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langer gefahrvoller Arbeit eine Oeffnung gemacht hatten, die hinausführte in das Freie, geleiteten sie durch diese die Königin. Und es war Nacht, da sie nach langen Qualen zuerst wieder unter Gottes Sternenhimmel trat, und des Dankes voll aufathmete aus der Tiefe ihres Herzens (20. August 951). Doch noch lange nicht waren sie am Ziele und vor allen Gefahren gesichert.

Als nun die drei Flüchtlinge unbemerkt aus der Nähe des Schlosses entkommen waren, eilten sie in das Land hinein, und gelangten zu einem See, dessen Ufer waren dicht bewachsen mit Schilf und dunkelm Weidengebüsche. Hier fanden sie eine Zufluchtsstätte, da der Tag graute, und verbargen sich im Moore, wo die Sumpfvögel hausen zwischen Rohr und Schilf und deckten sich, so gut sie es vermochten. An dieser unwirthbaren Stelle blieben sie, bis wieder die Nacht anbrach. Sie zitterten vor Frost und Hunger, und schraken voll Angst empor bei jedem Geräusche des Windes, und fürchteten, es seien die Verfolger da, sie zurückzuführen in das Gefängniß. Martin aber war zu seinem Bischofe vorausgeeilt, um dessen bewaffnete Mannen zum Schuße der Königin herbei zu holen. Da fand sie in der Nacht ein Fischer, der auf den See hinausgefahren war auf den Fischfang, der erbarmte sich ihrer Noth. Er zündete ihnen ein Feuer an, daß sie sich wärmen. konnten, und theilte ihnen mit, was er an Speise und Trank bei sich führte. Dann flohen sie weiter, und am Tage, wenn die Sonne hoch am Himmel stand, suchten sie eine Zuflucht in den dichten Kornfeldern, wo die Aehren am Höchsten standen, und über ihren Häuptern zusammenschlugen. Unterdessen aber war ihre Flucht Berengar bekannt geworden, und er ließ die Hörner blasen, und Reiter und Fußknechte durchstreiften das Land, denn er wollte die Königin um Alles wieder in seine Gewalt bringen. Da kamen die Verfolger auch in das Kornfeld, und sie beugten mit ihren langen Speeren die dichten Halmen rückwärts und vorwärts, um zu sehen, ob Adelheid hier verborgen sei. Und obgleich sie ihr ganz nahe kamen, so sahen die Verfolger sie dennoch nicht, denn Gott deckte die Königin mit dem Schilde seiner Gnade, und verblendete ihre Feinde. Alsbald kehrte auch Martin zurück mit den Mannen seines Bischofes, und geleitete Adelheid sicher nach dem festen Schlosse von Canossa, und so wurde sie gerettet.

Unterdessen aber hatte der mächtige und tapfere König der Deutschen Otto von allen diesen Freveln und wunderbaren Be

gebenheiten gehört, und er beschloß, das Recht der verfolgten Königin zu schirmen und den Uebelthaten des Berengar ein Ende zu machen. Er zog mit seinem reisigen Heere über die Alpen und nahm die festen Burgen ein; auch die Hauptstadt Pavia fiel in seine Hand. Berengar aber wagte nicht zu widerstehen. Denn die Großen verließen ihn, und das Volk haßte ihn wegen seiner Habgier und Grausamkeit. Alsdann ließ Otto die Königin nach Pavia führen, und warb um ihre Liebe; sie aber verband sich gern mit ihrem Erretter und Befreier. Darauf hielten sie feierlich Hochzeit zu Pavia, und Adelheid übergab ihrem Gemahl ihr Anrecht auf die Italische Krone.

Adelheid aber lebte von nun an zwei und zwanzig Jahre lang mit dem Könige Otto in einer glücklichen und gesegneten Ehe, und es trübte sich ihr Friede nicht, wenn ihnen auch manche schwere Prüfung in ihrem eigenen Hause beschieden war. Adelheid gebar ihm Söhne und Töchter und trug neben Otto die Kaiserkrone und stand ihm in Allem, was er im Unglück gelitten und im Glücke ausgeführt hat, getreulich zur Seite. Zu allen Zeiten war sie mild und liebevoll, und lenkte Otto's strengen Sinn oft zum Guten.

