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Wollt ihr es leugnen, wenn schon die Weisen der Heidenwelt gesungen haben: «Einem Gut der Sterblichen sind stets zwei der Leiden gesellt»?— Und was ihr zur Beruhigung des friedlosen Herzens euch vorgesagt, daß ohne die Dornen die Rosen selbst nicht das Menschenherz erfreuen würden, das hat mir niemals Genüge thun wollen. Warum denn träumet ihr von einem Jenseits, wo Rosen ohne Dornen blühen und wo kein Kranz verwelkt? Könnte nimmer das Licht des Menschen Herz erfreuen ohne seinen Begleiter, den Schatten, nun, so müßte denn also der Schatten der Erde auch noch hineinreichen in der Seligen Land?

Nein, wenn Andere so leichten Kaufs über die Thränen und über die Schatten des Erdenlebens hinwegkommen, ich kann es nicht. Ich muß, wenn ich nicht im Innersten mich belügen will, in Sirachs Wort einstimmen: «Es ist ein gar mühselig Ding mit aller Menschen Leben und liegt ein schweres Joch auf den Kindern Adams von Mutterleibe an, bis sie in die Erde 7 begraben werden, die unser Aller Mutter ist.» Ich muß ihm Recht geben, daß solch schweres Joch auf dem lastet, «der den Purpur und die Krone trägt,» wie auf dem, «der einen groben Kittel anhat.» Ihre Gestalten wechselt die Noth der Erde und die Sorge, gleichwie die Sünde; aber wahrlich nicht ohne Grund haben die Alten der Sorge Flügel gegeben: sie ist allewege da.

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Ich weiß auch keinen Schlüssel zu dem Geheimnisse des tiefen Elends der Adamskinder, als den, welchen die Schrift mir giebt, nach der die Disteln und die Dornen der Erde erst mit der Sünde in die Welt gekommen sind und erst auf der neuen Erde, wo die Gerechtigkeit wohnen wird, ganz werden ausgetilgt seyn 1). Das Geständniß geht zwar dem Menschen hart an. Giebt man es zu, o so liegt in jedem Dorn der irdischen Blumen noch ein geistlicher, unsichtbarer Stachel, der noch schwerer verwundet als der Dorn, der von außen sticht. Dann wird jeder Dorn der Erde zu einem Buß prediger. O das ist eine tiefe Demüthigung, vor der das Fleisch zurückbebt! Ist der Sorge ohnehin schon so viel auf Erden, so soll ich in jeder Sorge auch noch den Stachel der Sünde erfahren? Es ist nicht anders, aber darin, daß es nicht anders ist, siehe, o Mensch, selber das Zei

1) 2. Petr. 8. 13. Offenb. 21, 1.

chen deiner Hoheit! Du siehst daraus, daß alle Noth und Pein, die Dornenkrone und das Kreuz, nach deiner ursprünglichen Bestimmung dir eben so wenig zukommt, als deinem Heilande. Mein Leiden ist meine Knechtschaft und wenn «die herrliche Freiheit der Kinder Gottes» 1) kommen wird, dann werden sie auch frei seyn von Kreuz und Dornenkrone. Dann werden wir mündige Söhne seyn, jezt sind wir unmündige, die der Ruthe noch bedürfen.

«Es ist ein köstlich Ding einem Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trage,» spricht der Prophet?). Ich meine, unter dieser Jugend, von welcher der Prophet redet, da kann man auch die Erdentage der Menschenkinder verstehen. «Alle Züchti= gung, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu seyn, aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübet sind »3). Danachja danach werden auch wir der friedsamen Frucht der Gerech= tigkeit theilhaftig werden.

Unter die Trübsal uns zu demüthigen, dem können wir ja um so weniger entgehen, da die härtesten Schläge, die den Menschen treffen, doch am Ende die sind, die er vom Menschen empfängt. «Laß uns lieber in die Hände des Herrn, als der Menschen fallen» 4) haben schon die Alten gebetet. Solche Schläge nun sind mir allemal nur ein Gedächtniß meiner eigenen. Sünde. Auch Sirach), indem er vom Elende des Lebens spricht, redet von «Zorn, Eifer, Neid, Widerwärtigkeit, Zank,» also von jenen Schlägen vorzüglich, womit der Mensch den Menschen stäupet. Wenn aber sonst alles Leid der Erde nach einem «Stiller alles Haders» verlangen läßt, wie vielmehr dieses Leid es ist eine fortgehende Predigt davon, wie sehr die Menschheit des Regimentes eines Friedensfürsten bedarf!

Wenn ich bedenke, was aus mir geworden wäre, wenn mein Leben hingegangen wäre, ohne ein einziges Mal die Hand Gottes schwer auf mir zu fühlen — ich erschrecke vor dem Gedanken! Was hat nicht in mir die Trübsal von Unkraut ausgejätet, wie viele Ranken sind durch sie abgeschnitten worden, wie ist unter derselben das Verlangen nach einem Erlöser immer dringender geworden! Und wenn ich nun bedenke, wenn die

1) Rom. 8, 21. 2) Klagl. 3, 27. — 3) Hebr. 12, 11.—4) Sir, 2, 22.-2. Sam. 24, 14.

Menschheit so gottvergessen ist bei einem solchen Ocean von Trübfal und Elend, und mich dann frage: was würde sie ohne den selben geworden seyn?! Ach, wenn schon jetzt sie ohne «den Stiller alles Haders» auszukommen meint, was wäre es dann geworden!

