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Gottesdienste. Seine unverständlichen Seufzer und Klagen rührten seine Umgebung oft zu Thränen über sein schweres Leiden, aus dem ihn der Herr am 12. December des J. 1154 erlöste.

Das sind in kurzen Umrissen die Lebenszüge des Mannes, dessen unscheinbarer Körper eine große Seele barg, dessen vielfach gehemmtes Wirken von der Kühnheit und Kraft seines in Liebe zu seinem Herrn und den Seelen der Verlornen entbrannten Geistes genügend Zeugniß giebt. Er mag klein erscheinen gegen seinen berühmten Zeitgenossen Bernhard von Clairvaux, der auf hoher Kanzel stand, aber vor Gott ist es groß, sich zu den Kleinen am Geiste tief herunterzubeugen und das ABC der heilsamen Wahrheit die Unwissenden zu lehren; seine Arbeit erscheint gering gegen die eines Bernhard, der im Mittelpunkte der Christenheit lehrte und gleichsam an den Zinnen und Kuppeln des geistlichen Tempels Christi baute, wovon der Glanz noch zu uns herüberschaut, aber es ist groß vor Gott, Grund zu legen, der zwar vor Menschenaugen verdeckt, dennoch der starke Träger eines herrlichen Baues ist. Die hohe Achtung und Liebe, welche ihm von seinen Zeitgenossen persönlich gezollt wurde, giebt sich in den mancherlei Sagen von Erscheinungen und Wundern, die er nach seinem Tode noch gethan, reichlich kund, die Anerkennung seines Werkes haben seine überlebenden Mitarbeiter und nächsten Nachfolger in dem Namen eines Apostels der Wenden" auszusprechen sich gedrungen gefühlt. Wir dürfen auf ihn hinschauen mit der Zuversicht, daß ihm der Herr im Lande der ewigen Ruhe die Krone des Lebens gegeben, denn der Held, der seines Herrn Kreuzesfahne so oft hat müssen sinken sehen und immer wieder glaubensmuthig emporgehoben hat, war gewißlich ein rechter Ueberwinder.

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A. Rische in Schwinkendorf bei Malchin.

217. Anselm, Bischof von Havelberg.
12. August.

In dem Stammlande der preußischen Monarchie hat die Kirche des Mittelalters nur wenig Bedeutendes, des allgemeinen Andenkens Würdiges hervorgebracht. Als der kirchliche Geist der mittleren Zeiten in dem inneren, namentlich in dem rheinischen Deutschland schon eine Fülle von Blüthen getrieben hatte, zu einer

mit Erschöpfung drohenden Ueberreife gelangt war, wurden diese Marken erst dem slavischen Heidenthum abgerungen. In den wenigen Jahrhunderten, die dann der römischen Kirche hier noch beschieden waren, gedieh man zu keiner eigenthümlichen Ernte. Diese Lande sind, wie wir vertrauen, vom Herrn zu Pflanzstätten eines höheren Lebens, zu jenen Kämpfen erwählt, in denen die Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit dem Menschengeschlecht unverlierbar erworben werden soll.

Um so mehr fordert uns wahre Gerechtigkeit auf, den wenigen Männern, die auf diesem Boden in der Anschauungsweise und in den Formen des Mittelalters von Dem Zeugniß gegeben haben, was alle Kirchen in Ewigkeit gemeinsam bekennen eifrig nach zugehen und ihr Bild auch in dem unscheinbaren Rahmen vor unseren Augen zu erneuen. Ohne Frage gehört Anselm von Havelberg zu ihnen; das Bisthum der alten Kirche hat in der Mark Brandenburg keinen größeren Mann aufzuweisen. Schon das allein macht ihn wichtig, daß sein Leben und Wirken hier in den Moment des endlichen, nun nicht wieder in Frage gestellten Sieges des Christenthums, in die Zeit der dauernden, nunmehr unantastbaren Gründung des deutschen Staates in diesen Landen. fällt. Die Leser sind bereits bei dem Namen Otto's des Großen an den Ursprung unserer märkischen Bisthümer, Brandenburg und Havelberg erinnert worden. Aber diese erste Saat zertrat der Aufstand des Jahres 983. Die Kirchen im Wendenlande waren wieder zerstört oder zu Stätten des Gößendienstes geworden; die Bischöfe, die für beide Diöcesen durch das ganze eilfte Jahrhundert regelmäßig ernannt werden, essen am Hofe des Kaisers oder bei befreundeten Amtsgenossen im Reiche das Gnadenbrod; in ihren eigenen Sprengeln ist ihnen weder Macht noch Gut und Zins geblieben; es kommen Momente, in denen selbst die heutige Atmark, der sächsischen Kaiser erste und sicherste Eroberung, der heidnischen Barbarei anheimzufallen droht. Erst mit dem Anfang des 12ten Jahrhunderts schreitet man wieder vor; die beiden Bischofsstädte werden, wenn auch nicht unmittelbar in Deutsche Hand, doch zu einem gewissen Grad von Botmäßigkeit zu den Reichsgewalten gebracht. Doch wie langsam baut sich die Kirche wieder auf; um das Jahr 1114 wagt ein Bischof von Brandenburg zum Erstenmale wieder jenseits aber noch sehr nahe der Elbe, zu Leißkau, im heutigen Kreise Ziesar, seine Residenz zu nehmen, an der Stätte,

