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Columban gehörte zu jenen tiefen, geistlichen Naturen, in welchen das Leben Christi eine feste Wurzel schlägt. Das ist gerade so anziehend an ihm zu sehen, wie die tiefe Andacht eines stillen Gemüthes mit der mächtig nach außen hin wirkenden Kraft verbunden ist; das ist ein klarer Beweis, wie fest der Sinn in Gott gegründet, wie gesund die christliche Einfalt eines solchen Lebens ist. Oft ging er mit seiner Bibel tiefer in den Wald hinein, las und meditirte gehend oder ließ sich mit dem Buche auf einem hohlen Baumstamm nieder. An Sonn- und Festtagen zog er sich gern in Felsenhöhlen oder an andere einsame Pläge zurück und gab sich hier ganz dem Gebete und dem Nachdenken über göttliche Dinge hin. Sein Glaube und seine Frömmigkeit ruhten nicht auf Menschensaßungen, sondern rein auf dem Worte der heiligen Schrift; daraus zog er die Nahrung seines inneren Lebens, auf daß Christus in ihm eine Gestalt gewinne. Und diese unmittelbare Beziehung zu dem Herrn, der in seiner Kirche waltet und in seinen Gläubigen lebt, war die wesentlichste Erscheinung seines Charakters. Darum waren auch Selbstverleugnung, demüthige Hingabe und Gehorsam gegen den göttlichen Willen in Chrifto die Seele seines Lebens.,,Der tritt die Welt zu Boden", sagt er, wer sich selbst überwindet. Keiner, der sich selbst schont, kann die Welt hassen. In seinem eigenen Inneren allein liebt oder haßt er die Welt. Keiner kann sich selbst absterben, wenn nicht Christus in ihm lebt. Wenn aber Christus in ihm ist, kann er nicht sich selbst leben. Lebe in Christo, damit Chriftus in dir lebe. Mit Gewalt müssen wir jezt das Himmelreich an uns reißen, indem wir nicht nur von unseren Widersachern, sondern am heftigsten von uns selbst bes kämpft werden. Wenn du dich selbst besiegt hast, bist du der Sieger über Alle.“

Freilich konnte ihm, der herrschenden Rohheit gegenüber, wohl begegnen, daß die Demuth sich auf den falschen theokratischen Standpunkt des Gesezes bisweilen zurückverseßte, als ob der Christ, der die Gnade der Wiedergeburt zu einem neuen Leben empfangen hat, noch unter den Pflegern und Vormündern stehe. Nach dieser Seite hin gab er zwar seinem Orden eine überaus strenge sittliche Regel, damit das Leben in demselben bei dem herrschenden Mangel an Zucht im Volke nicht auch verwildere. Indessen wollte er doch nimmermehr, daß die strenge Zucht eine unerträgliche Last werden solle, die alles Leben ersticke; vielmehr forderte er, daß Alles, auch

was zunächst Aufgabe des Geseßes war, durch den Geist hingebender Liebe zur Natur werde. Ehrwürdig erscheint dabei jedenfalls sein Streben, mitten im Kampfe mit der rohen Natur das Bedürfniß des inneren Menschen und das ewige Heil seiner Seele festzuhalten und jenen täglichen Kampf unter schwerer Arbeit und irdischer Sorge als Uebungsmittel der Selbstverleugnung, des dienenden Gehorsams und des Gottvertrauens zu benußen. „Gott wird erkannt mit dem frommen Glauben eines reinen Herzens und nicht mit unreinem und eitlem Gerede. Willst du mit deinen Grübeleien den Unaussprechlichen erforschen, so wird die Weisheit noch ferner von dir sein als sie war; ergreifst du ihn hingegen mit dem Glauben, so wird die Weisheit vor deiner Thür stehen." Das lezte Ziel lag ihm nicht im Geseße, sondern in der Gnade Gottes, die in Christo erschienen ist; das wahre Leben lag ihm in der Liebe zu dem, der uns zuerst geliebet.,,Unser ganzes Leben ist wie die Wanderschaft eines einzigen Tages. Das Erste für uns ist, hienieden nichts zu lieben, sondern nur, was droben ist, zu lieben, nur nach dem, was droben ist, zu verlangen, nur auf das, was droben ist, zu sinnen, nur droben das Vaterland zu suchen, wo der Vater ist. Die Liebe ist keine Arbeit, es ist vielmehr etwas Süßes, Heilsames, Gesundmachendes für das Herz. Wenn das Herz nicht an Sünden krank ist, so ist dessen Gesundheit die Liebe."

