei ihren Gelagen,,wecket der Kriegsmann die Leier und

1) S. oben S. 344,

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