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Der weltgeschichtliche Reichstag des Kaisers Otto II. zu Verona im Sommer 983 fiel gerade in die Zeit, da Adalbert die Bischofsweihe und die kaiserliche Belehnung mit Ring und Stab nachsuchte. Am 3. Juni geschah leßtere und jene am 29. Juni 983, vom Erzbischof Williges von Mainz vollzogen. Im schlichten Gewande und barfuß zog Adalbert in Prag ein, hochgeehrt vom Herzog und dessen Schwester Mlada, Aebtissin des Klosters St. Georg.

Sein Leben, das er als Bischof führte, zeichnet sich ebenso sehr durch strenge Ordnung wie durch Arbeit, durch Barmherzigkeit und Gottesfurcht aus. Seine Einkünfte theilte er in vier Theile, wovon er den einen Theil zu Bau und Schmückung der Kirchen, den anderen für die Priester, den dritten zu Werken der Barmherzigkeit, worunter Loskauf von Gefangenen, und den vierten Theil für seine eigenen Bedürfnisse verwendete. Er lebte mäßig bis zum Darben. Nach der Gebetszeit (Psalmen) widmete er die Morgenstunden der allgemeinen und besonderen Seelsorge, predigte fleißig und machte viele Reisen in Böhmen und in die benachbarten Länder, Ungarn, Slavokai, Krakau um das Evangelium dort in den Herzen zu stärken oder zu gründen.

Aber troß seiner ernsten Arbeiten war kein Fortschritt des Volks in christlichem Wandel nach seiner Meinung wahrnehmbar. Der Feiertag wurde entheiliget, die Ehe gebrochen, die Vielweiberei fand vor wie nach Statt, der Handel mit Menschen hörte nicht auf; der Priester Lebenswandel gab ihm viel Veranlassung zur Kränkung. Sein Hang zu einem beschaulichen Leben in Gebet, Betrachtungen und Studien und die Last der Verantwortung machten ihm sein Amt unerträglich. Ein Traum gab zuleßt die Entscheidung, daß er sich aufmachte, Prag verließ und in Begleitung seines Bruders Gaudentius, des Propstes Willig von St. Veit und seines Lehrers Radla nach Rom zog. Es war im Jahre 989. Hier gab ihm der Papst Johann XV. den Dispens vom Bisthum und darnach entschloß sich Adalbert zu einer Wallfahrt nach dem heiligen Grabe. Jedoch auf dem Wege gen Unteritalien weilte er auf Monte Casino, wo ihn der Abt hinwies auf die Wallfahrt nach dem himmlischen Jerusalem, in klösterlicher Betrachtung der göttlichen Dinge nach dem ewigen Leben zu trachten. Als er sich nun bei Nilus, einem ausgezeichnet frommen griechischen Abte, der strengen Regel des heiligen Basilius widmen wollte, hier jedoch

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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anders berathen wurde, kam er wieder nach Rom und trat in das Kloster St. Bonifacii und Aleris im April 990.

Im Kloster wächst er täglich am inwendigen Menschen, seine Kenntniß der heiligen Schrift, seine Studien und Wissenschaften, und sein persönlich liebreiches Benehmen gewinnt ihm die Verchrung und die Liebe aller Mönche.

Nach fünfjährigem Aufenthalte im Kloster mußte er in Folge der dringenden Gesuche des Herzogs und eines Synodalbeschlusses zu Rom wieder in sein Bisthum nach Prag zurückkehren. Anfangs verhielt sich das Volk gut, jedoch im Laufe der Zeit kamen die alten Feinde zu Tage, bis im Jahre 995 durch die Krankheit Boleslav's II. die Regierung in die Hände Boleslav's III., eines gemeinen Menschen, kam, und Zügellosigkeit und Feindschaft wider Adalbert in aller Frechheit losbrach. Da wankte Adalbert wieder. Er wollte fort. Ein Aufstand gab die Entscheidung zu seiner Rückkehr nach Rom. Ein Weib, des Ehebruchs schuldig, wurde von Adalbert vor der landesüblichen tödtlichen Rache in Schuß genommen; die Verwandten des Mannes aus dem vornehmen Geschlechte der Wrzowece stürmen mit einem Volkshaufen das Kloster St. Georg, wo sich die flüchtige Ehebrecherin versteckt hielt, schleppen diese wild auf die Straße, und eine gemeine Dirne muß sie enthaupten vor den Augen des Bischofes.