Auf diesen Grundlagen eröffnet sich für uns denn auch der Einblick in den wahrhaft evangelischen Charakter seines Strebens; hier erscheint er voll kühnen Muthes und selbständiger Freiheit in einer für seine Zeit und Stellung großartigen Weise. In solchem Sinne hat er sich vor den römischen Bischöfen Gregor I. und Bonifaz IV. in ehrerbietiger Freimüthigkeit ausgesprochen. Wir wissen, daß verschiedene Streitigkeiten, auch noch am Ende seines Lebens die Veranlassung zu einer bedrohlichen Kirchenspaltung, sein ernst mahnendes Wort zum Frieden hervorriefen.,,Das ist spricht er zum Papste der rechte Schlüsselträger des Himmelreichs, wer durch die wahre Erkenntniß ihn dem Würdigen öffnet und dem Unwürdigen schließt." Er wußte daher auch, daß der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, die Geburtsstätte wahrhaftigen Lebens sei. „Kehret schnell zur Eintracht zurück,“ fährt er weiter fort, und verfolgt nicht alte Streitigkeiten, sondern schweigt vielmehr und übergebt die Streitigkeit ewiger Vergessenheit. Ist etwas zweifelhaft, so stellet es der göttlichen Entscheidung anheim; was

aber offenbar ist, worüber Menschen urtheilen können, darüber richtet recht ohne Ansehen der Person. Erkennet einander gegenseitig an, daß Freude sei im Himmel und auf Erden über euren Frieden und über eure Vereinigung. Ich weiß nicht, wie ein Christ mit dem Christen über den Glauben streiten kann. Was der rechtgläubige Christ, der auf die rechte Weise den Herrn preist, sagen mag, so wird der Andere Amen dazu sagen, weil beide an dasselbe glauben und dasselbe lieben."

Und über dem Leben und Wirken Columbans erhebt sich in einfacher Wahrheit das Zeugniß der Schrift (Dan. 12, 3): Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. Friedr. Lübker in Parchim, zuleßt in Flensburg †.

164. all u 8.

16. October.

Es mögen nun bald dreizehn Jahrhunderte vorüber sein, seit ein Häuschen frommer Männer, deren Führer Columban hieß, aus dem fernen Westen, dem Ende der damals bekannten Welt, sich nach Often aufmachte, um das Licht des Christenthums in das Herz unsers Welttheiles zu tragen. Aus jenem Irland, dem grünen Erin, das in unsern Tageń so elend, in bürgerlicher und geistiger Beziehung fast unheilbar versunken ist, machten sie sich auf und begaben sich zuerst in das Kloster Bangor in Wales unter die Leitung des trefflichen Abtes Comgall. Dann zogen sie dem Kanal zu und durch der Franken Reich in's Wasgau, wo sie sich niederließen. Aber um ihrer Standhaftigkeit im Guten willen vertrieben, wandten sie sich dem südlichen Mamannien zu. Den ersten Versuch zur Christianisirung der östlichen Schweiz machten sie in Tuggen, nahe dem südöstlichen Ende des Zürichsees. Die rohen Alamannen, bei denen traurige Leibeigenschaft und Menschenopfer den Grad der Versunkenheit bezeichneten, wollten von ihren Gößen nicht lassen, mißhandelten die eifrigen Boten des neuen Gottes, und diese wichen endlich an den Bodensee. In der Gegend von Bregenz seßten sie ihr Werk fort, aber auch da verdrängte sie rohe Macht, gereizt durch den Eifer, mit dem sie Gößenthum und Schlechtigkeit bekämpften. Columban zog mit der Mehrzahl seiner Schüler in's

Hochgebirge, um über dasselbe nach dem nördlichen Italien zu gelangen. Gallus, einer seiner liebsten Schüler, ein schon bejahrter Mann, wollte zurückbleiben, mußte wohl wegen Krankheit, und Columban ließ ihm, wenn auch ungern, zwei jüngere Brüder als Gehülfen zurück. In Arbon, einer einst römischen Kolonie in der fruchtbarsten Gegend am Bodensee, beim dortigen Helfer der Kirche, erholte sich Gallus. Eingedenk seiner Gelübde, der Aufgabe seines Lebens, forschte er nach irgend einer Stelle des Landes, wo er dem Evangelium eine Stätte, sich einen Wohnort bereiten könne. Sein Gastfreund, ein rüftiger Jäger, des Hochgebirges kundig, nannte ihm eine kleine Fläche, 12 Meile von Arbon gegen Süden, zwischen mäßigen Hügeln, die sich gegen den Alpstein, das Appenzellergebirg, immer erhöhen, an den Wasserfällen der klaren Steinach. Diese mochte für die Absichten Gallus' geeignet erscheinen. Sie zogen hin, man zählte ohngefähr 614. Ueber 60 Jahre war Gallus alt, als er an den Ort kam, an den sich seines Namens Gedächtniß geheftet hat. Nahe an der südlichen Seite des Thales wird jezt noch die Stelle gezeigt, wo er bei einem Falle in's Gesträuche ermüdet und doch voll seines Vorsages ausrief: Hier meine Stätte, hier soll meine Ruhe sein!

