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Einen, der Himmel und Erde, die See und Alles, was darin ist, geschaffen. Wer in wahrem Glauben ihm dienet, der wird das ewige Leben haben. Als sein Knecht beschwöre ich Dich, daß Du von der Eitelkeit des uralten Irrthums, dem Deine Väter gedient, endlich Dich einmal bekehrest und glaubest an den einen, allmächtigen Gott. Dann laß Dich taufen in der Quelle des Lebens, alle Deine Sünden abwaschen, indem Du alle Bosheit und Ungerechtigkeit von Dir werfest und hinfort züchtig, gerecht und heilig lebest. So wirst Du mit Gott und allen Heiligen das ewige Leben ererben. Falls Du aber mich verachtest, der ich Dir den Weg des Heils anweise, so sollst Du wissen, daß Du ganz gewiß die ewigen Strafen und die Höllen-Flammen mit dem Teufel, dem Du gehorsamest, erleiden wirst." Diese Worte des unverzagten Gottesmannes machten solchen Eindruck auf Radbod, daß er sagte: „Ich sehe, daß Du unsre Drohungen nicht gefürchtet hast, und daß Dein Betragen mit Deinen Worten übereinstimmt." Somit sandte ihn Radbod sammt seinen Gefährten in das fränkische Reich zurück.

Um diese Zeit begab er sich nach Trier. Die Aebtissin eines Klosters daselbst, Jrmine, Tochter des fränkischen Königs Childebert, hatte seine Hülfe eingerufen wider eine grassirende Pestseuche, und dies mit wunderbar gesegnetem Erfolg. Aus Dankbarkeit schenkte sie dem Willibrord ein Kloster in der jeßigen Provinz Luremburg. Hievon stiftete Willibrord eine Abtei, die späterhin sein geliebter Ruhesiz wurde; Pipin und dessen Gemahlin Plechtrudis schenkten ihm dazu Länder und Acker, und so wurde die Abtei Echternach allmählig ein bedeutender Besiß und wuchs durch die ringsum sich anbauenden Einwohner zu einer nicht unansehnlichen Stadt, das es noch jest ist.

Als er in den südlichen Niederlanden verweilte, besuchte er öfters einen treuen Gotteszeugen, Namens Lambert (s. das vorige Lebensbild), der aus seiner Erfahrung dem Willibrord vielmal weisen Rath ertheilte. So war es diesem ein herber Schlag, als er 709 vernahm, daß Lambert als Opfer einer ungerechten Rache von rohen Händen getödtet war. Dagegen erquickte ihn besonders ein überraschender Besuch seines alten Lehrers und Freundes Wilfried, der in siebzigjährigem Alter noch eine Reise nach Rom unternahm und keinen Umweg scheute, um Augenzeuge von dem Wirken und Befinden seines jezt schon berühmten Schülers zu sein (704).

Auf diesen Reisen von Norden nach Süden und umgekehrt hat Willibrord in der Rheingegend die Gemeinden in Xanten, Cleve, Emmerich (Rhein-Preußen); weiter die in Elst, Nymwegen, Tiel (Gelderland) gegründet. Der kräftige Mann blieb unermüdet thätig für seinen Gott und Herrn. In dem nord-westlichen Theile Frieslands (der jeßigen Provinz Nord-Holland) scheint er um diese Zeit viele Kirchen gestiftet zu haben. Eine derselben Namens Heilo, nahe bei der jeßigen Stadt Alkmaar, bewahrt noch ein schönes Andenken an Willibrord. Hinter der (reformirten) Dorfkirche findet sich ein eingemauerter Brunnen, der WillibrordsBrunnen heißt, und dessen Wasser nach dem Glauben der RömischKatholischen eine wunderbare Heilkraft haben soll. Alcuinus erzählt, daß als Willibrord in dieser Gegend evangelisirend einherzog, großer Mangel an süßem, trinkbarem Wasser entstand, da das vorhandene Wasser brack und untrinkbar war; so litten seine Gefährten peinlichen Durst. Da ruft Willibrord Einen von ihnen zu sich in seinem Zelt und befiehlt ihn eine Grube zu graben. Nun knieet er nieder und flehet zu Gott, daß Er gleich wie Er vormals sein Volk in der Wüste getränkt, jezt auch aus dem dürren Boden erquickende Labung hervorquillen lasse. Und siehe, Gott erhört seinen Knecht, und troß der Nähe der salzigen Seen, quillt in der Grube eine gute Quantität füßen Wassers hervor. Was auch in dieser Sage erdichtet sein möge, gewiß ist sie ein Beweis des heilsamen Eindrucks, den der Evangelienbote, der hier auf die Quelle des lebendigen Wassers, das in das ewige Leben quillet, hinwies, in den Herzen der Eingebornen hinterlassen hat.

