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170. Trudpert, Klosterstifter im Breisgau.

26. April.

Unter den Zeugen und Dienern Gottes, von denen die Aten erzählen, sehen wir die einen ausgezeichnet durch Arbeit weiter Wanderungen, große Mühsal, Kämpfe mit dem Heidenthum, durch Lehre, Vorbild des Wandels, zahlreiche Stiftungen, während von Anderen nichts gemeldet ist, als ein still verborgener Gott geweiheter Wandel und ein fast unbemerkter Tod. So ist es mit dem Leben Trudperts, des Einsiedlers und Klostergründers in Breisgau. Des Beglaubigten in den alten Erzählungen ist nur wenig. Es umfaßt nur einen kurzen Zeitraum von drei Jahren, eigentlich nur die Geschichte seines Märtyrertodes.

Von Trudperts Herkunft und früheren Geschichte meldet die älteste Lebensbeschreibung, es seien zwei Brüder von hohem Geschlechte gewesen, Rudbert und Trudpert, die aus der Insel Irland gebürtig, nach der Vorschrift des Evangeliums Haus und Vaterland verließen und nach Rom gingen, um dort vom Papste sich anweisen zu lassen, in welchem Theile der Welt sie Gott dienen sollten. Rudbert sei nach Bayern gezogen, um dort das Evangelium zu predigen, Trudpert nach Schwaben.

Trudpert — so erzählt die Geschichte weiter — überschritt die Grenzen Italiens, kam an den Rhein, dessen Lauf er folgte, durchwanderte den größten Theil der Landschaft Mamannien, und gelangte in den Breisgau. Hier fand er (drei Stunden südlich von dem jezigen Freiburg) ein Thal, das sich etliche Stunden an der Nordseite des Belchen in die Rheinebene herabzieht, nun das Münsterthal genannt. Diese Gegend erkannte er als den von Gott ihm angewiesenen Ort seines Bleibens, und erbat sich von dem Edlen, welchem das Thal als Erbgut gehörte, die Erlaubniß der Ansiedelung. Dieser, Othbert mit Namen, willfahrte ihm gerne, und gab ihm einige seiner Jäger mit, die ihn an einen Ort, wie er seinem Wunsche entsprach, führen sollten. Diese Menschen, wie um ihren Spott mit ihm zu treiben oder ihn auf die Probe zu stellen, führten den frommen Mann irre, so daß er seinen eigenen Weg durch die pfadlose Gebirgsgegend suchte. An einem freundlichen Plaze, da wo der Bach Neumagen mit einem andern Bache zusammenfließt, warf er sich zu inbrünstigem Gebete nieder und bat den Herrn, an diesem Orte, wo er von der Welt abgeschieden

verweilen wollte, sein Leben zu bewahren und zu segnen. Seine Führer sandte er zu Othbert zurück mit dankendem Gruße und der Meldung, daß er nun einen ihm zusagenden Ort gefunden habe für den Dienst Gottes so nannte man in jener Zeit das Einsiedlerleben. Othbert besuchte den Mann Gottes einige Zeit nachher in seiner Einsamkeit, erkannte, daß er lediglich durch frommen Sinn an diesen Ort geführt worden, und fühlte sich getrieben, auf jede Weise ihm förderlich zu sein. Er schenkte ihm den ganzen Play, den er bewohnte, dazu den Ertrag einiger nahe liegenden Höfe zum Lebensunterhalt. Ja er gab ihm zur Ausrodung des Waldes sechs kräftige Leute von seinen Knechten bei, welche ihm ihre Dienste leisten sollten, so lange er sie begehrte.

Mit großem Eifer machte sich Trudpert an die Arbeit und schonte seine eigenen Kräfte nicht. Das Werk, das er sich jeden Tag vorseßte, brachte er Gott als Opfer dar, und begnügte sich mit geringer Nahrung, während er den Knechten nichts mangeln ließ. Diese aber, rohe Leute, die nicht wie er die einfache Lebensweise in Gebet und Arbeit liebten, denen sein frommer Sinn ärgerlich, seine Ermahnungen zuwider waren, wurden allmählig ihres Dienstes überdrüssig und ergrimmten über den heiligen Mann. Zwei von ihnen erklärten den andern, sie könnten und wollten die Arbeit nicht länger ertragen, und faßten Anschläge wider sein Leben.

