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Und hier fand er bald Gelegenheit seinem mächtigen Gönner seinen Dank mit voller Ueberzeugung vergelten zu können. Die Herzöge von Baiern und Alamannien trachteten danach nicht ohne Zustimmung und Beihülfe des Papstes, das fränkische Reich zu zerreißen; und wenn sie auch nach heißen Kämpfen flüchten mußten, hielt doch die anderweitige Bedrängniß der Karolinger durch feindselige Nachbarn von der weiteren Verfolgung des gewonnenen Sieges ab. Winfried stand treu zu Karlmann, auch als der Papst sich anders entschied. Sie wehrten damit in gemeinsamem Bemühen der Zerstückelung Deutschlands; Winfried aber konnte dem, was so von politischer Seite für die nationale Selbständigkeit des deutschen Lebens gewonnen war, ein gleiches Bemühen für die Neugestaltung oder Wiederherstellung kirchlicher Sitte, Ordnung und Verfassung an die Seite sezen. Es lag diesen edlen Bestrebungen ein tiefes, zum Theil vielleicht unbewußtes Gefühl von dem zum Grunde, was dem Volke Noth war, und dasselbe allein in seiner Einheit und Selbständigkeit erhalten konnte und ohne welches es vielleicht bald den Stürmen romanischer oder slavischer Gewaltsamkeit unrettbar erlegen wäre. Indem aber Winfried so das Interesse der deutschen Kirche und Nationalität gleichmäßig und wahrhaft förderte, störte er doch zugleich im wahren und wohlverstandenen Sinne die Macht eines einigen und starken Kirchenthums, das man in Rom wollte, an seinem Theile nicht.

Aber Winfried fand noch andere Mittel, das kirchliche Bewußtsein und Leben zu reinigen und zu stärken. Zu einem nicht ganz unbedeutenden Theile geschah dieß durch das Synodal- und Metropolitan-Wesen. Die Widerseßlichkeit der alten Geistlichen wurde auf den jährlichen Provinzialsynoden gebrochen, die erzbischöfliche Auctorität gehoben, das weltliche und sittliche Leben gesäubert, die Reste des heidnischen Aberglaubens entfernt, endlich für die Regelung und Zucht des gesammten Volkes eine festere Ordnung gewonnen. Weniger gelang ihm freilich dieses in Bezug auf die Geistlichkeit jenseits des Rheins, die ohnehin, je mehr er alle seine Maaßregeln in beständigen Zusammenhang mit Rom sezte, ihre Freiheit davor zu wahren suchte. Auch vermochte er die Widersprüche, die sich gegen ihn sowohl in der Lehre (von der Gnadenwahl u. a.) als auch in dem Abhängigkeitsverhältnisse vom römischen Stuhle erhoben, nicht auf den Synoden, sondern erst durch Entscheidungen aus Rom zu beseitigen. Unter seinen Geg

nern ragen der ihm an christlicherErkenntniß überlegene, aber an Weisheit und richtigem Takt weit nachstehende Clemens und der Franke Adalbert hervor, der als ein Vorläufer der späteren mystischen Richtungen erscheint. Auch in diesen Kämpfen siegte der Gehorsam gegen die römische Kirche zulezt doch; und wenn die Gedanken Winfrieds dabei auch nicht die richtigen, wahrhaft evangelischen gewesen sind, so dürfen wir es doch nimmer verkennen, daß er in höherer Hand ein gesegnetes Mittel gewesen ist, durch die starke römische Gliederung dem jungen, zarten Leben der deutschen Kirche Halt und Festigkeit zu geben. Winfrieds Wirken für das Reich Gottes sollte mit den Bewegungen und Erfolgen der weltlichen Macht Hand in Hand gehen. Nicht umsonst geschah es grade in demselben Jahre (732), in welchem er den Grund zum deutschen Kirchenthume legte, daß der Hammer Karl Martells die unsern Welttheil auch vom Südwesten her mit dem Islam bedrohende Macht der Araber zerbrach. Und als endlich Pipin, dem der bei den nicht immer mit ehrlichen Waffen fortgefeßten Kämpfen wider die Alamannen in seinem christlichen Gewissen beunruhigte Karlmann sein Regiment gern mit überließ, um in ein Kloster zu gehen, die schon zuvor wohl vorbereitete Frage in Rom aufwerfen ließ: ob es für die Kirche des fränkischen Reichs in ihrem dermaligen Nothstande nicht besser sei, daß der, welcher die Macht habe, auch König heiße? und die gewünschte zustimmende Antwort erhielt; zog auch Winfried daraus an seinem Theile den unschäßbaren Gewinn, daß das Königthum nur unter der Auctorität der Kirche zu Stande gekommen war, daher nun auch seines christlichen Berufes und seiner Pflicht, die kirchlichen Angelegen= heiten zu fördern, sich bewußt werden mußte. Aber freilich ist Winfried mehr als einmal durch die Benußung politischer Interessen verführt worden, Fleisch für seinen Arm zu halten, statt sich allein im Glauben auf den zu werfen, der der unsichtbare Herr und Lenker seiner Kirche selber ist. Und doch bleibt ihm das unbestreitbare Verdienst, zu einer geistlichen Wiedergeburt auch des Frankenreiches hierdurch den ersten Grund gelegt zu haben.

