ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

hievon auch in die äußere des Islam stürzte. Ungesucht erinnert daher das Leben und Wirken des Didymus, des leßten ihrer bedeutendern Lehrer, an jenen Verfall und die mit ihm in Verbindung stehenden dauernden Folgen.

Es liegt in dem besonderen Walten der Vorsehung beim Entwickelungsgange der Kirche, daß sich das äußere Leben gerade der hervorragendern Kirchenlehrer in fast völliges Dunkel verliert. Auch über Didymus wissen wir wenig, was bei ihm auch wohl damit zusammenhängt, daß sein Leben ohne eigenthümliche Wechsel im stillen Gleichmaß des Lernens und Lehrens sich abspann. Seine Geburt fiel nach einer höchst wahrscheinlichen Berechnung in die schwere Zeit, wo die Kirche den lezten Entscheidungskampf gegen die ganze Reichsmacht des römischen Heidenthums kämpfte (in's J. 309). So erhielt er gleichsam mit der Geburt die Bluttaufe für ein Leben der Aufopferung im Dienste des Herrn. Das Alterthum kennt ihn unter dem Namen des Blinden, weil er in früher Jugend, noch bevor er die Anfangsgründe des Unterrichts erlernt, im vierten oder fünften Lebensjahr das Augenlicht verlor. Aber wie viele andere große Väter, einen Justinus, einen Augustinus, beseelte ihn von Kindheit auf ein mächtiger Trieb nach Erkenntniß. Man traf ihn oft im Gebet, daß Gott ihm das Licht nicht der Augen, sondern die Erleuchtung des Herzens verleihn wolle. Und wie es in der Regel geschieht, daß, wo ein Sinn erlischt, die Leuchte der andern um so herrlicher aufgeht, so entwickelte sich bei ihm das von Natur reiche Geistesleben so rasch und glücklich, daß er an Leichtigkeit der Auffassung, an Treue des Gedächtnisses, an Sicherheit des Verständnisses nicht bloß alle Altersgenossen überflügelte, sondern im Besiß einer ungeheuren Fülle göttlichen und menschlichen Wissens bald ein auf allen Gebieten damaliger Gelehrsamkeit, selbst denen, welche am meisten der sinnlichen Anschauung bedürfen, gefeierter Meister wurde. Das Gehör erseßte ihm das Gesicht. Oder wie Zeitgenossen es ausdrückten, Gott gab ihm anstatt der Augen des Leibes die Augen des Geistes. Die Buchstaben und Namen, überhaupt Alles, was mit dem Tastgefühl sich erkennen läßt, erlernte er durch Hilfe von Tafeln, in welche die Formen eingeschnitten waren. In den Schulen wahrscheinlich Alexandriens erwarb er die Kenntniß der Regeln der Grammatik und Rhetorik. Von da zum Studium der Philosophie gewandt, bemächtigte er sich mit gleicher Schnelligkeit der Dialektik, Arith

metik, Geometrie, Astronomie und Musik, so daß er die schwierigften Probleme der Mathematik mit Glück löfte und in Disputationen Keinem an Gewandtheit oder Geistesgegenwart nachstand. Ganze Tage bis tief in die Nacht saß er im Sinnen über göttliche Dinge. Sobald die Schulen sich schlossen, ließ er sich vorlesen. Und wenn die Vorleser ermüdet einschliefen, durchdachte er das Gehörte im Geist oder wiederholte es für das Gedächtniß, so daß er das Vorgetragene nicht sowohl gehört, als auf die Blätter seiner Seele niedergeschrieben zu haben schien. Am lebhaftesten beschäftigte ihn, entsprechend der Grundrichtung der alexandrinischen Schule, das Studium der heiligen Schrift. Sie wurde sein tägliches Brod, von welchem er lebte, die Geistesheimath, in welcher Herz und Gedanke ausruhte. Ganze Bücher, unzählige Stellen im Einzelnen wußte er wörtlich auswendig. Nicht bloß ihr Inhalt und Wortlaut war ihm jederzeit gegenwärtig, sondern selbst über abweichende Lesarten oder Verschiedenheiten der Ueberseßer des A. Ts. wußte er Rechenschaft zu geben. So ein Wunder Allen, war ihm durch Gottes Gnade beschieden, daß er der geistige Führer für Tausende wurde. Es hat alle Wahrscheinlichkeit, daß ihm bereits im Jünglingsalter von 26 Jahren (im J. 335) der Patriarch Athanasius mit dem einflußreichen Katechetenamt in Alexandrien betraute. Ueber ein halbes Jahrhundert hat Didymus es mit Segen geführt, bis zu seinem Tode (395) mit ungebrochener Kraft thätig, bald im mündlichen Unterricht vor Schaaren begeisterter Schüler, bald in einsamer Stille Notarien diktirend. Das Lernen und Wirken für Andere war sein Lebensodem. Alle, die zu ihm strömten, um den seltenen Mann zu sehen, zu hören und es waren ihrer Viele, Egypter, Griechen, Lateiner — nahm er mit immer gleicher Liebe auf. Keine der ihm vorgelegten Fragen ließ er ohne Antwort. Manche seiner Schriften verfaßte er auf ihre Bitte. Wer ihn gehört hatte, fühlte sich stolz, ihn seinen Meister nennen zu dürfen. Von bekanntern Kirchenlehrern saßen zu seinen Füßen Palladius, Evagrius, Jsidorus, Rufinus, Hieronymus. Es war wohl das Erbauliche seiner ungeachtet der leiblichen Blindheit so vielseitig gebildeten Persönlichkeit, was diesen Zauber übte; daneben das Anregende des mündlichen Wortes, das, ohne blendende Gedanken und Sprache, aber immer eine That des innerften Lebens, und anziehend durch sinnige Einfachheit, tiefe Schriftkenntniß, durch in Beweisführung wie Widerlegung wohlgeübte

