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hebende Betrachtung hielt man auch sonst für etwas Höheres als die Wallfahrt nach dem irdischen Jerusalem. Aber Bernhard ließ nicht ohne Prüfung Alle zu, die sich so ihm anschließen wollten. Er wies Manche zurück, indem er erkannte, daß sie für das stille geistliche Leben noch nicht geeignet seien, der Mühen und Kämpfe des nach außen gerichteten Lebens zu ihrer gedeihlichen Entwicklung noch bedürften. Und er rieth ihnen viel mehr, jenem Zug sich anzuschließen. In den Gegenden am Rhein war ein schwärmerischer Mönch, Namens Rudolph, aufgetreten und hatte das Volk aufgefordert zuerst mit der Vertilgung der Ungläubigen in der Nähe den Anfang zu machen, zuerst gegen die Juden ihre Waffen zu kehren Tausende der Wehrlosen wurden gemordet, oder durch die Furcht zu erheuchelter Taufe hingetrieben. Die kirchlichen Oberen, welche solche Gräuel nicht guthießen, hatten doch nicht die Macht, die Wuch der Schwärmerei zu dämpfen. Mit heiligem Zorn erklärte sich Bernhard zuerst in einem nach Deutschland gerichteten Briefe gegen solches Treiben, er nannte es ein teuflisches. „Siegt nicht, schreibt er, die Kirche in reicherem Maße über die Juden, indem sie dieselben täglich von ihren Irrthümern überführt und sie bekehrt, als wenn sie dieselben alle auf einmal mit dem Schwerdte vertilgt?" Er berief sich auf das allgemeine Kirchengebet für die Bekehrung der Juden, mit welchem ein solches Verfahren in Widerspruch stehe. Es sei, sagt er, die einstige allgemeine Bekehrung der Juden verheißen. Wie könnte doch diese Verheißung erfüllt werden, wenn sie ganz vertilgt würden. Wo auch keine Juden wären, seien die wuchertreibenden Christen, wenn sie anders Christen und nicht vielmehr getaufte Juden zu nennen wären, ärgere Juden." Es gelang dem Bernhard, was nur ihm möglich war, da er selbst nach jenen Gegenden hinkam, den Schwärmer zum Gehorsam und zur Besonnenheit zurückzurufen, und die Wuth der aufgeregten Menge zu dämpfen. Ein Jude selbst, der von allem diesem Augenzeuge war, verdankt dem Bernhard die Rettung seines Volks, indem ohne ihn Keiner dem Blutbade würde entronnen sein.

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Bernhard leuchtet hervor als Vertreter der Einfalt und Innigkeit des Glaubens im Kampf mit dem Dünkel einer Alles begreifen und erklären wollenden Wissenschaft. Er war fern davon, die Wissenschaft zu verachten oder zu verdammen, indem er auch sie als eine zu heiligende und für den Dienst der Kirche nußbar zu machende Gabe Gottes anerkannte. Aber er verlangte, daß die

Wissenschaft auf Demuth gegründet sein und daß die Gotteserkenntniß von der rechten Selbsterkenntniß ausgehn sollte. Er war von der Ueberzeugung durchdrungen, daß man Gott auf einem andern Wege als durch die Wissenschaft suchen und finden müsse. „Gott, sagt er, wird würdiger gesucht und leichter gefunden durch Gebet als durch wissenschaftliche Untersuchung." Er war überzeugt, daß man zuerst vom Herzen aus zu Gott sich erheben müsse; den Glauben bezeichnet er als das Vorausnehmen einer dem Erkennen des Geistes noch verhüllten Wahrheit durch die vom Willen bestimmte Richtung des Gemüthes. Nichts, sagt er, wird dann unsrer Seligkeit fehlen, wenn der verhüllte Inhalt des Glaubens unverhüllt dem Erkennen gegeben sein wird." Von diesem Standpuncte aus ließ sich nun freilich Bernhard zur Ungerechtigkeit gegen Solche, bei denen die Richtung der Wissenschaft vorherrschte, leicht verleiten. Wir sehen dies in seinem Kampf mit dem Abälard, der auch kein Ungläubiger war, der nach einer Versöhnung zwischen dem Glauben und Wissen strebte, wenngleich er von dem Zwiespalte seines ganzen Lebens aus nicht dazu gelangen konnte. Allerdings war er kein Mann so aus Einem Stück, bei dem Alles so im Einklang war wie Bernhard, in dessen Seele der kindliche Glaube den Alles bestimmenden Grundton bildete. Aber auch in diesem Kampfe zeigte sich Bernhards Eifer für den Glauben an den Erlöser, der ihm Alles war, wenngleich wir die Art, wie er kämpfte, nicht gutheißen können. Er wußte wohl zu erkennen, was Christus als Ur- und Vorbild des heiligen Lebens sei. Er sagt: „Wie schön erscheinst du mir, auch in meiner Gestalt, Herr Jesus! nicht allein wegen der göttlichen Wunder, sondern auch wegen der Wahrheit, Sanftmuth und Gerechtigkeit. Selig, wer dich so, wie du als Mensch unter den Menschen wandelft, genau beobachtet und nach Kräften so dein Nachahmer zu werden strebt." Aber er wußte, daß Alles nur seine Kraft habe im Zusammenhang mit dem Christus, der die Erlösung der Menschheit sei, dem Christus für uns. Er sagt: „Dreierlei kommt hier zusammen, die Demuth der Selbsterniedrigung, die Offenbarung der Liebe bis zum Kreuzestode, das Geheimniß der Erlösung, wodurch er den Tod überwand. Die beiden ersten Stücke seien nichtig ohne das dritte. Das Beispiel der Demuth und Liebe sei etwas Großes, aber es habe keinen festen Grund ohne die Erlösung.“

