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A. Hamann als Autor und derselbe über
schriftstellerischen Beruf.')

Scribendi recte sapere est et principium et fons.

Horat.

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a) Hamann's Stellung unter seinen Zeitgenossen als Schriftsteller. Derselbe will nur Autor sein im wahren Verstande des Worts. Keine Unterscheidung zwischen Mensch und Autor.

Dies war Hamann's eigentliches Element und ein Gegenstand vielfältigen Nachdenkens. Da er, durch sein Sprachorgan geHemmt, zu mündlicher Mittheilung sich weniger befähigt, aber den Drang in sich fühlte, sein tiefes Inneres zu erschließen, so war seine „Schwanen-, Raben- und Gansfeder“ das ultimum refugium. „Je m'émancipe, Monsieur, schreibt er an de Lattre, de suppléer au défaut de ma langue, en recourant à ma plume comme le législateur bègue à son bâton."2) Sie thut ihm gegen die Sophisten seiner Zeit dieselben Dienste,

1) Man vergleiche hiemit den Abschnitt in Hamann's Leben und Schriften I. 192—227 und die im Sachregister daselbst unter „Autorschaft“ und „fliegender Brief" bezeichneten Stellen.

2) Schr. IV. 151.

Hamann, Leben IV.

1

welche Moses von seinem Stabe hatte, denn dieser ist der große Pan, gegen den alle Pharaonen und ihre Schwarzkünstler ganz und gar servum pecus find.") Bald braucht er sie auch als Waffe gegen die Philister wie Simson seine Füchse und seinen Eselskinnbacken2) oder wie Herkules, dessen Hand die Keule und den Spinnrocken zu führen weiß. Aber er scheute sich auch vor ihr wie Moses vor seinem Stabe, obwohl er sie ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit führte. Die Furcht vor dem großen Kunstrichter, welcher Herzen und Nieren prüfet, legte seiner Imagination, dem wilden Rosse Alexander's vergleichbar, Zaum und Gebiß an. Daher preist er den Autor glücklich, welcher sagen kann: wenn ich schwach bin, so bin ich stark.3) Hamann war sich seines Berufs klar bewußt. Nicht im praktischen Leben, nicht in einem Amte, oder in einer beschränkten Lebensstellung war ihm von der Vorsehung sein eigentlicher Wirkungskreis angewiesen. Sie hatte ihn zu höhern Dingen berufen. Er sollte ein Salz seiner Mitwelt werden, sie vor der Fäulniß einer entarteten Philosophie, welche Mendelssohn seine „verpestete Freundin nannte, und eines erstarrten geistigen Lebens zu bewahren. Mag sein Einfluß dem gemeinen Auge auch noch so verdeckt und verborgen geblieben sein, so war er dennoch bedeutend, denn er vereinigte und verstärkte die kräftigsten Lebensströme, indem die größten seiner Zeitgenossen ihn fühlten und dadurch erquickt wurden. Von diesen verbreitete er sich dann in immer weiteren Kreisen. Daß Hamann durch die Stellung, die er im Leben einnahm, vielen Entbehrungen und manchem harten Kampfe sich ausseßen mußte, leuchtet ein. Wie Wenige find im Stande, Menschen von so hoher geistiger und moralischer Bedeutung, die es verschmähen, ihre Vorzüge geltend zu machen, um eine glänzende Lebensstellung zu erringen, ihrem wahren Werthe nach zu schäßen. Nur den congenial souls, einem Goethe, Herder u. s. w. bleibt er nicht verborgen; sie wissen es

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1) Schr. VII. 52. 2) II. 350. 3) II. 114.

zu würdigen, wenn Hamann, von knappen häuslichen Umständen gepeinigt, sich dennoch diese hohe und schöne Sinnesweise zu erhalten verstand.") Wenn auch sonst manche sich über die Täuschung zu erheben wissen, den Mann nur nach dem Kleide zu taxiren, so lassen sie sich doch durch die Rolle irre machen, die er im Leben spielt, und die ist sehr oft ein eben so trüglicher Maßstab für die geistige und moralische Bedeutung der Menschen, wie der Rock, womit sie bekleidet sind. Hume erzählt in der Geschichte Englands, wie eine Staatsperson in einem zufällig noch aufbehaltenen Schreiben von einem gewissen Milton gesprochen, der wohl zur Uebersetzung gewisser Urkunden zu gebrauchen sei. Wie hoch hat sich der vornehme Staatsmann wohl über den armen Dichter erhaben gedünkt, während nun sein Andenken mit seinen Gebeinen längst vermodert ist, und der Dichter im unsterblichen Ruhm der Nachwelt fortlebt. So hat auch gewiß zu seiner Zeit mancher, der nicht werth war, Hamann die Schuhriemen zu lösen, auf den armen Zollbedienten herabgesehen. Doch das machte ihn nicht irre. „Weil ich die Gefahr der Geschäfte fürchte, schreibt er scherzend, so will ich die Schmach der Muße 2) geduldig tragen und mich meiner Schreibfeder bedienen, wie Hiob eine Scherbe nahm, sich schabte und in der Asche saß.“3) Schon Addison bemerkt sehr treffend: I do not suppose that a Man looses his Time, who is not ingaged in public Affairs or in a Illustrious Court of Action. On the contrary, I beliefe our Hours may very often be more profitally laid out in such Transactions, who make no Figure in the World than in such as are apt to draw upon the Attention of Mankind. One may become wiser and better by several Methods of Employing one's Self in Secrecy and Silence and do what is laudable without

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1) Goethe, Dichtung und Wahrheit Th. II., B. 12.