Dialektik, zündend in die Herzen schlug. Schon Zeitgenossen fühlten, daß seine Schriften diese Gewalt der Rede nur sehr unvollkommen abschatteten. Rufin erzählt, daß zwar seine schriftlichen Ergüsse in allgemeiner Achtung ständen, daß aber aus seiner mündlichen Rede eine weit größere Anmuth, ja etwas Göttliches spreche. So gehörte Didymus wohl zu den Naturen, die, was sie sind, durch ihre Persönlichkeit sind. Jedenfalls war er kein schöpferischer Geist. In dem großen Origenes verehrte er die Sonne, von welcher seine Theologie Licht und Farbe empfing. Es ist ein treffendes Wort, wenn man ihn den leßten treuen Nachfolger des Origenes genannt hat.

Denn ausgehend von den Grundgedanken des Origenismus, will er dieselben, umgeprägt in das Bild der Rechtgläubigkeit seines Zeitalters, für das Interesse der Kirche verwerthen, und der fromme Sinn des geliebten Todten verklärt sich ihm so gänzlich zum Wiederschein dieser Form rechtgläubigen Denkens, daß er sich das gegen Drigenes bestehende Mißtrauen Vieler nur aus ihrer Unfähigkeit, seine Ideen zu verstehn, zu erklären weiß. Eben in diesem Bezug bildet er ein wichtiges Mittelglied für die Entwickelung des spätern alexandrinischen Lehrbegriffs und der mystischen Theologie, wie dieselbe sich in den Schriften des falschen Dionysius ansett." Da aber sein Denken bei alledem doch wefentlich im Gemeingefühl und Leben der Kirche wurzelt, diente ihrem Dogma überall seine Polemik. Arianer und Manichäer,. die damaligen Hauptfeinde der Kirche, von denen jene im mißverstandenen Eifer für die Einheit des göttlichen Wesens den fleischgewordenen Gottessohn, in welchem doch die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnte, auf die Zwitternatur eines heidnischen Gottgeschöpfes herabdrückten, diese mit ihrer Lehre von der Naturnothwendigkeit des Bösen die Wahrheit des sittlichen Lebens zerstörten, bekämpfte er nicht bloß in besondern Schriften, sondern ließ gelegentlich, so oft sich Veranlassung bot, auf sie scharfe Schlagschätten fallen. Die göttliche Trinität hatte für ihn die höchste religiöse Bedeutung. Von ihr ,,kommt alles Heil. Der Vater beruft uns zur Kindschaft, der eingeborne Sohn hat uns als Brüder begrüßt und gewährt, daß wir Gott unsern Vater nennen dürfen, der heilige Geist in den Wiedergeborenen wohnend erlöst sie von Tod und Sünde." Wenn daher auch die äußerste der Sünden, die keine Vergebung findet, die Blasphemie gegen den heiligen Geist ist, die