Wenn Bernhard von seinen großen Reisen im Dienst der Kirche, vielen Mühen und Kämpfen in sein Kloster zurückkehren

konnte und die ersehnte Ruhe der Betrachtung wieder genießen, ließ er sich in einer Laube neben seinem Kloster nieder, und ver faßte da die kleinen Schriften, durch die er mächtig auf die Erbauung seiner Zeitgenossen wirkte. Wir erwähnen insbesondere seine Schrift von der Liebe zu Gott. Er sagt hier: „Diese Liebe sucht keinen Lohn, sie hat ihn in sich selbst, das was der Gegenstand der Liebe ist, das ist der Lohn." Indem er nun entwickelt, wie Gott den Menschen vom Zeitlichen zum Ewigen hinziehe, durch die Hülfe in leiblicher Noth als Gegenstand der Liebe sich ihm zuerst offenbare, bezeichnet er vier Stufen in dem Entwicklungsgang der alles Selbstische immer mehr ausläuternden Liebe. Als die höchste Stufe stellt er dieses dar: Sich selbst und Alles, nur um Gottes willen, in Gott zu lieben. Zu einem solchen Standpunct könne die Seele nur in den höchsten Momenten des irdischen Lebens sich emporschwingen. Aber darin werde die Seligkeit des ewigen Lebens bestehen.

Von seinem Krankenlager hatte sich Bernhard in seinem 63. Jahre zum leßten Male mit Gewalt erhoben, um einem Ruf zur Herstellung des Friedens in den Rheingegenden zu folgen. Nachdem er durch seine Macht über die Gemüther durchgedrungen war, kehrte er zurück, schon dem Tode nahe. Er dictirte, da er nicht selbst schreiben konnte, seinen leßten Brief an einen Freund, zu dem er noch einige Worte mit schwacher Hand hinzufügt. Nachdem er seine körperlichen Leiden geschildert hat, schließt er mit den Worten: ,,Und bei diesem Allem, damit dem um den Zustand des Freundes besorgten Freunde nichts verborgen bleibe, ist nach dem innern Menschen der Geist stark in dem schwachen Fleisch. Betet zu dem Heilande, der nicht den Tod des Sünders will, daß er endlich meinen Abschied, zu dem es schon Zeit ist, nicht verzögere, sondern unter seiner Obhut ihn erfolgen lasse. Unterstüßt durch euer Gebet den, der von keinem Verdienst etwas weiß, so daß der nachstellende Feind keinen Platz finde, an dem er mich verwunden könne." So entschlief er mitten unter seinen mit Liebe und Wehmuth ihn umgebenden Schülern in Frieden im Jahre 1153.

A. Neander in Berlin †.

223. Jerusalems Eroberung durch Gottfried von

Bouillon.

