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den Ottonen zu den Verwandten Bruns zählte. Brun fand jedoch die Stimmung am Hofe und die Verhältnisse des Reichs seinem Unternehmen wenig günstig. Der neue König verfolgte andere Absichten, als die waren, die seinen Vorgänger in das Verderben geführt hatten. Er suchte das Ansehen des Erzbisthums Magdeburg, das jener herabgedrückt hatte, wieder zu heben; er war mit dem Polenherzog zerfallen, den Otto III. durch seine Gunst auf alle Weise erhoben hatte, und stand mit diesem nicht ungefährlichen Widersacher im Kriege. So mußte es sich Brun gefallen lassen, die Bischofsweihe von dem Magdeburger Erzbischof anzunehmen, dem dadurch die neuen kirchlichen Stiftungen, die Brun von seiner Sendung erwartete, untergeordnet wurden, und auch nach dieser Weihe und nach erhaltener Genehmigung des Königs, konnte er die Reise nach Polen nicht antreten, da der Polenherzog ihn, einen Deutschen und Verwandten des Königs, nur mit dem höchsten Mißtrauen empfangen haben würde. So verweilte Brun während der nächsten Zeit in Deutschland; er vollendete damals die Lebensgeschichte Adalberts, in dessen Geschick er prophetisch das eigene verkündete.

Aber für einen Mann, wie Brun, war in Deutschland kein Arbeitsfeld. Bald zog er nach Ungarn, wo er bei dem glaubenseifrigen König Stephan Unterstüßung seiner Absichten zu finden hoffte. Der Magyar scheint jedoch dem deutschen Mann wenig getraut zu haben; obwohl Brun sich über zwei Jahre im Ungarland aufhielt, brachte er es nicht zu nennenswerthen Erfolgen. Im Jahre 1007 verließ er, von mehreren Gefährten begleitet, Stephans Reichs, um sich weiter im Osten eine Missionsthätigkeit zu suchen. Er begab sich zunächst nach Kiew; seine Absicht war weiter zu den Petschenegen zu ziehen, den grausamsten und wildesten aller Heiden, welche damals an der Südgrenze der Russen die Gegenden zwischen dem unteren Don und den Donaumündungen bewohnten.

Vergebens bemühte sich der russische Großfürst Wladimir den deutschen Heidenbischof von dem gefahrvollen Unternehmen abzubringen; Brun zog mit seinen Begleitern in das Land der Schrecken. Mehr als einmal drohte ihnen der sichere Tod; aber das Auftreten der tapfren Missionare machte auf die Häuptlinge des Volks einen solchen Eindruck, daß sie nicht nur seiner schonten, sondern auch seine Missionsarbeit unterstüßten. Nachdem er fünf Monate unter

den Petschenegen verweilt hatte, verließ er ihr Land, ließ aber daselbst einen seiner Gefährten als Bischof zurück.

die

Durch diese Erfolge ermuthigt, trat Brun im Jahre 1008, obwohl nach einem kurzen Scheinfrieden der Krieg zwischen Heinrich II. und Herzog Boleslaw von Neuem ausgebrochen war, Reise nach Polen an. Wider Erwarten fand er bei dem Herzog die beste Aufnahme. Bald sandte er einige seiner Gefährten über das Meer nach Schweden, wo es ihnen gelang Olaf den Schooßkönig dem Christenthum zu gewinnen; Brun selbst war entschlossen den Fußtapfen Adalberts zu folgen und sich zu den Preußen zu wenden. Wenn er diese Reise glücklich vollenden würde, hatte er in Absicht zu den Wenden an der Oder zu ziehen, deren Bekehrung auch Adalbert bereits in das Auge gefaßt hatte. Auf Unterstübung des deutschen Reichs konnte Brun bei seinem Werke nicht rechnen; auch der Polenherzog, im Kampfe mit dem deutschen Reich, mußte ihn sich selbst überlassen. Dennoch trat er mit achtzehn Begleitern furchtlos die Reise an, die Reise in jenes heidnische Preußenland, wo Adalbert den Tod gefunden hatte.

