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freudigerer die Heerde Christi nicht geweidet hat; ein echter Bibeltheologe, der nach bestem Wissen und Gewissen, was er predigte, stets unmittelbar aus der Quelle des „festen prophetischen Wortes" schöpfte, und zu schöpfen beslissen war; das Ideal eines mit ungetheiltem Herzen dem Herrn und seiner Sache hingegebenen Priesters Gottes, und in allen diesen Eigenschaften fast mehr noch, als in der des Homileten, bis zur Stunde der ganzen Kirche, und namentlich deren Dienern, ein leuchtendes Vorbild.

F. W. Krummacher in Potsdam †.

122. Ambrosius, Bischof von Mailand.
4. April.

Ambrosius, Bischof von Mailand, ist der Erste unter den vier großen Kirchenvätern der alten lateinischen Kirche, die vor allen andern ausgezeichnet werden, und durch seine Frömmigkeit, Einsicht und Kraft hat er hervorgeleuchtet, wie vor ihm kein italienischer, auch kein römischer Bischof. Ihm verdankte der erzbischöfliche Sig von Mailand eine Selbstständigkeit in der Liturgie und Kirchenordnung, die nur nach einer Reihe von Jahrhunderten der römische Stuhl seiner einförmigen Allgewalt unterwerfen konnte. Der Segen dieses forterbenden Ansehns ist ein unzweideutiges Zeugniß von der hohen christlichen Geistesmacht, die der Herr in dieses Werkzeug seiner Gnade gelegt hatte.

Ambrosius stammt aus einer angesehenen römischen Familie ab und ist in den letzten Jahren Constantins des Großen um 333 n. Chr. G. geboren, kurz vor dem Tode des Arius. Sein Leben fiel in die Zeit, wo die rechtgläubige Lehre mit dem Arianismus, das Christenthum mit dem Heidenthum, das Ansehn der Kirche mit den unumschränkten Ansprüchen der kaiserlichen Gewalt, das Kaiserthum mit Usurpatoren und Meuchelmördern, das römische Reich mit den Angriffen der Gothen die schwersten Kämpfe auszufechten hatte, und Ambrosius hat in allen diesen Kämpfen würdevoll und siegreich das Recht des bessern Theils vertheidigt, dabei seine Gemeinde und seinen Sprengel als ein guter Hirt geweidet und in einer Zeit des allgemeinen Verfalls durch Wort und Vorbild das heldenmüthige Streben nach christlicher Tugend und Heiligkeit gepflegt, wie es seiner Zeit und nach seiner Ueberzeugung auch

dem Worte Gottes gemäß war. Ein lauteres Herz, das nicht das Seine suchte, demüthig vor Gott, zart und innig in der Liebe zu den Angehörigen, furchtlos in persönlichen Gefahren, oft in Thränen, aber selig in der Anbetung und im Dienst des Herrn.

Er war der Jüngste unter drei Geschwistern: seine Schwester Marcellina und sein Bruder Satyrus waren älter als er. Sein Vater, der ebenfalls Ambrosius hieß, war Statthalter in Gallien und es ist ungewiß, ob er in Arles oder Lyon oder in Trier residirte; in Einer dieser Städte mag unser Ambrosius geboren sein. Als einst die Aeltern in der offenen Halle des Palastes sich ergingen und das Kind bei ihnen in der Wiege lag, seßte sich ein Bienenschwarm um seinen Mund: seine Wärterin wollte ihn wegjagen, aber der Vater litt es nicht und sprach: „Wenn das Kind leben bleibt, so wird etwas Großes aus ihm werden." Bald flogen die Bienen davon und ließen den Knaben unbeschädigt: ein Späterer sah darin ein Vorzeichen seiner künftigen lieblichen Redegabe, mit Hinweisung auf den Spruch: „Liebliche Reden sind Honigseim, trösten die Seele und erfrischen die Gebeine“ (Spr. 16, 24).

Ein ehrbarer tugendsamer Geist scheint in der Familie des Ambrosius erblich gewesen zu sein, noch nicht aber der christliche Glaube: Ambrosius wurde nicht als Kind getauft. Sein Vater starb in seinem zarten Knabenalter und die Mutter kehrte mit den verwaisten Kindern nach Rom zurück. Das Haus der Wittwe öffnete sich nun ganz den Einflüssen des christlichen Geistes, der damals durch die Gegenwart des großen Bischof von Alexandrien, Athanasius, in Italien und Gallien einen neuen Aufschwung erhielt. Bereits im Jahre 336 war dieser Gottesmann als Verbannter in Trier gewesen und vielleicht dort schon dem Hause des Ambrosius bekannt geworden. Vom Jahre 342 an brachte er wieder über sechs Jahre, von seinem bischöflichen Siß vertrieben, in Italien zu und begrüßte zu Anfang und zu Ende dieser Verbannungszeit den Bischof Julius in Rom, woselbst er durch die Schilderung des erbaulichen Lebens der ägyptischen Einsiedler eine große Erweckung für das Streben nach Heiligung in vollkommener Weltentsagung hervorrief: mehrere Jungfrauen der höhern Stände wurden davon lebhaft ergriffen. Unter diesen mochte auch des Ambrosius Schwester Marcellina sein, mit der ihre fromme Mutter ganz Eines Sinnes war. Das Beispiel der Schwester und ihrer Freundinnen machte einen großen Eindruck auf Ambrosius,

