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als Karl auf dem Heimzuge wiederum zur Burg jenes Grafen kam, fand er seinen getreuen Ekbert vom Krankenlager erstanden. Diesem war mit der wiederkehrenden Gesundheit ein anderer Wunsch des Lebens und des Glücks gekommen. Die Sorgsamkeit seiner Pflegerin hatte sein Herz gerührt; nicht ihre Schönheit allein, auch ihre Treue und Frömmigkeit hatte er gesehen, und weil er daheim noch keine Ehegemahlin hatte, wünschte er als solche Ida mit sich zu führen. Doch als Fremdling und Genosse eines zur Kirche kaum bekehrten Volks, wagte er nicht seinen Wunsch auszusprechen, sondern vertraute sich in geheimer Unterredung dem Kaiser an, und bat ihn um die Hand der Jungfrau bei dem Vater zu werben. Auch ihm war nichts genehmer, als einen Mann wie Ekbert durch die Verbindung mit anderen mächtigen Großen des Reichs dauernd zu fesseln; darum that er wie jener wünschte. Gern hörte der Vater auf die mächtige Kaiserwerbung, und da auch Ida dem tapfern sächsischen Mann ihr Herz geschenkt hatte, ward sie ihm nach Landes Brauch und Sitte vermählt. Damit Ekbert auch eine andere Verbindung mit diesem Theile des Reichs behalte, stattete ihn Karl hier mit reichen Gütern aus. Endlich führte der sächsische Graf, begleitet von den Segenswünschen des Vaters, sein Weib der neuen Heimath zu.

Schon aber hatte Jda darauf Bedacht genommen, wie sie Haus halten wolle. Darum nahm sie ein Gefolge von Dienern mit sich, und außerdem Vieles, wovon sie wußte, daß es dort nicht zu finden sei. Denn so groß war noch der Abstand beider Völker, daß die Franken im gewöhnlichen Leben des Tags Vieles voraus hatten, was den Sachsen in ihrer rauhern Natur und der bisher fehlenden Verbindung mit der christlichen Welt mangelte. Der blutige Krieg hatte diese beiden Menschen im Sturm zu einander geführt, für einander erkannten sie durch Gott berufen zu sein; sie fühlten, daß sie nicht nur ein Fleisch, sondern auch von einem Geiste beseelt seien. Das war der Geist des Evangeliums, auf welches beide ihr Glauben und Hoffen gestellt hatten. So lebten fie fortan, und ihr Leben ward wie ein neuer Keim dem Sachsenvolk eingepflanzt, damit es hundertfältige Frucht bringe.

Nach mancher Tagefahrt gelangten sie auf der Heimkehr zum Lippefluß, überschritten ihn nicht weit von seiner Quelle und betraten den Gau Dreini. Da sie jedoch den Ort, wo Ekbert seinen Sit hatte, noch nicht zu erreichen vermochten, und nach einem

heißen Tage eine erquickende Sommernacht sich auf Wald und Feld niedersenkte, beschlossen sie zu rasten auf einem von dichtem Buschwerk eingehegten Wiesenplan, und hießen die Diener auf Moos und Kräutern die Zelte aufschlagen. Das war unfern eines Weilers, den die Sachsen Hirutfeld nannten, nachher Hirz- oder Herzfeld geheißen, der noch heute in dem ehemaligen Münsterschen Amte Stromberg liegt. Als Jda, von der Reise ermüdet, in tiefen Schlaf gesunken war, schien es ihr, als ob ein Engel des Himmels herniedersteige, und ihr ankünde, an dieser Stelle solle sie zu Ehren Gottes eine Kirche bauen, denn hier werde sie neben ihrem Gemahl dereinst die lezte Ruhestatt finden. In dem Gesichte gab sich kund, wie sehr ihre Seele der neuen Heimath zugethan sei, und wie ganz erfüllt von dem Glauben, allein in dem Lande ihres Gemahls beruhe von jest an Zweck und Ziel ihres Lebens.

Als der erste Sonnenstrahl sie weckte, erzählte sie Ekbert ihren Traum, und da auch er Gottes Stimme darin zu vernehmen glaubte, gelobte Ida zu thun, wie ihr gesagt worden war. Bald darauf legte sie Hand ans Werk. Der Wald, in dem auch bei Tage an manchen Stellen ein nächtliches Dunkel herrschte, so dicht war das Geflecht der Zweige, ward gelichtet, die Bauleute kamen, und ein steinernes Gotteshaus künstlicher Arbeit erstand, dessen Dienst einem Presbyter Namens Bertgar überwiesen ward, der mit den andern seiner Herrin Ida in das fremde Land gefolgt war. Da zum ersten Male erhob sich in diesem Dunkel das Wort vom Licht, das in die Finsterniß geschienen, und heilige Gesänge ertönten durch den Wald früh und spät.