Brun bemühte sich, diesen unfruchtbaren Boden zu bestellen, aber seine Arbeit war nicht reichlicher gesegnet, als die Adalberts. Bis an die Grenze der Preußen und Russen seßte er seine Reise fort; alle Hindernisse, die man der Verkündigung des Evangeliums entgegenseßte, schreckten ihn nicht; treu seinem Berufe beharrte er in der Predigt, bis man ihn endlich hier mit seinen Gefährten gefangen nahm. Sie wurden sämmtlich am 14. Februar 1009 enthauptet. Sanft wie ein Lamm empfing Brun den Todesstreich; er sah seinen Wunsch erfüllt, seine Hoffnungen gekrönt. Nur so weit besißen wir über seinen Märtyrertod sichere Kunde; unsicher find die näheren Nachrichten, die später in Italien und Deutschland verbreitet wurden. Ein blinder Geistlicher, Namens Wig= bert, der bettelnd in Deutschland umherzog, gab sich für einen der Begleiter Bruns aus und erzählte Wunderbares von dem Tode seines Meisters: derselbe habe durch ein Feuerwunder, indem er sich im bischöflichen Ornat auf einen Scheiterhaufen geseßt habe, Nethimir, einen König der Preußen, bekehrt, der mit dreihundert seiner Mannen getauft worden sei; darüber entrüstet habe ein Herzog, der sich Bruns bemächtigt, diesen enthaupten und seine Gefährten aufhängen lassen; nur er, Wigbert selbst, sei mit der Blendung davon gekommen. Aehnliches erzählte man unter den

Jüngern Romualds in Italien. Die Heiden, hieß es hier, hätten Brun im Anfange absichtlich geschont, weil sie sahen, daß er nach der Märtyrerkrone verlangte, und fürchteten, sein Tod möchte Viele zum Christenthume bekehren, wie einst Adalberts Ende; aber nur um so unerschrockener sei er deshalb aufgetreten. Als er einst muthig vor einem heidnischen Fürsten predigte, verlangte dieser, Brun solle durch die Feuerprobe die Wahrheit seines Glaubens erhärten. Zwei Scheiterhaufen wurden nahe bei einander errich tet; den engen Pfad zwischen ihnen beschritt Brun in seinem bischöflichen Ornate, ohne daß ihm ein Haar versengt wurde. Da nahm der Fürst mit Vielen der Seinen, in ähnlicher Weise wie einst der Däne Harald durch Poppos Feuerwunder bekehrt, willig die Taufe und wurde ein so eifriger Christ, daß er einen seiner Brüder erschlug, der sich den Glauben der Christen anzunehmen weigerte. Ein anderer Bruder des Fürsten rächte aber das Bruderblut an dem fremden Bischof: er ließ Brun ergreifen und enthaupten.

Die Leichname Bruns und seiner Gefährten blieben unbestattet liegen, bis später der Polenherzog Boleslaw von dem Tode der Märtyrer Kunde erhielt und ihre Gebeine an sich kaufte; er hoffte, daß diese Reliquien ihm und seinem Hause Segen bringen würden.

So gaben deutsche Priester für die Bekehrung der östlichen Völker nicht minder ihr Blut hin, als der Böhme Adalbert, aber dieses Opfer trug ihnen nicht gleichen Ruhm mit jenem ein. Kaifer Heinrich II. hat dem Namen unseres Brun nicht Tempel geweiht, wie Otto III. einst seinem Adalbert; vom römischen Papst ist dem Andenken Bruns keine sonderliche Ehre erwiesen; weder im Aleriuskloster, noch im Pereum fand Brun einen Herold seiner Tugend und einen Nachfolger auf seinem blutigen Wege. Bruns Ruhm erstarb bald, und mit ihm der Ruhm seiner Todesgenossen. So ist dieses neunzehnfache deutsche Opfer von minder großem Einfluß gewesen, als das einfache des böhmischen Bischofs.

Früh trat Brun aus dem weltlichen Leben, wo ihm viele Freuden beschieden schienen, in den geistlichen Stand, der ihm große Ehren verhieß; er wandte bald diesen den Rücken und suchte die stille Befriedigung des gemeinsamen Lebens mit gleichgesinnten Brüdern; auch diesen Genuß versagte er sich dann, um ein Einsiedlerleben in allen Entbehrungen, in freiwilliger Dürftigkeit und unter steter Peinigung des Fleisches zu führen; von der Ein

siedlerklause nahm er den Weg zum Märtyrertode, den er in den ersten Jahren voller Manneskraft fand. Sein ganzes Leben war absichtliche selbstgewählte Entsagung; in ihr sah er die Spize des christlichen Wandels. Ein evangelischer Christ, dem deutsches Blut in den Adern rinnt, kennt andere Vorbilder, als Brun Bonifacius, der sich seiner Heimath entfremdete und kein höheres Gebot auf Erden kannte, als das Wort des römischen Bischofs; aber nichtsdestoweniger wird er freudig bekennen, daß Brun zu denen zu zählen ist, die dem Worte des Herrn gehorsam waren:,,,Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird es erhalten."

