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griffen in das Kirchengut nach und erzwang die Herausgabe und Wiederherstellung der dem Dom und den Klöstern entzogenen Aecker und Güter durch Rechtsstreit, durch päpstliche und kaiserliche Ordonnanzen, ja selbst durch Anwendung des Banns. Dafür aber glimmte nun auch auf vielen Seiten das Feuer unter der Asche, und einen Vorwand es zur Flamme anzublasen, schien der Umstand zu leihen, daß die noch nicht vor langer Zeit bekehrten Wenden jenseit der Elbe und Havel, erbittert über die angebliche Härte, mit welcher die erzbischöflichen Commissarien den Zehenden und andere kirchliche Abgaben eingetrieben, das Christenthum wie ein Joch von sich geworfen hatten.

Zwei Mordversuche gegen den strengen Erzbischof erreichten ihr Ziel nicht; Norbert ließ die Schuldigen unbestraft ihre Sicherheit suchen. Endlich aber kam es zu einer förmlichen Zusammenrottung. Eine häßliche Ausschweifung, welche in der Domkirche begangen worden, hatte die laute Erklärung des Erzbischofs zur Folge, daß die Kathedrale von neuem geweiht werden müsse. Die Schuldigen regten die Bürger auf, und Norbert, einen Aufstand zu vermeiden, ließ die Weihbischöfe von Meißen und Havelberg kommen, und vollzog die Reinigung bei nächtlicher Weile. Die ausgesprengte Lüge, der Erzbischof wolle die Reliquienschreine erbrechen und mit den Kirchenschäßen von dannen gehn, trieb die Bürger zum Sturm auf den Dom; sie drängten die Geistlichen auf den alten Bau, den Morißthurm hinauf und hielten sie daselbst belagert. Am Morgen erneuerte sich der Angriff, aber Norbert trat ruhig kühn, in seiner oberpriesterlichen Tracht, dem wüthenden Haufen entgegen: da legten sich die Wellen, der Burggraf Heinrich schlug sich ins Mittel, und man schloß Frieden. Aber ein andrer Stachel wirkte noch fort. Norbert war mit besonderer Vorliebe seinen Prämonstratensern zugethan und benutte seine Stellung, diese Gunst zu bethätigen. Nicht bloß füllte sich bald nach allen Seiten hin der Sprengel mit Chorherrn dieses Ordens an (das Kloster Gottes-Gnaden bei Calbe wurde damals von den Grafen Otto von Reveningen und Crudorf für solche gestiftet). Norbert unternahm es auch, unterstüßt von dem Abt Arnold auf Klosterbergen und des päpstlichen Beistandes gewiß, das vom Abt Gero im Jahre 1016 gestiftete Unser Lieben-FrauenKloster zu Magdeburg, welches mit weltlichen und wie es scheint nach einer laren Regel lebenden Canonikern beseßt war, nach an

derweiter Unterbringung der leßteren für seine Prämonstratenser in Beschlag zu nehmen, die neuen Chorherrn unter seine alleinige Aufsicht zu stellen, und aus dem Schooße dieses Klosters fünfzehn andere zu errichten, welche den Pröpsten der Lieblingsstiftung untergeordnet waren. Die damals etwas unruhigen Bürger der Stadt Magdeburg ließen sich leicht aufstacheln, auf diese Veranlassung hin, die Marienkirche zu plündern, die Conventualen auszutreiben, ja selbst auf den erzbischöflichen Pallast loszustürmen. Norbert zog sich nach Halle zurück und nahm von da seine Zuflucht auf den Petersberg, hatte aber die Genugthuung, daß er feierlich wieder zurückgerufen, und daß das wilde Gewässer in das alte Bett zurückgeleitet wurde. Aber nicht lange sollte er diese Sammlung genießen. Noch zweimal nahm ihn die Welt in Anspruch. Zuerst sah er sich durch das Schisma zwischen den Päpsten Innocenz II. und Anaclet II. veranlaßt als Anwalt des erstern die Kirchenversammlung zu Rheims (1131) zu bereisen, und mit dem dort anerkannten Innocenz sein Premontré zum leßten mal zu besuchen, um die dort unter Hugo versammelten fünfhundert Chorherren dem heil. Vater vorzuführen. Sodann ging er mit Lothar, noch bekleidet mit der Würde eines Erzkanzlers für das italienische Reich, im Jahre 1132 nach Rom, und wohnte der Kaiserkrönung bei. Er brachte neue Urkunden und Vollmachten für seine Stiftungen, aber auch eine gebrochene Gesundheit zurück, und in den Ostertagen 1134 gab er seinen Leib in die Gruft der Marienkirche, seine müde Seele in Gottes Hände, und wurde des im Kampfe seines Lebens manchmal ausgesprochenen Wunsches gewährt:,,o hätte ich Flügel wie Tauben, daß ich flöge und etwa blicbe" (Ps. 55, 7). Seinen Gebeinen sollte auch diese ruhige Herberge noch nicht werden. Seit der Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 ihn heilig gesprochen hatte, wurden diese Gebeine Reliquien und der Abt Questenberg auf Strahof in Prag ruhte nicht, bis er dieses Gut den kezerischen Magdeburgern entrissen hatte. Ein Notariatsprotokoll bescheinigt die Ausgrabung der Ueberreste am 23. November 1626. Sie wurden nach Prag transportirt und dort nach Verlauf einiger Zeit unter ein prachtvolles Mausoleum gebracht. In Magdeburg hat man in Programmen, wenn nicht bewiesen, doch zu behaupten versucht, es habe bei der Ausgrabung eine Verwechslung stattgefunden. Sein Bildniß aber, eine mächtige Gestalt von gebieterischer Haltung, mit dem Aus

