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vorzugsweise brauchbar sei, die von ihm angewendete zugleich die Persönlichkeit und die unzertrennliche Gemeinschaft andeute und dadurch zugleich den Sabellianismus und den Arianismus widerlege. Aus Ap. Gesch. 5, 4. 9 bewies er, daß alle Sünden gegen den heiligen Geist auch Sünden gegen Gott seien; aus 1. Kor. 12, 4 daß der heilige Geist in jeder Thätigkeit verbunden mit und unzertrennlich von Vater und Sohn sei; aus Joh. 4, 24; Röm. 8, 9; 1 Kor. 2, 12 daß wohl eine Verwandtschaft der Natur mit dem Vater und Sohn, jedoch nicht eine Vermischung der Personen gelehrt werde. Auch früher schon hatte er gelehrt, daß der Geist der Wesensgemeinschaft nach Alles mit dem Vater und dem Sohne gemein habe, auch mit Athanasius sich auf die Taufformel hiefür berufen und dieselbe denen, welche den heiligen Geist als ein Geschöpf bezeichneten, entgegengehalten. Jest sagt er aber ausdrücklich: ,,Ich bezeuge einem Jeden, der den Geist verwirft, daß sein Glaube, mit dem er den Vater und den Sohn bekennt, nichtig ist; er kann den Glauben nicht haben, wenn nicht auch der Geist da ist. Denn der glaubt nicht an den Sohn, der nicht an den Geist glaubt; der glaußt nicht an den Vater, der nicht an den Sohn glaubt. Keiner kann den Sohn anbeten als im heiligen Geist, Keiner den Vater anrufen als im Geiste der Kindschaft." Dennoch vermied er den Gebrauch des Namens Gott für den heiligen Geist, theils weil diese Bezeichnung in der Schrift nicht vorkomme, theils aus Friedensliebe und in kluger Schonung derer, die er immer noch zu gewinnen und zu der Einheit der Kirche zurückzuführen hoffte. Und wenn er an einer Stelle sagt: „wie der Sohn sich zum Vater verhält, so der Geist zum Sohn“ — über die Lehrform der griechischen Kirche hinauszugehen ist er nicht Willens. Wo er vom Ausgang des Geistes spricht, nennt er jeßt wie früher stets nur den Vater, ohne des Sohnes zu erwähnen, und will die Art und Weise seines Daseins als etwas Unaussprechbares festgehalten wissen. Jene Stelle bezieht sich nur auf die Sendung, wie er auch schon früher gesagt hatte; zwar wird der Geist der Dekonomie nach gesandt, aber er wirkt nach eigenem Willen.

Bei einer solchen Anschauung konnte, von anderen Schwierigkeiten abgesehen, der Versuch einer engeren Verbindung der rechtgläubigen morgenländischen Kirche mit der abendländischen nicht gelingen, wie sehr auch Basilius sich bemühte, dieselbe über Aegypten durch Vermittelung des Athanasius zu bewirken. Ebenso ver

geblich waren seine Bemühungen, durch Vermittelung mächtiger Freunde am kaiserlichen Hofe die gefährliche Begünstigung der arianischen Partei zu hemmen und die oft gewaltsamen Maaßnahmen zur Beseitigung rechtgläubiger Bischöfe und zur Störung ihrer Gemeinden zu hindern. Nicht erfolglos dagegen blieben seine Anstrengungen zur Sammlung der gesunden Kräfte in seinem Sprengel, zur Herstellung der kirchlichen Ordnung, zur Reinigung der Sitten unter Geistlichen und Gemeindegliedern. Und wenn die ebenso fluge als milde Weise, in welcher Basilius den anfänglichen Widerstand gegen seine bischöfliche Würde und Wirksamkeit ertrug und überwand, sein Ansehn mehrte und seine Stellung befestigte, so zeigte die muthige Entschlossenheit seines unbeugsamen Widerstandes gegen die Anmaßungen des kaiserlichen Präfekten Modestus wie gegen die Forderungen des Kaisers Valens bei dessen Reise durch die Pontischen Gegenden, daß seine Milde keine Schwäche war und daß sich seine Friedensliebe nicht auf persönliches Wohlbehagen, sondern auf den Frieden, die Sicherheit und das Gedeihen der Kirche bezog.