Wer Gallus eigentlich war, das wissen wir nicht. Die Sage macht ihn zu einem Königssohne, während doch sein Name auf nichts anderes zu deuten scheint, als auf seine Abstammung vom Galenvolke. Er war, wie seine Gefährten alle, für jene Zeit sehr gebildet, in heiligen und kirchlichen Schriften wohl bewandert. Die Sprache des Landes, das er nun bewohnte, redete er nicht geläufig, wohl aber die lateinische, die auch für die nicht von Rom ausgehende Mission das Mittel der Belehrung, das Band zwischen Kirche und Wissenschaft war.

Gallus baute mit seinen Freunden eine Zelle. Sie rangen der waldigen Wüste ihren Unterhalt ab. Einzelne Streiflichter des Christenthums mochten schon hin und wieder über der Gegend geschwebt haben; aber eine klare Quelle des göttlichen Wortes, ein Gott und dem Heile der Seelen geweihtes Leben, ein Ort des HeiLigthums fand sich im ganzen Gebirge nicht. Strenge und uneigennüßige Arbeit, mit Gebet und Wohlthun verbunden, war das Leben jener Männer. Und wenn die Sage erzählt, wie sie Schlangen und Drachen, die Sinnbilder böser Geister, vertrieben, die Bären zähmten und sich dienstbar machten, Aussäßige und Besessene heilten,

und eine Kirche, ja ein Kloster stifteten, wer erkennt nicht darin tiefe und tröstliche Wahrheit! Das Kloster St. Gallen nahm freilich seinen Anfang einige Jahrzehende nach Gallus, als von seinen Schülern die Benedictinerregel angenommen wurde. Vorher hieß es nur Galls Zelle, doch mochte einige klösterliche Einrichtung von Anfang an sich finden. Er und die Brüder wohnten bei einander in ärmlichen Hütten, eine Glocke, die jezt noch gezeigt wird, rief fie zum Gebet und zur Arbeit. Sie lehrten und trieben Ackerbau und Wissenschaft, besser gesagt Christenthum; aus den Bewohnern des Landes mochten einzelne sich mit ihnen vereinigen, andere aus der Heimath sich später zu ihnen finden, da der Zug der Mission aus Schottland einmal Bahn gefunden hatte und lange fortströmte. Wie weit in Deutschland herum bis nach Wien hat er sich später ergossen! -Gallus war an seinem Orte die Seele des Ganzen. Er zog oft umher; wo Vorposten der christlichen Bildung sich fanden, knüpfte er Verbindungen an. Er war ein weiser, ernster Mann, hoch verehrt von allen, denen die Augen aufgegangen waren für das Göttliche. In Konstanz und in Chur waren schon früher christliche Bischöfe, aber von ihren Sißen war das Licht noch nicht weit gedrungen. Gallus vermittelte mit seiner Stiftung die beiden alten Kirchen. Seine Schüler machten durch ihren Eifer, ihren Glauben, ihre Sittenreinheit aufmerksam auf den stillen, verborgenen Mann, der mehr vermochte, als die auf den alten Stühlen der Kirche Sisenden. Da der Bischof zu Konstanz gestorben war, sollte Gallus an seine Stelle treten. Er wollte nicht, denn er gedachte zu bleiben wo er den Herrn und seine Gnade zuerst verkündigt hatte. Er schlug einen seiner Schüler, den Helfer Johannes in Grabs, vor, und dieser wurde zum Bischof gewählt. Gallus führte ihn ein, und hielt bei der Einseßung des neuen Bischofs die Predigt. Er sagte dieselbe dem auf der Kanzel neben ihm stehenden Freunde lateinisch in's Ohr, und dieser trug dem Volke die Heilsbotschaft deutsch vor. Es wird im Stiftsarchiv zu St. Gallen eine Predigt von Gallus aufbewahrt, die zwar nicht gerade bei jenem Anlaß gehalten worden sein mag, aber wohl mit ihr Aehnlichkeit hat. Sie ist mehrmals in historischen Werken abgedruckt, auch einmal, aber nicht ganz genau in's Deutsche überseßt worden. Sie erzählt die Geschichte des alten und neuen Testaments im Auszuge, bezeichnet das von Jesu gebrachte Heil in seinen Beziehungen auf das Leben der Zuhörer und schließt mit Ermah

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