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Boleslaw II. war ein gewaltiger Kriegsmann und hatte sich mit Böhmen, Ungarn, Rußland, Pommern meist siegreich geschlagen. Die Tribute der unterworfenen Völker pflegten auf Matten vor dem Palaste zu Krakau ausgebreitet zu werden. Die damalige Zwietracht und Schwäche des deutschen Reichs benußend, suchte er wie schon sein Urgroßvater Chrobry durch freie Annahme des Königs-Titels den Glanz seiner Herrschaft zu erhöhen und sich öffentlich vom „Reich“ unabhängig darzustellen. Zur selben Zeit, als Kaiser Heinrich IV. von Allen verlassen über die Alpen ging, um mit Papst Gregor VII. sich zu versöhnen, sezte sich Boleslaw II. am Weihnachtsfeste des Jahres 1076 die Krone auf und ließ sich von nicht weniger denn 15 Bischöfen, die er zumeist auf Gregors Rath in seinem Lande neu angestellt hatte, zum Polen-König weihen. Dem Papst und den Bischöfen verlieh und versprach er dafür die geforderten Gerechtsame. Vergebens war das Zähneknirschen der deutschen Reichsfürsten, als sie sahen, daß während wir untereinander wütheten, die Barbaren solche Macht bekamen, und jezt sogar dieser unnüße Pole sich erfrechte zu unserer größten Schande eine Königskrone auf sein Haupt zu sehen." Vergebens waren aber auch alle alten Thaten und neuen Hoffnungen des so Gekrönten.

Sein Glück verleitete ihn zu Uebermuth und Frevel gegen das Recht der Völker und das Recht der Kirche, welche damals gerade in Krakau einen ausgezeichneten Vorsteher und Vorkämpfer an dem Manne hatte, dessen Leben und Sterben wir jest in wenigen Zügen, so gut sie sich frei von dem Gewande frommer Dichtung und mirakeltoller Fabelei - herausstellen lassen, erzählen wollen.

Zu Sczepanow im Gebiete von Krakau wurde im Jahre 1030 einem Edelmann Wielislaw von seiner Gemahlin Vogna nach langem Warten ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen Stanislaw erhielt. Der von Gott erbetene und noch vor seiner Geburt Gott geweihte Knabe empfing eine fromme Erziehung nach der Weise der Zeit und war von frühe an streng wie ein Mönch in Fasten und Beten, mild wie ein Engel in Uebung christlicher Barmherzigkeit und Freigebigkeit.

Dem älterlichen Gelübde treu wurde er zum Dienst der Kirche vorgebildet an der Domschule zu Gnesen. Hernach zog er auf die hohe Schule in Paris und studirte sieben Jahre lang die Gott

gelehrsamkeit und das Kirchenrecht. Dabei befleißigte er sich jeder Tugend und führte in frommem Eifer ein Leben der Entsagung. Nachdem er die akademischen Ehren sich durch sein eifriges und gesegnetes Lernen errungen, kehrte er in seine Heimath zurück und trat 1059 in den Priesterstand. Als seine Aeltern starben, verschenkte er all' sein Gut an die Armen. Ihn aber erwählte Bischof Lambert in Krakau zuerst zum Kanonikus am Dom und später zu seinem Amtsgehülfen. Nach dem Tode des Bischofs, 1071, wurde Stanislaus sein Nachfolger und von Papst Alexander II. bestätigt.

Bischof Stanislaus führte das gewohnte mönchische Leben fort in aller Strenge. Wie gegen sich, so war er auch streng und eifrig im Amte. Jährlich visitirte er seine ganze Diöcese. Ueberall drang er auf Sittenzucht und Frömmigkeit. Daran aber fand Herzog Boleslaw II. kein Gefallen. So tapfer und freigebig er war, so herrsch- und habsüchtig, grausam und wollüstig war er. Weder der Erzbischof von Gnesen, noch sonst ein Bischof wagte ihm zu widerstehen. Stanislaus allein stellte sich ihm gegenüber wie eine eiserne Säule und eherne Mauer. Zuerst suchte der Herzog des unbequemen Sittenrichters und Gotteszeugen sich zu entledigen durch einen wider ihn angezettelten Rechtsstreit wegen eines vom Bischof der Kirche erworbenen Gutes. Die Legende erzählt, der fromme Mann habe die Neße seiner Feinde dadurch zerrissen, daß er den Gutsbesizer, von dem er's gekauft, als Zeugen aus dem Grabe hervorrief und hernach wieder sterben ließ!