Bald darauf förderte der Kaiser Ekbert weiter in seinem Dienst, und seßte ihn dem Lande zwischen Rhein und Weser als obersten Markgrafen vor. So war er der mächtigste Mann unter seinen Volksgenossen, und schaltete weit und breit als gerechter Richter im Frieden, und tapferer Heerführer im Kriege. Da aber seine Ehe nicht mit Kindern gesegnet war, so sah Ida ein Zeichen darin, daß sie Mutter sein solle dem Volke, das der Hand ihres Gemahls anvertraut war. Nicht Tag noch Nacht rastete sie mit Werken der Liebe und des Wohlthuns, wie befruchtender Thau senkte sich ihre Milde auf die harten Herzen, und von ihr ging eine reinere Sitte aus. * Von allen Seiten kam das Volk herbei zur Kirche von Herzfeld, um mit der frommen Fürstin an derselben Stätte zu beten.

Endlich nach manchem Jahre und tapfern That starb Ekbert, beklagt von den Seinen, von Keinem tiefer betrauert als von seiner Gemahlin Jda; sie fühlte ihr eigenes Leben an der Wurzel gebrochen, und wie sie der Erde nur noch zum geringern Theile angehöre. Als sie den Gatten in dem Grabgewölbe zu Herzfeld beigesezt hatte, gelobte sie den Wittwenschleier nimmermehr abzulegen, und hielt es wie ein klösterliches Gelübde. Ausschließlich ergab sie sich nun dem Gebet und helfenden Werken; nach diesem Stundenweiser verfloß ihr ferneres Leben ohne Geräusch, aber tief in seiner Wirkung. Um ungestört zu sein von dem Andrange des Volks, ließ sie über der Grabstätte an der Südseite der Kirche zu Herzfeld einen Kreuzgang erbauen. Da betete sie oft und lange allein. Auch ihren eigenen Sarg aus Stein gehauen, ließ sie als Mahnzeichen dort aufstellen, aber doch wollte sie, aus dem Tode solle das Leben und dessen Gaben hervorgehen. Darum ließ sie den Sarkophag füllen mit Lebensbedarf aller Art, und unter Bertgars Beistand vertheilte sie die Gaben daraus mit eigener Hand an die Armen und Elenden, die von nah und fern herbeikamen. Das ward ihr ein regelmäßiger Dienst, den sie an jedem Tage zweimal vollzog. So waltete sie noch lange Zeit, und alles Volk sah in ihr einen Schußengel des Landes.

Da endlich kam der Tag, wo sie nach Gottes Ruf diese neue Heimath mit der unvergänglichen vertauschen sollte. Unter dem Gebete der Ihren starb sie nach längerer Krankheit am 4. September. Das Jahr ist unbekannt, es mag aber nach 820 gewesen sein. In ihrer Kirche, wie ihr einst verheißen worden, an Ekberts Seite, ward sie beigeseßt in jenem Marmorfarge. Der treue Bertgar aber hielt zu ihrem Andenken Gebet und Dienst noch lange Zeit. Ihr Geist wirkte fort in der frommen Erinnerung der Volksgenossen, deren Werke ihr Werk war, und nach jener Kirche, die sie gestiftet, mard sie damals und in den folgenden Jahrhunderten genannt Jda von Herzfeld.

N. Köpke in Berlin +.

Kirchenlehrer im fränkischen Reich.