Diese Zeit war überhaupt die sorgenreichste und dornenvollste feines Lebens. Aber er konnte mit dem hoffenden Blick auf eine freundlichere Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse und in der Glaubenszuversicht, daß seine Arbeit nicht vergeblich gewesen sei im Herrn, aus dieser Welt scheiden. Am 1. Januar 379 nahm ihn der Herr zu sich. Seine Gemeinde betrauerte ihn lange und tief. Die griechische Kirche erhält gemäß der Ueberlieferung, daß Basilius die bis dahin vom Apostel Jakobus her mündlich fortgepflanzten Liturgieen zuerst schriftlich aufgezeichnet habe, das Andenken an seine Wirksamkeit am lebendigsten fest in der noch jezt unter seinem Namen theils in einer längeren theils in einer durch Johannes Chrysostomus abgekürzten Form beim Gottesdienste verwendeten Liturgie und hat zu seinem Gedächtnißtage seinen Todestag, den 1. Januar, bestimmt. Die römische Kirche hat als solchen den 14. Juni angeordnet und heftet seinen Namen insonderheit an die Ueberreste griechischer Klöster in Italien, welche 1573 Papst Gregor XIII. vereinigte. Die gesammte Kirche aber ehrt das Andenken dieses Kirchenvaters, der im Leben, Leiden, Lehren und Wirken eine christliche Ausprägung dem Wahlspruche gegeben hat: Maaß in Allem ist das Beste. C. B. Moll in Königsberg.

Gregor von Nazianz.

118. Gregorius von Nazianz, der Theologe.

9. Mai.

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Das Christenthum verlangt Geister, die sich in seine Wahrheiten und Heilsgüter tief und innig versenken und sie für die Erkenntniß durcharbeiten; es verlangt andere, die sie mit durchdringender Kraft in's Leben einführen; es verlangt auch solche, die im Stande sind, beides zu verbinden und das, was sie aus den Lebenstiefen des Evangeliums mit aller Schärfe des Denkens herausgearbeitet, mit derselben Stärke des Willens gegen alle widerstreitende Mächte nach außen durchzufechten. Alle diese Geister sind ihm nothwendig und recht, wenn sie nur auf dem einen Grunde bauen, außer dem kein anderer gelegt werden kann, und wenn sie dieß thun in dem einen Geiste, der da wirket alles in allen.

Mit dem großen Kirchenlehrer, den wir hier betrachten wollen, Gregorius von Nazianz, verhielt es sich in dieser Beziehung so. In der Tiefe feiner Seele lag ein entschiedener Trieb zur stillen Versenkung in sich selbst, zur abgezogenen Betrachtung göttlicher Dinge; dieser Trieb wurde durch die Erziehung, insbesondere durch den Einfluß der Mutter verstärkt, und der sittliche Zustand des Jahrhunderts, die Lage der Kirche war auch so beschaffen, daß fromme Gemüther dadurch weit eher in die Einsamkeit gedrängt, als zum Wirken in der Gemeinschaft gelockt werden konnten. Aber doch erkannte er auch die volle Bedeutung des thätigen Lebens an, wie er dieß in dem schönen Worte ausspricht: das Thun ist die Vorstufe des Erkennens"; und in den mancherlei Anregungen, ja Nöthigungen, die ihn in's kirchliche Wirken hineinzogen, übersah er nie den göttlichen Fingerzeig. So strebte er beides zu vereinigen; aber, wie es, auch bei treuer Hingebung, vermöge menschlicher Beschränktheit zu geschehen pflegt, diese Vereinigung gelang ihm nicht so vollkommen, wie wir es nach dem Vorbilde des Apostel Paulus bei einigen andern noch größeren Kirchenlehrern z. B. bei dem h. Augustin und bei unserm Luther finden; es kam dadurch selbst eine gewisse Getheiltheit in sein Leben, indem ihn die Pflicht aus der Einsamkeit in's thätige Leben rief, die Neigung aber ihn immer wieder in die Einsamkeit trieb, bis zuleht die Bedürfnisse des Herzens und die Eindrücke der Jugend siegten und er sich für immer in die Stille eines beschaulichen Lebens zurückzog. Doch brachte auch in diesem Widerstreite, weil er sich aufrichtig dem

Dienste Christi und der Kirche weihte, sein Leben eine herrliche Frucht: in seinem öffentlichen Wirken konnte er reiche Schäße der Erkenntniß bieten, welche ihm seine Betrachtung und seine Arbeit im Denken und in der Rede eingetragen hatte, und auch nachdem er den öffentlichen Schauplay verlassen, schloß er sich nicht selbstsüchtig in sich ab, sondern bethätigte sich fortwährend als lebendiges Glied der Gemeinschaft durch Theilnahme der Liebe und durch geistige Schöpfungen, welche noch heute den Kundigen Erhebung und Genuß gewähren.

