ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

bricius hatte somit ein schönes Tagewerk vollbracht; er starb nach vollbrachtem Neubau des Klosters, aber auch nach Tieferlegung der Basis, auf welcher sich das kirchliche und auch das politische Leben des Kantons Schwyz in erfreulichster Weise entfalten, ja Einsiedeln zur glanzvollsten Benediktinerabtei nicht bloß in der Schweiz, sondern im ganzen Abendlande, erheben sollte.

E. F. Gelpke in Bern †.

196. Rudericus in Cordova.

13. März.

Man wird dem,,Evangelischen Kalender" gern die Anerkennung zollen, über manches uralte Grab in die Posaune einer geistigen Auferweckung gestoßen, und der feiernden Erinnerung der Kirche mehr als einen Glaubenshelden zurückgegeben zu haben, der in hohem Grade verdiente, der Vergessenheit entrissen zu werden. Ein solcher war auch der oben Genannte. Wie Wenige der heutigen Christen mögen auch nur seinen Namen einmal gehört, geschweige von seinem Lebensgange auch nur die dürftigste Kunde erhalten haben.

Nach Spanien weist uns der Name Rudericus: dem Lande der feurigen Andacht, des geistlichen Ritterthums und der romantischen Heldenpoesie; aber auch des kirchlichen Fanatismus, der Keßergerichte und der Autodafé's. Schon frühe, nach der UeberLieferung sogar bereits im apostolischen Zeitalter, fand das Christenthum in diesem verschwenderisch von der Natur ausgestatteten und von zwei Meeren bespülten Landstrich Eingang; und wo hätte es bei ungehemmter und naturmäßiger Entwickelung schönere und edlere Früchte treiben können, als in einer Bevölkerung, in welcher eine im Laufe der Jahrhunderte sich vollziehende Mischung keltischen, römischen, germanischen und arabischen Blutes eine Nationalität erzeugte, zu deren Grundzügen neben einer vorwiegenden religiösen Anlage eine entschlossene Mannhaftigkeit, ein kühner Unternehmungsgeist, ein mächtiger Phantasieschwung und ein reger empfänglicher Sinn für das Ideale und künstlerisch Schöne gehörten.

Was der freien Wirksamkeit des evangelischen Sauerteigs in Spanien hindernd und beschränkend entgegentrat, war nicht die Reaktion des Heidenthums, welche mit ihren blutigen Verfolgun

gen derselben vielmehr nur Vorschub leistete; sondern die nach des Kaisers Constantin Bekehrung mehr und mehr schon in kirchlichen Despotismus ausartende Bevormundung der römischen Hierarchie, deren sich die bereits unter Auguftus dem römischen Weltreich einverleibte und zu einer Provinz derselben organisirte pyrenäische Halbinsel vergeblich zu erwehren strebte. Der Verfall der Römermonarchie hatte auch für Spanien große Zerrüttungen zur Folge. Bald geschah es, daß man, freilich nur um zu unterliegen, mit den Römern selbst im Streite lag; bald zerfleischte man sich in blutigen Bürgerkriegen unter den Fahnen kühner und unberechtigter Usurpatoren. Die Völkerwanderung seßte endlich diesen unglückseligen Zuckungen ein Ziel, indem im Jahre 484 die germanischen Westgothen sich die unumschränkte Herrschaft über Spanien erkämpften. Diese waren bereits Christen, zwar dem arianischen Glauben zugethan; aber friedfertig und gegen die Anhänger des nicänischen Bekenntnisses, denen die Besiegten beigehörten, durchaus versöhnlich gestimmt. Binnen kurzer Zeit wußten sie sich durch ihr besonnenes und weises Verhalten die Herzen der Eingeborenen dergestalt zu gewinnen, daß heute noch der Spanier seinen Stolz darin seßt, daß gothisches Blut in seinen Adern ströme. Später (589) gaben die Westgothen auch ihren Arianismus auf, und unterwarfen sich ganz der Lehre und der Disciplin des römischen Katholicismus. So schmolzen sie mit den Ureinwohnern, deren Nationalität sie um manches edle Element bereicherten, je länger je mehr zu einem Volk zusammen. Dem tapferen Beistande, den sie im Jahre 451 den Römern in der mörderischen Schlacht gegen die Hunnen und deren König Attila auf den catalaunischen Feldern (bei Chalons) geleistet hatten, haben wir es zu danken, daß unser Vaterland nicht eine mongolische Steppe geworden ist.

