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gestorben und hatte seinem dreijährigen Sohne Otto III. sein großes Reich hinterlassen. Die Mutter des jungen Königs, die Griechin Theophano, wählte Bernward zum Caplan des Palastes und noch in demselben Jahre unter Zustimmung der Großen des Reichs zum Lehrer und Erzieher ihres Sohnes, der sich unter seiner Leitung nicht nur durch gute Fortschritte in Kenntnissen und Geschäftstüchtigkeit auszeichnete, sondern auch vor den mancherlei Versuchungen, womit sich selbstsüchtige Schmeichler an ihn drängten, bewahrt blieb. Die Kaiserin starb unerwartet. Sogleich ernannte ihn der neunjährige Kaiser, der seinem Lehrer mit großer Achtung ergeben war, zum Canzler und gestattete seinem besonnenen Rathe einen bedeutenden Einfluß auf die Anordnungen in seinem großen Kaiserreiche.

Nicht lange darauf wurde er aus diesem Wirkungskreise zu einem geistlichen Amte berufen, wofür er von Jugend auf vorzugsweise Neigung gehegt hatte und dem er von der Zeit an sein. Leben widmete. Einstimmig zum Bischofe von Hildesheim erwählt, wurde er am 15. Januar 993 als solcher geweiht. Er trat mit seltener Reife des Geistes in sein großes und wenig bebautes Arbeitsfeld ein und gab sich ihm mit ganzer Kraft Aufopferung und Treue hin. Alles, was uns die Geschichte von ihm berichtet und was die von ihm erhaltenen Werke erkennen lassen, zeugt eben so sehr von seiner innigen Frömmigkeit als von seiner praktischen Tüchtigkeit. Dafür zeugt, daß er in sehr mannigfaltigen Unternehmungen Bedeutendes leisten konnte, während er die Pflege des Gottesdienstes und des christlichen Lebens in den ihm anvertrauten Gemeinden als seine Hauptaufgabe festhielt, und daß er, obgleich seine großen Leistungen sichtbar hervortraten und die Kirche ihn mit verführerischem Glanze umgab, sich seiner Unwürdigkeit vor Gott und der Gnade des Allerhöchsten, welcher er Alles zu verdanken habe, stets bewußt blieb. Er beschränkte sich nicht darauf, daß er täglich in der Kirche mit der Geistlichkeit dem kirchlich angeordneten Chorgesange beiwohnte, sondern er verweilte meistens noch stundenlang im einsamen Gebete und in frommen Betrachtungen. Wartete er nach der herrschenden Ordnung der Kirche der Messe, so nicht minder der Predigt des Worts in der Gemeinde und der Belehrung der Unwissenden über die einfachsten Grundwahrheiten des Christenthums und bekräftigte seine Lehre durch seinen guten Wandel. Nahm er sich der Armen in der Weise seiner

Zeit an, indem er täglich mehr als hundert Dürftige speisete, so ließ er sich nicht weniger angelegen sein jede kunstreiche und nüßliche Arbeit zu fördern.

Nur durch seine vielseitigen Kenntnisse und Kunstfertigkeiten ward es möglich, daß er in dieser leßtern Rücksicht so bedeutend hervorragt; denn er ließ nicht nur mit vielen Zeitgenossen die Schreibkunst üben, um gute Abschriften theologischer und philosophischer Bücher zu gewinnen, sondern besuchte auch regelmäßig die Werkstätten der Künstler und Handwerker, richtete nach eigener Erfindung Ziegelbrennereien ein, um durch Einführung der Ziegelbauten den häufigen Feuersbrünsten entgegenzuarbeiten, und leitete in seiner eignen Werkstätte selbst zur Malerei Bildhauerei, zur Schnißkunst Erzgießerei und zum künstlichen Einfassen in edle Metalle. Wenn er auf seinen Wegen durch seine Gemeinde Knaben spielen sah, so ließ er sich gern mit ihnen in ein Gespräch ein, und entdeckte er an ihnen einen guten Verstand, so veranlaßte er die Eltern sie ihm in die Werkstätte zu senden. Die Fähigsten nahm er später mit sich auf seine Reisen, um ihren Geschmack an Meisterwerken zu bilden. Die Arbeiten seiner Hand, die uns erhalten find, eignen sich ohne Ausnahme für die Werkstätte eines kunstliebenden Bischofs. Wenigstens erwähnt mögen hier werden das goldene kreuzförmige Reliquienkästchen, die beiden ehernen Thorflügel mit Abbildungen aus der alt- und neutestamentlichen Geschichte und die aus Erz gegossene Säule mit einer Darstellung der evangelischen Geschichte. Das bedeutendste Werk des frommen Bernward ist die Stiftung des großen Michaelis-Klosters. Er begann es bald, nachdem er das bischöfliche Amt übernommen hatte mit der Erbauung der Kreuz-Capelle auf einem damals neben der Stadt belegenen Hügel und arbeitete daran bis an sein Ende. Es ist beachtenswerth, in welchem Sinne ein Mann wie Bernward einer solchen Stiftung seine schönsten Kräfte und sein ganzes Vermögen opfern konnte. Er verwahrt sich gleich anfangs gegen jeden Verdacht des Stolzes und der Prahlerei, da er wohl wisse, daß jede Anmaßung Gott ein Gräuel sei, bekennt sich ergriffen von der Unermeßlichkeit seiner Vergehungen und gedemüthigt durch das Bewußtsein, daß er um der göttlichen Barmherzigkeit willen aus der tiefsten Niedrigkeit und Armuth zu seinem hohen Berufe gelangt sei; er wolle unsern Herrn Jesum Christum ehren, desgleichen die Jungfrau Maria, den Erzengel Michael und alle himmlischen