Im Jahre 714 starb Pipin, und der Friesen-König benußte die Verwirrung, welche durch dessen Tod entstand, um in das Frankenreich einzufallen, und zugleich die Christen-Kirchen und Kapellen zu verwüsten. Vergebens wagte es ein kühner Sendbote, so eben aus Lundewich (London) gelandet, mit Kraft und Würde das Evangelium zu verkündigen, er mußte nach wiederholten Versuchen (715-716) wieder heimkehren ohne Frucht. Wer war dieser? Es war Winfried, der unter dem Namen Bonifacius sich den großen Namen, Apostel der Deutschen, erworben hat. Drei Jahre später (720), als nach Radbod's Tode das Kriegsgetümmel sich ein wenig legte, kehrte er wieder und arbeitete mit oder ohne Willibrord, allein immer in stetem Einverständniß mit diesem, drei Jahre unter den Friesen. Da rief ihn sein Gott nach Deutsch

land, woher er im greisen Alter nochmals wiederkommen sollte, um (in 755) den Zeugentod durch die Hand der heidnischen Friesen zu sterben. Willibrord hatte alsbald die großen Anlagen dieses apostolischen Mannes erkannt, und da er selber 66 Jahre alt geworden war, wollte er ihn zu seinem Nachfolger bestimmen; aber Bonifacius, der sich zu den Deutschen berufen fühlte, lehnte es ab.

Ein andrer Mithelfer war indessen aus Frankreich herüber gekommen, Namens Wulfran, Bischof von Sens. Der Sohn und Nachfolger des Pipin, Carl Martel, hatte den Radbod wieder besiegt und gezwungen den Christenglauben frei in seinem Gebiet predigen zu lassen. Während des Krieges hatte Willibrord sich nach seiner Abtei Echternach begeben, jezt kehrte er nach Utrecht zurück, das zerstreute zu sammlen, das verwirrte zu ordnen, das zerbrochene zu heilen. Unter Leitung oder Anweisung Willibrords predigte Wulfran den Friesen mit Eifer das Evangelium und war glücklich genug den Sohn des Radbod zu bekehren und zu taufen. Dieser starb aber, da er noch das weiße Kleid der Täuflinge trug, und sei es, daß hiedurch das Herz des Vaters erweicht war, sei es daß andere Ursachen mitwirkten (die alten Schriftsteller sagen auch die Wunder des Wulfran), Radbod, der greise Christenfeind, schien für die Kirche gewonnen. Das große Taufbecken steht bereitet. Der König sett einen Fuß darin, doch besinnt sich noch 'nmal, bevor er den zweiten hinzuseßt. Feierlich beschwört er den Misfionar zu bezeugen: wo die Mehrzahl der Friesen und ihrer Könige und Väter sein mögen, im Himmel, oder in der Walhalla?“. Wulfran erwiedert: „Irre Dich nicht, o Fürst! Deine Vorgänger, die Fürsten der Friesen, die ohne das Sacrament der Taufe gestorben sind, liegen gewiß unter dem Urtheil der Verdammniß.“ Hiergegen sträubt sich das National-Gefühl des Friesen-Königs; gleich zieht er den Fuß aus dem Taufbecken zurück, und erklärt, er könne den Umgang jener friesischen Voreltern nicht entbehren um mit wenigen Unansehnlichen im Himmel zu wohnen; darum wolle er bei der Religion seiner Väter beharren.“ — Vergebens wendet Wulfran alle erdenkliche Mühe an, und erklärt ihm, daß der Teufel ihn verführet hat und die Pforten des Himmels auf ewig für ihn geschlossen sein werden. Indeß Radbod war innerlich ohne Ruhe. Er ließ Willibrord bitten, zu sich herüber zu kommen, vielleicht um günstigere Auslegung zu bekommen. Allein Willibrord weigert sich und spricht: „Wie sollte Dein Meister, nachdem

er des Bischofs Wulfran Ermahnungen verschmähet, jezt den Meinigen Folge leisten? Ich habe ihn diese Nacht gesehen mit glühender Kette gefesselt, so daß er bereits dem ewigen Urtheil erliegt." Ehe der Gesandte zurück war, vernahm er schon Radbods Tod (719). Diese alte glaubwürdige Erzählung ist ganz bezeichnend, um den Geist jener Zeit kennen zu lernen.

