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Die arianische Keßerei hatte gerade auch in ihrem Heimathslande weithin um sich gegriffen. Es gab deshalb für den so entschiedenen Freund des orthodoren Glaubens auch hier bald Kampf und Arbeit. Ein berühmter Patron der arianischen Keßerei erlaubte sich sogar die heftigsten Ausfälle gegen ihn, als er einen von ihm Gewonnenen eines Bessern zu belehren suchte. Ephraem ließ sich aber nicht einschüchtern; jener schien ihm vom bösen Geist selbst besessen zu sein und er rief deshalb aus:,,Die Kraft Gottes strafe dich, du Feind aller Gerechtigkeit; laß ab, dieses Gebild Gottes zu mißbrauchen." Der von dem ernst strafenden Worte schwer Getroffene stürzte zu Boden und gerieth in die gewaltigste Aufregung. Eine neue Beschwörung mit dem Kreuzeszeichen, die freundlich dem noch am Boden Liegenden dargereichte Hand brachte ihm aber bald Ruhe und mit dieser die Rückkehr zum wahren Glauben. Solche Wunder der Kraft sicherten Ephraem eine immer erweiterte Wirksamkeit; wenn auch nicht 8 Jahre, mag er doch längere Zeit hier geblieben sein und, selbst gewinnend, auch Andern reichen Gewinn gebracht haben.

Endlich konnte er die nie aufgegebene Reise zu Basilius antreten. Es war gerade das Epiphanienfest, als er hier ankam. Er hörte, daß Basilius den folgenden Tag in die Kirche kommen und predigen werde. Hier sah er ihn denn auch zum ersten Male vor sich; er hörte nicht nur mit Ehrfurcht und steigender Bewunderung den großen Kanzelredner, sondern sah auch nach einer Angabe eine Taube, das Symbol des h. Geistes, auf seiner Schulter sißen, welche ihm die geistvollen Worte zuflüsterte. Eben so soll aber auch umgekehrt Bafilius durch den h. Geist Ephraem den Syrer erkannt oder ihn zwischen zwei Engeln in blißesähnlicher Strahlenkleidung, Symbol seines keine Schonung kennenden Feuereifers, gesehen haben. Sicher erkannten sich beide Männer bald im Grunde ihrer Seele und lernten sich so hoch achten und lieben. Natürlich suchte deshalb auch Basilius den eben so frommen als gelehrten Mann für den Kirchendienst zu gewinnen. Nur mit Mühe brachte er es aber dahin, daß sich der Bescheidene zur Diakonatsweihe stellte.

Beide hatten übrigens von einander gelernt, Basilius_namentlich soll die Winke des tüchtigen alttestamentlichen Eregeten umsichtig benußt haben. Sie wurden sich selbst Lehrer in Bezug auf die Sprache. Syrisch soll ihm Basilius bei der Taufe ein

Stehe_auf“ zugerufen, Ephraem dagegen griechisch den Segen des Herrn über sich herabgefleht haben. So wenigstens nach einer Darstellung.

Lange konnte Ephraem aber nicht bei Basilius verweilen; die Sorge um die vielbewegte Heimathskirche führte ihn zurück. Eine verderbliche Keßerei war dort ausgebrochen; die Anhänger des Bardesanes, des syrischen Hymnensängers und Lehrers höherer Weisheit hatten vorzüglich hier die Oberhand gewonnen. Ein von ihm geschriebenes, Viele verführendes Buch erfüllte Ephraems Seele mit tiefer Trauer. Mit aller seiner Kraft und rastlosen Thätigkeit trat er gegen die Frrlehren auf. Als er bemerkte, daß sich die Edeffener vorzüglich durch die einschmeichelnden Töne der Musik verlocken ließen, errichtete er Jungfrauenchöre, dichtete Hymnen auf alle Heilshandlungen, auf die Märtyrer und Dahingeschiedenen 2c., prägte sie ihnen ein und ließ an den Fest- und Sonntagen die h. Jungfrauen singen. Er aber war die Seele des Ganzen und leitete, wie ein Meister der Tonkunst, die sich übenden Chöre. Das einsichtsvoll gewählte Mittel verfehlte nicht seinen Zweck; die kirchlichen Gesänge verdrängten die unkirchlichen.