Aber auch dem westgothischen Reiche, wie blühend und zukunftsvoll es den Schauplaß betrat, schlug schon nach einem dreihundertjährigen Bestehen die Stunde feines Untergangs. Der erschlaffende Einfluß des südlichen Klima's, und mehr noch die Fieberhiße fortwährender innerer Zwistigkeiten hatten seine Altersschwäche beschleunigt. So war Spanien reif, die Beute einer andern, jugendkräftigeren Macht zu werden.

Diese Macht war seit einem Jahrhundert bereits vorhanden, und zwar in einer neuen Religion, einem phantastischen Gemisch von getrübter Wahrheit und kräftigem Irrthum, hervorgegangen

aus den unreinen Quellen eines unbegrenzten Ehrgeizes und einer maßlosen Herrschsucht. Der Muhammedanismus war es, der, anknüpfend an ein schwaches Ueberbleibsel dunkler Erinnerungen an eine längst durch die Finsterniß eines abgeschmackten Gößendienstes verdrängte monotheistische Urreligion und mit Elementen sowohl eines in Aberglauben und Formelndienst ersterbenden Christenthums als eines talmudisch gefälschten und entstellten Judenthums sich verquickend, in klügster Berechnung der glühenden Phantasie und der starken Sinnlichkeit der Bewohner Arabiens, seines Ausgangspunktes, angepaßt war, und in kurzer Frist durch Gewalt des von einem eroberungssüchtigen Fanatismus geführten Schwertes bereits in Asien und Afrika mit dem Christenthum aufgeräumt, und tausende von christlichen Kirchen und Kapellen mit Feuer verbrannt oder in Moscheen verwandelt hatte. Der geistliche Tod, in den die dortigen Gemeinden allmählig versunken waren, hatte dieses Gottesgericht über sie hereingeführt. Auch über die Kirche der nordafrikanischen Küste, die einst zur Zeit des heiligen Auguftinus so herrlich geblüht, kam die Geißel des Allmächtigen. Der weiland so helle strahlende Leuchter des Evangeliums ward auch hier von seiner Stätte hinweggestoßen, ohne bis zu dem heutigen Tage wieder aufgerichtet worden zu sein. Die Bevölkerung jenes vormals so gesegneten Küstenstriches wurde dauernd der Herrschaft der Saracenen unterworfen, und zur Verleugnung ihres Christenglaubens genöthigt.

Ungefähr ein halbes Jahrhundert hindurch hatten die arabischen Fremdlinge Zeit gefunden, ihr Reich im Norden Afrika's zu gründen und zu befestigen, als ihnen endlich Gelegenheit ward, das Gelüste zu befriedigen, womit sie schon lange über die Meerenge von Gibraltar nach den lockenden Gefilden des nahen Spaniens hinausgeschaut hatten. Eine im Westgothenreiche selbst, das bereits im Zustande innerer Auflösung sich befand, wider dessen schwachen König Roderich angezettelte Verschwörung machte den Fanatikern Bahn. Die Verräther nehmlich riefen in's Geheim den Beistand der Araber an und spielten ihnen die Veste Ceuta, den Schlüssel von Spanien, in die Hände, und nach einer achttägigen mörderischen Schlacht bei Xeres de la Fronteira im Jahre 711 waren die Anhänger des falschen Propheten Herren des Lands, als welche sie sich mehrere Jahrhunderte hindurch auf den Trümmern des Westgothenreichs behaupteten.