W. v. Giesebrecht in Berlin, jest in München.

209. Stanislaus von Krakau, Bischof und Märtyrer.

8. Mai.

Als die Herrlichkeit des heiligen römischen Reiches deutscher Nation durch Kaiser Otto den Großen in vollem Glanze strahlte, trat die polnische Nation zum erstenmal aus dem Dunkel ihrer Wälder und aus der Nacht ihres Heidenthums hervor. Mieczislaw, der vierte in der Reihe der ,,Piasten," wurde vom tapfern Markgrafen Gero besiegt, ein „Mann“ des Kaisers, zahlte Tribut, leistete Heerfolge und erschien auf den Hoftagen des Kaisers in Person. Zwei Jahre nach seiner Unterwerfung unter das weltliche Oberhaupt des christlichen Abendlandes warb Herzog Mieczislaw um die Hand der Dubrawka (der Guten), einer Tochter des Böhmenfürsten Boleslaw des Frommen, welcher schon früher sich der Oberherrschaft des Kaisers unterworfen hatte. Die im Jahre 965 gefeierte Vermählung legte den Grund zur Bekehrung des heidnischen Polen-Herzogs und Landes. Dubrawka gewann durch ihren christlich-frommen Wandel so großen Einfluß auf ihren Gemahl, daß er ein Jahr darauf sich von dem böhmischen Priester Bogowid taufen ließ. Ein Theil seines Volkes folgte seinem Beispiel und Befehl ohne Widerstreben, obwohl es innerlich seufzend und zürnend seine Gößenbilder zerbrechen, verbrennen und in's Wasser werfen sah. Unter Mitwirkung des Kaisers Otto d. Gr.

wurde vom Herzog das erste polnische Bisthum in Posen gestiftet (960), der Priester Jordan, der die größten Verdienste um die Bekehrung des Volkes sich erworben hatte, zum Bischof erhoben und unter den Erzbischof von Magdeburg gestellt.

Noch enger wurde die Verbindung Polens mit Deutschland und der römischen Kirche, als nach dem Tode seiner ersten Gattin (977) der Herzog eine Deutsche, Oda, die fromme Tochter des Markgrafen Dieterich, Nonne des Klosters Calve heimführte. Jhr Einfluß befestigte in Polen den christlichen Glauben. Treu hielt Mieczislaw bis an seinen Tod (992) zu Kirche und Kaiser. Unter seinem Sohne Boleslaw Chrobry, dem gewaltigsten der alten Polenherzoge, wurde Polen auch das Werkzeug zur Ausbreitung des Christenthums in Preußen u. s. w. Ueber dem Grabe des h. Adalbert, des Apostels der Preußen, errichteten Kaiser Otto III. und Herzog Boleslaw das Erzbisthum Gnesen, dem sich sieben neue Bisthümer anschlossen: Kolberg für Pommern, Breslau für Schlesien, Krakau für Chrobatien. Der überall siegreich vordringende Boleslaw wollte ein großes slavisch-christliches Reich begründen und erbat sich dazu die Krone vom Papste.

Doch nur gewaltsam konnte das auf Befehl angenommene Christenthum über das angestammte Heidenthum des Volkes herrschen. Die jährliche Feier der Vernichtung der alten Götter, wobei die Bilder derselben in's Wasser geworfen wurden, fand noch lange unter Absingung trauriger Lieder statt. Grausame Strafgeseze mußten helfen, das noch heidnische Herz des Volkes unter christliche Sitte und kirchliche Sazung zu beugen. Ehebruch und Unzucht wurden mit schrecklicher Verstümmelung, Fleischessen in der Fastenzeit mit Ausschlagen der Zähne bestraft. Boleslaw selbst noch ein halber Barbar suchte seine Grausamkeiten nach der Bußtare zu büßen.

Nach seinem Tode trug in seiner Weise sein Sohn Mieczislaw II. Sorge um Christenthum und Kirche. Als er 1034 gestorben war, fiel Kirche und Reich in schreckliche Zerrüttung. Viele von Adel und Volk fielen offen in's Heidenthum zurück. Städte und Kirchen wurden verwüstet, die Laien empörten sich gegen die Priester. Kaum hatte Herzog Kazimir Reich und Kirche wieder aufgerichtet, so wurde es auf's neue und für lange, wo nicht für immer, im Grunde erschüttert unter Boleslaw II., der um 1058 seinem Vater folgte.

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