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nungen ihren Mittelpunkt nur in dieser Welt, welch ein schmerzlicher Gedanke, daß wir mit jedem Tage uns weiter von ihr entfernen; ist unser Ziel die Ewigkeit, welch ein wohlthuender Ge= danke, daß wir jeden Tag ihm näher kommen! Ist Ruhm vor den Menschen unser Ziel, wie wird es uns fortwährend vereitelt! Denn wird der Neid der Menschen es jemals gestatten, daß wir diesen Ruhm ungeschmälert genießen, und wird unsere Eitelkeit je mit dem Maaße zufrieden seyn, das man uns zutheilt? Aber die Menschen besinnen sich nicht? So sieht man sie pflanzen und bauen, arbeiten und genießen- die Tage kommen und gehen, und das einige, größte und dringendste Geschäft bleibt ungethan die Kluft, die den Menschen trennt von seinem Gotte, wird nicht ausgefüllt.

Wir ermangeln des Ruhms, den wir vor Gott haben sollten, sagt das Wort der Schrift. Was ist das für ein Ruhm? daß wir als seine Kinder vor ihm wandeln sollten. Die Rechte des Kindes Gottes macht der verblendete Menschh wohl geltend, aber die Pflichten des vertrauenden, allezeit folgsamen und gehorsamen Kindes übertritt er. Allenfalls höre ich den Einen und den Andern, der es gesteht, daß wir den Ruhm nicht haben; aber man gesteht es, und doch schämt man sich nicht. Da sieht man eben wieder, daß es nur darauf ankommt, daß man sich gehörig Zeit lasse, um sich zu besinnen; denn was kann natürlicher seyn, als daß das Kind, welches bekennen muß, daß es seinem Vater nicht zugethan und nicht folgsam sei, fich wenigstens schämt! Freilich ist mit der Scham auch schon viel geschehen. Ich habe allezeit gesehen, daß man um einen Sünder, der sich schämt, nicht bange zu seyn hat.

Die Sünderscham und Gotteskraft,

Die machen gleich Genossenschaft.

Da ist kein Unterschied — sagt der Apostel. Er meint zwar zunächst nur: unter den Juden und den Griechen, aber es ist auch kein Unterschied zwischen Allen, die vom Weibe geboren. Wie viel Gestalten nimmt die Sünde unter den Menschen an, wenn man sie beobachtet unter den rohen Kindern der Natur und in der verfeinerten Gesellschaft, unter den Alten und den Jungen, den Gelehrten und Ungelehrten, und sieht man genau zu, so ist es doch immer wieder derselbe Schauspieler, der nur in verschic

denen Rollen auftritt. Ich habe mich viel unter den Menschen umgesehen, in allen Klaffen der Gesellschaft, und unter mancherlei Völkern gelebt, ich habe aber noch keinen Menschen gefunden, der nicht seine schwache Seite gehabt hätte. Ich wurde immer wieder an das Wort eines unserer Philosophen erinnert: jeder Mensch hat seinen Preis, um den er feil ist. Ich fand freilich manchen Starken, der die Waffen gegen sich selbst kehrte, wenn die schwache Seite sich regen wollte; aber doch hatte jeder die schwache Seite. Ich meine, es gehört nicht gar zu viele Erfahrung dazu, diese Beobachtung zu machen. Und auch das, meine ich, muß jeder zugeben, der sich recht besinnt, und ernst und tief in den innersten Grund seiner Brust hineinsieht, daß der Mensch, d. i. jeder Mensch zu jedem Bösen den Samen in sich trägt. In dem Sinne, meine ich nun, hat der Apostel gesagt: Es ist kein Unterschied.

An einem Stücke namentlich müßte, scheint es mir, auch der Hartnäckigste eine allgemeine sittliche Krankheit anerkennen, daran das Menschengeschlecht darniederliegt: wir sind alle verliebt in uns selbst. Wie Luther sagt:

Kein Löchlein ist gebohrt so fein,

Daß nicht die Eigenlieb' schlüpf' ein.