Gregorius war ungefähr um's J. 330 entweder in der kappadocischen Stadt Nazianzus, wo sein Vater Bischof war, oder auf dem benachbarten Landgute der Familie, Arianzus, geboren. Mitten in einem verwilderten Volke und einem verdorbenen Zeitalter wuchs er im Schooße einer Familie auf, welche die Pflegestätte eines ebenso ernsten als liebevollen christlichen Geistes war. Jnsbesondre übte die fromme Mutter Nonna, der wir sammt den übrigen Familiengliedern eine besondre Schilderung widmen, 1) einen tiefdringenden Einfluß auf sein empfängliches Gemüth aus. Sie hatte ihn schon vor der Geburt dem Dienste Gottes geweiht und erzog ihn von den ersten Lebenstagen an ganz in diesem Sinne. Als es darauf ankam, sich die für den künftigen Beruf erforderliche höhere Bildung zu erwerben, wendete sich Gregor den Anstalten zu, welche damals am stärksten auf die allgemeine Denkart einwirkten. Er besuchte außer andern Schulen vornehmlich die gelehrte Weltstadt Alexandrien, wo schon vor längerer Zeit die christliche Theologie in Verbindung mit tiefsinniger, dem Christenthume verwandter Weltweisheit und reicher Gelehrsamkeit ein eigenthümliches Leben in schöner Blüthe entfaltet hatte, und den altberühmten Siß der Wissenschaft in Griechenland, das für Kunst und jegliche edlere Bildung gleichsam geweihte Athen, wo sich damals noch strebende Jünglinge aus allen umliegenden Ländern zahlreich zusammenfanden. Der Aufenthalt in der lezteren Stadt hätte dem christlichen Geiste Gregors gefährlich werden können: denn Athen war, wie kein anderer Ort in Griechenland, zu dieser Zeit noch ein Mittelpunct des Heidenthums, reizend durch die Erinnerungen, die hier lebten, und durch den unmittelbaren Eindruck all' der Schönheit, von welcher der Götterdienst umgeben war;

1) Das Lebensbild der Nonna s. unten Nr. 127.

auch hatte Gregor lauter Lehrer, welche als gewichtvolle und einflußreiche Lobredner eifrig für die alte Religion wirkten. Aber während andere christliche Jünglinge wankten, blieb Gregor standhaft. Kein poetischer und rednerischer Schimmer konnte die tiefen Eindrücke streng christlicher Erziehung verwischen; es war sein Stolz in dem heidnischen Athen Christ zu sein und zu heißen und sein Glaube erhielt sich nicht bloß unangetastet, sondern befestigte sich vielmehr in den Versuchungen.

Zur innern Stärkung Gregors trug die Freundschaft mit einem gleichgesinnten Jünglinge bei, welche, schon früher im gemeinsamen Vaterlande geschlossen, in Athen sich zu einem dauernden Lebensbunde befestigte. Basilius — so hieß der Freund, der in späterer Zeit auch zu einer hohen Stellung in der Kirche gelangte und sich durch seine einflußreiche Thätigkeit den Beinamen des „Großen“ erwarb war, wie Gregor mit reichen Gaben ausgestattet, und von derselben ernstchristlichen Gesinnung beseelt, aber, feuriger und mehr zum Wirken im Leben geneigt, ergänzte er in wohlthuender Weise den mehr ruhigen und beschaulichen Gregorius. Wie rein und neidlos die Freundschaft der beiden gleichstrebenden Jünglinge war, sagt uns Gregor in folgenden Worten: „Es war ein freundschaftlicher Kampf unter uns, nicht wer den ersten Preis davon trüge, sondern wer ihn dem andern zuerkennen dürfe; denn jeder achtete den Ruhm des Freundes für seinen eigenen. Wir schienen in der That nur eine Seele zu sein, die zwei Körper belebte." Als eine menschliche Verbindung konnte diese Freundschaft später wohl gestört werden; aber zerstört wurde sie nicht, weil sie auf göttlichem Grunde ruhte, und noch als Greis nach dem Tode seines Basilius spricht Gregor davon mit jugendlicher Begeisterung. Ein Gegenstück zu diesem Freundschaftsverhältniß bildet die Bekanntschaft, welche Gregor gleichfalls in Athen mit einem andern hervorragenden Jüngling machte, dem er nachmals als scharf bekämpfender Widersacher gegenüber stand. Es war der kaiserliche Prinz Julian, der später, nachdem er auf den Thron gelangt, in tiefer Verkennung freilich dessen, was der Rathschluß Gottes war, aber mit großer menschlicher Energie und Klugheit den Versuch machte, das Christenthum auszurotten und den abgestorbenen heidnischen Götterdienst wieder herzustellen. Schon damals wollte Gregor etwas von der Art voraussehen und er beruft sich auf die, welche zu gleicher Zeit in Athen waren, daß er über Julian die

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