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als er am 8. August 378 in der Schlacht bei Adrianopel von den Gothen geschlagen, schwer verwundet geflohen, vor unsäglichen Schmerzen vom Pferde gestürzt und in eine schlechte Hütte gebracht worden sei, worin er, da die verfolgenden Gothen sie angezündet, den Feuertod erlitten hätte; so müßten wir wohl sagen, daß in seinen Todesqualen das Bild der von ihm unschuldig Verbrannten anklagend vor der Seele würde gestanden und auf Gottes Gericht ihn hingewiesen haben.

Ein altes Märtyrer-Buch der Kirche von Constantinopel und darnach die lateinischen Acta Sanctorum seßen den Tod der achtzig Märtyrer auf den 18. Mai, während andere griechische und römische Heiligen-Verzeichnisse ihn auf den 5. September legen. Das Jahr ihres Todes ist nicht angegeben: wenn jene Verfolgung gleich nach dem Tode des Eudorius angefangen hatte, würde 370 n. Ch. die richtige Jahreszahl ihres Märtyrerthums sein.

F. A. Pischon in Berlin +.

b. Bis zum vierten allgemeinen Concil zu Chalcedon i. J. 451. Constantinopel. Das Abendland.

121. Johannes Chrysostomus, Bischof von Constantinopel.

27. Januar.

Seit fünfzehn Jahrhunderten feiert die Christenheit, die morgenländische zumal, einen Namen, den, in den Augen letterer mindestens, ein fast apostolischer Glanz umfließt. Der Name bezeichnet jener beiden persönlichen Richtzeichen eins, welche der Herr seiner Kirche bald nach dem verhängnißvollen Momente aufzupflanzen nicht unterließ, da sie unter der Flagge weltlicher Schirmherrschaft ihre gefährliche Fahrt als Staatskirche begonnen hatte. Der eine dieser weltdurchleuchtenden Pharen erhob sich in der Person des Aurelius Augustinus im Abendlande; der andere, von der Begeisterung der christlichen Welt mit dem Ehrennamen „Chrysostomus" d. i. „Goldmund" gekrönt, im Orient.

Nachdem die grundlegende Arbeit der Kirche in Abwehr bedenklicher Häresien und Feststellung schriftgemäßzer Lehre auf den Kirchenversammlungen zu Nicäa im Jahre 325 und zu Constantinopel im Jahre 381 zu ihrem vorläufigen Abschluß gediehen war, erschien es hoch an der Zeit, daß ihre Thätigkeit sich jezt wieder mehr die Pflege und Hebung des christlichen Lebens zum Ziele sezte. Gott sorgte, daß es an dem Manne nicht fehle, der ihr diese praktischere Richtung zu geben wisse. Wie eine geflügelte Erscheinung steigt er aus der feierlich ernsten Versammlung der theologischen Dogmenbildner empor. Treten wir ihm näher!

In Antiochien, der als Handelsplaß wie als Siß hellenischer Kunst und Wissenschaft weithin berühmten Metropole Syriens, wurde im Jahre 347 dem römischen Feldobersten Secundus von seiner einer edlen Familie entsproßten Gattin Anthusa als erstes Kind ein Söhnlein geboren, und zum Zeugniß, zu wessen Fahne die Eltern geschworen, und wem sie auch ihren Knaben zu weihen begehrten, Johannes genannt. Der Vater erlebte die gottgesegnete Entwickelung des geliebten Kindes nicht. Ihn ereilte ein früher