Herr, ich weigere mich deiner Züchtigung nicht, denn sie ift gerecht und weigere mich deiner Schläge nicht, denn sie sind voll Güte und Segen. Daß du den Menschen ihre Wege mit Dornen vermacht hast, gefällt meiner Seele wohl. Alle Dornen der Erde sollen mir predigen von dem großen Herzeleid, das die Sünde über die Menschheit gebracht hat. Herr, wir haben solch' großen Zorn verdienet, denn unsere Missethat ist schwer. Da du aber verkündet hast: «Wer seine Sünde bekennet und lässet, der soll Barmherzigkeit erlangen» 1), so bekenne ich sie dir und laß mich nun Barmherzigkeit erlangen!

Seele:

Wo wächst die Rose, von Dornen rein?

Auf dieser Erde nicht.

Soll ewig sie ohne die Rosen seyn,

Die man ohne Schmerzen bricht?

Gott der Herr:

Mein Kind, die Rose, die kam von mir,

Die Dornen fügtest du bei;

Fühlst du die Dornen nur nach Gebühr,
Wirst du von den Dornen frei.

1) Sprüche. 28, 13,

3.

Es schalt der Mensch mit seinem Leben blind,
Wie mit dem Spielzeug das unmünd'ge Kind.
Erst wird's verderbt, dann wird es weggethan,
Weir's länger nicht der Laune mehr steht an;
Sein Leben hat kein Ziel, und er erklärt,
Daß Rechnung auch sein Schöpfer nicht begehrt.
Wenn Mensch und Gott in Schlachtreih' auf sich stellt,
Da weiß man unschwer, wer am ehsten fällt,

Luc. 10, 41. 42. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha! Du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Noth; Maria hat das gute Theil erwählt, das soll nicht von ihr genommen. werden.

Kann man in irgend einem Stücke deutlicher die Täuscherei der Sünde nachweisen, als darin, daß die Menschen so wenig danach fragen, wozu sie eigentlich in der Welt sind? Die, welche noch etwas christlich seyn wollen, hört man sagen: «Ich muß wirken, dieweil es Tag ist» — gleich als käme es nur darauf an, daß man wirkte, nicht aber auf das was. Der nur bloß die groben Handthierungen des Lebens treibt, der kommt wohl eher dazu, es sich zu sagen, daß diese an und für sich des Lebens Ziel und Zweck nicht seyn können; denn wenn der Herr Christus sagt, daß der Mensch nicht geschaffen sei, um des äußer lichen Werkes willen, den Sabbath zu halten ), wird er doch, meine ich, noch weniger zum Holzfällen oder Handeltreiben oder solcherlei Handthierung an sich geschaffen seyn: das Alles find Marthageschäfte. Aber wie übel spielt die Täuscherei der Sünde dem mit, der mit Gelehrsamkeit und Wissenschaft und. Kunst zu thun hat. Das hat ja gar einen geistlichen Schein und dünket uns ein edel hohes Werk. Da denkt der Zehnte nicht

1) Marc. 2, 27.

daran, daß, wo auch von dieser Arbeit nicht Gottes Liebe und Ehre der Anfang und das Ende ist, alle Gelehrsamkeit und Wissenschaft nur ein Frohndienst, nur ein Schaarwerk isst, so gut, wie das des Bauers hinter dem Pfluge.

Ach lauft doch nicht nach Wig und Wahrheit über's Meer,

Der Seelen Würdigkeit kommt bloß von Liebe her!

So wie auf der andern Seite auch das ordinärste Handwerk, wenn es in der Liebe zu Gott und um seinetwillen betrieben wird, ein herrlich geistliches Geschäfte ist, wie Dr. Luther gesagt hat:

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Ist nie noch ein Priester so geistlich gewesen,

Wie

wenn sie ihr Werk im Glauben betriebe Die christliche Hausmagd mit ihrem Besen.

Die Geschichte spricht von Männern der Sehnsucht, die, gleich von Anfang ihres Lebensweges an, sich gedrungen gefühlt haben, zu fragen, wo denn eigentlich der Weg hinginge; die sich gewundert haben, wie Menschen, die sich doch selber als Reisende bekennen, im Gasthause, das am Wege liegt, sich aufhalten und die Zeit vergeuden können, anstatt an's Weitergehen zu denken und Anstalten für den Ort zu machen, wo sie ewig bleiben werden. Wie aber solche Männer der Sehnsucht so selten sind! Während die Welt über den, als über eine Mißgeburt, erstaunen müßte, der nicht nach seinem Schöpfer fragte, fehlt nicht viel daran, daß sie den als eine Mißgeburt ansieht, der sich einfallen läßt, sich emsig nach ihm und seinem Willen über uns zu erkundigen. Und der, welchen man auf diese Weise vergißt, ist unser Schöpfer.—

O, wie treiben doch die gottvergessenen Menschen, zumal in dieser wirbelfüßigen Zeit, mit so Vielem um und jagen mit Hast nach einem Gute, das sie viel näher finden könnten. Mit welcher heftigen Begier jagen die, denen wenigstens die Lachen an der Heerstraße zu schlecht sind, um ihren Durst daraus zu stillen, nach Kunst und Wissen, als ob da der Balsam flösse, der alle Wunden des Menschen auf ewig heilt — können über einen verlornen Kunstgenuß jammern, als hätten sie die Gnade Gottes verscherzt und können mit Hihe nach einer Gabe der Wissenschaft greifen, als wäre es ein Auferstehungstrank! O die Kunst ist wohl schön und die Wissenschaft ist wohl gut, aber-wo nicht erst die Wunden

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