Das ist doch die schwache Seite, die Keiner, der nur einigermaßen sich auf sich selbst besinnt, ableugnen kann. Wenn man nur das Einzige nimmt, wie außerordentlich ungern und schwer wir Alle vertragen, daß man unsere Schäden uns aufdeckt! wie man da immer von vorn herein sogleich Alles der Art abzuwehren sucht, was ein liebender Freund uns nahe legt! Außer denjenigen, die durch den Geist des Herrn demüthig und sanftmüthig geworden waren, habe ich solche nie gefunden, die mit Bereitwilligkeit und Freude stille hielten, wenn man ihnen sagen wollte, was ihnen fehle. Kann es ein unzweifelhafteres Zeichen geben, daß wir Alle von Natur an einer schweren Krankheit darnieder liegen?

Ich habe manchmal darüber nachgedacht, worin wohl das eigenthümlichste Kennzeichen zu suchen sei, das einen Christen von einem Kinde der Welt unterscheidet. Ich muß es aber, mehr als in allem Andern, darin finden, daß das Gefühl bei dem Worte Sünde, Schuld, ein so verschiedenes wird. Wie habe auch ich früher zugegeben, daß Manches, ja daß Vieles vor Gott

mir mangele und bin ganz gleichgültig dabei geblieben, habe auch so ruhig und gleichgültig an die Stunde denken können, wo ich vor Gott erscheinen werde. Ich kenne so Manchen, dem die Heiligung nicht am Herzen liegt, und von dem ich mir doch vorstellen kann, wie er, wenu er hinüberkommt, so zuversichtlich und dreift auf den Weltrichter zuschreiten wird, als hätte er die Anweisung auf die Prämien schon in den Händen! Die gläubigen Christen haben das Recht der Kindschaft empfangen, und wie schüchtern und blöde bleiben sie doch!

Mein König, nicht in Deines Thrones Nähe,

Begehr' ich, wenn ich zu Dir komm', zu treten;
hältst Du mich werth, daß ich von fern Dich sehe,
Darf ich am Eingang stehn mit stillem Beten:
Wie will ich ewig Deine Gnade loben,

Die mich, troh so viel Untreu, so erhoben!

Das ist gewiß das Gefühl der meisten Erlöseten und es ist auch meines, der ich mir bewußt bin, wie ich des Ruhms, den ich vor Gott haben sollte, so gänzlich ermangele.

Mein König und mein Herr, vor Dir gilt zwar kein Rühmen, aber den Ruhm, die Herrlichkeit sollten wir doch vor Dich bringen, daß wir Deine folgsamen Kinder seien, wie Du uns dazu geschaffen haft nach Deinem Ebenbilde. Ich bekenne es Dir mit heiliger Scham, daß ich den Ruhm nicht besize. Siehe mich aber gnädig an, da ich mich von Herzen schäme meiner Blöße und wünsche von Dir überkleidet zu werden mit der Gerechtigkeit Deines Sohnes. Siche mich gnädig an um des Sohnes Deiner Liebe willen!

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6.

Was schau'st du Kind nur immer auf die este?
Glaub mir, es stünd' mit dir auf's allerbeste,
War' das Verderben einzig in den Zweigen,
Und nicht der Wurzel eigen!

Psalm 51, 1. 2. Ein Psalm David's, vorzusin, gen. Da der Prophet Nathan zu ihm kam, als er war zur Bathseba eingegangen.

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V. 3–5. Gott sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmher zigkeit. Wasche mich wohl von meiner Missethat und reinige mich von meiner Sünde. Denn ich erkenne meine Missethat und meine Sünde ist immer vor mir.

