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feien Schiffe von Genua eingelaufen, mit Lebensmitteln und allerlei andern brauchbaren Vorräthen beladen. Sogleich zog eine Schaar zur Küste hinab unter Ausfällen und Kämpfen und brachten zur Stadt, was sie irgend Nußbares in den Schiffen fanden. Vier Meilen nordwärts aber gegen Sichem zu entdeckten sie einen Wald. Da fällten sie Bäume, und kriegsgefangene Türken und die Lastthiere mußten die mächtigen Stämme zum Lager bringen. Um aber das Werk rascher zu fördern, legte jeder Hand an, und Hoch und Niedrig trugen Tage lang rastlos und unverzagt im Schweiße ihres Angesichts die großen Balken des weiten Wegs herbei. Darauf begannen sie zwei bewegliche Thürme zu erbauen, so hoch, als die Mauern der Stadt; den einen Herzog Gottfried, den anderen Graf Raimund für die Seinen.

Weil aber das Alles nur langsam von Statten ging, beschlossen sie die göttliche Hülfe gemeinsam an zu rufen. In den ersten Tagen des Juli hielten sie alle, Fürsten, Ritter und das ganze Heer einen feierlichen Umzug um die Stadt. Voran wurden die Kreuzesfahnen getragen, und die Pilger schritten mit bloßen Füßen einher, singend und in ihren Waffen, und ließen sich nicht irren von den Hohnreden und Pfeilen der Ungläubigen: so erstiegen sie die Spiße des Delberges. Als endlich die Thürme vollendet waren, deckten sie dieselben mit Thierfellen, und führten sie gegen die Mauern, und wurden dabei überschüttet von großen Steinen, dicht wie Hagel, und mit brennenden Pfeilen, welche die Aegypter abschossen. Noch trennte sie ein tiefer Graben von der Stadt, auch den füllten sie Tag und Nacht mit Erde und Felsstücken. Am Morgen des 15. Juli rafften die Streiter ihre leßten Kräfte zusammen und schickten sich an zu einem Hauptsturme. Viele meinten, jezt müsse das große Werk gelingen, Gott selbst habe ihnen ein Zeichen gegeben; denn von der Höhe des Delberges winke ihnen ein unbekannter Ritter mit seinem Schilde zur Stadt hin. Da fiel die Fallbrücke nieder von dem Thurme auf die Mauer, und der Erste, der sie betrat war einer von Gottfrieds Mannen, Namens Letold, dann Herzog Gottfried selbst und sein Bruder Eustach, dann immer mehr, und endlich alle die andern von allen Seiten mit dem lauten Rufe:,,Hilf Gott!" Das war am 15. Juli des Jahres 1099 an einem Freitage, um drei Uhr Nachmittags.

Als sich die Ungläubigen überwältigt sahen, flohen sie von den Mauern und warfen ihre Waffen von sich. Die Pilger aber über