Läugnung, daß der Geist gleichwesentlich mit Vater und Sohn, Gott von Gott ist, weil in der Wiedergeburt, welche er wirkt, das höchste Gut des Christenthums besteht, so läßt dieselbe Blasphemie sich doch auch gegen Vater und Sohn begehn, und es geziemt die größeste Vorsicht, daß die Untersuchung über sie nicht fehlgreift. Den Arianern wurde Didymus der gefährlichste Gegner dadurch, daß er, aristotelische Schlußformeln mit platonischer Weisheit verbindend, die von ihnen gehandhabten Waffen mit Erfolg wider sie selbst wandte. Diese Rechtgläubigkeit im Artikel von der Dreieinigkeit rechneten ihm auch noch spätere Verkeßerer zu besonderm Ruhm. Wie es aber in der Hiße des Kampfes trifft, daß Wort und Gedanke weit über das eigentliche Ziel hinausschießt, also geschah's auch dem sonst wohlbedachten Didymus. Wenn die Manichäer wie alle gnostischen Sekten die Offenbarung Gottes im Alten Bunde phantastisch von der im Neuen Testamente losreißend die erstere als Werk des bösen Weltprincips verwarfen, so will Didymus selbst die Decke, die auch vor Mosis und der Propheten Antliß hing, nicht als Grund gelten lassen, daß ihnen die Gläubigen des neuen Bundes als Reichsgenossen Christi voranstehen. ,,Wie sollte Abraham kleiner sein, der doch Gott schaute und in dessen Schoß alle nach Christus Entschlafenen ruhen? Wie könnten Moses und Elias keiner sein, die dem Herrn im Glanz der Verklärung erschienen, nachdem sie auch den aus der Jungfrau Geborenen nicht mit sinnlichem Auge sahen.“ Oder es widerfährt ihm, daß aus der bekämpften Anschauungsweise sich ein oder der andere Splitter in sein eigenes Denken hineinschiebt. So zweifelt er zwar nicht, daß die unter der Heilsökonomie des A. Ts. nicht makelfreie Che dies unter dem Evangelium sei, weil alle Sünde mit der Menschwerdung des Herrn abgethan ist. Doch aber läßt sich im Vergleich zur Jungfräulichkeit, die etwas Göttliches hat, auch jezt noch die Ehe Sünde nennen, wenn schon sie an sich es nicht ist. Sie erscheint als Sünde im Verhältniß zu dem Bessern, was die Jungfräulichkeit ist.

Den glänzendsten Ruf genoß Didymus bei den Zeitgenossen als Schrifterklärer. Ueber fast alle Bücher der heiligen Schrift verfaßte er Auslegungen, die indeß bis auf größere Fragmente befonders über die Psalmen, Sprüchwörter, Johannes und die katholischen Briefe sämmtlich untergegangen sind. So hoch er auch die weltliche Bildung schäßte, deren Gebrauch er rechtfertigt mit dem

Beispiel des Moses, als welcher in aller Weisheit der Egypter groß gezogen sei, oder des Daniel, der in der Philosophie der Chaldäer hervorgeleuchtet habe, und so trefflich er selbst sich auf metaphysische Forschung und die Kunst des schulgerechten Schlusses verstand, so bleibt ihm Grund wie Quell aller Theologie die Bibel. Seine Schriften besonders über die Trinität und den heiligen Geist enthalten ein kunstreich verschlungenes Gewebe unzähliger Schriftstellen, aus denen er die Wahrheit des Dogma bis in sein feinstes Gefüge erweist, erbauend nicht sowohl durch das irgendwie sichtbare Interesse für fromme Erregungen, sondern durch den Hauch der innigsten Liebe zum Herrn, der wie ein Gruß aus der höhern Welt sich über das Ganze ausbreitet und die dürrsten Untersuchungen wohlthuend erquickt. Dem Strom der alexandrinischen Geistesrichtung folgte er auch darin, daß er, ohne gleichgültig zu sein gegen das aus dem Wortlaut und den geschichtlichen Textbeziehungen sich zunächst ergebende Verständniß, doch die Ausmittlung des geheimen Untersinnes sich zur Hauptaufgabe stellte. Aus jedem Psalmwort spricht ihn das Angesicht des prophetisch verhüllten Christus an. Der Baum an den Wasserbächen (Psalm 1, 3) ist ihm die Erkenntniß Gottes, seine Frucht der mystische oder pneumatische Schriftsinn. Die Blätter, welche die Frucht decken, bedeuten die Jedem zugänglichen Ausdrücke, die außerdem daß sie ihre Bestimmung im Decken der Frucht haben, zugleich dem Einfältigen als Geistesnahrung dienen. Die Schrift überall nach dem Wortsinn zu verstehen erscheint ihm widersinnig, schon wenn man 3. B. Psalm 35, 10 vergleicht. Die Gebeine, welche dort Gott loben und bezeugen sollen, daß ihm keine Kreatur gleich sei, sind nicht die Gebeine des äußern Menschen, sondern die der Seele, ihre Geisteskräfte und die rechtgläubigen Dogmen. Auch wo die Schrift Glaubensartikel treibt, ist offenbar, daß sie oft einen Doppelsinn will. So wenn der Heiland bekennt, daß der Vater größer sei als er. Das zeigt die Gleichheit seiner göttlichen Natur mit dem Wesen des Vaters und seine Unterordnung nach der Menschheit. Auf den Wortsinn besteht Didymus am gewöhnlichsten bei Auslegung des N. Ts. und wo er die Gegner aus Schriftzeugnissen widerlegt, auf welche sie selbst sich stüßten. Wie aber sein oft mit Adlerschärfe blickender Tiefsinn selbst zwischen dem Entlegensten Aehnlichkeiten entdeckt und an den alttestamentlichen Schrifttexten umherschürft, bis er auf die vorausgeseßten Goldadern mes

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »