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die Stimme war wie in der Wüste verhallt. Da griff Fliedner die Sache practisch an, und kaufte im J. 1835 ohne alle Mittel ein zweites Haus, in welchem er eine kleine Diakonissenanstalt zur Bildung christlicher Jungfrauen für den Dienst der Kranken, Armen und Elenden im Volke einrichtete. Der Anfang wurde gemacht mit der Bildung von Kleinkinderlehrerinnen und Krankenpflegerinnen und zu dem Ende auch ein kleines Krankenhaus errichtet. Bald genügten die vorhandenen Räume nicht mehr. Von allen Seiten strömten Kranke herbei, und eben so Jungfrauen, die bereit waren, in den Dienst des Herrn einzutreten; Fliedners unermüdliche Thätigkeit wetteiferte mit dem Vertrauen, das ihm von Hohen und Niederen entgegengetragen wurde, und der Herr selbst legitimirte ihn als seinen Knecht, der den Auftrag habe, das Liebesfeuer in der evangelischen Kirche anzuzünden. In ununterbrochener Folge entstanden nun lediglich aus Gaben freier Liebe, und unter der besonderen Theilnahme Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen das Diakonissen-Mutterhaus mit dem großen Krankenhause für die Bildung der Kranken-Diakonissen, das Lehrerinnen-Seminar für die Bildung von Kleinkinder-Elementarund Töchterschul-Lehrerinnen; das Waisenstift; die evangelische Heilanstalt für weibliche Gemüthskranke, und schließlich das Feierabendhaus, in welchem müde und invalide gewordene Diakonissen Aufnahme und Verpflegung bis zu ihrem Ende finden, während für die einer vorübergehenden Erholung bedürfenden Diakonissen ein ländlicher Aufenthaltsort, Salem, in dem nahen Gebirge bereit steht. Das Diakonissen-Mutterhaus hat bereits über 260 PflegeDiakonissen ausgebildet, welche theils in den Anstalten in Kaiserswerth, theils in beinahe 50 Hospitälern und als Gemeindepflegerinnen, theils in der Privat-Krankenpflege durch ganz Deutschland thätig sind. Die Zahl der in Kaiserswerth verpflegten Kranken beträgt jezt mehr als 800 jährlich. Lehrdiakonissen sind bereits über 800 in Thätigkeit. Die Seele des Ganzen ist der Pfarrer Fliedner mit seiner von derselben hingebenden Liebesgesinnung beseelten edlen Gattin. Die Arbeit der beiden Gatten ist unaussprechlich groß. Die Sorge für die Aufnahme, die Prüfung, die Bildung, die Aussendung, die Leitung der ausgesendeten Pflegeund Lehr-Diakonissen, die Beschaffung der Geldmittel, die sich gegenwärtig (1857) über 40000 Thlr. jährlich freier Liebesspenden belaufen, die besondere Pflege der Kranken, Waisen und Asylistinnen

in Kaiserswerth, die Abfassung einer Reihe von Schriften im Interesse und zum Besten der Anstalt fordert eine solche Anstrengung, daß nur eine besondere Gnade des Herrn die Ausrichtung desselben ermöglicht hat.

Ist also Kaiserswerth ein Brennpunkt christlicher unmittelbarer Liebesthätigkeit, so hat es vielleicht eine noch höhere Bedeutung durch die weitere Anregung, die von ihm ausgegangen ist. Nicht zu gedenken der blühenden Pastoral-Gehülfen-Anstalt in Duisburg, welche im J. 1844 unter der Leitung Fliedners gegründet ist, und durch die Bildung von Diakonen für männliche Krankenpflege, für den Dienst in Armen- und Waisenhäusern und Gefängnissen, so wie durch das neugegründete Asyl in Lintorf für entlassene männliche Gefangene der evangelischen Kirche neue weitgreifende geistliche Kräfte zuführt; nicht zu gedenken der verschiedenen Stiftungen im Morgenlande, in Smyrna, Constantinopel, Jerusalem, welche eben so viele neue Mittelpunkte evangelischer Entwickelung zu werden verheißen; so ist nach dem Vorbilde von Kaiserswerth eine ganze Reihe von Diakonissen-Mutterhäusern in Deutschland, Frankreich, England und Nordamerika zum größten Theil unter unmittelbarer Mitwirkung oder unter Beirath von Fliedner entstanden, welche die christliche Liebesthätigkeit in den weitesten Kreisen entzünden, und unzähligen Jungfrauen einen schönen Lebensberuf eröffnen, unzählige Thränen trocknen; es ist ein wahrer Wetteifer in der Gründung von Hospitälern, Armenhäusern und Kleinkinderschulen erwacht, indem da, wo zuerst eine Diakonissin als Gemeindepfle= gerin erscheint, die christliche Liebe alsbald ein Hospital, oder eine Kinderbewahranstalt errichtet. Die Bewegung dieser Liebesthätigkeit ist in fortgehendem Wachsen, und verheißt das gesammte Leben der evangelischen Kirche immer mehr zu durchdringen, und bisher ganz übersehene Gebiete des Volkslebens zu pflegen.

