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Auch wünschte der Kaiser über das Bisthum seiner Hauptstadt, das bisher von Gregor nur als Stellvertreter verwaltet worden, feste Anordnungen getroffen zu sehen. Wie diese Synode auf dem Grunde der nicänischen fortbaute und durch Bestimmungen über das Wesen des heil. Geistes der Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit ihre kirchliche Vollendung gab, ist hier nicht näher zu erörtern. Wir berühren nur in der Kürze die Stellung Gregors zu dieser Bischofsversammlung. Als es sich um die ordnungsmäßige Besehung des Bisthums von Constantinopel handelte, konnte kaum von einer Wahl die Rede sein. Ganz natürlich wurde Gregor, der muthvolle und jezt siegreiche Vertheidiger des kirchlichen Glaubens, bei dem Kaiser beliebt, vom Volke verehrt, von den Geistlichen geachtet oder doch gefürchtet, von der Synode als der Würdigste bezeichnet. Gregor bezeugt, daß ihm auch jezt die Annahme dieses hohen Amtes unangenehm gewesen, daß er aber doch dazu bestimmt worden sei durch die Hoffnung, als rechtmäßiger Bischof der Hauptstadt wesentlich zur Schlichtung der Streitigkeiten beitragen zu können, welche aus verschiedenen Ursachen die Versammlung zu spalten drohten. Allein diese Hoffnung erwies sich als voreilig. Gregor machte bittere Erfahrungen und sah sich zuleßt, indem er gedachte durch seine Selbstaufopferung noch einen Eindruck auf die Versammelten zu machen, innerlich gedrungen, die Entlassung von seiner Würde sowohl von Seiten der Synode als von Seiten des Kaisers feierlich und nachdrücklich zu begehren. Sein Wunsch ward erfüllt und, nachdem er noch eine ergreifende Abschiedsrede vor der Gemeinde gehalten, verließ er den Schauplaß seiner einflußreichsten Thätigkeit vermuthlich zu Anfang des Juni 381.

Gregor hatte durch sein Wirken in der Hauptstadt einen entschiedenen Umschwung hervorgebracht; er hatte viele im Glauben der Kirche befestigt und nicht wenige Andersdenkende dafür gewonnen. Das erste Mittel dazu waren freilich seine schönen, mit ebenso viel Schärfe und Gewandtheit des Verstandes durchgeführten, als von kräftiger Ueberzeugung getragenen, von feuriger Begeisterung durchwehten Reden. Nicht minder aber wirkte er durch sein Leben. So hoch er als Redner gefeiert war, so gab er sich doch nicht dem eiteln Unwesen hin, welches damals schon vielfach mit den berühmten Predigern in großen Städten getrieben wurde, sondern trat allem dem, was die Kirche in ein Theater zu ver

wandeln drohte, offen entgegen. Und so scharf er die Gegner in seinen Beweisführungen angriff, so mild, duldsam, nach allen Seiten hülfreich zeigte er sich wieder im Leben und nicht selten gelang es ihm auch auf diesem Wege, seine zum Theil erbitterten Widersacher nicht sowohl sich als vielmehr dem Glauben, von dem seine ganze Seele erfüllt war, zu gewinnen. Besonders war auch das Privatleben Gregors geeignet, Achtung und Ehrerbietung einzuflößen. Ohne menschenfeindlich und zurückstoßend zu sein, lebte er in würdiger, durch Gebet und Betrachtung geweihter, Zurückgezogenheit und war weit entfernt sich in die Gesellschaft der Großen oder des Hofes zu drängen. Sein Tisch war so einfach, seine Kleidung so auf das Nothwendige beschränkt, sein ganzes Wesen so ungeschminkt, daß man ihm daraus in der glänzenden Hauptstadt, die leider schon an ganz andre Erscheinungen hoher Prälaten gewöhnt war, einen Vorwurf machte; man fand ihn ungebildet und bäurisch und es ist höchst charakteristisch, wie er sich dagegen in seiner Abschiedsrede vertheidigt. „Freilich wußte ich nicht — sagt er daß ich mit den ersten Staatsbeamten und vornehmsten Generalen, die nicht wissen, wie sie ihr Geld verschleudern sollen, wetteifern, und daß ich meinen Leib abquälen müßte, um die Güter, die den Armen gehören, zu verschwelgen; ich wußte nicht, daß ich eigentlich von glänzenden Pferden gezogen in prachtvollem Wagen einherfahren und von einer Schaar von Schmeichlern umgeben sein müßte, damit alle schon von Weitem meine Ankunft bemerkten und zurückwichen, wie vor einem wilden Thiere. War das unrecht von mir, so ist es nun einmal geschehen und ihr mögt es mir nachsehen. Wählt einen andern Vorsteher, der der Menge gefällt; laßt mir meine Einsamkeit, mein bäurisches Wesen, meinen Gott, dem ich allein auch mit meiner dürftigen Einfalt gefallen will.“