wo er dort unzählige Gößenbilder gefällt hatte, St. Peter eine Kirche zu gründen; im Mai 1128 findet der Apostel der Pommern, der heil. Otto auf seiner zweiten Missionsreise Havelberg mit allem Prunk des Gößendienstes angethan; die Stadt ist rings von Fahnen umstellt; man feiert das Fest des Kriegsgottes Gerovit; der vorsichtige Mann wagt „den Wohnsiz der Ungerechtigkeit“ nicht einmal zu betreten.

So war der Zustand, als Anselm 1129 zum Bisthum gelangte; er hat es bis 1155 verwaltet. Er ist seit anderthalb Jahrhunderten der Erste, der wieder in Havelberg hat Plat nehmen können; er weiß eigene und fremde Mittel zur Gründung des Prämonstratenserstists zu Jericho zu vereinigen (1144); in stattlichen Bauten, da der ihm zuerst angewiesene Raum zu klein geworden, erhebt sich noch während Anselms Lebenszeit das Stift vor dem Thore des Orts. Einige Jahre darauf wird das Domkapitel, das bis in unsere Tage bestanden, gegründet. Das Leben gewinnt eine christliche Gestalt. 1149 kann in Havelberg bereits eine Zusammenkunft stattfinden, auf der ein Pommernfürst vor den brandenburgischen Markgrafen und andern sächsischen Fürsten seinen Glauben an Christum, und seinen Entschluß, denselben zu vertheidigen und auszubreiten, bekundet. 1150 ist der Bischof so weit gediehen, sich durch Kaiser Conrad III. die Privilegien Otto's des Großen und Heinrichs II. für sein Bisthum erneuen, den alten. Sprengel wieder herstellen zu lassen; 1151 gewähren ihm die Markgrafen die Rückgabe Alles Dessen, was dem Stift durch ihre Vorgänger zu Unrecht entzogen worden; mit der unschäßbaren Erlaubniß, die er sich in jenem kaiserlichen Privilegium erwirbt, Colonen jedes Landes und Stammes in die verödeten Stiftsländereien zu rufen, wird er — so viel an ihm der Urheber der Deutschen Ansiedelung, die unseren Landen eigentlich ihr geschichtliches Dasein gegeben hat.

An der großen Verwandlung freilich -die sich so innerhalb zwanzig Jahren vollzieht — hat das Schwert und die Regierungskunst unseres Albrecht des Bären, der bald nach des Bischofs Antritt - 1134 — zur Mark gelangte, großen Antheil. Mit den Kriegszügen der Jahre 1137 und 1138 hat Albrecht die lezte Empörung der Heiden im Havelbergischen, die 1136 noch einmal zur Verwüstung der Stadt geführt hatte, gerächt, und die Priegniß, den Kern des Sprengels dauernd der neuen Ordnung unterworfen;

von ihm stammt der Erfolg des Kreuzzuges von 1147, der die lezten Gefahren von diesen Grenzen verscheuchte.