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und wiewohl nicht absichtlich auf ihn eingewirkt wurde und seine, wie seines Bruders Ausbildung für den höhern Staatsdienst, wozu sein Stand ihn bestimmte, in den Händen heidnischer Lehrer und Staatsmänner lag, so waren doch diese Jugend-Eindrücke nicht verloren und schon damals mag eine Ahnung seines künftigen hohen Berufs dunkel in ihm geruht haben: denn einst, als er die frommen Frauen seines Hauses die Hände der Bischöfe hatte küssen sehen, sagte er scherzend zu einer Freundin seiner Schwester: „Küsse mir auch die Hand! denn ich werde auch einmal Bischof werden." Als junger Mann that er sich bald in gerichtlichen Geschäften als Sachwalter und Redner hervor und flößte durch seinen Charakter wie durch seine Gaben den Staatsmännern, die ihn beobachteten, Vertrauen ein. Der Statthalter und Oberrichter Italiens, Probus, wählte ihn zu seinem Rath und übertrug ihm im Jahre 370 die Statthalterschaft in Mailand, wodurch die beiden Provinzen Aemilia und Ligurien mit den Städten Bologna, Turin, Genua unter seine Verwaltung kamen. „Gehe als Bischof, nicht als Richter!" sagte ihm beim Abschiede der milde Probus, und unerwartet bald wurde der Richter wirklich zum Bischof, obwohl er noch ungetauft als Katechumen nach Mailand kam.

Aurentius, der den streng rechtgläubigen Bischof Dionysius verdrängt und mit schlauer Gewandtheit die Arianer begünstigt hatte, war gestorben. Die beiden Partheien der Rechtgläubigen und der Arianer kämpften in der Hauptkirche über die Bischofswahl und es waren die ärgerlichsten Ruhestörungen zu fürchten. Ambrosius eilte in die Kirche und redete die bewegte Menge an, um die Aufregung zu beschwichtigen. Da soll eine Kinderstimme gehört worden sein, die da rief: „Ambrosius ist Bischof!" Auf einmal erhebt sich dann das einstimmige Geschrei der ganzen Menge und verlangt den Ambrosius zum Bischof. Jede Parthei konnte hoffen, den vortrefflichen Mann, der schon sehr christlich, aber noch nicht Christ war, für sich zu gewinnen: er aber entsegte sich, wehrte ab, handelte auf einmal als Richter mit ungewohnter Härte, ließ sogar übelberüchtigte Weibspersonen in seinen Palast führen, um seinen Ruf zu beflecken. Das Volk ließ sich dadurch nicht abweisen. und endlich floh er und verbarg sich auf einem benachbarten Landsit. Indessen wurde an den Kaiser Valentinianus I. berichtet und dieser billigte mit Freuden die Wahl. Jezt verrieth man seinen Bergungsort und er mußte endlich dem allgemeinen

Verlangen nachgeben. Nun ließ er sich von einem rechtgläubigen Priester taufen, nahm nach einander die priesterlichen Weihen und bestieg etwa acht Tage nach seiner Taufe den bischöflichen Stuhl im Dezember 374. 23 Jahre verwaltete er das heilige Amt, bei dessen Antritt er sich aller Sorgen für seinen eigenen Besig entledigte, indem er sein Gold den Armen gab, seine liegenden Gründe der Verwaltung seines Bruders, deren Nießbrauch seiner Schwester, deren Eigenthumsrecht der Kirche überließ. Bald nach seiner Erhebung reiste er nach Rom, um seine innig geliebte Schwester Marcellina zu sehen: die Mutter war inzwischen gestorben. Damals fand er auch die Freundin wieder, der er im Scherz die Hand zum Kuß gereicht hatte, und erinnerte sie daran, daß er nun wirklich geworden sei, was er einst unwissend geweissagt hatte, ein Bischof.