In sein Heimathland zurückgekehrt, war Gregor noch einige Zeit für seine geliebte Gemeinde zu Nazianz als Hirte thätig. Doch war er entschieden abgeneigt, noch einmal auf einen größeren Schauplah zu treten und sich auf ein Zusammenwirken mit andern Bischöfen einzulassen. Eine Einladung, die er im Sommer 382 zu einer Synode nach Constantinopel erhielt, schlug er entschieden mit der Aeußerung ab: „daß er jede Versammlung von Bischöfen fliehe, weil er noch nie gesehen, daß eine Synode ein gutes Ende genommen oder daß die Uebel durch sie entfernt worden seien." Ja als es ihm gelang der Gemeinde zu Nazianz in der Person

des Presbyter Eulalius einen würdigen Vorsteher zu geben, zog er sich endlich vollständig in die erwünschte ländliche Einsamkeit zurück, um die Ruhe zu finden, deren er für Leib und Seele bedurfte, und sich auf die lezte Wanderung vorzubereiten. Doch nahm er auch in dieser Zurückgezogenheit an den kirchlichen Ereignissen und am Wohle seines Vaterlandes noch lebendigen Antheil und bethätigte einzelnen Personen so wie befreundeten Familien seine hülfreiche Liebe durch Wort und Schrift. Von den zahlreichen, trefflich geschriebenen Briefen, die Gregor hinterlassen hat, fallen nicht wenige in diese Zeit. Außerdem beschäftigte ihn in der Einsamkeit die Abfassung vieler Gedichte und, wenn diese freilich oft mehr durch eine reine und zierliche Form sich empfehlen, als durch eine wirkliche Fülle dichterischen Geistes, so ermangeln sie doch auch dieses Geistes nicht gänzlich und gerade der Umstånd, daß Gregor seine meisten Poesien im höhern Alter abfaßte, beweist, daß in ihm eine nachhaltige Dichterader lag.

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Vielfach wurde Gregor in dieser Zeit von körperlichen Leiden heimgesucht; aber er faßte diese wie alle anderen Prüfungen als gottgeordnete Mittel der Heiligung und Verklärung auf. Was kann uns furchtbar sein? sagt er in einem Briefe aus dieser Zeit Nichts als von Gott und dem Göttlichen abzuweichen. Alles Uebrige möge so gehen, wie es Gott anordnet, führe er uns durch die milden Werkzeuge seiner Gerechtigkeit in seiner Rechten oder durch die strengen in seiner Linken. Er, der Ordner unseres Lebens weiß, warum er es thut. Wir haben Arme gespeist, Bruderliebe geübt, mit Lust heilige Lieder gesungen, so lange es vergönnt war. Es ist uns jest nicht gestattet; so wollen wir auf etwas anderes sinnen: denn die Gnade ist nicht arm." Und in einem anderen Briefe erzählt er uns, wie er einen Freund, der bittere Schmerzen erduldete, durch sein aus der eigenen Erfahrung geschöpftes Wort so stärkte, daß sich dieser zu Gott mit den Worten erhob:,,Ich danke Dir, Vater, Schöpfer Deiner Menschen, daß Du auch wider unsre Neigung uns Wohlthaten erzeigst, durch den äußeren Menschen den inneren läuterst und durch Widerwärtigkeiten uns hinführst zu einem seligen Ende, in der Weise, wie Du es für gut hältst.“

So wurde auch Gregor durch innere und äußere Kämpfe und zulezt durch körperliche Leiden von dem Vater seiner Tage zu dem seligen Ende hingeführt, nach dem er sich längst gesehnt hatte.