Aber Anselm steht daneben-mit dem geistlichen Schwert an den Pforten unserer Geschichte. Dieser merkwürdige Mann gehört uns nicht durch Geburt an; er stammt sehr wahrscheinlich aus dem überrheinischen Deutschland, aus dem Süden des damaligen Herzogthums Niederlothringen-Gebieten, die heute zwischen Rheinpreußen, den Königreichen Niederland und Belgien getheilt sind. Dann war der große Norbert, mit dem er ohne Zweifel früh in Verbindung kam, sein Landsmann. Die Kräfte zu wecken, die für die völlige Erfüllung der abendländischen Völker mit dem dreieinigen Gott, für ihren Kampf mit dem Islam nöthig waren — dahin zielten alle jene großen Regungen, die seit der Mitte des eilsten Jahrhunderts in den erhöhten Ansprüchen des päpstlichen Stuhls, in der kirchlichen Literatur, in der Stiftung neuer Orden und wie sonst sich zeigen. Als Gründer des Prämonstratenserordens ist Norbert einer der vornehmsten Repräsentanten dieses neuen Geistes. Es hing ohne Frage mit der veränderten Richtung, die das deutsche Königthum nach dem Ausgang des jenen neuen kirchlichen Kräften abholden salischen Hauses in König Lothars Hand nehmen sollte, zusammen, daß dieser 1126 den Norbert aus so weiter Ferne zum Erzbisthum Magdeburg berief. Wir haben den Letteren (S. 736 ff.) dort nach der Größe, wie nach der Gefahr seiner Stellung, kennen gelernt. Er hat, wie sich leicht nachweisen läßt, eine Anzahl jüngerer Genossen, Landes- und Sinnesverwandte in die neue Heimath mitgebracht, unter ihnen unsern Anselm. Bei jenem denkwürdigen Akt, der neuen Weihung der Magdeburger Domkirche da der Erzbischof dem gezückten Schwert der Aufrührer, im Herrn gefaßt, entgegentrat, war Anselm an seiner Seite. Norberts Plan mußte sein, die Jünger in die wichtigsten Aemter des Metropolitansprengels zu bringen, auf sie die Fortseßung seines Werks zu gründen. Der Burggraf von Havelberg, wohl nur mit halbem Herzen Christ, hatte 1128 vor Bischof Otto den Abfall seiner Stadt mit der Strenge Norberts rechtfertigen wollen; um jeden anderen Hirten würde sich leicht die Heerde sammeln. Gerade Norberts Jünger, Anselm erhielt 1129 den zulest vier Jahre erledigten Havelberger Siz. Sieht man hernach alle diese dem slavischen Heidenthum abgewonnenen Lande, die Marken, Pommern, Schlesien, Polnisch-Preußen mit den Stif

tungen der Prämonstratenser und der ihnen dem innersten Impulse nach verwandten Cistercienser überdeckt, die Bekehrung und Cultur hier fast ausschließlich auf diese Orden gegründet — so erkennt man, wie sich Norberts Werk bewährt hat. Hier, bei Anselms Erhebung, stehen wir vor dem ersten der gesegneten Entschlüsse, die zu dem großen Ziel geführt haben.

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Wunderbar freilich auf den ersten Blick, daß sich Anselm so selten zu Hause, bei seiner Kirche antreffen läßt. Schon im Jahre 1133 begleitet er Lothar auf den Römerzug; unter den Bischöfen, denen der Kaiser dort die lezte rechtliche Entscheidung zwischen Innocenz II. und seinem Gegenpapst Anaclet anvertraut, ist Anselm. Zu noch größeren Dingen wird er in den nächsten Jahren bestimmt. Lothar ist in dem Fall, eine wichtige Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers, die ihn zu einem Bunde gegen die Beiden unbequem genug in Unteritalien und Sicilien erwachsene Normannische Macht aufgefordert hat, zu erwidern. Einer wahren Einigung der beiden Kaiserkronen mußte der Friede der beiden Kirchen, deren Schirmherrschaft für Jede der höchste Beruf, vorhergehen; es war beinahe ein Jahrhundert, seit — 1053 - ein Versuch dazu von der päpstlichen Curie gemacht, und zu heftigerer Feindschaft ausgeschlagen war; noch nie hatte die weltliche Gewalt des Abendlandes sich daran versucht: als es jezt geschah, ward gerade Anselm dazu erwählt. Während sein Havelberg eben von den Heiden heimgesucht wird, hat er sich getrost auf den Weg gemacht. Am 10. April 1136 vor der Kirche der heiligen Frene im Pisanerquartier von Constantinopel begonnen, ward das merkwürdige Religionsgespräch zwischen ihm und dem Erzbischof Nicetas von Nicomedien in der folgenden Woche in der Sophienkirche fortgesezt auch schon die Wahl dieses Orts ein Zeichen, welchen Werth man auf die Mäßigung und den Friedenseifer des Vertreters der abendländischen Kirche legte. Zurückgekehrt muß er sogleich Lothar auf den zweiten italienischen Zug folgen. Auch hier erfreut er sich wieder hoher Ehren; an Mariä Geburt ruft ihn Innocenz II., der eben selbst die Messe celebrirt hat, zur Predigt auf. Auch der große Wechsel, der mit dem Eintritt der entgegengeseßten Partei in die höchste Gewalt, mit der Thronbesteigung Conrads III., des ersten Hohenstaufen (1137) über den Kaiserhof gekommen, berührt Anselms ́einflußreiche Stellung nicht. Wir sehen ihn viele Jahre hindurch im höchsten Vertrauen des neuen Königs; 1147

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