Nach diesem wilden und aller Achtung vor dem Bischofe hohnsprechenden Aufstande verließ Adalbert Prag, ging durch Ungarn nach Rom, wo er in sein Kloster wieder mit Freuden aufgenommen wurde. Kaiser Otto III., welcher im Frühjahre 996 sich zur Kaiserkrönung in Rom aufhielt, besuchte öfter den Adalbert, einen Geistesverwandten tief mystischer Richtung. Dennoch konnte sein mächtiger Freund ihn nicht vom Kirchengeseße entbinden, vielmehr bestand eine andere Synode in Rom auf der Rückkehr Adalbert's nach Prag, doch wurde ihm die Erlaubniß gegeben, im Falle das böhmische Volk seinem Bischofe wieder nicht gehorsamen werde, so könne er, wie er verlangt, als Botschafter an Christi Statt unter einem Heidenvolke wirken. In Begleitung des Kaisers ging Adalbert über die Alpen, machte noch eine Seitenreise zu den Gräbern der Heiligen Martin (Tours), Moysius (Paris) und Benedikt (Fleury) und wandte sich dann nach Böhmen. Während seiner Reise mit dem Kaiser werden sein Wandel in Selbstverleugnung, seine Ermahnungen des Kaisers zur Demuth, sein liebreiches Wesen

gegen die Hofleute gerühmt. Zur Uebung in der Demuth reinigte er unbemerkt das Fußzeug aller Reisegefährten.

Inzwischen war in Böhmen die Parthei Adalberts mit seinen 4 Brüdern und die feindliche Parthei der Wrzowece in offene Fehde gerathen. Adalbert's Stammschloß Lybick wurde erstürmt am 25. September 996, die Brüder, deren Weiber und Kinder grausam getödtet und nur einen, Sobcbor, der sich beim PolenHerzog Boleslav Grabry aufhielt, hatte die Rache der Feinde nicht erreichen können.

Diese Frevelthaten brachten den lang ersehnten Wunsch Adalberts, nun seines Bischofsamtes entledigt, sich der Bekehrung eines Heidenvolkes zu widmen, zur Ausführung. „Dank dir Herr, daß du meine Bande zerrissen hast!" — also spricht er. Den Winter 996–997 blieb Adalbert vermuthlich in Polen, wo er das Volk durch seine Predigt im christlichen Glauben stärkte, und im Frühjahr fuhr er mit seinem Bruder Gaudentius und dem Mönche Benedikt, geleitet von 30 Bewaffneten, welche ihm Boleslav Grabry mitgab, den Weichselstrom nach Danzig, damals Gydanyze genannt, hinunter. Nachdem er hier viele getauft, fuhr er in die Ostsee, wandte sich östlich und nach wenigen Tagen landeten sie nach Durchschiffung des jeßigen Tiefs bei Pillau auf einer Insel des frischen Haffes. Hier sendete Adalbert das Schiff mit den Bewaffneten zurück, und ging nur mit seinen zwei Gefährten auf der Insel tiefer hinein. Bald versammeln sich um sie Heidenhaufen, welche an der Kleidung die Fremdlinge als Christen erkennen mochten. Man tobt und zürnt mit bösen Gebehrden. Den Psalm singend, erhält Adalbert einen Schlag zwischen die Schultern, daß ihm das Psalmbuch aus der Hand fällt. Er dankt Gott, daß er gewürdigt worden, auch nur einen Schlag für Jesum Christum zu leiden. Er muß die Insel verlassen und seßt mit seinen zwei Gefährten nach dem entgegenstehenden Ufer über, wo sie schon zur Abendzeit von einem freundlichen Heiden zur Nacht aufgenommen werden. Aber auch hier erheben sich die Einwohner wider die Fremdlinge, umzingeln das Haus, zürnen dem gastfreundlichen Wirth und fragen mit grimmigen Gebehrden wer Adalbert sei, was er wolle und wozu er mit seinen Gefährten gekommen? Adalbert antwortet: Ich bin ein Slave, heiße Adalbert, bin Mönch und Bischof und jezt euer Apostel. Gekommen bin ich aus Polen und will euer Heil schaffen, daß ihr die todten Gößen

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verlasset und dem lebendigen Gott dienet, um einst in den Vorhöfen himmlischer Seligkeit ewigen Lohn zu erlangen. Mit wildem Geschrei erhält er zur Antwort: „Viel ist dir schon gewährt, daß du diesen Sand hast betreten dürfen; wir haben alle Ein Geset und Eine Ordnung des Lebens; ihr aber, die uns ein ander Gesez bringen wollt, büßet mit dem Leben, wenn ihr nicht noch heute entweicht!"-Darauf wendet sich ihr Zorn wider den Wirth und dessen Familie, drohen auch diesem mit dem Tode, da er die Götter beleidiget habe, welche nun fortan dem Lande allen Segen entziehen würden.