Wohl war nun die

fiel die Wuth blutiger Tapferkeit, daß sie endlich am Ziele waren nach allen heißen Kämpfen und Entbehrungen. Voll Racheðurst jagten fie die Straßen hinab und mordeten Alles hin, was ihnen vor das Schwerdt kam, und meinten ein gottgefälliges Werk zu thun, wenn sie Milde und Erbarmen vergäßen. Viele Aegypter waren auf die Zinnen des Tempels geflohen, und vertheidigten sich noch lange tapfer bis auch sie alle erschlagen wurden. Da floß das Blut in Strömen die Stufen und die Straßen hinab. Endlich ermüdeten sie in ihrem wilden Treiben und befannen sich des hei= ligen Bodens, auf dem sie standen, und ihrer schweren Sünden. Sie legten ihre Waffen ab und zogen voll Zerknirschung zu den geweihten Stätten, warfen sich nieder und dankten Gott, daß er sie durch Noth und Tod so weit geführt habe. Seit dem sie ausgezogen, waren aber fast drei Jahre verflossen. heilige Stadt gewonnen, doch nicht minder schwer war es die theuer erkaufte zu bewahren. Denn schon hörten die Kreuzfahrer, aus Aegypten zöge ein großes Heer herbei, sie ihnen zu entreißen. Darum bedurfte das Land zuerst eines Herrschers und Vertheidigers. Also beschlossen die Fürsten Herzog Gottfried zum Könige zu wählen; denn er war hoher Abkunft, tapfer, fromm und demüthig und hatte nicht nach dem Gewinn gefragt, der die andern abseits gelenkt hatte. Er erkannte in dem Rathe der Fürsten den Ruf Gottes, und war bereit sich des Schußes und der Herrschaft an zu nehmen, aber voll Demuth lehnte er es ab, sich König zu nennen, und wollte die Herrscherkrone nicht tragen, wo der Herr die Dornenkrone getragen hatte. Darauf schlug er das Heer des Sultans von Aegypten, vier Wochen nachdem Jerusalem genom

men war.

Seitdem blieb er stark gegen die Feinde, und stand mit seinem Heldenschwerdte wie ein Wächter vor dem heiligen Grabe. Alles Volk umher, die Christen wie die Ungläubigen ehrten und fürchteten ihn. Doch er lebte einfach, wie er immer gewesen war. Einst kamen um einer Sache willen zwei Emire der Seldschuken vor ihn. In schlichtem Gewande saß er auf der Erde auf einem Sacke mit Stroh gefüllt. Darüber wunderten sich jene, daß ein solcher Fürst, der das ganze Morgenland erschüttert habe, so gering erscheine, und statt des Thrones auf niederer Erde size. Er aber sagte: ,,Wie soll der Mensch nicht auf der Erde fißen, wo sie doch sein Grab sein, wenn er gestorben ist!"

er lebt? Wird Darüber ver

wunderten sich jene noch mehr und sagten unter einander: „Wahrlich, dieser hätte es verdient, die Welt zu erobern, und über alle Welt zu herrschen!"

Nachher gab ihm Gott noch ein Jahr zu leben. Dann kam eine Krankheit über ihn, denn er war erschöpft von allen Kämpfen die er gekämpft hatte. Er starb am 18. Juli des Jahres 1100. Die Fürsten aber und alles Volk bestatteten ihn in der Kirche des heiligen Grabes. Also fand auch er sein Grab auf Golgatha. Darauf seßten sie die Inschrift: „Hier liegt Gottfried von Bouillon, der dies ganze Land der Christenheit gewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo!"

So war Jerusalem eine Stadt der Christen geworden, und wurde vertheidigt von den Königen aus dem Geschlechte Gottfrieds und seines Bruders Balduin, und blieb ein freier Wallfahrtsort für alle Völker des Abendlandes sieben und achtzig Jahre lang. Da brachen von Neuem die Schaaren mohammedanischer Völker herein, und der Sultan Saladin eroberte die Stadt, und bald darauf ging das ganze heilige Land verloren bis auf den heutigen Tag. Wiederum begann die laute Klage um das heilige Grab in der Christenheit, daß das Blut so vieler tapferer Völker umsonst vergossen sei. Dem aber ist nicht also. Jene gewaltigen Thaten sind nicht umsonst geschehen. Gott hat auch sie nach seinem Rathschlusse zum Heile der Menschen gewendet, auch wenn Jerusalem in den Händen der Ungläubigen ist. Was suchet ihr den Lebendigen bei den Todten?" sagte der Engel zu den Frauen, als fie am Morgen der Auferstehung zum Grabe kamen: und da sie in das Grab hineinsahen, war es leer. Nicht Stein und Erde sind die heilige Stätte, sondern des Menschen Herz, in dem der Herr stirbt und aufersteht. Ueberall ist Jerusalem wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, und überall ist die Erde des Herrn. R. Köpke in Berlin †.

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