Als nun der Kaiser im J. 973 gestorben war, war Adelheids Herz voll tiefer Betrübniß, denn sie hatte in ihm ihren Erretter, ihren Gemahl und zweiten Vater verloren, und sie ging darauf in das stille Nonnenkloster zu Quedlinburg. Sie wußte, was immer auch kommen möchte, sie werde nimmer so glücklich sein, wie sie gewesen war. Von der Zeit lebte sie dem Gebete, den Werken der Milde und Barmherzigkeit, und trachtete allein nach dem, was keinen Anfang hat und kein Ende, nach der Gnade Gottes, die da bleibet in Ewigkeit, und allein wollte sie ruhen in der Liebe dessen, der da gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Darum legte sie allen äußerlichen Prunk und Glanz ab zugleich mit dem kaiserlichen Gewande, ging schlicht und einfach einher im Wittwenschleier, und spendete Almosen mit vollen Händen. Oft wankten ihre Kniee und es schwanden ihre Kräfte, so lange war sie helfend und tröstend zwischen den dichten Schaaren der Armen und Bedürftigen auf und nieder geschritten. Obgleich sie nur Werke der Liebe in der Stille that, so blieb sie doch nicht verschont von dem giftigen Zahn des Neides und der Verläumdung. Denn ihre Feinde hinterbrachten ihrem Sohne, dem jungen Kaiser Otto, wie sie das Gut der Familie und des Reiches verschleudere und

nur Schaden stifte mit ihrer Mildthätigkeit. Ihre Schwiegertochter Theophano aber war eine herrschsüchtige und weltliche Frau, die gönnte der Kaiserin nichts Gutes und entfremdete ihr auch den Sinn ihres Sohnes, daß er den falschen Reden glaubte und kalt und lieblos wurde gegen seine Mutter. Darüber wurde ihr Herz mit schwerem Gram erfüllt. Sie trennte sich von ihren Kindern und ging nach Italien, dann zu ihrem Bruder Konrad nach Burgund. Fromme Männer aber ermahnten Otto, daß er in sich gehe und erkenne, wie übel er an seiner Mutter gehandelt habe. Da rührte ihn sein Gewissen und er eilte zu ihr, fiel ihr zu Füßen und weinte vor ihr heiße Thränen der Reue. Das Mutterherz aber verzieh ihm gern allen Kummer, den er ihm bereitet hatte. Doch Adelheid ahnte nicht, daß der Wiedergefundene so bald sollte ihren Armen entrissen werden, denn Otto's Tage waren gezählt, und er starb nach manchem harten Kampfe und manchem verwegenen Kriegszuge mitten in der Fülle der Jugend und Kraft im Jahre 983. Das aber war eine neue schwere Prüfung, die Gott der frommen Kaiserin auferlegte.

Denn in dieser Zeit standen auch alle Feinde des kaiserlichen Hauses auf, weil sie wußten, es sei Niemand da, der ihnen hätte wehren mögen. Zwar hinterließ Otto einen Sohn, der war aber erst drei Jahr alt, und er hieß ebenfalls Otto nach seinem Vater und Großvater. Unter den Gegnern des jungen Königs war der mächtigste sein Ohm, der Herzog von Baiern, der dachte dem Kinde die Krone zu rauben und sich an seiner Statt zum Könige zu machen. Auch die Mutter des Königs war nach Italien gezogen und die stolze Frau demüthigte sich nun vor der Kaiserin Adelheid, die sie oft gekränkt hatte. Da baten alle Freunde die alte Kaiserin, sie möge nach Deutschland zurückkehren und mit ihrem Ansehen sich ihres Enkels annehmen. Obwohl nun Adelheid ge= dacht hatte, in der Stille ihre Tage zu beschließen, so ging sie doch noch einmal in die Welt hinaus. Darauf sammelte sie die treu Gebliebenen, half überall mit Rath und That, und befreite ihren Enkel aus den Händen der Feinde. Sie zeigte in allen Dingen, wie sie nicht nur eine fromme und gute, sondern auch kluge und standhafte Frau sei, die wohl verdiene eine Kaiserin zu heißen und über Land und Leute zu herrschen. Dann wachte sie über die Erziehung ihres Enkels, bis er ein Jüngling geworden war und konnte, wie sein Vater und Großvater gethan, nach Rom ziehen

mit dem deutschen Heere, und sich dort zum Kaiser krönen lassen.

Nach alle dem aber kehrte Adelheid in ihr stilles und beschauliches Leben wieder zurück, und lebte der geistlichen Betrachtung und dem frommen Andenken ihres Gemahles und Sohnes und aller Freunde, die vor ihr hingeschieden waren. Sie besuchte noch einmal alle heilige Stellen, die ihr lieb waren, und bedachte Kirchen und Klöster mit reichen Geschenken. Dann aber kam eine Krankheit über sie, und sie fühlte ihr nahes Ende. Und auf ihrem Sterbebette betete sie mit frommen Geistlichen und Frauen, und seufzte mit dem Apostel: „Ich wünsche nun abzuscheiden und bei Christus zu sein." Ihre Stunde schlug am 16. Dezember des Jahres 999 und sie starb fromm, wie sie gelebt hatte. Darauf wurde sie bestattet im Kloster zu Selz.