189. Alcuinus.

19. Mai.

Wer zu einer großen und eingreifenden Wirksamkeit in der Welt berufen ist, dem werden die Gaben der Geburt und die Segnungen einer reich gepflegten Jugend mit auf den weiteren Lebensweg gegeben. Alcuin (Alhwin, Tempelfreund), aus edlem angelsächsischem Geschlechte stammend, geboren in der brittischen Grafschaft York vor 735, fand an der Schule zu York, der besten, die England damals hatte, die trefflichste Pflegerin seiner fruchtbaren Anlagen. Hier wirkten neben einander Egbert und Aelbert, beide nach einander Bischöfe dieses Sprengels; durch sie erhielt des Jünglings feuriger Sinn und aufstrebende Kraft die schönste Nahrung und edelste Richtung. Während zuerst der Bischof Egbert nur das N. T. erklärte, gab Aelbert Unterweisung in fast allen damaligen Wissenschaften und erklärte außerdem das A. T., gewann aber dadurch ohne Zweifel den größeren Einfluß, bis auch er nach Egberts Tode 766 den erzbischöflichen Stuhl bestieg. Egbert liebte Alcuin wie seinen eigenen Sohn, hatte ihn gern um sich und vertraute ihm seine liebsten Schäße, die in der Stiftsschule gesammelten Bücher, deren Vermehrung ihm, auch mit den ansehnlichsten Opfern an Geld, vorzugsweise am Herzen lag. Aelbert aber nahm ihn nach einigen Andeutungen als Begleiter auf einer Reise ins Ausland mit, um, was er dort Neues an Studien und Büchern fände, in sein Vaterland zu verpflanzen, und Alcuin schaute daher vielleicht in einem Alter von reichlich zwanzig Jahren schon den Mittelpunct der damaligen Welt, die Stadt Rom. Früh entwickelte er eine höchst erregbare, nach allen Seiten hin frisch empfängliche Natur; den Sturm seiner wogenden Leidenschaften wußte er zu beschwichtigen durch Wachen, Beten und Fasten. Der natürliche Mensch mußte unter solchem Ringen seines Innern erliegen; Demuth und Gehorsam traten an die Stelle des wild brausenden. Sinnes. Wie an Wissen und Einsicht, in Kunst und Thätigkeit, ragte er auch in Sitte und Gesinnung hervor über seine Mitschüler. Die Gewandtheit seines Geistes, verbunden mit seiner raschen Aneignung der alten Sprachen, besonders auch der griechischen und

hebräischen, machte ihn vorzugsweise geeignet, wieder neue Schüler zu bilden. Aelbert, durch sein bischöfliches Amt am Unterrichte in der früheren Ausdehnung behindert, übergab ihm daher, nachdem er ihn zum Diakonus geweiht, die Leitung der ganzen Schulanstalt und die Aufsicht über den vorhandenen Bücherschaß. Hier wirkte er lange Zeit hindurch für die Bildung zahlreicher, später berühmt gewordener Schüler; unter diesen ist der nachmalige Bischof zu Münster, Liudger, der Apostel der Sachsen genannt, vielleicht der bekannteste geworden. Aber in dieser unscheinbaren, wenn auch reich gesegneten Wirksamkeit sollte er nach höherem Rathschlusse nicht immer bleiben; ein anscheinender Zufall führte ihn seiner bedeutsameren Bestimmung entgegen. Aelbert starb 780 und Eanbald, ein Zögling der Schule zu York, wurde zu seinem Nachfolger erwählt; dieser sandte Alcuin nach Rom, um vom Papste das erzbischöfliche Pallium für ihn zu holen. Da mußte er, als er dieses Weges zurück wieder durch die Lombardei kam, in Parma die Bekanntschaft des großen Frankenkönigs Karl machen, der mit seiner Familie vom Winteraufenthalte in Rom zurückkehrte. Dieser entbrannte sofort von dem lebhaften Wunsche, den Schaß der Bildung und Gottesfurcht, den er in diesem Manne gewahrte, aus der Stille des Klosterlebens an die Welt hervorzuziehen und für seinen Hof und sein Reich zu gewinnen. Alcuin stand bereits in dem Alter von nah an fünfzig Jahren, und sein in ungestörter Ruhe den Studien und der Andacht gewidmetes Leben war für das Geräusch des Hofes wenig geeignet. Und ungünstigere Zeiten konnte es kaum geben, als grade die damaligen waren mit ihren stets wiederholten Kriegszügen gegen die Sachsen und nach Italien hin. Dennoch versprach er nach beendigtem Geschäfte zu kommen, und kam wirklich, zugleich mit dreien seiner Schüler als Gehülfen, in das fränkische Hoflager, wo Karl ihn sogleich zum Vorsteher der neu errichteten Hof- oder Pfalzschule machte. Hierbei war es zunächst auf Bildung von Geistlichen, nicht auf Volksunterricht abgesehen, welcher vielmehr erst das weitere Ergebniß jener Bestrebungen wurde. Der Segen seiner Wirksamkeit war hier bald sehr groß. Es bildete sich um ihn ein seltener Verein von Männern, die ein lebhaftes Verlangen nach allen Schäßen der Erkenntniß trieb; man hat diesen Verein wohl mit einer Akademie verglichen und so genannt, wenn sie es auch nicht wirklich war. Der mäch tige Kaiser selbst ließ sich durch Alcuin tiefer in das Verständniß

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