Tod. Anthusa gelobte an seinem Grabe: „Ich liebe dich fort in deinem Sohne, und ihm gehört mein ganzes Leben!" Ein Physiognomiker wollte dem Säuglinge schon einen kühnen Freiheitssinn und einen hohen Thatenmuth von der Stirne lesen, und rieth der Mutter, das sieggewohnte Schwert seines Vaters für ihn aufzubewahren. Diese aber, bekanntlich neben der Monica und der Nonna die dritte in dem weltdurchstrahlenden Dreigestirn mustergültiger christlicher Mütter, hoffte, die Stirn ihres Lieblings einst mit einem noch edlern Siegel geschmückt, und ihn selbst in einer gar andern Rüstung, als in der chernen seines kaiserlichen Herrn einherschreiten zu sehen. Von ihr selbst unterwiesen, und schon frühe mit der Milch des Evangeliums getränkt, wuchs der junge Johannes zu den schönsten Hoffnungen berechtigend auf. Beim Antritt seines fünfzehnten Lebensjahres übergab sie ihn, nicht aller Sorge baar, aber kindlich auf ihres Gottes Hut vertrauend, der Schule des viel gepriesenen Rhetors und Sophisten Libanius, eines Heiden, der jedoch zur Kundgebung seiner Geistesfreiheit und hohen Bildungsstufe dem Christenthume gegenüber den Grundsat einer vornehmen Duldsamkeit befolgte. Dieser hatte die reiche Begabung des strebsamen Jünglings bald erkannt, und wurde ihm auch die Freude über dessen ungewöhnlich rasche Fortschritte in allen Wissenschaften in etwa durch die Wahrnehmung getrübt, daß auch in ihm schon Keime eines christlichen Glaubenslebens mächtig am Treiben waren, so schöpfte er doch aus der lebhaften Theilnahme, womit er ihn bei jedem Unterrichtszweige an seinen Lippen hangen sah, die Hoffnung, ihn einstmals doch noch den Altären der Götter seiner Altvordern wieder zuführen zu können. Und wirklich schien diese Hoffnung eine Zeitlang nicht zu kühn. Die griechischen Dichter, Redner und Philosophen rissen ihn, den für alles Gute und Schöne überaus Empfänglichen, zu begeistertster Bewunderung fort. Theater und Cirkus, die er je und dann besuchte, entzückten ihn. Seine eigenen oratorischen und deklamatorischen Uebungen verriethen eine Beredtsamkeit, die seinen Lehrer in das freudigste Erstaunen versezte. Von diesem dazu ermuntert wagte er sogar schon bald seine ersten Versuche im öffentlichen. Plädiren, und dies mit so glänzendem Erfolge, daß sein Beruf für das Forum außer Frage zu stehen schien. Mit je größerem Triumphe aber Libanius seinen so wohlgerathenen Zögling auf dieser Bahn urkräftig geistiger Entwicklung einherschreiten sah, mit

um so angelegentlicherer Fürbitte begleitete ihn auf derselben die besorgte Mutter. In Folge ihrer gesegneten Einwirkung hatte jedoch sein sittliches Bewußtsein, so wie seine Ueberzeugung von der Wahrheit des Christenthums schon Festigkeit genug gewonnen, um ihn gegen alle Versuchungen, mit denen das Heidenthum auf ihn eindrang, sicher zu stellen; und kein Wunder war's, daß ihm binnen Kurzem schon die schlechten Rednerkünste, womit er vor den ernsten Schranken des Gerichts die windigen Sachwalter sich spreizen und um den elenden Applaus der Menge buhlen sah, den ganzen Advocatenstand gründlich verleideten. Er wandte dem Forum den Rücken, um sich fortan zu nicht geringer Freude seiner Mutter, die in dieser Wendung nur eine Erhörung ihrer Gebete erblickte, in Gemeinschaft seines gleichgesinnten Freundes und Studiengenossen Basilius mit ungetheiltem Eifer dem Studium der Bibel und der heiligen Wissenschaft hinzugeben. Da er jeßt die Tummelpläße öffentlicher Zerstreuung mied, und sich dagegen regelmäßig bei den kirchlichen Gottesdiensten einfand, zog er bald die Aufmerksamkeit des ehrwürdigen antiochenischen Bischofs Meletius auf sich, der ihn, nachdem er das lautere Jüngerherz in ihm erkannt, nicht allein taufte, sondern auch nach wiederholten theologischen Unterredungen, die er mit ihm gepflogen, im Jahre 370 zum Anagnosten d. i. zum Vorleser der heil. Schrift bei seiner Kirche ernannte. Lieber hätte sich Johannes, dem Basilius folgend, den frommen Mönchen im benachbarten Gebirge angeschlossen, die er öfter besuchte, und aus deren erbaulichen Kreisen er jedes Mal einen reichen Segen für sein inneres Leben mit zurücknahm. Aber wie hätte er den Bitten seiner geliebten Mutter widerstehen können, die ihn unter vielen Thränen mit den Worten zum Bleiben nöthigte: ,,Mache mich nicht zum zweiten Mal zur Wittwe! vertage, was du vorhast, bis ich nicht mehr bin!" Ach, dieser Moment trat zu seinem tiefsten Schmerze nur zu frühe ein. Der Herr rief die Theure im Frieden heim, und was hätte den Verwaisten nun noch zurückhalten können, dem lange verhaltenen Drange seines Herzens zu folgen.

