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vinzialkirche; denn er war für den Bischof nicht blos der amtliche Rathgeber, Beistand und Seelsorger, sondern der Stab seines Alters, die Stüße seines Glaubens, der treueste seiner Hausgenossen, der thätigste in seinen äußern Angelegenheiten. Er vertrat mit Freimuth die Geringen gegen die Machthaber, schlichtete die Streitigkeiten der Gemeindeglieder, stand den Dürftigen geistlich und leiblich bei, ernährte die Armen, nahm Fremde gastlich auf, forgte für die gottgeweihten Jungfrauen, gab den Mönchen mündlich und schriftlich in einer kürzeren Form ihre Lebensregeln, ordnete Gebete an und zeichnete sich wie früher als Rhetor, so jezt als christlicher Prediger aus. Können wir ihn auch nicht, wie seine nächsten Freunde und Bewunderer thaten, mit Elias, Moses, Johannes dem Täufer und Paulus vergleichen, so spricht doch für die Bedeutung seiner rednerischen Leistungen die unverhohlene Bewunderung derselben sogar bei seinem dogmatischen Gegner, dem Arianer Philostorgius, und ihre hohe Anerkennung durch einen so gefeierten Meister als der Heide Libanius war. In der That zeigen auch die uns aufbehaltenen Homilien und Reden des Basilius bei großer Lebhaftigkeit des Ausdrucks eine wohlthuende Wärme der Empfindung und verbinden mit einem fesselnden Reiz der Darstellung, welche in einem Reichthum feiner Wendungen, treffender Vergleichungen und anziehender, zuweilen drastischer Schilderungen die verwickelten Verhältnisse des Lebens zur Anschauung bringt, eine solche Klarheit der Begriffe und einen so tiefen, von religiösen Motiven geleiteten sittlichen Ernst, daß der Hörer und Leser nicht blos gefesselt, belehrt, gerührt, sondern in seinem Gewissen getroffen und zu heilsamen Entschlüssen aufgefordert wird.

Viele seiner Reden haben es schon durch ihren Gegenstand mit der sittlichen Einwirkung auf den Willen zu thun. Sie reden über einzelne Tugenden und Pflichten, z. B. über die Wohlthätigkeit, das Fasten, die Demuth, den Ausspruch: habe Acht auf dich selber; desgleichen über besondere Untugenden und Laster, über den Zorn, die Trunkenheit, den Wucher, den Neid. Nicht selten geschieht dies aus Anlaß spezieller Vorkommnisse. Stets aber werden die betreffenden Tugenden, Pflichten, Laster nicht blos in ausführlichen Schilderungen mit wahrhaft klassischen, dem wirklichen Leben entnommenen Zügen charakterisirt, sondern zugleich auf ihre Ursachen zurückgeführt, in ihren Wirkungen und Folgen veran

schaulicht, in ihrer sittlichen und religiösen Bedeutung gewürdigt. Auch werden die Mittel und Wege ihrer Hemmung und Förderung angegeben.

Aber auch da, wo der Gegenstand nicht unmittelbar dem Gebiete des fittlichen Lebens angehört, giebt Basilius seinen Betrachtungen gern eine moralische Wendung und weiß ebenso scharfsinnig derartige Beziehungen aufzuspüren, als er sie kunstreich anzuknüpfen versteht. So sucht er in den neun Homilien über das Sechstagewerk der Schöpfung, welche durch des Mailändischen Bischofs Ambrosius lateinische Nachbildung der Kirche des Abendlandes zugänglich gemacht, von seinem Bruder Gregor aber als die aus dem Keim der Mosaischen Erzählung gewachsene Pflanze gepriesen wurden, nicht blos zur Bewunderung des Schöpfers durch Darstellung der Schönheit seiner Werke und durch Aufzeigen der Weisheit Gottes in den Einrichtungen der Natur zu reizen, sondern ist besonders beflissen, durch oft sehr anziehende Schilderungen der Lebensweise des Kameels, der Biene, der Störche 2c. moralische Nußanwendungen aus dem Verhalten der vernunftlosen Geschöpfe auf die Pflichten des Menschen zu gewinnen. Sogar die von ihm selbst als zu groß erkannte Ausdehnung dieser Vorträge sollte dem fittlichen Zweck dienen, die Zuhörer von der Theilnahme an weltlichen Vergnügungen zurückzuhalten und die Zeit bis zur Abendruhe auszufüllen. Und seine Rede an christliche Jünglinge über den rechten Gebrauch der heidnischen Schriftsteller hat es vornämlich mit dem moralischen Gewinn zu thun, den dieselhen aus den griechischen Klassikern zu ziehen vermöchten; gleichwie seine vier Lobreden auf verschiedene Märtyrer nicht sowohl die Verherrlichung derselben als die Ermunterung zum Ausharren in der Glaubenstreue unter allen Verlockungen wie unter allen Bedrohungen in's Auge fassen.