15. Juli.

Seit alten Zeiten war es eine schöne und fromme Sitte der Christen, daß sie sich versammelten bei den Grabstätten derer, die gestorben waren im Herrn, und heiligten mit einander das Gedächtniß derselben in der Erinnerung an ihre Werke und in der Zuversicht. Denn es war nicht bloß dem Staube wiedergegeben was vom Staube war, und die Gräber schloß nicht der harte Marmor oder die kühle grüne Erde, sondern auf ihnen weilte der Glaube und die Liebe, und die Hoffnung schaute hinaus in das, was da kommen sollte. Wie das Saamenkorn in die Furche fällt, daß es keime und grüne, also wuchs aus ihnen ein neues Leben empor, nicht ein vergängliches, sondern ein zukünftiges, unvergängliches.

Vor allen Gräbern in der Welt aber war den Christen eines theuer, das gehörte nicht dem Einen oder dem Andern, vielmehr ihnen allen insgesammt, denn in ihm ruhte der Glaube und die Hoffnung Aller. Aus ihm war emporgewachsen das neue Leben der Kraft und der Herrlichkeit, welches nimmermehr aufhört bis an das Ende der Tage, und darum war es das heilige Grab. Um dieses Grabes willen war den Christen heilig geworden der Fels, da es hineingehauen war, und Jerusalem, die Stadt der Propheten Gottes, und das ganze Land ward ihnen zu einem heiligen Lande der Verheißung und des Lebens, wie es einst gewesen war das gelobte Land der Erzväter und des Volkes Israel. Denn auch die irdische Stätte war geweiht, wo der Herr die Worte des ewigen Lebens gesprochen hatte vom Reiche seines Vaters im Himmel, wo er gelebt hatte, gelehrt und gelitten, wo er gestorben war und auferstanden. Darum zog es die Christen von frühen Zeiten hin zum heiligen Grabe, dort wollten sie mit Christo sterben, um mit ihm aufzuerstehen. Von den Mächtigen der Erde war am Ersten die Kaiserin Helene ausgezogen, um an den heiligen Orten zu

beten, und in Bethlehem und auf der Höhe des Delberges hatte sie Bethäuser errichtet. Ihr Sohn aber der Kaiser Constantin erbaute über dem heiligen Grabe eine Kirche aus glänzenden Steinen, die war geschmückt mit stattlichen Säulenhallen und mit Gold und Schnißwerk und aller kaiserlichen Pracht. So war dreihundert Jahre nach Christi Tod eine Stätte der Anbetung und des Glanzes geworden, was einst eine Stätte der Schmach gewe sen war.

Abermals vergingen dreihundert Jahr, da geschah es, daß das heilige Grab in die Hand der Völker fiel, welche nicht getauft waren im Namen Christi, und das heilige Land ward ein Schlachtfeld und Tummelplaß der Ungläubigen. Da siegten zuerst die Perser, welche das Licht anbeten, und entrissen Jerusalem dem Kaiser von Constantinopel. Nach ihnen kam über den Starken der Stärkere, und die Araber, die da rufen: „Allah ist groß und Mohammed sein Prophet!" gewannen mit ihrem Schwerdte das Land sammt dem heiligen Grabe. Auf den Kirchen und Zinnen der Stadt, von denen das Kreuz geleuchtet hatte, richteten sie den Halbmond auf, das Zeichen ihrer Macht, und auf den Grundmauern des Tempels Salomos wurde eine Moschee erbaut. Das war ein großer Schmerz für die gesammte Christenheit.

Doch auch die Araber hielten Jerusalem heilig als eine Stadt der Propheten und nannten sie Haus des Heiligthums. Manche ihrer Chalifen waren milde gesonnen und ließen daselbst die Christen ruhig wohnen und ihre Kirchen behalten: die aber aus fernen Landen kamen, durften am heiligen Grabe beten, wenn sie zuvor einen Zins erlegt hatten. So zogen die Pilger und Wallfahrer in den folgenden Zeiten zum gelobten Lande, einzeln und in großen Schaaren, von allen Völkern und Zungen und den Enden der Christenheit. Sie scheuten nicht die Mühsal der weiten Reise, noch erbebten sie vor den Gefahren der Wüste und den Stürmen des Meeres, und rasteten nicht eher bis sie gesehen hatten wonach ihr Herz durftete, alle die Stätten der Erzväter und Propheten und des Herrn und seiner Apostel, Moriah und Zion, Nazareth und Bethlehem, Golgatha und den Oelberg. Da fielen sie nieder und küßten die heiligen Spuren, wuschen die Pforten des Grabes mit ihren heißen Thränen, und rangen in brünstigem Gebete. Da lauschten sie auf Moriah, ob der Herr sich ihnen verkünde durch die Stimme seines Engels wie einst dem Abraham, und tauchten

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