2) vel in negotio sine periculo vel in otio cum dignitate Anfange seiner Gespräche vom Redner (Hamann).

3) Schr. II. 418.

e.

Cicero im

Noise and Ostentation. Wenn dies schon von denen gilt, die nicht gerade den Beruf zu ausgedehnter Einwirkung auf ihre Mitwelt haben, wie viel mehr von solchen Genien, die eine Mission zu erfüllen haben, die Zurückgezogenheit und Stille erfordert. Daher Hamann's Lieblingsspruch: „Auch in der Dunfelheit giebt's göttlich schöne Pflichten, und unbemerkt sie thun, heißt mehr als Held verrichten“ oder bene vixit qui bene latuit. Humoristisch beschreibt er seine Lebensweise in der Lettre perdue d'un Sauvage du Nord: Concentré

au coin de mon foyer je file mes jours et la tâche de ma lecture comme le tranquil le colon du rocher de Saba son coton."1) Selbst Hamann's Widersacher haben seine bedeutende Wirksamkeit auf die größten seiner Zeitgenossen, die sie freilich damals nicht dafür erkannten und gelten lassen wollten, anerkannt, indem sie fortwährend vor einer Secte warnten, deren Haupt Hamann sei. Dahin rechneten sie Klopstock, Herder, Goethe, Claudius u. a. Am unverhohlensten trat mit diesen Verdächtigungen der Teutsche Merkur hervor.2)

Hamann wollte nur ein Autor im eigentlichen wahren Verstande sein, ein Schöpfer neuer Geistesgeburten. Daher vergleicht er seine Autorschaft der Vaterschaft. Er verschmäht es, fremde Productionen durch veränderte Form sich anzueignen oder ein bloßer Compilator zu sein. Der Beruf eines Schriftstellers steht bei ihm in zu hoher Achtung, als daß er es über sich vermocht hätte, einen Erwerb daraus zu machen. Er ging so wenig darauf aus, daß er bei der Herausgabe seiner Schriften in der Regel lieber Geld zugegeben, als welches dafür genommen hätte. Daher schien ihm der Handelsgeist mit ächter Autorschaft unverträglich. Als er in späterer Zeit von vielen Seiten dringend aufgefordert wurde, eine Sammlung seiner Schriften zu veranstalten, war der für ihn daraus erwachsende Gewinn sein leztes Augenmerk.

1) Schr. IV. 151. 2) Vergl. Hamann's Leben und Schriften II. 161.

Er strebte weder darnach, sich einen berühmten Namen in der Gelehrtenrepublik zu erwerben, noch dem großen Publicum, „diesem Proteus,“ 1) zu gefallen. Gegen dasselbe ergoß sich vielmehr oft seine bittre Satyre, und von den Gelehrten seiner Zeit behauptete er, „die meisten von ihnen seien schon so verkehrt, daß der abenteuerlichste Autor sie nicht mehr verwirren könne."2) Daher ist ihm das Streben nach Popularität ein armseliges. „Wenn das Publicum ein Pfau ist, so muß sich ein Schriftsteller, der gefallen und die lehte Gunst erobern will, in die Füße und in die Stimme des Publici verlieben. Ist er ein Magus und nennt die Antike seine Schwester und seine Braut, so verwandelt er sich in die lächerliche Gestalt eines Kukuks, die der große ZEUS annimmt, wenn er Autor werden will."3)

Der Mensch und der Schriftsteller bilden nach Hamann eine unzertrennliche Einheit. „Wer den Autor vom Menschen trennt, ist mehr zu poetischer als philosophischer Abstraction aufgelegt;" und nach einem Besuche Merk's bei ihm, welcher der entge= gengesezten Ansicht huldigte, schreibt er, dieser habe ihn mit der verfluchten Distinction zwischen Mensch und Schriftsteller in's Gesicht geschlagen. Hamann glaubte, daß die Eigenthümlichkeit

1) Vergl. Schr. I. 415. 2) Schr. II. 445.

3) Zur Erklärung dieser Anspielung dient folgende Stelle aus Alexander Natalis Mythol. II. 4: Quo pacto Juno Jovis fratris facta sit conjux, cum ad nubilem aetatem adolevisset, ita fabulose narratum est a nonnullis. Dicunt Jovem potiundae sororis desiderio arsisse, quam, cum a ceteris deabus sejunctam vidisset cuperetque ex ejus aspectu evanescere et occultari, sese mutavit in cucullum et in montem qui Thorax antea, postea Coccyx (nonnv§ Kukuk, auch ein Hügel im Süden von Argolis westlich von Hermione mit einem Tempel des Jupiter.) ab ipso cucullo dictus fuit, convolavit. Jupiter igitur eo ipso die magnam tempestatem excitavit; ad quem montem Juno, cum sola esset, accessit ibique consedit, ubi Junonis adultae postea sacellum erectum fuit. Cum tremens igitur ac frigens ad Junonis genua advolasset, ea illius miserta aviculae, vestem continue circumjecit. At Jupiter resumta prima figura rem habere cum illa tentavit, quae matrem verita, ubi se uxorem ducturum Jupiter promisisset et jurasset, assentit, quare apud Archivos in Junonis templo ejus statua sedens in throno cum sceptro et cucullo super sceptro erecta fuit, ut ait Dorotheus.

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