In Italien pflegten die Bischöfe damals noch sehr selten zu predigen: von dem römischen Bischof Liberius haben wir nur eine Gelegenheitsrede, die er hielt, als er des Ambrosius Schwester Marcellina zum ewigen Jungfrauenstande weihte. Ambrosius ist es, der durch sein Beispiel zuerst die Sitte allsonntäglicher Predigten vor der Gemeinde nach dem Vorgange der griechischen und nordafrikanischen Kirche in Italien einführte, obgleich er, der als Neuling auf den bischöflichen Stuhl kam, im Lehren, wie er selbst sagt, erst lernen mußte. Dabei kam ihm seine genaue Kenntniß der griechischen Sprache zu Statten und es ist zwar ein Mangel an ihm, aber kein Vorwurf für ihn, daß er oft nur Ueberseßer und Nachahmer seiner griechischen Muster, Origenes und Basilius, ist und, ohne eigenes Urtheil in der Schriftauslegung, ihre Fehler wie ihre Tugenden in seine Vorträge übertrug. Wo es aber galt, zu ermahnen und ans Herz zu reden, da zeigte sich immer seine eigenthümliche Gabe, und seine persönliche Beredtsamkeit muß noch weit größer gewesen sein, als es sich aus seinen geschriebenen Predigten ersehen läßt, da er seine Zuhörer und unter diesen einen Augustinus, der durch ihn vorzüglich von der manichäischen Schulweisheit zum einfältigen Christenglauben zurückgeführt wurde, so sehr zu fesseln wußte. Indem ich mein Herz öffnete, um zu hören, wie gut er sprach," sagt Augustin,,,wurde ich unversehens auch inne, wie wahr er sprach." Vorzüglich zeigte sich seine Beredtsamkeit, wenn er Jungfrauen weihte, die den Schleier nahmen, und bald kamen sie aus der Gegend von Bologna und Piacenza, ja aus Mauritanien in Afrika, um durch ihn den Schleier zu empfangen.

Mailändische Mütter ließen ihre Töchter diese Weihereden nicht besuchen, weil sie fürchteten, jene würden dann auch den ehelosen Stand erwählen. Die größte Sorgfalt wandte Ambrosius auch auf den Unterricht der Katechumenen und wußte die heilige Geschichte zu diesem Zwecke vortrefflich anzuwenden, um christliche Belehrung und Erweckung daran zu knüpfen: wir haben noch die Beweise dafür in seinen Abhandlungen über das Paradies, über Cain und Abel, über Abraham, Jsaak, Jakob, Joseph, welche aus Unterweisungen für Katechumenen entstanden sind. Auch den Geist der Priesterschaft, die ihm untergeben war, suchte er zu heben und hielt zu diesem Zweck eine Reihe von Ansprachen, die er später in drei Büchern von den Pflichten (de officiis) verarbeitete. Es schwebten ihm dabei Cicero's Bücher von den Pflichten vor, die er frei im christlichen Geiste umbildete, und dies lag ihm sehr nahe, da es seit Constantin der Kirche zum Bedürfniß geworden war, die christliche Lehre und Sitte mit den gesunden Sittenlehren des römischen Alterthums zu vergleichen und zu verschmelzen, um den römischen Staat, so viel möglich, mit christlichem Geisteshauche zu durchdringen, gleichwie früher Cicero die Lehren der griechischen Philosophen Plato und Zeno, die in Rom sich einbürgerten, durch sein Werk von den Pflichten mit den römischen Staats- und Rechtsbegriffen in Verbindung zu seßen versucht hatte. Ueberhaupt gebührt dem Ambrosius das große Verdienst, daß er fast zuerst den Gedanken gefaßt und ausgeführt hat, das römische Kaiserthum, das so viel heidnische Elemente in sich trug, in ein christliches Reich umzugestalten. Nicht, daß er im bewußten Vorsaß dies Ziel verfolgt hätte: aber unbewußt leitete ihn dazu ein heiliger Trieb des Geistes und des Gewissens bei seinem Verkehr mit den Kaisern, unter denen er lebte, und bei den Handlungen, wo er als Kirchenhaupt mit der Staatsregierung in Berührung kam. Den Launen der Fürsten gegenüber die Würde und Ordnung der Kirche, den Launen der Völker gegenüber die Würde der Majestät und die Ordnung der Thronfolge zu bewahren, dies war sein christliches Bestreben und er ward dadurch ein Wohlthäter der Fürsten und Völker, ein Wiederhersteller und Erhalter des Friedens.

Valentinian I. starb schon im November des Jahres 375, nachdem Ambrosius kaum ein Jahr sein Amt verwaltet hatte: er hinterließ zwei Söhne, Gratian, 17 Jahre alt, Valentinian II. ein vierjähriges Kind; die Kaiserliche Wittwe Justina, die unter

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