Noch in derselben Nacht entweichen die drei Fremdlinge aus dem Lande und fahren an jenen Küstenstrich des frischen Haffes, wo jezt die Gegend zwischen Pillau und Fischhausen liegt. Hier verweilen sie 5 Tage und erwägen, ob sie nicht weichen müssen oder in anderer Kleidung im Volke geduldet würden.

Am frühen Morgen des 23. April 997 seßen sie ihre Wanderung weiter fort, unter dem Gesange von Psalmen und dem Preise Jesu Christi ihrer Freude." Um die Mittagszeit treten sie aus einem Walde auf ein freies Feld, wo sie das heilige Abendmahl genießen, dann etwas Speise zu sich nehmen und sich ermüdet in das Gras zur Ruhe legen, Adalbert einen Steinwurf weit von den Gefährten. Nur kurze Zeit waren sie eingeschlafen, als sie von einer tobenden Schaar Reiter geweckt und schnell in Bande gelegt werden; Adalbert zuerst. Sie hatten heiligen Waldund heiliges Feld betreten, ein todeswürdiges Verbrechen. Adalbert's Gefährten erheben Wehklage, er aber tröstet sie: „Trauert nicht, lieben Brüder. Wisset, daß wir solches für den Herrn leiden, dessen Tugend über alle Tugend, dessen Schönheit über alle Zier, dessen Gnade einzig, dessen Macht unaussprechlich ist. Was giebt es Edleres, was Schöneres, als das füße Leben zu opfern für den süßesten Jesum." Also tröstet er die Seinigen, als ein feuriger Siggo (Priester) ihn faßt und ihn nach einem Hügel führt. Was willst du, Vater?“ spricht Adalbert. Jener aber schwingt einen mächtigen Speer und wirft ihn nach Adalbert's Brust, worauf noch sechs Speere Adalbert's Leib durchbohren. Mit gen Himmel gerichteten Blicken, betend für das Heil der Mörder, steht Adalbert von sieben Speeren durchbohrt noch aufrecht, dann aber, nachdem seine Bande gelöst, fällt er mit ausgebreiteten Armen in Kreuzgestalt nieder. Aus sieben Wunden strömt sein Blut und

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bald giebt er seinen Geist auf. Es war am Freitage den 23. April 997.

Seine Gefährten, da die Heiden durch Adalbert's Tod die Götter versöhnt glaubten, kehren nach Polen zurück. Boleslav Grabry erkauft Adalbert's Leiche mit vielem Gelde, bringt sie nach Gnesen, wohin Kaiser Otto III. 999 wallfahrtete. Erst 1039 fam die Leiche Adalbert's nach Prag, wo sie als die Leiche des vornehmsten Heiligen der Slavenvölker noch heute verehrt wird. K. A. D. Tornwaldt in Danzig t.

208. Brun Bonifacius, Erzbischof unter den Heiden. 14. Februar.

Um das Jahr 975 wurde dem Grafen Brun, der aus einem sehr vornehmen Geschlechte stammte und dem mächtigen Kaiserhause der Sachsen verwandt war, auf seiner Burg Querfurt ein Knäblein geboren, das den Namen des Vaters empfing. Es war die Zeit, wo gegen die alte Sitte der Vorfahren die sächsischen Großen anfingen auf eine wissenschaftliche Bildung ihrer Kinder Gewicht zu legen, da die Kaiser selbst die Studien pflegten. So wurde denn auch der junge Brun, als die Jahre der Unterweisung kamen, zu seiner Ausbildung nach Magdeburg gebracht, welches damals als die Hauptstadt des nördlichen Deutschlands galt und durch die ruhmwürdige Stiftung Otto's des Großen ein Erzbisthum erhalten hatte, um weit über die deutschen Grenzen hinaus eine Pflanzstätte christlichen Glaubens und geistiger Bildung zu werden. Mit der erzbischöflichen Kirche war hier eine große Schule verbunden, die durch Otrik, den die Zeitgenossen den sächsischen Cicero nannten, bis in die entferntesten Gegenden ihren Ruhm verbreitet hatte. Otriks Nachfolger Geddo wurde Bruns Lehrer; unter der Leitung desselben machte der fleißige Knabe in den Wissenschaften und Künsten, die man damals lehrte, so schnelle Fortschritte, daß man früh Großes von ihm erwartete. Ein eigenthümlicher Hang zur Einsamkeit wurde schon in dem Knaben bemerkt; er war kein munteres Kind: wenn die Altersgenossen spielten, zog er sich von ihnen zurück und verweilte in stiller Betrachtung und im Gebet. Seine Natur, seine Neigung und wahrscheinlich auch der Wunsch der Eltern bestimmten ihn dem geist

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