Also war das Leben der Kaiserin Adelheid. Sie hatte allen seinen Wechsel erfahren und seine Herrlichkeit gesehen, und allen Schmerz und Kummer, den es bringt, gekostet bis auf den Grund. Verfolgung und Drangsal hatte sie ausgehalten, und zu sterben gemeint in ihren jungen Jahren. Gott aber hatte sie aufbewahrt zu hohen Dingen, denn mit drei Kaisern hatte sie gelebt und geherrscht, und war die Gemahlin des Einen, die Mutter des Andern, die Großmutter des Dritten gewesen. Und in allen Prüfungen und Anfechtungen wurde sie bewährt erfunden, und harrte aus bis an's Ende; und wie sie einging zu einem seeligen Leben, so soll, wie bis auf die gegenwärtige Stunde, auch ferner ihres Namens gedacht werden. R. Köpke in Berlin +.

201. Brun, Erzbischof von Köln.

19. October.

Brun oder Bruno, von den Söhnen Heinrichs I. und Mathildes der dritte und jüngste, erblickte das Licht der Welt in der ersten Hälfte etwa des Jahres 925, in der Zeit, da Deutschland aus grenzenloser Verwirrung sich wieder zu sammeln begann, und empfieng seinen Namen nach einem Großoheim, der in rühmlichem Kampfe gegen die heidnischen Dänen gefallen war. Wahrscheinlich in der Wiege schon von seinen frommen Eltern dem geistlichen Stande geweiht, ward er in völliger Trennung von seinen Brüdern

Otto und Heinrich erzogen und ungefähr vierjährig der Obhut des noch jugendlichen Bischofs Balderich von Utrecht übergeben. Gerade damals erhoben sich die von den Normannen zerstörten Gotteshäuser wiederum und es schien die Anwesenheit Bruns jene gefürchteten Räuber von neuen Einfällen zurückzuhalten. Als dieser in der lateinischen Grammatik weit genug vorgeschritten war, las er mit Begeisterung, die Form und Inhalt ihm gleichmäßig erregte, Prudentius, den vorzüglichsten unter den christlichen Dichtern des Alterthums, vernachlässigte aber auch keinen andern Zweig damaliger Wissenschaft. Durch keine Verlockung oder äußere Zerstreuung ließ sich der fürstliche Knabe je von seinen Studien abziehen, die genaue Sorgfalt, mit der er sie betrieb, erstreckte er selbst auf die Außenseite seiner Bücher, indem er nie dulden mochte, daß sie zerrissen, geknickt oder sonst verwahrlost würden.

Nachdem inzwischen Otto der Große den Thron des Vaters bestiegen hatte, zuerst unter freudiger Beistimmung aller Stämme und ihrer Häupter, bald aber von manigfachen Widerwärtigkeiten umringt, ließ er in kurzem seinen Bruder an den Hof kommen. Der drohende Abfall Lothringens unter dem Herzog Giselbert, einem Verwandten des Bischofs Balderich, mag dazu den nächsten Anlaß geboten haben. Am Königshofe, wo alle hervorragenden Geister des Reiches ebenso wie alle Bedrängten zusammenströmten, bot sich für den weit über sein Alter gereiften und vorgebildeten Jüngling eine neue und reichere Schule des Wissens und der Erfahrung. Mit Eifer strebte er in die Geheimnisse der Philosophie einzudringen und sich in allen sieben freien Künsten zu vervollkommnen. Er las was er an römischen Geschichtschreibern, Rednern, Dichtern und Weisen in die Hände bekam und behauptete bald unter den gelehrtesten Männern ehrenvoll seinen Platz, indem er an ihren wissenschaftlichen Erörterungen theilnahm und von jedem nach seiner Art zu lernen suchte. Zu seinen Lehrmeistern gehörte ein irischer Bischof Israel, der später in die Abtei St. Maximin bei Trier sich zurückzog, sowie einzelne Griechen, die bei dem ziemlich lebhaften gesandtschaftlichen Verkehr mit Konstantinopel nicht selten auch zu längerem Aufenthalte an den deutschen Hof kamen. Nicht minder wußte er sich nachmals die Anwesenheit des vertriebenen Bischofs Rather von Verona, eines gelehrten Niederländers, für seine Belehrung zu Nuße zu machen.

Nicht in ungestörter Muße durfte Brun sich seinen Lieblings

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