Drei Jahre schon war Trudpert in der Einsamkeit geblieben. Eines Tages lag er, von der Arbeit des Mittags ermattet, auf seiner Bank ausgestreckt, mit der rechten Hand das Haupt stüßend und schlummerte. Da faßte einer der Mörder die Art und schlug sie dem Manne Gottes ins Gehirn, und entfloh, ohne sie herauszuziehen. So gesellte sich dem heiligen Manne zu sanftem Schlafe der Märtyrertod. Die beiden Uebelthäter aber, von Gewissensangst hinweggetrieben, stürzten in den dichten Wald hinein, um dem Anblick ihres Verbrechens und der Strafe zu entgehen. Wie es der Angst widerfährt, sie kamen nicht weit; die Verwirrung ihrer Sinne brachte sie wieder an den vorigen Ort zurück, und da wurden sie am vierten Tage ergriffen. Man führte sie zu dem Gaugrafen Boppo, daß er über sie das Urtheil sprechen sollte. Unterwegs stürzte sich einer in den Speer des Führers, dem andern wurde der Galgen zu Theil. Das Jahr 643 wird in dem Konstanzer Brevier als Trudperts Todesjahr angegeben, der 26. April als der Tag seines Todes. An dem Plaze, wo er getödtet worden,

baute Othbert ein Bethaus und begrub darin den Leichnam. Nach vielen Jahren, aber noch bei Othberts Lebzeiten, wurde das Grab geöffnet, der Leichnam unversehrt gefunden und in reine Leinewand eingehüllt neu beigeseßt.

Das Gedächtniß des heiligen Einsiedlers blieb in frommer Verehrung, seines Lebens Wirkung dauerte bis auf die neueren Zeiten. An dem Orte, wo Trudpert geweilt und gebetet, wurde später ein Kloster von Mönchen, die nach der Regel des heiligen Benedikt lebten, gestiftet, die Abtei St. Trudpert, die 1806 mit vielen andern aufgehoben ward. Ein späterer Zusaß zu der älteften Lebensbeschreibung erzählt, wie der Ort, zu welchem lange Zeit andächtige Christen wallfahrteten, endlich in Vergessenheit kam, wie Othberts Abkömmling im vierten Gliede, Rambert, die ganz verwilderte Gegend wieder reinigte, das zerfallene Bethaus wiederherstellte und so der zweite Gründer des Klosters wurde, worin der Bischof unter Anwesenheit vieler Geistlichen den Leib des Märtyrers neu beiseßte. Das war im Jahre 815 oder 816, als Kaiser Ludwig regierte. Die Kirche verbrannte am Ende des neunten Jahrhunderts, der Abt Erchanbald baute sie wieder auf, schrieb auch eine neue Lebensbeschreibung des Heiligen. Graf Liutfried, Ramberts Enkel, machte im Jahre 902 mit seinen Söhnen eine Schenkung an das Kloster und erweiterte die Kirche. Im Jahre 962 wurden durch den Bischof Konrad von Konstanz die Gebeine Trudperts abermals verseßt.

Eine dritte Lebensbeschreibung, um 1279 abgefaßt, also 600 Jahre nach des frommen Einsiedlers Tode, hat nicht nur mit kurzen Worten, wie die erste, die Angabe, daß Trudpert der Bruder Ruperts gewesen, sondern eine wortreiche, nach dem Urtheil des Jesuiten Henschen von einem irländischen Mährchenerzähler gedichtete Jugendgeschichte Trudperts, worin von dem Bruder und von ihrer Schwester Erendrudis, dem frommen Wandel dieser drei, ihrem Abschiede von der weltlichen Herrlichkeit und ihrer Auswanderung aus Frland berichtet ist. Katholische Geschichtsforscher, wie früher Henschen und neuerdings der gelehrte Mone, bezweifeln Trudperts Herkunft aus Frland, da der Name deutsch lautet, in den Verzeichnissen der irischen Heiligen nicht vorkommt und das Zeitalter Ruperts mit dem von Trudpert nicht dasselbe ist. Auch von vielen Wundern wird gemeldet, welche zu der Zeit, wo die dritte Lebensbeschreibung verfaßt worden, geschehen seien. Ruch