Vier Jahre waren so verflossen, seitdem er Basilius verlassen hatte, als dieser, der hehren Erscheinung eingedenk, zwei seiner ausgezeichnetsten Schüler, Theophilus und Thomas, nach Edessa zu Ephraem schickte, um ihn zur Bischofsweihe noch einmal zurückzuführen. Er befahl ihnen zwar, wohl wissend, wie wenig Ephraem solche hohe Würde begehre, mit aller Vorsicht zu handeln; der errieth aber doch bald ihre Absicht. Er stellte sich, um sie zu vereiteln, sofort närrisch. Er änderte seine Kleidung, ging in Lumpen umber, lief auf den Straßen zwecklos auf und ab, aß vor allen Leuten und ließ den Speichel in den Bart fließen. Die Gesandten, die ihn in solchem ekelhaften Zustande sahen, ließen sich nun auch wirklich täuschen und kehrten mit der Nachricht zurück, daß der Mann ein Narr geworden. Basilius sah aber tiefer und rief unter Thränen und Seufzern aus: „O nein, ihr seid die Narren, Ephraem aber, den die Welt als einen verborgenen Edelstein noch nicht gehörig gewürdigt hat, ist ein gottweiser Mann." So blieb Ephraem in seiner bescheidenen Würde zu Edessa, vorzüglich als Dichter immer größere Verdienste und Anerkennung sich gewinnend; er blieb in derselben bis auf die Zeit Julians des Abtrünnigen, dem er auch mit seiner siegreichen Waffe, seinen schwungvollen Gedichten,

entgegentrat. In der That wußte er eine solche Begeisterung in Edessa zu erwecken, daß eine zum Gößendienst auffordernde Gesandtschaft desselben mit der größten Entschiedenheit und einer auf Alles gefaßten Glaubenstreue abgewiesen wurde. Es ist ein schönes Zeugniß für Edessa und seinen Propheten, daß Julian aus lauter Haß gegen die seit alten Zeiten Christus treu zugewandte Stadt nicht sie, sondern das benachbarte Haran (Charras) mit einen Jupiterstempel besuchte. Julian soll selbst in seinem Grimme daran gedacht haben, die Edessener nach dem Perserkrieg für ihren Glaubenstroß zu züchtigen; es war aber anders beschlossen. Julian fand seinen Untergang; der hochbetagte Ephraem, der noch zuleßt den Kaiser selbst Widerstand geleistet hatte, hielt aber hiermit seinen Lebenskampf für geschlossen und zog sich in der jezt wieder eintætenden Zeit größerer Ruhe in seine Klause zurück, die er nur utgern verlassen hatte. Nur einmal noch trat er aus derselben hervor, als eine bittre Hungersnoth über Edessa kam und es ihn der Hungernden jammerte. Mit seinem eindringlichen Worte wandte er sich noch einmal an die Reichen und Begüterten und führte ihnen ihr selbstisches habsüchtiges Wesen ernst zu Gemüthe. Erschüttert wollten sie es zwar nicht Wort haben, daß sie keine andre Sorge hätten, als die für ihre irdischen Güter, und verschanzten sich hinter den gewöhnlichen Vorwand, daß es sehr schwer sei, beim Geben den wahrhaft Hülfe Bedürftigen und derselben Würdigen heraus zu finden. Ephraem wußte aber der Ausrede zu begegnen. „Was ist,“ rief er aus, „eure Meinung über mich?" Als sie ihm volle Gerechtigkeit als einem durch und durch redlichen und erprobten Manne widerfahren ließen, bat er sie, ihn diese schwere Aufgabe lösen zu lassen. Und bald standen 300 Betten in den öffentlichen Hallen, bereit zur Aufnahme und Verpflegung der Kranken, Fremden und der vom Lande herbeigekommenen Nothleidenden.

Mit diesem schönen Liebesacte schloß er seine geweihte öffentliche Laufbahn. In seine Zelle zurückgekehrt, sollte er noch den Tod seines Seelenfreundes Basilius erleben. Er erschütterte ihn tief; seine Muse wand dem Freunde noch einen Ehrenkranz. Es war dies sein Schwanengesang. Todesahnungen traten immer bestimmter vor seine Secle; er machte bald sein Testament. Eine tiefe Bewegung gab sich aber im Volke kund, als man von dem drohenden Verluste hörte; viele kamen, um den Propheten noch einmal zu sehen. Er segnete Alle und verschied, nachdem er die Trauern

den noch beschworen hatte, ihn einfach auf dem öffentlichen Gottesacker zu begraben. So geschah es denn auch; eine ungeheure Menge Volkes, die Gesammtgeistlichkeit und ein langer Zug von Mönchen aller Gattungen gaben ihm das leßte Geleite. Unter Psalmen und Hymnen ward der Hymnendichter ins Grab gelegt. Sein Körper blieb jedoch nicht hier; er wurde später in die ihm geweihte Kirche übergesiedelt. Er starb nach der Angabe seiner alten von uns benußten Lebensbeschreibung den 15. Juni, nach der Annahme der alten Kirche den 28. Januar oder 1. Februar. Jedenfalls nach verschiedenen, hier nicht weiter zu erörternden Combinationen in den ersten Monaten des Jahres 379 kurz nach dem Tode des Basilius.