Den Schlußstein fügte er dem gesammten kirchlichen Organismus mit der streng durchgeführten Metropolitanverfassung ein. Es wurde der Wirkungskreis der Erzbischöfe und Bischöfe und die Unterordnung dieser unter jene fest bestimmt und genau abgegrenzt. Winfried, dem es selbst damals noch an einem erz

bischöflichen Size fehlte, erhielt jezt Mainz zum Mittelpunkte seiner Thätigkeit, nachdem seine Absicht auf das zum Erzbisthume zu erhebende Bisthum Cöln gescheitert war. So war denn mit diesem Erzbisthum Mainz, zu welchem außerdem noch 13 Diöcesen gehörten, der Bau des deutschen Kirchenthums vollendet. Um aber den Segen dieser Einrichtung auch der Zukunft zu sichern, lag es ihm sehr am Herzen, die Nachfolge in der erzbischöflichen Würde noch bei seinen Lebzeiten gesichert zu sehen. Er erreichte dies endlich frohen Herzens durch Papst Zacharias in der Person seines begabtesten und vertrautesten Schülers Lullus, im Frühjahre 754.

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Aber es sollte dem Apostel unseres Volks der Feierabend, den er in der Mitte der deutschen Stämme, der Ostfranken, Thüringer, Hessen und Sachsen, in seiner Lieblingsschöpfung Fulda sich geträumt hatte, nicht beschieden sein. Dort hatte er nämlich auf einer von fränkischen Großen empfangenen reichen Landschenkung tief in dem großen hessischen Buchenwalde in einer Wildniß am Ufer der Fulda durch seinen Freund und Schüler Sturm, einen jungen vornehmen Mann, der sich in Baiern an ihn angeschlossen, in Frißlar seine Bildung empfangen und später in Hersfeld als Einsiedler gelebt hatte, ein neues Kloster errichtet, daneben eine Schule, deren Wirksamkeit in nüchternem, geschichtlichem Geiste noch lange ein Segen der kommenden Geschlechter blieb, gegründet und mit einer neuen Regel, die noch strenger als die der Benedictiner war, ausgestattet. Diesen Ort," schrieb er 751, „habe ich von frommen Männern rechtmäßig erworben und dem Erlöser geweiht. Hier will ich einst, wenn auch nur wenige Tage, meinen müden Leib pflegen und nach meinem Tode ruhen." Aber noch mächtiger als die Sehnsucht nach Ruhe war in ihm der Drang seines liebften Jugendplanes. Er wandte sich zurück zu dem, wovon er ausgegangen war, zur Mission in Friesland, das noch nur in der Gegend von Utrecht für das Evangelium gewonnen war. Nachdem er, von der Ahnung (Andere wollen, von dem Wunsche) des Todes geleitet, sein Sterbekleid in seinen Bücherkasten gelegt, brach er dorthin auf und verkündigte das Evangelium in Verbindung mit seinem Schüler Eoban, Bischof von Utrecht, Anfangs mit gutem Erfolge. Als er aber weiter nach Dokkum vordringen wollte, und am Ufer eines Flüßchens eine Anzahl getaufter Heiden zur Ertheilung der Firmelung erwartete, wurde er am 5. Juni 755 von einem feindlichen Haufen in seinem Zelte überfallen und,

da er seinen weltlichen Begleitern die Vertheidigung mit dem Schwerte untersagt hatte, sammt den übrigen Geistlichen vor ihren Augen getödtet. Die Leiche des 75jährigen Greises wurde später von Mönchen nach Fulda gebracht.