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lose Menschen, die den Abt Eberhard auf rohe Weise verspottet, werden in dem Silberbergwerk, wo sie arbeiten, durch Einsturz eines Berges getödtet, ein andrer Abt den Bewaffneten, die auf ihn lauern, unsichtbar gemacht. Ein Schirmherr des Klosters, der an den Mönchen viele Feindseligkeit geübt, bricht mit seinem Pferde in dem Eise eines Flusses ein und kommt um, ein andrer wird beim Bau eines Schlosses von einem Seile tödtlich getroffen. Ein Kriegsmann im Elsaß, der auf Trudperts Fürbitte von dem Bisse eines tollen Hundes genesen war, bricht sein Gelübde, ein ganzes Jahr die Waffen nicht mehr zu tragen, auf Zureden des Bischofs von Strasburg, der das Gelübde verspottet aber die Wunden brechen wieder auf und er muß sterben. Ein lahmer Knabe erlangt am Feste Trudperts den Gang wieder, ein Blinder das Gesicht; ein Aussäßiger wird durch Trudperts Quell gereiniget, ein angeblich Blinder als Betrüger entdeckt. Ein Predigermönch Konrad von Corvey in Westphalen, der von Freiburg nach Salzburg, wo er predigte, gekommen war, erlangt an des Heiligen Grabe betend, Befreiung von einer Krankheit, an der er 20 Jahre gelitten. Ein junger Mönch aus Freiburg, durch einen gewissen Reclusus zur Keßerei verführt, verbreitet im Kloster das Gift seiner Lehre, wird aber endlich in der Kirche, beim Singen des athanasischen Glaubensbekenntnisses, vom Teufel ergriffen, und muß unter gräßlichem Toben, durch Trudperts Macht gezwungen, seine Sünde und die Genossen seiner Keßerei in beiderlei Geschlecht gestehen, worauf er in Freiburg dem Flammentod übergeben wird.

Solche Sagen sind sehr merkwürdig für die Geschichte der Zeit, in welcher sie geglaubt wurden, weniger für die Geschichte des Mannes, der dabei genannt wird. Aber so ging es wohl öfter noch. Anstatt in selbstverleugnender Liebe Gott und den Menschen zu dienen und seine Gnade zu verkünden zum Heile der Seelen, wie die frommen Mönche aus Frland, aus deren Zahl Trudpert war, haben ihre Nachfolger und Verehrer oft der Welt gedient und Eigenes gesucht; anstatt das Leben der Heiligen zu erneuern, hat man in eitlen Uebungen der Feder es beschrieben, Fabeln erdichtet von irdischer Größe und Herrlichkeit, oder das Haus erneuert und geschmückt, das ihrem Andenken geweiht war; anstatt den lebendi gen Geist aufzunehmen und zu erwecken, in dem sie gewirkt, hat man den Leichnam beigeseßt und geschmückt; anstatt um die wahren Wunder Gott anzuflehen, die seine Gnade an Einzelnen und Völ

kern durch Heilung vom ewigen Tode der Sünde thut, hat man der Fürbitte des Märtyrers allerlei Wundersames, auch Strafwunder zugeschrieben.

Das Leben mancher Zeugen und Diener der Gnade ist, wie Trudperts, mit Christo verborgen in Gott. Einst wird es offenbar werden. Ernst Fink in Illenau †.

171. Odilia, Aebtissin von Hohenburg.

13. December.

Auf einem Felsenvorsprung des Wasgaus von 800 Fuß Höhe, fünf Stunden von Straßburg, findet man die leider mehr und mehr in Verfall gerathenden Gebäude des ehemaligen Odilienklosters. Es ist dies noch jezt ein vielbesuchter Wallfahrtsort für Elsaß und Lothringen und weiter umher. Aermlich in seiner äußern Erscheinung, aber groß durch die diesen Ort umgebende herrliche Natur, und vor allem durch die an dies alte, graue Gemäuer sich knüpfende Erinnerung. Wir haben oft schon, aber nie ohne Rührung heiliger Ehrfurcht diese Räume betreten, ohne das Gefühl und Bewußtsein, daß hier eben eine der ersten Stätten christlichen Gottesdienstes, christlicher Bildung im Vaterlande sich finde. Der heiligen Odilia und ihrer Familie verdankt dieses mehr als tausendjährige Heiligthum Ursprung, Schuß und Ruhm. Odilia ift die eigentliche Stifterin des Klosterlebens im Elsaß.

Odilia, Tochter Attichs1) (Athalrich, Ethilro) Herzogs im Elsaß und dessen Gattin Bereswinde, Tante des Bischofs zu Autun Leodegarius, wurde blind geboren. Der rauhe rücksichtslose Vater hatte einen erstgeborenen Sohn und Erben erwartet. Im wilden Zorn verstieß er die Tochter, denn er meinte sich entehrt. Odilia wurde zuerst einer Amme anvertraut, sodann ward sie in das Klofter Palma (Beaume les Nonnes bei Besançon) zur Erziehung gethan. Hier erlangte sie ihr Gesicht wieder und gewann den Sinn für klösterliches Leben. Odilia wuchs heran, da wurde sie von einem ihrer Brüder, Hugo, ohne des Vaters Wissen, bewogen zu

1) Attich war der Ahnherr der Fürstenhäuser Habsburg, Lothringen, Zähringen, Baden und durch die Familie d'Anjou des französischen Königshauses.

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