Die Diakonissen von Kaiserswerth sind durch kein Gelübde gebunden; sie kommen frei, und können als Probeschwestern zu jeder Zeit, als eingesegnete Schwestern nach fünfjährigem Dienste wieder austreten; sie dienen, nicht in Werkgerechtigkeit, sondern in freier Liebe zum Herrn, und darum sind diese Anstalten wie ein Schmuck, so auch ein lebendiges Zeugniß für die Kraft des rechtfertigenden Glaubens der evangelischen Kirche, der in der Liebe thätig ist. Wiesmann in Bonn, später in Coblenz †.

174. Amandus, Bischof von Tongern.

6. Februar.

Nach dem Fall Roms hat es für das ganze folgende Jahrtausend kein größeres Ereigniß gegeben, als den Eintritt des siegreichen Volkes der Franken in die Gemeinschaft der rechtgläubigen abendländischen Kirche. Durch ihn bahnte sich eine Erstarkung der lezteren an, welche, weiterhin durch den Uebertritt der noch arianischen Völker germanischen Stammes bekräftigt, für alle Folgezeit von entscheidender Bedeutung geworden ist, und im Zusammenhang hiermit geschah es, daß in dem Frankenvolke die Grundlagen einer neuen Weltherrschaft gelegt wurden, die der römischen folgend und von völlig andern Trieben geleitet eine neue Epoche der Weltgeschichte heraufgeführt hat. Dieses Ereigniß denn zu begreifen, namentlich zu erkennen, wie seit dem entscheidenden Tag bei Zülpich 496 das von Klodwig und seiner nächsten Umgebung erkorene und vertretene Christenthum im Frankenreich mehr und mehr Ausdehnung und mehr und mehr innere Herrschaft errang, um allmählich zum Hauptmoment der gesammten neuen Bildung zu werden, ist von größtem geschichtlichen Interesse, und jeder Beitrag zur Klärung und Vervollständigung dieser Erkenntniß wird dem Forscher wie dem einfachen Betrachter willkommen sein.

Das Bedeutende am Leben des h. Amandus liegt darin, daß seine Geschichte durchweg ein solcher Beitrag ist.

Wenig äußere Thatsachen sind es, die es in sich schließt. Daß er 589 zu Herbauge in Guyenne geboren, daß er frühzeitig das geistliche Leben erwählt, daß er in Bourges fünfzehn Jahre lang Eremit gewesen, daß er mehrere Male nach Rom gewallfahrtet, daß er sich der Mission unter den Belgiern, den Vasken, den Slaven gewidmet, daß er 647 zum Bischof von Mastricht erwählt und drei Jahre lang als solcher thätig gewesen, daß er darauf wieder die Predigt des Evangeliums unter den Heiden betrieben, daß er mehrere Klöster gegründet und in einem derselben nach seinem etwa i. J. 679 erfolgten Tode feierlich bestattet worden ist, mag den ganzen Umkreis dessen bezeichnen, was wir an äußeren Daten von ihm wissen. Dagegen erscheint höchst schäßbar, daß wir durch sein Leben über Fragen von innerer Art: wie das Christenthum beschaffen gewesen, welches damals um die Herrschaft rang, wie man es zu verbreiten suchte, wie sich die fränkische Geistlichkeit zu Rom und

Rom sich zu ihr stellte, welche Berührungen sie mit dem einheimischen Königthum hatte, einen erwünschten Aufschluß erhalten. Wir haben dem ältesten Biographen St. Amand's, dem mit ihm noch persönlich bekannt gewesenen Priester Baudemund, der gegen das Jahr 700 geschrieben haben mag, zu danken, daß während er die chronologische Anordnung seiner Arbeit mit wenig Achtsamkeit betrieben, gerade diesen inneren Dingen große Aufmerksamkeit zugewendet hat.