Höchst beachtenswerth ist dabei seine häufige Bezugnahme auf die heilige Schrift. Theils sind es. biblische Personen und Geschichten, auf die er sich bezieht, indem er z. B. in der Lobrede auf den Märtyrer Mamas, welcher Hirte gewesen, in anziehender Weise das Hirtenleben des Abel, Jakob, Moses, David schildert; oder in den Reden über den Neid die Entstehung, die Aeußerungen, die Folgen desselben an den Beispielen des Kain, der Brüder Josephs, des Königs Saul, der Feinde Jesu veranschaulicht; oder in einer der 24 sogenannten moralischen Homilien diePiper, Zeugen der Wahrheit. II.

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jenigen Gemeindeglieder, welche bei einer Feuersbrunst Hab und Gut verloren hatten, auf die Geduld und den Glauben Hiobs hinweiset. Theils sind es, abgesehen von der Vers für Vers erklärten Schöpfungsgeschichte und von den in eregetischer Hinsicht schwachen, aber praktisch fruchtbaren 17 Homilien über einzelne Psalmen nach der alexandrinischen Uebersehung, Sprüche der heiligen Schrift, welche entweder als Terte den Reden zu Grunde gelegt werden, wie Amos 3, 8. und 4, 7. zur Zeit einer großen, als göttliches Strafgericht aufgefaßten Hungersnoth; oder welche den Reden selbst als Beweisstellen eingeflochten sind. Auch in den moralischen, asketischen und dogmatischen Schriften wird häufig auf biblische Stellen Bezug genommen.

Noch wichtiger jedoch als der Reichthum der Benußung der heiligen Schrift ist der biblisch-kirchliche Geist, der in diesen Reden und Abhandlungen weht. Um ihn zu erkennen, braucht man nur auf die mancherlei Ausdrücke zu achten, in welchen Basilius die Frage beantwortet: was ist das Merkmal des Christen? Er sagt: der in der Liebe thätige Glaube; durch die Taufe aus Wasser und Geist wiedergeboren zu sein; — rein zu sein von aller Befleckung des Fleisches und Geistes in Christi Blut und die Vollendung der Heiligung in der Furcht Gottes und in der Liebe Christi; daß seine Gerechtigkeit in allem größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer nach dem Maaß und der Verkündigung der Lehre des Herrn; - die gegenseitige Liebe, wie Christus uns geliebet hat; - an jedem Tage, zu jeder Stunde wachen und in jener Vollendung, die Gott gefällt, bereit sein, wissend, daß der Herr kommen wird, wann man es nicht meinet. Desgleichen, wenn er auf die Frage: was ist das Merkmal des Glaubens? antwortet: die nicht zweifelnde Ueberzeugung von der Wahrheit der von Gott eingegebenen Lehren, welche durch keinen Vernunftschluß erschüttert wird; oder wenn er als das Merkmal der Liebe zu Gott die Erfüllung seiner Gebote in der Absicht ihn zu verherrlichen bezeichnet und als Merkmal der Liebe zum Nächsten angiebt: nicht den eigenen Vortheil zu suchen, sondern den des Geliebten zum Nußen seiner Seele und seines Leibes.

Welche entscheidende Bedeutung und welchen prinzipiellen Vorrang vor der von ihm hoch gehaltenen Ueberlieferung Bafilius der heiligen Schrift überhaupt beilegte, läßt sich aus folgender Stelle in seiner spätern Schrift über den heiligen Geist

erkennen:,,was von unsern Vorfahren gesagt ist, lehren auch wir, daß die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes gleich sei; deshalb preisen wir den Vater mit dem Sohne, wiewohl es uns nicht genug ist, daß es so von den Vätern überliefert ist, denn auch sie find der Willensmeinung der Schrift gefolgt." Aber Redewendung und Ausdruck geben zugleich zu erkennen, daß Basilius von dem Gedanken einer völligen Uebereinstimmung der Ueberlieferung mit der heiligen Schrift ausging und in der ersteren die nähere Feststellung und die genauere Bestimmung des in der lezteren entweder gar nicht oder doch nicht mit ausdrücklichen Worten Gesagten sah. In der Ueberlieferung der Väter stellte sich ihm die allmähliche Entwickelung des christlichen Bewußtseins über das in der heiligen Schrift zwar Enthaltene, aber noch Verborgene und Verschwiegene dar und zwar in seiner kirchlichgültigen Gestalt, welche er den Argumentationen der Vernunft des Einzelnen entgegensette.