Aus dieser seiner Lebensbeschreibung ergibt sich, daß Ephraem eine geistig hochbegabte, sehr lebendige und kräftige, ja leidenschaftlich erregbare Persönlichkeit war, die, was sie erfaßte, mit aller Innigkeit und Entschiedenheit erfaßte, so daß er selbst das prinzipiell Uebertriebene und Verkehrte bei der Auswahl der Mittel zur Verwirklichung an sich guter Zwecke übersah. Es ergibt sich, daß er Christ und zwar katholischer mit ganzer Seele, ja mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit war, die er nicht immer zu meistern wußte. So erzählt ein Lobredner desselben, daß er unter dem Vorwande, selbst ein Anhänger des Apollinaris zu sein, von einer Anhängerin desselben seine Bücher erhalten, die er dann so mit Fischleim verklebt habe, daß der schon bejahrte Apollinaris, der sich auf sie verließ, bei einer Unterredung mit den Katholischen in bittre Verlegenheit gerieth und voll Schimpf den Kürzeren zog. Analogieen hierzu finden wir wirklich in der oben gegebenen Lebensbeschreibung. Es ergibt sich weiter, daß er bei dieser Erregbarkeit und Leidenschaftlichkeit seines Wesens, die nur allmälig einer größeren Ruhe wich, ein geborner Streiter des Herrn war, eine Eliasnatur, ein Mann, den Basilius mit Recht zwischen den Engeln mit dem Blizesgewande sah und ganz recht als einen derer bezeichnete, von welchen der Herr sage: „Ich bin gekommen, das Schwerdt auf die Erde zu werfen." Wo es ihm immer nöthig schien, bestieg er das Kampfroß und zog so unermüdlich gegen alle Keßereien in seiner Umgebung, gegen die Gnostiker, die Bardesaneaner, Arianer, Manichäer, Apollinaristen 2c., die gerade hier in Syrien, dem Lande der Religionsmischerei zahlreicher, als irgendwo hervortraten, zu Felde. Er hat nun in der That auch das Verdienst gewonnen, die kirchliche Lehre gleich den drei großen Kappadociern, vor Allem

dem Basilius, treu geschüßt und das Schifflein seiner Kirche unversehrt durch die Wellen einer wild fluthenden Zeit geleitet zu haben. Es ergibt sich ferner, daß Ephraem, wie er auch auf dem Gebiete der Wissenschaft mit großer Einsicht und reichem Wissen arbeitete, doch im Grunde eine praktische Natur war, die im Wirken und Ringen für Christus, in einer edlen Proselytenmacherei, in einem unermüdlichen Erbauungseifer allein ihre volle Befriedigung fand. Nur in diesem Eifer schrieb er auch seine stets erbaulichen Erklärungsschriften über die Bücher des alten und neuen Testaments; nur in diesem ward er ein begeisterter Sänger, der sogenannte Prophet der Syrer, die Cither des h. Geistes. Eben so ergibt sich aber auch zuleßt, daß er im Geiste der Zeit und im Besondern auch seiner Kirche als eine ernst sittliche Natur ein Freund des Mönchslebens werden und vor Allem in der Unterdrückung der eignen sinnlichen Regungen und in der treuen Vollziehung frommer Uebungen seine höchste Lebensaufgabe finden mußte. Freilich zog es ihn immer wieder bei dem lebendigen Interesse an dem Entwicklungsgange der Kirche hinaus ins Leben; nichts desto weniger ward er persönlich noch mehr, als ein Basilius, ein Träger der Mönchsfrömmigkeit, die damals als ein Theil des großen Kampfes des Christenthumes mit der Welt und dem Heidenthume ihre Berechtigung hatte. E. F. Gelpke in Bern †.

117. Basilius der Große, Bischof von Cäsarea.

14. Juni.

In der ersten Hälfte des für die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse so überaus wichtigen vierten Jahrhunderts lebte in den Ländern am Schwarzen Meere eine wohlhabende christliche Familie, deren Glieder sich nicht blos eines großen Ansehens und eines guten Rufes bei den Zeitgenossen erfreuten, sondern zum Theil einen ehrenvollen Plaß in der Geschichte der christlichen Kirche gewonnen haben. Unter ihnen ragt jener Basilius hervor, welchen. schon die Zeitgenossen mit dem auch von dem ökumenischen Concil zu Chalcedon im Jahre 451 auf ihn angewendeten Beinamen des Großen neben seinem jüngeren Bruder, dem beredten Dogmatiker und Bischofe Gregor von Nyssa, und neben seinem älteren, mit dem Ehrennamen des Theologen geschmückten Freunde Gregor von Nazianz auszeichneten.

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