Der Nachfolger des Radbod, Poppo war dem Christenglauben weniger feind, und die Missionare waren mit mehr oder weniger Erfolg unter den heidnischen Friesen thätig. Willibrord scheint von jezt an mehr durch das Ordnen seines Bischofssizes und dessen Angelegenheiten gebunden zu sein. Carl Martel und andere Angesehene beschenkten das Bisthum und die Abtei fortwährend mit allerlei Einkünften. Dieß kam alles der Kirche oder nach damaligen Ansichten, dem Reich des Herrn zu gute; diente auch um Kirchen, Klöster, Schulen zu errichten und zu unterhalten, nahm aber den ganzen Mann in Anspruch und machte ihn das eigentliche Missionswerk anderen jüngeren überlassen. Auch ließ sich das Alter merken. Die Gefährten und Jugendfreunde waren bereits zur Ruhe eingegangen. Die Friesen standen wiederholt wider die Franken auf, und sobald der Frankenkönig Carl Martel anderwärts beschäftigt war, wie jest im Süden des Reichs gegen die Mauren, schüttelten sie das Joch der Abhängigkeit wieder ab. So lebte der fromme Greis meist in höchst unruhiger Kriegszeit, und war er öfter genöthigt nach seinem Echternach sich zurückzuziehen. Als aber der Frankenkönig den Friesen in ihrem innersten Schlupfwinkel, wo er sie von der Seeseite aufgesucht, eine schwere Niederlage zugebracht hatte (736), scheint der Bischof die letzten Jahre seines langen Lebens einige Ruhe genossen zu haben in seinem Bisthum. Bereits hatte er im 79sten Lebensjahr einen Mit-Bischof sich als Helfer beigegeben, obwohl er darum nicht aufhörte selber zu lehren und zu predigen. Wenn er jeßt das Auge von Katwijk's Küste, wo er in 690 landete, nach Osten, Süden und Norden der Niederlande wendete, konnte er, wie Paulus der Apostel sagen: ich habe alle die Lande mit dem Evangelium erfüllt. Und obwohl er die Geistesfülle und Tiefe des Paulus nicht hatte, er hatte doch denselben Eifer und gottgeweihten Sinn für die Ausbreitung des Evangeliums. Endlich nach beinahe 50jähriger Wirksamkeit unter den Friesen, in seinem 82sten Lebensjahr, ging dieser treue Knecht in die Freude seines Herrn ein. Er entschlief den 7. November

739, wahrscheinlich in Utrecht, obwohl seine Leiche, dem Wunsche des Verstorbenen gemäß nach seiner Abtei Echternach geführt wurde. Derselben hatte er bei Testament seine Privat-Besißungen vermacht.

Lange blieb diese Abtei ein stattliches Grabmal für diesen Apostel der Niederlande. Aber im November 1794 wurde sie von den Franzosen (Sansculottes), denen damals nichts heilig war, zerstört. Noch findet alljährlich eine besondere Verehrung des Willibrord daselbst statt. Am ersten Dienstag nach Pfingsten strömen viele Tausende aus dem Eifel-Gebirge herzu und halten in Echternach eine sonderbare Procession. Die sogenannten springenden Heiligen machen nach vorgeschriebenem Tact Sprünge seitwärts, rückwärts und vorwärts, bis sie vor der Parochie-Kirche sich niederwerfen und einen priesterlichen Segen empfangen. Dieß zum Andenken an eine wunderbare Heilung von einer Viehseuche oder NinderTollheit durch Willibrord, und zugleich als Schußmittel gegen deren Wiederkehr. Wir, lieber Leser! wollen auf andere Weise den Gründer der christlichen Kirche der Niederlande in Ehren halten. Obwohl er nach dem ihm verliehenen Maaß des Lichtes, das Evangelium der Gnade Gottes in Christo noch einklammerte in den Sagungen und geseßlichen Formen der römischen Hierarchie, auf Willibrord darf man den Lobspruch des Herrn auf Maria von Bethanien anwenden, er hat ein gutes Werk gethan; er hat gethan was er konnte; wahrlich wo das Evangelium in diesen Landen gepredigt wird, da wird man auch sagen zu dem Gedächtniß des Willibrord, was er hier gethan hat.

L. J. van Rhyn in Wassenaar bei Leyden.

177. Die beiden Ewalde.

3. October.

Auf zwei verschiedenen Wegen sind die Stämme des deutschen Volkes zum Evangelium berufen worden, und je nachdem sie den einen oder den andern geführt wurden, ist ihr Leben und Antheil an der großen Arbeit der Menschheit nach einem ewigen Rathschlusse bestimmt worden. Die einen haben das Christenthum erobert, die andern sind von ihm erobert worden. Jenen Weg haben die Gothen, Franken und Alamannen betreten, auf dem

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