Es ist ein in seinen äußeren Bezeigungen seltsames, seinem Grundtriebe nach durchaus achtungswerthes Christenthum, was wir in Amand und den ihm Gleichgesinnten thätig sehen. Der Sohn christlicher Eltern von hoher Geburt und wie es scheint reichem Besitz und frühzeitig in der heiligen Schrift unterwiesen, ward er, als er in die reiferen Jünglingsjahre kam, von einer so unmäßigen Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Christo ergriffen, daß er Eltern und Heimath verließ und auf eine im Ocean gegenüber dem heutigen La Rochelle gelegene Insel Dye floh, um mit einigen dort in klösterlichem Verband lebenden geistlichen Brüdern in Verkehr zu treten. Von ihnen mit Freuden aufgenommen widerstand er allen Lockungen seines Vaters, zu ihm zurückzukehren, aufs Entschiedenste. Als ihm angedeutet wurde, er werde seines Erbtheils verlustig gehen, soll er in die Worte ausgebrochen sein: Nichts sei so sehr sein Eigenthum, als der Dienst bei Christo: der sei sein Erbtheil. Er wünsche Nichts von den Gütern des Vaters zu besizen; möge es ihm nur gestattet sein, ein Streiter Christi zu werden! Um alle weitern Versuche abzuschneiden, begab er sich zum Grabe des heiligen Martinus von Tours und nachdem er da gebetet, es möge ihm durch die Fürbitte desselben vom Herrn verliehen werden, nie wieder in seine Heimath zurückzukehren, sondern auf fortwährender Pilgerfahrt zu bleiben, beschnitt er sofort sein Haupthaar und trat in den Clerus ein. Was er damit vor Allem meinte, zeigte sich sogleich. Er widmete sich in Bourges dem Eremitenstande. Von dem Auftregisilus, der dort Bischof war und in hohem Rufe stand, freundlich aufgenommen bezog er eine in der Nähe einer Kirche auf der Stadtmauer errichtete Zelle und saß hier, durchdrungen von der Liebe zum ewigen Leben - fünfzehn Jahre hindurch in Sack und Asche, nur mit Gerstenbrot und ein wenig Wasser seinen Leib ernährend.

War ein solcher Selbstraub am thätigen Leben, ausgeführt in

den Jahren der Blüthe und Kraft, etwa vom 23sten bis zum 38ften Lebensjahre, von ihm lediglich als Opfer, als Act der Anbetung, oder auch als hohe Schule für einen weiteren, schwierigeren Beruf gemeint? Jst, darf man in allgemeinerem Sinne fragen, da Aehnliches von frühen Zeiten der Kirche an bis in ihre spätesten Jahrhunderte bei vielen Andern vorgekommen ist, diese Entwickelung der Ascese zugelassen worden, damit dadurch Werkzeuge gewonnen würden, die zur Verkündigung des Evangeliums unter den rohen Heiden die Wucht des Ruhms erprobter Heiligkeit und einer äußern Würde herzubrachten, welche dem Nichteremiten abging?

Bei Amandus werden wir über die Beantwortung dieser Fragen kaum zweifeln dürfen. Bald nach dem Ablauf seiner Zellenarbeit trat er das Amt der Mission an und schön ist es bei Baudemund zu lesen, wodurch insonderheit er sich dazu getrieben fühlte.

Erklärlich aus dem nahen Verhältniß, in welchem die fränkische Kirche zu Rom stand, kam ihm in seiner Abgeschiedenheit plöglich der Gedanke, er müsse an den Schwellen der seligsten Apostel Petrus und Paulus anbeten, und er zögerte nicht, ihn auszuführen. Mit nur einem Begleiter pilgerte er auf unwegsamen Steigen nach Rom, küßte die heiligen Fußtapfen und pflegte, nachdem er bei Tage die Kirchen Gottes besucht, sich Nachts in die Peterskirche zurückzuziehen. Indeß geschah es ihm, daß er eines Abends von Einem der Custoden schmählich zur Kirche nicht sowohl hinaus gewiesen, als geworfen wurde. Traurig saß er auf der Kirchentreppe, da erschien ihm St. Peter und ermahnte ihn unter freundlicher Bezeigung, er möge nach Gallien zurückkehren und sich der Predigt des Evangeliums widmen.

Mit diesem Ereigniß beginnt die zweite, bedeutendere Epoche seines Lebens. Aufgerichtet durch die Erscheinung und wie Baudemund sagt mit dem Segen und unter dem Schuß des Apostels zog er nach Gallien zurück, und hat hier, etwa im Jahre 626 zum Wanderbischof (episcopus regionarius) bestellt, lange Jahre als Verkündiger des Evangeliums unter den noch übrigen heidnischen Stämmen des Frankenreichs, einmal auch außerhalb der Grenzen desselben mit so großem Eifer, unter so geschickter Benußung der gegebenen Mittel und mit solchem Erfolg gewirkt, daß hierin die eigentliche Aufgabe und das Werk seines Lebens erkannt werden muß.

Zuerst wandte er sich den noch heidnischen Bewohnern von

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