Er ging in's Gebirge, wurde von den frommen Vätern und Brüdern auf das herzlichste willkommen geheißen, und wie fühlte er sich beseligt, wenn er fortan beim ersten Hahnenruf schon zu gemeinschaftlichem Gebet und Psalmengesang sich mit ihnen vereinigte, dann zu heiligen Studien und Meditationen in seine stille

Zelle sich zurückzog, bevor das Mittagsbrot gebrochen wurde auf's Neue zu vereinter Bibellection und erbaulicher Unterredung mit den Andern zusammentrat, und an den Nachmittagen entweder in Garten und Feld für die Dürftigen der Umgegend ackerte und säete, oder diese mit geistlichem Zuspruch in ihren Hütten besuchte. Das Mönchsthum hatte damals noch eine edle Idealität, und war mit pharisäischem Heiligkeitswahn noch nicht befleckt. Sechs glückliche und reich gesegnete Jahre verbrachte Johannes in seinen lieben Bergen, und die beiden lezten derselben sogar in einer dunkeln Felsengrotte, wo aber seine Gesundheit dergestalt Noth litt, daß er es nicht wagen durfte, einen Seitens des Meletius an ihn ergangenen Ruf zu einem kirchlichen Diakonat in Antiochien abzulehnen. Reich befruchtet mit biblischer Erkenntniß und am innern Leben wesentlich gefördert kehrte er zur Stadt zurück, um sich nun, da ihm sein Amt die Berechtigung zum Predigen noch nicht gewährte, mit ganzer Liebe der Seelsorgerthätigkeit unter Armen und Kranken hinzugeben. Daneben beschenkte er, wie er auch aus den Bergen her schon gethan, die Gemeine der Gläubigen mit mancher gesalbten und beredten Schrift, und vollendete namentlich sein früher schon begonnenes vortreffliches Buch „über das Priesterthum." Die Arena, in der er die ganze Fülle seiner geistlichen Gaben und Kräfte entfalten konnte, sah er aber erst vor sich geöffnet, als nach dem Tode des Meletius im J. 386 dessen Nachfolger Flavian ihn zum Presbyter weihte.

Schon seine ersten Predigten waren von außerordentlichen Wirkungen begleitet. Man meinte, so gewaltig, so überzeugend, niemals predigen gehört zu haben. Ein um das andere Mal wurde der feurige Redner von seinen begeisterten Zuhörern troß seiner oft wiederholten Bitte, daß man doch von dieser heidnischen Sitte abstehe, mit lauten und stürmischen Beifallsbezeugungen unterbrochen; und kann auch nicht geleugnet werden, daß seine Rhetorik bei aller Verklärung, die sie durch den Geist des Evangeliums empfangen hatte, häufig noch einen starken Widerschein seiner hellenischen Bildung an sich trug, und in ihrer attischen Eleganz nicht selten eher an die Eloquenz eines Demosthenes, als an die einfache Redeweise der Apostel und Evangelisten erinnerte, so lag doch die Hauptmacht seiner Predigten weder in deren gewählter Diction, noch in der Neuheit ihrer oratorischen Wendungen und in der Ursprünglichkeit ihrer Gleichnisse und Metaphern; sondern in ihrer

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