Die Mauren so hieß der arabische Stamm, der in kühnem Unternehmen an der Küste Spaniens Anker geworfen hatte führten ihr Regiment anfänglich mit großer Mäßigung und Milde, und weit entfernt, als barbarische Horden sich erfinden zu lassen, erwiesen sie sich vielmehr als begeisterte Freunde wie der Poesie und Musik, so auch andrer schöner Künste, namentlich der monumentalen Baukunst, wovon heute noch in manchen Städten Spaniens, sonderlich in Cordova, bewundrungswürdige Denkmale Zeugniß geben. Ja, auch die Wissenschaften: Geographie, Astronomie, Heilkunde und selbst Philosophie wurden, freilich gleichsam hinter dem Rücken des Propheten, der unbedingte Unterwerfung unter den Buchstaben des Koran fordernd den Wissenschaften abhold war, mit Eifer unter ihnen gepflegt. Die Duldung, welche sie gegen die Christen übten, ging so weit, daß sie ihnen nicht allein eine freie Ausübung ihres Cultus gestatteten, sondern ihnen sogar einen eigenen Gerichtsstand mit einem Obersten oder Grafen an dessen Spize gewährten, und nur von ihnen erwarteten, daß sie die ihnen auferlegten Steuern, welche jedoch ein Zehntheil ihres Einkommens nicht überstiegen, pünktlich entrichteten, und jeder Verspottung des Korans, jeder Lästerung des Propheten, und jeder Proselytenmacherei unter den Moslemin sich enthielten. Außerdem wurde ihnen, jedoch nur in Form des Wunsches, aufgegeben, irgendwie durch ihre Kleidung sich als Christen zu kennzeichnen, ihr Emblem, das Kreuz, nicht provocirend zur Schau zu tragen, ihre Todten ohne öffentliches Gepränge zur Ruhe zu bestatten, beim Ablesen ihrer heiligen Bücher und Formeln ihre Stimmen zu mäßigen, den Kirchenglocken Schweigen zu gebieten, und vor den Augen der Muhammedaner weder Wein zu trinken noch Schweinefleisch zu essen. Eine Zeitlang ließen sich die Christen diese Bedingungen gefallen, und blieben darum wenigstens seitens der muhammedanischen Obrigkeit unangefochten. Es hinderte dies aber nicht, daß sie, ohne eines staatlichen Schußes sich zu erfreuen, fortwährend von dem fanatischen Pöbel durch Spöttereien und Beschimpfungen geneckt, ja bei öffentlichen Leichenbegängnissen sogar mit Steinwürfen verfolgt wurden. Was Wunder, daß diese Unbilden auch ihren Glaubenseifer entflammten, und sie in ihrem christlichen Bekenntniß immer kühner machten? Allerdings geschah es, daß manche ihrer Glaubensgenossen, sei es aus Leidensscheu, oder aus Begierde nach öffentlichen Ehren und Würden, oder angelockt durch die ara

bische Bildung sich verführen ließen, ihr Christenthum gegen den Islam zu vertauschen. Wie natürlich, daß dadurch die Treuen sich aufgefordert fühlten, das Panier des Kreuzes um so höher zu erheben. Sie ließen ihre Glocken wieder lauter ertönen, sprachen es unverhohlen und gelegentlich selbst auf der Gasse aus, daß in keinem Andern das Heil sei, als in Jesu Christo, und gingen auch wohl so weit, daß sie den Muhammed öffentlich als den falschen Propheten der Offenbarung Johannes bezeichneten; dies seßte dem Friedensstand, in dem sie bisher unter ihren Beherrschern gelebt, ein Ende.

Unter dem zu Cordova residirenden Chalifen Abderrhaman im Jahre 850 nahmen die Glaubensgerichte und blutigen Christenverfolgungen ihren Anfang. Viele der damaligen Gläubigen führten Klage darüber, und wohl nicht völlig ohne Grund, daß ihrer Brüder nicht wenige sich schwärmerisch ohne Noth zum Märtyrer tode drängten, indem ja achtungswerthe Jünger, ohne daß ihnen eine Verleugnung ihrer religiösen Ueberzeugung zugemuthet werde, im friedlichsten Einvernehmen mit den muhammedanischen Staatsbehörden sich befänden, und sogar in Staats-, Hof- und Kriegsdiensten den arabischen Fürsten nahe ständen. Man sollte, meinten fie, Gott danken für eine so weit gehende Duldung seitens der Andersgläubigen, und nicht muthwillig Schranken durchbrechen, die man sich mit bestem Gewissen könne gefallen lassen. Aber zwei treffliche Männer, deren auf uns gekommene Schriften noch heute dazu angethan sind, den Bekennermuth der Gläubigen zu stärken: Paul Alvarus und der Presbyter Eulogius von Cordova, traten jenen allzugefügigen und immer nur zu einer jedenfalls an Verleugnung grenzenden Nachgiebigkeit rathenden Christen mit dem ganzen Ernste einer geheiligten Gewissenhaftigkeit entgegen, und zeigten ihnen wo die inne zu haltenden Grenzen der Zurückhaltung und Selbstverleugnung lägen, welche die allgemeine Bruderliebe von den Jüngern des Herrn fordere. Diese Stimmen drangen mächtig durch, und die Zahl derer, die um des Namens Christi willen ihr Leben nicht lieb hatten bis in den Tod, nahm von Tage zu Tage zu.

Aus dieser edlen Schaar hebt Eulogius, der nachmals sein tapferes Bekenntniß selbst mit seinem Blute besiegelte, in seinem ,,Gedenkbuch der Heiligen" neben einem Presbyter Perfectus, dem Mönche Isaak, der todesmuthigen Jungfrau Flora und andern

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »