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Gent und der Umgegend zu, welchen das Christenthum zu verkündigen wegen ihrer Wildheit noch Niemand gewagt hatte. Auffallend ist, daß er sich vor Allem einen Erlaß des Königs Dagobert verschaffte, nach welchem, wer sich nicht gutwillig taufen lassen wollte, dazu vom König sollte genöthigt werden. Es beruht dies darauf, daß mit dem König auch sein ganzes Reich in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen erschien und danach jedes Verharren beim Gößendienst den Charakterzug eines Ungehorsams gegen die Obrigkeit annahm. In der That aber findet sich kein Beweis vor, daß er von jenem Befehle beim Geschäft der Mission Gebrauch gemacht. Im Gegentheil widmete er sich diesem mit geistlicher Hingebung, indem er das Wort nicht bloß predigte, sondern auch durch seinen Wandel, namentlich durch ruhige Hinnahme aller ihm entgegentretenden Feindseligkeiten bethätigte. Von den Bewohnern der Gegend geschlagen, selbst von Weibern angegriffen, öfters in den Fluß gestürzt, hielt er dies Alles für Nichts und tröstete sich mit dem Worte: eine größere Liebe hat Niemand, denn daß er sein Leben gebe für seine Freunde. Von seinen Begleitern verlassen blieb er allein am Werk und erwarb sich mit eigenen Händen sein täglich Brot. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er gefangenen oder über die See daher gebrachten Knaben: er kaufte sie an, taufte fie, ließ sie in der Schrift unterrichten, schenkte ihnen dann die Freiheit und besaß an ihnen eine Art Seminar für die Kirche, aus welchem später Priester, Aebte, Bischöfe hervorgingen. Wenn man bei Baudemund aus seiner Ausdrucksweise Schlüsse ziehen darf, so scheint es, daß Amandus, der dort „unzählige Gefangene losgekauft," in der Umgegend von Gent weniger bei den Einwohnern, als im Kreise dieser armen Bedrängten und Verlassenen Erfolge gehabt habe.

Von den segensreichsten Folgen für sein Werk war ein durch ihn auf verwandtem Gebiet veranlaßtes außerordentliches Ereigniß. Etwa 8 Meilen füdlich von Gent, in Doornick, hielt ein fränkischer Graf, Namens Dotto, öffentliches Gericht, und hatte eben einen unter dem anklagenden Geschrei des Volkes herbeigebrachten Dieb zum Tode verurtheilt, als Amandus zur Stelle kam. Der fromme Mann bat den Grafen inständig, dem Verbrecher das Leben zu schenken, jedoch umsonst; bald wurde das Gericht vollstreckt und der Graf zog mit der Menge ab. Amandus eilte zum Galgen, fand den Menschen todt, ließ den Leichnam herabnehmen, ihn in

seine Betzelle bringen und betete da so dringend und unter so viel Thränen über ihm, bis durch Gottes Kraft das Leben in ihm neu erwachte. Staunend sahen die Brüder am nächsten Morgen, wie der Todtgeglaubte lebendig vor Amandus saß und mit seinem Retter sprach. Bald ward das Wunder weit und breit ruchbar, und nun eilten die Landesbewohner schnellen Laufes zu Amandus und baten ihn, er wolle sie zu Christen machen. Die Heiligthümer, in denen sie bis dahin angebetet hatten, zerstörten sie mit eigner Hand oder übergaben sie dem Amandus, der sie zu christlichen Zwecken benußte.

Vielleicht durch diese unerwartete Wendung der Dinge ermuthigt, wandte er sich einem fern jenseits der Donau wohnenden heidnischen Volke zu, welches von Baudemund als das der Slaven bezeichnet wird. Indem er diesen das Wort vom Heil verkündete, hoffte er des Todes eines Zeugen Christi gewürdigt zu werden. Indeß ward ihm die Palme des Martyriums nicht zu Theil, nur Wenige wurden gläubig und so fühlte er sich gedrungen, zu der Heerde zurückzukehren, welche er als die seinige ansehen mußte.