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druck der Sammlung, Klarheit und unbeugsamen Entschlossenheit auf dem Antlitz ist unter den Glasgemälden im hohen Chore des Doms zu Magdeburg zu finden.

Von dem nun heilig gesprochenen Norbert werden viele und große Wunder erzählt, wie er Giftiges getrunken, das ihm nicht geschadet, Wölfe bedräut, daß sie zahm geworden, Besessene durch Gebet geheilt, Verbrecher mit einem Blicke niedergeworfen. Sehe ich recht, so ist viel Wahres darin. Ich will aber meine Leser damit nicht aufhalten. Die Erzählung nur zweier Wunder möge zum Schluß gestattet sein.

Eines Tages, da sich Norbert in Fossées aufhielt, begab es sich, daß die geängstete Einwohnerschaft ihn zu Hülfe rief, zwei wuthentbrannte Parteien im Volke zu versöhnen. Dem Häuptlinge der einen Partei, auf welchen Alle mit Fingern zeigten, fiel Norbert um den Hals und sprach: siehe, an deiner Brust liegt ein Fremder, der dir zum ersten Male begegnet; willst du ihm nicht eine Gabe geben? Und auf das bereitwillige Ja sprach er weiter: so schenke mir deinen Zorn! Und alsobald ward es Friede in den Herzen und Häussern.

Ein anderes Mal geschah es, als derselbe am Altare stand und mit leiser, niedergehaltener Stimme betete und redete, daß der zarte Ton seines Mundes, je weiter gehend, desto schwellender und gewaltiger wurde, also daß die Leute fern her aus ihren Häusern aufbrachen und zur Kirche strömten, zu hören, was das sei? Das sind Wunder, welche heut noch wiederkehren als Siegel der Gnade zum Preise Gottes und zur Erbauung der Gemeinde. Wer solche gewahr wird der merke darauf!

F. Möller in Magdeburg + (und W. Möller in Kiel).

215. Otto, Bischof von Bamberg, Apostel der Pommern. 3. Juli.

In der St. Michaelis-Kirche zu Bamberg befindet sich ein Denkmal mit dem in Stein gehauenen Bildnisse des Bischofs Otto von Bamberg. Das edle Haupt mit der hohen, ernsten Stirne und den milden, frommen Zügen macht auf den sinnigen Beschauer einen bedeutenden Eindruck. Als diese Kirche vor

vielen Jahren durch eine Feuersbrunst zerstört wurde, blieben nur der Hochaltar und Otto's Denkmal unverleßt. Und ob es damals auch in Trümmer gefallen wäre, die Jahrbücher des Bisthums Bamberg, das über ein Menschenalter von Otto's Hirtenstab geweidet, zu großer lange noch dauernder Blüthe sich erhob, würden sein Gedächtniß der Nachwelt erhalten haben. Ja selbst, schwiege Bamberg über einen seiner treuesten Hirten, als Apostel der Pommern hat Otto selbst sich ein lebendiges unvertilgbares Denkmal errichtet.

Otto gehörte zu den hervorragenden Menschen, die gleichsam aus einem Guß, von einem großen Gedanken begeistert, der Verwirklichung desselben alle Kräfte ihres Lebens widmen. Und der Gedanke, der ihn bis an's Ende beseelte, war die Befestigung und Ausbreitung der Kirche des Herrn, die Verklärung Christi in den Herzen der Menschen. In seinem rastlosen Streben für die Verwirklichung dieser großen Aufgabe darf er Zeitgenossen, wie Bernhard von Clairvaur, Anselm von Canterbury und Norbert von Magdeburg würdig an die Seite gestellt werden.