Tugenden; er trage Verlangen, mit allen lieben Brüdern in Christo zu leben und begraben zu werden. In diesem Sinne hat er das große Opfer dargebracht und in diesem Sinne müssen wir ihn verstehen. Beachtenswerth ist zugleich, daß er bei diesem weit aussehenden Unternehmen stets der Kürze und Unwissenheit des menschlichen Lebens eingedenk war und in diesem Andenken an den Tod nicht nur um so thätiger, sondern auch während der Ausführung stets darauf bedacht blieb, wenn auch nicht das Ganze, wenigstens Etwas, was in seinem Bestande gesichert sei, auch auf den Fall, daß er von seiner lezten Stunde überrascht werden sollte, vollbracht zu haben. Er übergab das Kloster, wie gleich anfangs die Kreuz-Capelle, dem Benedictiner-Orden und schenkte ihm mit Zustimmung seines Bruders, des Grafen Tammo, sein ganzes Vermögen. In der Kirche dieses Klosters, welche 1022 eingeweiht wurde, suchte er im romanischen Baustyle das Höchste darzustellen, was die Baukunst mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln leisten könnte. Zwar konnte die Schönheit des Gebäudes nicht verhindern, daß ungeschickte Hände in spätern Jahrhunderten an ihm Verbesserungen versucht haben, und daß es im Anfange unsers Jahrhunderts ganz vernachlässigt und theilweise zerstört wurde; aber als das Verständniß kirchlicher Baukunst wieder erwachte, wurde auch noch in dem, was eine geschmacklose Zeit übriggelassen hatte, ein werthvolles Denkmal kirchlicher Baukunst erkannt. Seit einigen Jahren hält eine evangelisch-lutherische Gemeinde in der alten Michaelis-Kirche, nachdem sie, wenn auch nicht in ihrem ersten Umfange, doch nach Kräften mit Kunstsinn wieder hergestellt ist, regelmäßig wieder Gottesdienst.

Ueber seine neuen Unternehmungen versäumte er die von ihm vorgefundenen Werke nicht. Namentlich sind noch werthvolle Arbeiten vorhanden, wodurch er den Dom schmückte. Dies und anderes leistete er zu einer Zeit, wo, während der junge Kaiser seine Liebe und Thätigkeit vorzugsweise Italien zuwandte, räuberische Schaaren der Slaven tief in Sachsen einfielen und um so mehr zu fürchten waren, je mehr das Bisthum aufblühete und reichere Beute erwarten ließ. Er sah sich genöthigt, die Stadt mit Mauern und Thürmen zu umgeben, und führte die Befestigung mit solcher Sorgfalt aus, daß er alles Aehnliche im Sachsenlande überbot. Wo fich die beutegierigen Feinde nur blicken ließen, entbot er seine Dienstmannen sie zu vertreiben, und wo ihre Einfälle zu fürchten

blieben, ließ er feste Burgen erbauen. Dadurch bot sein Bischofssit so große und seltene Sicherheit, daß er der zweite Gründer Hildesheims genannt worden ist.

Sein Ansehen eröffnete ihm eine Wirksamkeit über die Grenzen seines Bisthums hinaus; er war der Beichtvater der Aebtissin Mathilde von Quedlinburg, welche während der Abwesenheit ihres Neffen, des Kaisers, dem deutschen Reiche vorstand, und half ihr noch in ihren lezten Stunden. Auch seine ärztlichen Kenntnisse wurden weit gerühmt und aufgesucht.