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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Er starb vermuthlich an demselben Ort, wo er geboren war, um 389 oder 390, im sechzigsten Lebensjahre. Ueber die Umstände seines Todes ist uns nichts Näheres überliefert. Doch können wir gewiß sein, daß er dem Tode entgegen ging in der Kraft des Glaubens, der sein ganzes Leben beherrscht hatte, im Vertrauen auf den, von welchem alles Gute kommt und der jedem Treubewährten giebt über Bitten und Verstehen. Obwohl eifrig nach Erkenntniß ringend, hatte Gregor doch nicht in ihr, sondern im einfachen Glauben an Christum den Gekreuzigten und Auferstandenen seine Gerechtigkeit und den Grund seiner Seligkeit gefunden; aber mit wohlbegründeter Zuversicht durfte er zugleich die Hoffnung aussprechen, daß auch die Erkenntniß sich vollenden werde, wenn unser Geist,,sich erhebt zu dem Urbilde, nach welchem er jezt Verlangen trägt"; und mit Recht durfte er sich zu dem Worte „als einem wahrhaft philosophischen“ bekennen:,,Wir werden einst erkennen, wie wir erkannt sind.“

C. Ullmann in Heidelberg, später in Carlsruhe †.

119. Melctius, Bischof von Antiochien, und das zweite allgemeine Concil in Constantinopel.

12. Mai.

Die hervorragende Erscheinung des Bischofs Meletius von Antiochien, welche uns, in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts auf dem Gebiet der morgenländischen Kirche, dem Schauplaß der heftigsten Lehrstreitigkeiten, wie der verderblichsten Kirchenspaltungen entgegentritt, können wir nicht zum Gegenstand unserer Betrachtung machen, ohne die gewaltigen Bewegungen in das Auge zu fassen, welche damals die Kirche in Lehre und Leben erschütterten und in welche er mit seiner Person, seinem Leben und Wirken verwickelt war.

Gleichzeitig mit dem äußeren Siege der Kirche über die heidnische Welt entbrannte im Innern der Kirche ein heftiger Streit, welcher sich um die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit, insbesondere um die Frage wegen des Verhältnisses des Sohnes zu dem Vater und zu der geschaffenen Welt drehte.

Freilich erschien die arianische Frrlehre, daß der Sohn nicht

gleichen Wesens mit dem Vater von Ewigkeit, sondern nur ein durch den Willen Gottes vor der Erschaffung der Welt aus Nichts ins Dasein gerufenes Geschöpf und Mittelwesen zwischen Gott und Welt sei, durch das Bekenntniß der ersten allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa (325), daß der Sohn aus dem Wesen des Vaters gezeugt und nicht geschaffen, also ewigen und mit dem Vater gleichen Wesens sei, äußerlich überwunden. Aber die inneren Gegenfäße der Parteien, der entschieden arianischen, welcher viele morgenländische Bischöfe angehörten, und derjenigen, welche die Gleichwesenheit des Sohnes mit dem Vater bekannte, waren keineswegs dadurch aufgehoben. Zwischen beiden mitteninne stand, nach beiden Seiten hinüber schwankend, die von dem Bischof Eusebius von Cäsarea repräsentirte theologische und kirchliche Mittelpartei, welche zu Nicäa ursprünglich die meisten Anhänger zählte aber zuerst theilweise unter dem Einflusse des Kaisers und durch die Liebe zum Frieden bewogen mit ihrer unbestimmteren Lehre von der Unvergleichbarkeit des Sohnes mit allen Geschöpfen und seiner vollkommenen Wesens ähnlichkeit mit dem Vater dem Bekenntniß von der Gleich wesenheit sich anbequemte und dann in dem weiteren Verlaufe des Kampfes zwischen dem Arianismus und den Anhängern des nicänischen Symbols unter der Führung des Bischofs Eusebius von Nicomedien, der seit 338 Bischof von Constantinopel war, als diejenige Partei sich heraus bildete, welche lehrte, daß der Sohn von Ewigkeit aus dem Wesen des Vaters gezeugt sei, aber nur ähnlichen Wesens mit ihm und ihm untergeordnet sei, und später als semiarianische Partei bezeichnet wurde.

Unter dem eifrig arianisch 'gesinnten Kaiser Constantius wurden seit 353 die Bekenner des nicänischen Glaubens aufs heftigste verfolgt, indem die Partei der strengen Arianer und die eusebianische Mittelpartei mit einander gemeinschaftliche Sache wider sie machten. Aber diese Vereinigung brach bald wieder auseinander, als die entschiedenen Anhänger der arianischen Lehre in der weiteren scharf verstandesmäßigen und schriftwidrigen Entwickelung derselben bis zu der Behauptung fortschritten, daß der Sohn dem Vater in Allem unähnlich sei. Nun wandten sich Viele, die sich früher aus Unkenntniß über die inneren Gegensäße, um die es sich handelte, in gutem Glauben an die Mittelpartei angeschlossen hatten, der nicänischen Lehre zu. Noch mehr Anhänger gewann diefelbe, als mit dem Tode des Constantius 361 die nicänische Rich

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