Otto wurde in der ehemaligen Grafschaft Bregenz um das Jahr 1069 geboren, der ältere Sohn des reichsfreien Otto und der Adelheid von Mistelbach. Seine Eltern, mehr durch Adel als durch Reichthum hervorragend, widmeten ihn schon in frühester Jugend den Wissenschaften und erzogen ihn sorgfältig zum Dienst der Kirche. Den ersten Unterricht empfing er in einer Klosterschule. Kaum zum Jünglinge herangereift, durch den Tod der Eltern verwais't, überließ er das väterliche Erbe seinem Bruder Friedrich und wanderte nach Polen, wo er die Söhne vornehmer Familien unterrichtend, selbst an gelehrter Bildung zunahm, sich auch mit der dortigen Landessprache vertraut machte. Durch ungeHeuchelte Frömmigkeit und Treue, Gewandtheit und Bescheidenheit, unterstüßt von einnehmendem Aeußern und edlem Betragen, stand er bald in hoher Achtung. Sie bahnte ihm den Weg an den Hof des Polen-Herzog Wladislav Hermann II., der ihn zu seinem Kaplan und Geheimschreiber ernannte. Mit des Herzogs Vertrauen beschenkt, vermittelte er dessen zweite Heirath mit Judith (Sophia), Kaiser Heinrich's IV. verwittweter Schwester. Er sah den Kaiser an dessen Hoflager in Bamberg, späterhin öfter bei anderen Botschaften an denselben. In diesem persönlichen Verkehr und auch empfohlen von der Herzogin wurde Otto bald dem

Kaiser so werth, daß er ihn an seinen Hof in dieselben Aemter berief, die er bei Herzog Wladislav mit so vieler Treue verwaltet. Was aber den Kaiser vornämlich an ihn fesselte, — es spricht für Beide, war die innige Vertrautheit Otto's mit der Schrift, besonders mit dem Psalter, den der vielgeprüfte Kaiser vorzüglich werth hielt.

So kam Otto, den Winken Gottes folgend, in die Verbindungen, die ihn später, ohne sein Suchen, auf den bischöflichen Stuhl Bambergs und über Polen als Missionar nach Pommern führten.

Bei seinem Abschiede aus Polen reichlich beschenkt, begann Otto schon damals in größerem Maßstabe die Werke der Bruderliebe (Matth. 25, 34-40.), die sein ganzes Leben auszeichnen; er stiftete in Würzburg ein Spital für arme Reisende, der Anfang einer zahllosen Reihe von Stiftungen und Erweisungen der Barmherzigkeit. Der Kaiser aber, nachdem er in leichtern und größeren Geschäften ihn gebraucht, übertrug ihm die erledigte Stelle seines Kanzlers. Bei der Vollendung des Doms zu Speier, womit der Kaiser ihn beauftragte, zeigte Otto nicht blos Energie und Umsicht, sondern auch ein tiefes Verständniß für den edlen romanischen Baustyl, in welchem er später als Bischof so viele schöne kirchliche Bauwerke schuf.

Schon damals stand ihm die Wahl zwischen den erledigten Bisthümern Augsburg oder Halberstadt frei; aber in Demuth lehnte er das Anerbieten ab. Da starb im Jahre 1102 Bischof Rupert von Bamberg. Wem wird Heinrich IV. Ring und Stab dieses von seinen Vorgängern mit so vieler Liebe ausgezeichneten Bisthums anvertrauen? Der Kaiser bescheidet Bambergs geistliche und weltliche Vorstände zum heiligen Christfest nach Mainz. Am Sonntage vor Weihnachten strömt die gläubige Menge in die Kirche des Klosters Michelsberg zu Bamberg, von dem Herrn sich einen würdigen Bischof zu erflehen; da empfängt zu Mainz der Kaiser die Abgeordneten Bambergs.,,Viele Hohe von Geburt strebten nach eurem Bisthum, ich aber wollte dasselbe nur einem Mann verleihen, der sich durch Eifer für die Kirche und Weisheit, durch frommen Wandel und Regierungsgabe auszeichnet." Und seinen Kaplan Otto bei der Hand nehmend spricht er:,,Seht, dieser ist es!" Als aber Beringer von Sulzbach, einer der Bambergischen Abgeordneten sein Erstaunen äußert, daß die Wahl einen Mann von so unbekannter Herkunft getroffen; da verseßt der Kaiser:

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