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Bald darauf brach ein neuer Zwist aus zwischen dem Bischof und dem Fürsten. Der Neugekrönte unternahm 1077, im Einverständniß mit dem Papste Gregor VII. einen Feldzug gegen die russischen Herzoge, welche ihren Bruder Jäslaw gestürzt hatten. Jene wurden besiegt, die Stadt Kiew wurde erobert, Jäslaw wieder eingeseßt. Aber nicht zufrieden hiemit, warf Boleslaw seine Augen auf das Reich von Kiew selber. Er war im Begriff, um Rußland zu unterjochen, einen unabsehbaren Krieg zu entzünden. Das gefiel jedoch den polnischen Rittern übel. Seit ihrer langen Abwesenheit waren ihre häuslichen Verhältnisse in Unordnung gerathen, die Sklaven hatten sich gegen ihre verlassenen Herrinnen manche Ungebühr herausgenommen, und die vom Hofe aus gepflegte Unzüchtigkeit mochte bei Edeln und Unedeln unsittliches Treiben genug befördert haben. Um nun diesem Unfug ein Ende zu machen und zugleich den König zu seinen Pflichten gegen

Piper, Zeugen der Wahrheit. II.

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Kirche, Land und geistliche wie weltliche Landstände, ohne welche kein Krieg begonnen und kein Friede geschlossen werden sollte, zurückzubringen, bewog Bischof Stanislaus die polnischen Ritter zur Heimkehr. Ohne Urlaub wandte das Heer von Kiew um, und dem Könige blieb nichts übrig, als ebenfalls heimzureiten. Seine Wuth darüber kannte keine Grenzen; wie ein Rasender geberdete er sich, als er wieder in Polen angelangt war und schritt mit den grausamsten Strafen gegen die Ritter als Ausreißer und zum Theil auch gegen deren Frauen, die sie zur Heimkehr veranlaßt, ein.

Alles zitterte vor dem Wütherich; nur Bischof Stanislaus erhob sich für die Verfolgten und machte dem zügellosen Könige ernste Vorstellungen. Boleslaw verhöhnte ihn wie einen Narren und fuhr fort in Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Wollust ohne Gleichen. Da verhängte der Bischof an einem der nächsten Sonntage den Kirchenbann über den störrigen Sünder.

Nun stieg des Königs Zorn auf's Höchste. Den 8. Mai 1079 las Stanislaus die Messe in der Kapelle des h. Michael vor den Thoren Krakau's. Boleslaw II. erfuhr es und schickte einige seiner kecksten Soldaten ab mit dem Befehl, den Bischof zu ermorden; aber diese Menschen scheuten sich, die Hand an den Geweihten des Herrn zu legen und kamen unverrichteter Sache zurück. Boleslaw beorderte Andere zum nämlichen Werk, doch mit gleichem Erfolg. Zulezt stürzte der König selber in die Kirche hinein, traf den Bischof vor dem Altar und spaltete ihm mit einem Schwerthieb den Kopf, daß Gehirn und Blut an den Wänden herumsprißte. Hierauf zerfeßten die Schergen des Tyrannen vollends den Leichnam.