Aus dieser Grundanschauung erklärt sich, wenn man zugleich auf die geschichtliche Lebensstellung und auf den bei allem Eifer milden, versöhnlichen und auf den Frieden der Kirche gerichteten Sinn des Basilius Rücksicht nimmt, wie derselbe zwar von Anfang an auf Seiten der Anhänger des Nicänischen Bekenntnisses stehen und doch in früherer Lebenszeit der Lehrform, daß der Sohn Gottes dem Vater gleichwesentlich sei, den Ausdruck vorziehen konnte, der Sohn sei dem Vater ähnlich ohne Unterschied. Er wollte damit gleichzeitig den Abweg der Sabellianer und verwandter Parteien, welche den Unterschied der Personen in der Gottheit bei strenger Behauptung ihrer wesentlichen Gleichheit auszulöschen in Gefahr kamen, und den Irrthum der Arianer, welche in der Betonung des Unterschiedes der Personen ihre Wesenseinheit zurückstellten und den Sohn als erstes Geschöpf des Vaters auffaßten, vermeiden und hoffte einen vermittelnden Ausdruck zur Befriedigung der berechtigten Ansprüche der Streitenden gefunden zu haben, überzeugte sich jedoch bald, daß weder dieser Ausweg gangbar, noch der von ihm gemachte Vorschlag, die Gleichheit des Wesens als eine Dieselbigkeit zu bezeichnen und dabei die Eigenthümlichkeit des Vaters und des Sohnes festzuhalten, zur Vermeidung von Mißverständnissen geeignet sei, daß es vielmehr auf eine genauere Darlegung der in dem Worte „gleichwesentlich“ enthaltenen Begriffe und auf eine richtige Fassung und Entwickelung des Sinnes

ankomme, in welchem die Kirche das Gezeugtsein von Gott dem Sohne, das Ungezeugtsein von Gott dem Vater aussage. Indem nun Basilius sich hierüber mit den Gegnern der Kirchenlehre auseinanderseßt, ihre Trugschlüsse, Scheingründe und falschen Folgerungen eingehend widerlegt, die orthodoren Lehrformeln lichtvoll entwickelt und vertheidigt, kommt er bei allen Spekulationen immer wieder auf den festen Boden der heiligen Schrift zurück und weiß seine große Schriftkenntniß geschickt und glücklich zu verwerthen. Vornämlich ist es die gegenseitige Beziehung und Vergleichung der Schriftstellen, wodurch er sich vor einseitigen Deutungen schüßt. In der Schrift finden sich nämlich verschiedene Namen nicht blos für die zu unterscheidenden Personen der Gottheit, sondern auch für jede einzelne derselben. Aus der Verschiedenheit der Namen durften also die Gegner keinen Beweis für die Wesensverschiedenheit hernehmen, abgesehen davon, daß die Namen Gottes keine völlig erschöpfenden Bezeichnungen bilden und auch darauf anzusehen sind, ob sie Bezeichnungen des Wesens oder der Beziehungen oder der Eigenschaften oder der Thätigkeit und Wirksamkeit sein sollen. Dagegen konnte Basilius durch eingehende und besonnene Betrachtung dieser Verhältnisse sowohl die Wesensgleichheit als den hypostatischen Unterschied der drei Personen der Gottheit als biblisch begründet darlegen.

Besonders wichtig ist es geworden, daß Basilius durch ein solches Verfahren nicht blos die kirchliche Lehre vom Verhältniß des Sohnes zum Vater biblisch begründete, begrifflich erläuterte und gegen die Angriffe, die von entgegengeseßten Seiten kamen, vertheidigte, sondern daß er solches auch in Bezug auf die noch mehr im Schwanken befindliche Lehre vom heiligen Geiste that. Einen besonderen Anlaß zu einer ausführlicheren Darlegung derselben gab der Umstand, daß er in einer im Jahre 374 gehaltenen Predigt statt der gewöhnlichen Dorologie: Ehre sei dem Vater durch den eingebornen Sohn in dem heiligen Geiste! die Formel gebraucht hatte: Ehre sei Gott dem Vater und dem Sohne mit dem heiligen Geiste! Auf die sofort erfolgenden Angriffe konnte Bafilius um so weniger schweigen, als er damals (schon seit 370) Bischof von Cäsarea und Metropolit der betreffenden, mehrere Provinzen umfassenden Diöcese war. Er zeigte nun, daß beide Formeln in kirchlichem Gebrauche seien, keine ihrer wörtlichen Fassung nach in der Schrift vorkomme, jede zu besonderen Zwecken

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