Die Eifersucht des Erzbischofs Willigis verwickelte ihn in langwierige und gehässige Streitigkeiten über die bischöflichen Anrechte auf Gandersheim und nöthigte ihn seine Zuflucht zum Kaiser und zum Papst zu nehmen. In Rom, wohin er sich begab, fand er nicht nur Gelegenheit dem Kaiser, seinem frühern Schüler, die alte Treue und den aufrührerischen Römern gegenüber seinen festen Muth zu beweisen, sondern auch für seine Angelegenheiten die gesuchte Theilnahme sowohl des Kaisers als des Papstes Sylvester II., der einst auch des Kaisers Lehrer gewesen war; allein beide starben zu früh, als daß es ihnen gelungen wäre, seine Streitigkeit mit dem Erzbischofe zu beendigen. Da sich, weil der junge Kaiser unerwartet und ohne Erben gestorben war, mehrere Fürsten um die deutsche Krone bemüheten, entschied sich Bernward für den Herzog Heinrich, der dem erloschenen Kaiserhause zunächst verwandt war, und wirkte durch seine Stimme nicht unwesentlich mit, daß auf ihn die Wahl fiel. Der neue Kaiser Heinrich II. war Bernward in der Jugend befreundet gewesen, hatte mit ihm einst die Domschule besucht und blieb ihm auch nach seiner Erhöhung besonders geneigt, so daß er ihn nicht nur in Hildesheim aufsuchte, sondern ihn auch häufig zu sich lud, um seinen Rath zu benußen, der ihm selbst in der Kriegswissenschaft werth war. Der Bischof mußte ihn sogar auf einem Feldzuge als Anführer der von ihm gestellten Dienstmannen folgen. Den Bemühungen des Kaisers verdankte denn auch Bernward nicht nur, daß der Erzbischof Willigis von seinem Unrecht überzeuget ward und sich mit ihm aussöhnte, sondern daß das Bisthum eins der reichsten und mächtigsten in Deutschland wurde.

Da sich der Bischof in den leßten Jahren seines Lebens oft leidend fühlte, beeiferte er sich um so mehr die von ihm unternommene Stiftung zu Ende zu führen. Zur Einweihung der zuleßt

erbauten Capelle fühlte er sich bereits zu schwach. Er übertrug sie daher dem ihm seit vielen Jahren innig verbundenen und durch manchen Freundschaftsdienst bewährten Bischof von Schleswig Eggehard, ließ sich dann in die neue Kloster-Capelle bringen, um nach der Frömmigkeit seiner Zeit vor seinem Tode das Ordenskleid der Benedictiner anzulegen, und verschied einige Tage darauf den 20. November 1022, auf seinen Wunsch dahin zurückgebracht, nach andächtigem Gebete an dem Altare mit den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“ in den Armen seines Bruders Tammo und seines Freundes Eggehard. Tiefe Betrübniß erfüllte die ganze Stadt, die in ihm ihren Beschüßer, ihren Wohlthäter, ihren geistigen Vater verloren hatte. In der Ueberzeugung, daß eine christliche Todeserinnerung auf das Leben einen heilsamen Einfluß übe, hatte er sich seinen steinernen Sarg selbst gemeißelt. Worauf er bei dem Gedanken an seinen Tod seine Hoffnung gegründet, zeigen die dem Sarge eingegrabenen Worte Hiob 19, V. 25-27: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und ich werde am jüngsten Tage von der Erde auferstehen u. s w.", wie auch die Schlußworte auf dem gleichfalls von ihm selbst gearbeiteten Leichensteine:,,Wehe, ich habe meines hohen Amts nicht wohl gewartet! Frommer Friede möge meiner Seele sein, und Ihr singet dazu Amen!"

Cordes in Hildesheim, jeßt in Nienburg.

205. Heribert, Erzbischof von Köln.

16. März.

Heribert, aus einer angesehenen Familie in Worms stammend, zeichnete sich schon in früher Jugend durch Lernbegierde und ungeheuchelte Frömmigkeit aus. Er trat in den Orden der Benedictiner, besuchte behufs seiner Ausbildung mehrere Klöster seines Ordens, und wurde nach seiner Rückkehr von dem Bischof seiner Vaterstadt Hildeboldt mit wichtigen kirchlichen Geschäften betraut, und von ihm als sein Nachfolger designirt. Inmittelst hatte Kaiser Otto III. ihn kennen gelernt, ihn zu seinem Erzkanzler ernannt, ihn wiederholt mit nach Italien genommen, um sich bei den damaligen verwickelten politischen Verhältnissen seines Rathes zu bedienen, und ihn zulezt nach Ravenna gesendet, um die dortige Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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