Durch diese Gewaltthat verlor Boleslaw das Reich. Den Edeln verhaßt, ward er vertrieben und floh nach Ungarn, wo sein Vetter, König Ladislaus, ihn aufnahm. Sein stolzer Sinn machte ihn auch bei den Ungarn verhaßt. Er nahm ein Ende mit Schrecken. Sein junger Bruder Wladyslaw Herrmann behielt zwar das Reich, gab aber den Königstitel auf, der seinen hochstrebenden Vater in's Verderben geführt hatte. Das polnische Reich kam nie zu einer gedeihlichen Ruhe, und die politischen Stürme verdarben immer wieder die Saat der Kirche. Dieser schadete ebenso die selbstsüchtige Zuneigung als der gewaltthätige Haß der Fürsten; des Streits zwischen Adel, Priesterschaft und Laien um Pflichten und Rechte war kein Ende; auch mit dem Papstthum standen die polnischen Fürsten und Geistlichen vielfach in Widerspruch. Gegen die Kirche

selbst aber wurde Volk und Adel durch das Sittenverderben und die Zuchtlosigkeit und Verweltlichung der genuß-, hab- und herrschsüchtigen Geistlichkeit mehr und mehr aufgebracht, so daß seit dem 13. Jahrhundert gegenkirchliche Bewegungen, welche die Reformation vorbereiteten, in die wüste und todte Kirche Polens Eingang fanden.

Bischof Stanislaus war in Folge seines Märtyrertodes der Heilige seines Volks geworden. Wie im Leben, so soll er auch im Tode noch Wunder gethan haben. Schon Wladyslaw Herrmann, der Bruder und Nachfolger des zweiten Boleslaw, habe zu Ehren des Märtyrers der polnischen Kirche jede Freiheit bewilligt, zu Krakau eine Metropolitan-Kirche erbaut und mit Pfründen für 24 Domherren ausgestattet.

Anderthalb Jahrhunderte später begehrte Herzog Boleslaw der Schamhafte vom Papste die höchste Ehre der Kirche zu Gunsten des Märtyrers. Im Auftrage des Papstes untersuchte der Minoriten-Pater Jakob von Velletri ein ganzes Jahr lang die für Stanislaus sprechenden Thatsachen, und im Jahre 1253 verseßte ihn Innocenz IV. unter die Heiligen. Ihm zu Ehren wurden allenthalben Kirchen und Altäre errichtet. Er gilt als SchußPatron der Polen.

H. v. Merz in Marbach, jezt in Stuttgart.

Die nordischen Reiche, 11. Jahrhundert.

Fürsten und Märthrer.

210. Knud der Große.
10. Juli1).

Die Kirchengeschichte Dänemarks nennt drei berühmte Männer des Namens Knud, Einen König, Einen Märtyrer, und Einen König und Märtyrer zugleich. Die beiden Heiligen haben ihre Tage im Martyrologium, den 7. Januar (1131) und den 10. Juli (1086); der König verschied am 12. November 1035 nach einer glänzenden und ruhmvollen Regierung als Beherrscher Dänemarts, Englands und Norwegens. Dieser Knud, von Alters her der Mächtige, später der Große benannt, lebte in den Zeiten, als das Christenthum nach zweihundertjährigem Kampfe die alte heidnische Sitte in allen nordischen Staaten so weit besiegt hatte, daß es im öffentlichen Leben als die Religion des Volks hervortreten konnte. Knud wird gewöhnlich als der König gerühmt, der das Christenthum zur Staatsreligion in Dänemark erhob: es vollbrachte sich allerdings während seiner Regierung der Uebergang dermaßen, daß es also betrachtet werden konnte.

Er war der erste dänische König, der als Kind getauft sein kann; ob es geschehen oder wann er die Taufe empfangen, ist nicht bekannt, so wenig als ob der Name Lambrecht, den er im Buche der geistlichen Brüderschaft in Bremen trägt, ihm in der Taufe beigelegt war. Er wurde wahrscheinlich im Jahre 995 geboren, Sohn einer polnischen Prinzessin und des regierenden Svend (Gabelbart). Obgleich die Mutter Christin war und der Vater als Knabe zugleich mit seinem Vater getauft worden war, mag der väterliche Hof eben nicht viele christliche Anregung dargeboten haben: der Vater verstieß seine Gemahlin, um eine stolze Heidin, die auch

1) Sein Name ist von seinem Todestage im November, der anderweit besezt ist, im evang. Kal. auf den 10. Juli, den Tag Knuds des Heiligen, verlegt.

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