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Wenn auch sein Leben vielfach in ganz äußerlicher Thätigkeitsich bewegen mußte, so war und blieb dennoch die rein innerliche Wirkung, die stille Arbeit an den Seelen, die väterliche Fürsorge für das Wachsen der von ihm bekehrten Christen, vor allen Dingen aber auch das Forschen in der Schrift sein liebstes Augenmerk. Das Studium dieser empfahl er auf das Dringendste, weil sie es ist, die unsere Seele ohne die Gefahr des Schiffbruchs im Sturm zu dem Ufer des seligen Paradieses, zu den ewigen himmlischen Freuden der Engel geleitet." Und wenn er auch in ernster, scharfer Bußmahnung selbst einen König Ethibald zu verwarnen sich nicht scheuete,,,wie ungeziemend es sei, daß ihr das in euch erschaffene Bild Gottes durch den Dienst der Lust in das Bild des Teufels verwandelt," so hat er sich doch selbst nicht überhoben, sondern das lebendige Gefühl der eigenen Ohnmacht und Sünde bewahrt, wie er so schön an eine englische Aebtissin schreibt: „Bete für mich, daß, der sich so hoch geseßet hat und auf das Niedrige sieht, mir meine Sünden vergebe, daß mir gegeben werde das Wort mit freudigem Aufthun meines Mundes, daß das Evangelium der Herrlichkeit Christi unter den Heidenvölkern laufe und verherrlicht werde.“

Voll hohen Sinns und reicher Gaben, voll treuen Glaubens und tiefer Demuth, hatte Winfried nur Eine Liebe und Eine Sorge. in seinem ganzen Leben, zu arbeiten, daß das Reich Gottes komme, und er hat als ein seltenes Rüstzeug des Herrn diese Aufgabe mit rastlosem Muthe und ungetrübtem Blicke bis an sein Ende verfolgt. Mögen unsere römisch-katholischen Brüder ihn hoch erheben als eine Säule päpstlicher Hierarchie, wir erkennen darin nur den Tribut menschlicher Schwäche, mit welcher auch dieser Sohn seiner Zeit den äußerlichen Saßungen ergeben war. Wir evangelischen Deutschen sehen in ihm das gesegnete Werkzeug in der Hand Gottes, auch durch das Mittel strenger Geseßlichkeit und äußerlicher kirchlicher Normen in schwerer Zeit dem heidnischen und unsittlichen Wesen zu wehren und das zarte evangelische Leben unseres Volks in seinen ersten gesunden Keimen zu erhalten; wir ehren ihn hoch als den Begründer deutscher Nationaleinheit und

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Hersteller einer deutschen Kirche, und lassen uns in freudig dankbarer Erinnerung das Wort des Hebräerbriefs (13, 7) gesagt sein: Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach. Friedr. Lübker in Parchim, später in Flensburg †.

179. Gregor von Utrecht.

11. August.

Im Geiste verseßen wir uns in eine anmuthig gelegene Abtei, Namens Pfalzel, unweit der alten Moselstadt Trier. Die Aebtissin Addula, Tochter des Frankenkönigs Dagobert II., hat dieselbe nach dem Tode ihres Gemahls gebaut und selber sich darin vom Welt- und Hofgetriebe zurückgezogen. Es ist im Jahre 722, da der kriegerische Hofmeyer Karl Martell fast königliche Gewalt übt. Ein ehrwürdiger Missionspilger hat an der Pforte um Gastfreiheit gebeten, und die christliche Aebtissin, welche auch Engel beherbergen möchte, hat ihm dieselbe gerne gewährt. Es ist ein angelsächsischer Edelmann, imponirender Gestalt und Haltung im reifen Mannesalter. Seinem reichen väterlichen Erbgut und aller Weltluft hat er schon längst entsagt und sich der Bekehrung der heidnischen Deutschen und Friesen zu seinem Gott und Heilande gewidmet. Winfried ist sein Name, aber als Bonifacius soll die Kirchengeschichte ihn dermaleinst Apostel der Deutschen betiteln 1). Am nächsten Morgen liest er seiner steten Gewohnheit nach die heilige Messe, darauf hält er mit der Aebtissin und ihren Genossen die klösterliche Mahlzeit. Während dessen wird nach stehender Sitte etwas Erbauliches vorgelesen. Der Vorleser ist diesmal ein funfzehnjähriger liebenswürdiger Jüngling, ein Enkel der Aebtissin, erst eben vom Hofe und von seiner Schule zurückgekehrt, Namens Gregor. Er liest aus der Bibel und zwar in lateinischer Sprache. Im Tone und der ganzen Haltung des jungen Gregors ist Etwas, das dem Pilger gefällt.,,Du hast gut gelesen, mein Sohn!" redet er ihm zu,,,aber hast du nun auch das Gelesene gut verstanden, und kannst du es in deutscher Mundart vortragen?“ Der junge Lector stockt und bekennt sein Unvermögen.,,Soll ich's 'n mal

1) Das Lebensbild des Bonifacius s. zuvor.

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