Eigentlich nur eine Unterbrechung seiner Missionsthätigkeit war seine im Jahr 647 eintretende Erhebung zum Bischof in der Stadt Mastricht. Nach dem Tode des Bischofs Johannes Agnus drang König Sigebert, vereint mit der Geistlichkeit und der Bewohnerschaft in ihn, sich des verwaisten Sizes anzunehmen. Er weigerte sich und erklärte, er sei desselben unwerth, und erst als Alle einstimmig ihm zuriefen, er sei des Priesterthums wohl würdig und möge um der Sorge für die Seelen willen das Amt annehmen, der Geldgewinn davon sei Nebensache, entschloß er sich zur Annahme. Drei Jahre lang zog er durch alle Dörfer und Burgen des Bezirks und predigte das Wort Gottes. Aber er mußte die traurige Erfahrung machen, daß selbst die Priester und Leviten" seine Predigt verachteten; er fühlte sich in dem von Christo vorgesehenen Falle, zum Zeugniß über die Ungläubigen selbst den Staub von seinen Füßen schütteln zu müssen und war selbst durch ein uns noch erhaltenes Schreiben des Papstes Martinus nicht zu bewegen, den bischöflichen Stuhl länger einzunehmen: sicher geleitet durch das Gefühl, daß er zu einem andern Berufe bestimmt sei. Diesem widmete er sich denn wieder.

Zunächst predigte er das Evangelium auf einer Insel in der Gegend der Scheldemündungen, Calloo genannt. Er arbeitete da

zugleich mit einigen geistlichen Brüdern. Die Bewohner hörten indeß nicht auf seine Worte und mußten dafür, wie Baudemund bemerkt, erleben, daß zwei Jahre hindurch eine ungeheure Plage, jedenfalls eine Ueberschwemmung durch die Meereswellen, ihre Häuser und Aecker zerstörte, so daß fast Niemand dort zu bleiben vermochte.

Hierauf zog er zu dem in der Nähe der Pyrenäen wohnenden Volk der Vasken, um sie vom Gößendienst zur Anbetung Gottes zu führen. Sie wohnten in unzugänglichen rauhen Thälern und beunruhigten durch ihre Kampflust ihre fränkischen Nachbarn. Auch bei ihnen hat seine Predigt des Evangeliums einen erwünschten Erfolg nicht gehabt; indeß kann ein Vorfall, der dabei vorkam, nicht ohne erschütternden Einfluß auf die Betheiligten geblieben sein. Während er im Reden begriffen war, begann einer der eingebornen Zuhörer seine Geberden grinsend nachzuäffen, um die Wirkung seines Wortes zu vereiteln. Er trieb es eine Weile; da fing er plößlich an, sich mit seinen eigenen Händen zu zerfleischen, verklagte laut seine Sünde und hauchte, in der Pein sich windend, seinen Geist aus. Der Erfolg bei den Augenzeugen kann kein anderer als der einer heiligen Scheu vor Amandus und der von ihm vertretenen Sache gewesen sein, und so wird dieser erste Missionsversuch bei den Vasken für spätere glücklichere die Grundlage gebildet haben.

In unmittelbarer Verbindung mit dem, was Amandus für die Ausbreitung des Christenthums gethan, steht seine Thätigkeit für Anlegung von Klöstern. In diesen sollte nach ihrer ursprünglichen Idee das Leben des christlichen Glaubens seine vollkommene Bethätigung finden; andererseits aber sollten sie ausgesezte Posten der Christenheit sein, von denen aus dieses Leben in der Umgebung entweder gereinigt und vertieft oder neu gepflanzt werden sollte. Wo Amandus gepredigt hatte, da ließ er Brüder zurück, welche das Werk zu überwachen oder fortzusehen hatten; er suchte sie dann je zuweilen wieder auf, um sie selbst zu stärken; eben auf einem solchen Besuche war's, wo er von dem wilden Vaskenvolke hörte und den Entschluß faßte, in seiner Mitte zu wirken. War es ihm, wie bei jenem Falle in der Umgebung von Doornick gelungen, das Heidenthum zu brechen, so machte er aus den ihm überlassenen Heiligthümern Klöster oder Kirchen. Gottesfürchtige Männer und Frauen halfen ihm dazu mit freiwilligen Gaben. In

gegebenem Falle bat Amandus um solche Unterstüßung; so den König Childerich, der ihm einen ganzen Ort, Stanto, behufs der Anlegung eines Klosters daselbst zuwies. Nach Milo's etwas späterem aber glaubwürdigem Bericht schenkten ihm Könige und Königinnen und mehrere erlauchte Personen, um ihm ihre Verehrung zu bezeigen, Landgüter und andre Erbstücke, die er dann für diesen ,,geistlichen Kriegsdienst" verwendete. Das berühmteste der von ihm gegründeten Klöster ist Elnon, einige Meilen füdlich von Doornick, nach Valenciennes zu gelegen, so genannt nach einem Flüßchen, an dessen Ufer es erbaut ist, in den spätern Zeiten mit dem Namen des Gründers, der sich gegen Ende seines Lebens dahin zurückzog, St. Amand bezeichnet. Es war im 10. Jahrh. als Siß der Wissenschaften so wohl angesehen, daß der Abt eines benachbarten Klosters, Bodulfus, sich einen Elnonensischen Mönch, Hucbaldus, kommen ließ, um von ihm Unterricht zu empfangen, wofür er dann Elnon mit liegenden Gründen beschenkte. Erinnern wir uns, wie sich um solche Klöster nach und nach Laienwohnungen, Dörfer und Städte, um Elnon die noch bestehende Stadt St. Amand, angebaut haben, so zeigt sich, wie die Wirksamkeit des Amandus nicht allein zur Förderung der Kirche, sondern auch zur Cultur des Landes gedient hat.