Heiliger Gott, wie war mir, so lange Dein Licht mich noch nicht erleuchtet hatte, ein brünstiges Verlangen nach Tilgung meiner Sünde so fremd und so fern; und jezt, wenn ich einer leisen Abweichung von Deinen Rechten und Wegen mir bewußt bin, wie dann mein Herze so unruhig pocht, und ich keine Ruhe finden und an's Bessermachen nicht denken kann, als bis ich in's Kämmerlein gegangen und vor Dir bekannt habe! O, der Mensch kann an's Bessermachen in der Zukunft_nimmer gehen, so lange nicht gut gemacht ist, was in der Vergangenheit liegt. O, dieses zarte Gewissen, das seine Missethat immerdar vor sich hat, so lange sie ihm nicht vergeben ist, das ich das sicherste Zeichen, daß der Geist des Herrn an einer Seele arbeitet. Da wollen sie es freilich als Uebertreibung ausschreien, wenn einem auch schon der kleine Fehltritt so viel Unruhe macht. Aber was sagt der Apostel Jakobus? «So Jemand das ganze Gesetz hält und sündigt an Einem, der ist es ganz schuldig 1).» Das Gesetz mit seinen Geboten ist es nicht ein Leib mit seinen Gliedern, in deren jedem dieselbe Seele waltet, das ist der Geist Gottes? Sie sind gleichsam alle aufgehängt, die Gebote Gottes, an einem güldnen Faden, das ist der Faden der Liebe Gottes, und wer auch an

1) Jat. 2, 10.

einem kleinsten von ihnen sündigte, hat sich an der Liebe versündigt. Oder, wie Luther so schön sagt, das erste Gebot unter den zehn Geboten, das treibt alle übrigen. Jene Unterscheidung aber von großen und kleinen Sünden, richtet sie nicht oftmals nur nach dem Augenschein? O habt ihr, die ihr über den einzelnen groben Fehltritt im Leben des Menschen so unbarmherzig richtet, habt ihr so wenig die Gewalt erfahren, welche die unbewachte Stunde und die Gelegenheit über den Menschen haben kann? und wiederum, wer wüßte nicht, daß es frevelnde Ge= danken im Kämmerlein vor Gott giebt, feine Hochmuthssünden, die eine größere Scheidewand zwischen Gott und dem Menschen aufrichten können, als die gröbsten Sünden des Fleisches! Hat Luther nicht recht geredet, wenn er sagt, daß der schwarze Teufel manchmal so gefährlich nicht ist, wie der weiße? Ist doch bei der fleischlichen Lust namentlich immer mehr Gewalt der sinnlichen Leidenschaft und weniger Bewußtseyn, als bei den geistigen Verfündigungen. Ich habe schon einigemale die Erfahrung ge= macht, daß gerade recht zarte und heilige Seelen, die auch vor dem leisesten Hauche auf dem Spiegel des eigenen Herzens erschraken, sich am Ehesten darein finden konnten, daß ein David und eine Magdalene Gnade gefunden, während rohe Sündenknechte murrten. Osie verstehen das Geheimniß der Bußthränen nicht! Aber auch der Umfang und die Tiefe des Reiches der feinen Sünden ist ihnen verborgen. Ich meine, wer diese Erfahrung würklich gemacht hat, der wird auch kein Bedenken tragen, sich mit dem gefallenen König David, mit einem Schächer und mit Magdalenen auf ein und dieselbe arme Sünderbank zu sehen.

V. 6. An Dir allein habe ich gesündigt und Uebel vor Dir gethan; auf daß Du gerecht bleibest in Deinen Worten und rein bleibest, wenn Du gerichtet wirst.

Das ist ein wichtiges Wort und das rechte Mysterium der Buße zu nennen: an Dir allein hab' ich gesündigt. Bei den Wohlthaten, die wir von Menschen empfangen, bleiben wir so oft nur eben bei den Menschen selber stehen, anstatt an den höchsten Wohlthäter zu denken, desseu Engel sie sind. So machen wir es aber auch bei unsern Sünden. Immer denken wir

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