Das Mitgetheilte erklärt den ausgezeichneten Ruhm, den Amandus vor und nach seinem Tode in Belgien und Frankreich besessen. Indeß sind uns noch manche Thatsachen überliefert, die auf seinen Charakter ein besonders erfreuliches Licht werfen. Indem wir uns versagen müssen, sie alle zur Darstellung zu bringen, beschränken wir uns auf das Wichtigste, die Beantwortung der Frage: wie stand er zu den sittenlosen merovingischen Königen? Wenigstens von seinem Verhältniß zu Dagobert sind wir unterrichtet. Was Keiner von den Priestern gewagt hatte, wagte er: er hielt dem König seine schweren Vergehen freimüthig vor. Dafür ward er von ihm aus dem Frankenreiche verbannt; wir werden kaum irren, wenn wir seinen Gang zu den Slaven, den man als Erweis einer gewissen Unbesonnenheit angesehen hat, hiermit in Verbindung bringen. Indeß war das an Amandus begangene Unrecht zu groß, als daß selbst ein Merovinger es hätte lange auf seinem Haupte liegen lassen mögen. Nach der Geburt eines Sohnes rief ihn Dagobert aus der Verbannung zurück in seine Nähe und ruhte trop der entschlossenen Weigerung des Amandus, der

für einen Geistlichen Nichts gefährlicher als das Hofleben hielt, nicht eher, als bis er einwilligte, den Prinzen zu taufen und zu versprechen, ihm ein geistlicher Vater zu werden.

Der Prinz war Sigebert, der nach seinem Vater den fränkischen Thron bestieg. Auf welche Art Amandus seinem Versprechen nachgekommen, wird uns nicht berichtet; daß er es aber irgendwie gehalten, dafür bürgt theils Amand's Gewissenhaftigkeit, theils die Nachricht, daß ihm bei seinem Gelöbniß der Gedanke lebhaft war, wie ein näheres Verhältniß zum König für seine Predigt des Evangeliums innerhalb und außerhalb des Frankenreichs nur von großem Vortheil sein könne. Auch der erwähnte Brief des Papstes Martinus etwa vom Jahre 650, worin er ihn beschwört, den Bischofssit in Mastricht nicht aufzugeben, und dieser Bitte die weitere hinzufügt, den König Sigebert zu vermögen, in seinen mit dem Römischen Concil von 649 angehobenen Kampf wider die Griechen mit einzutreten, sezt das Vorhandensein einer näheren Verbindung zwischen Amand und Sigebert voraus. Wären die anderweitigen Verhältnisse dazu angethan gewesen, so hätte sich vielleicht durch Amandus im 7ten Jahrh. das vollziehen können, was durch Alcuin im Sten unter dem großen Nachfolger der Merovinger zum Vollzug gekommen ist.

Nach einem Leben, in welchem Züge der Weltverachtung, der frommen Entschlossenheit, der Freigebigkeit gegen die Armen, der sittlichen Hoheit im Verkehr mit den Reichen, der Klugheit in der Seelsorge, des richtigen zugleich in Strenge und in Milde sich bewährenden Verhaltens gegen Ungehorsame, der herzlichen Versöhnlichkeit miteinander abwechseln, entschlief dieser Liebenswerthe in seinem Zufluchtsort am Elnon gegen 90 Jahr alt, eines Sonntags, am 6. Februar 679. E. Ranke in Marburg.

175. Lambert, Bischof von Tongern.

17. September.

An den Ufern der Maas, da wo sie durch Belgien und Niederland dem Rhein zuströmt, liegen zwei Städte, die in alten Zeiten weit berühmt waren, Lüttich und Mastricht. Noch heute kennt sie Jedermann, denn Lüttich ist eine reiche und schöne Stadt, und Mastricht eine starke Festung. In der Mitte zwischen beiden, etwas

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