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e) Kant und Hamann. Jacobi und Hamann. Hemsterhuys und Hamann.

Es ist ein höchst anziehendes Schauspiel, den Verkehr zwischen den beiden großen Männern Königsbergs, Kant's und Hamann's, zu belauschen. Kleine Bewunderer des großen Kant haben sich zu der Annahme verpflichtet geglaubt, als müsse dieser sich durch die mitunter rauhen Worte Hamann's verlegt gefühlt und deswegen seine Briefe unbeantwortet gelaffen haben, vermuthlich weil sie unter ähnlichen Umständen so gehandelt hätten. Nicht fo Kant. Wir finden ihn fortwährend von freundschaftlichster Gesinnung gegen Hamann erfüllt. Er kannte die reine, edle und wahre Quelle, aus der jene Aeußerungen flossen, zu gut, als daß er sich durch sie hätte gekränkt fühlen können. Die Regeln conventioneller Höflichkeit, die allerdings im gewöhn lichen Verkehr als Krücken für manche unentbehrlich scheinen, fallen oft unter Männern solchen Schlages ohne Gefahr hinweg, weil sie über kleinliche Mißverständnisse und Verstöße erhaben sind. Die zum Schuß von Kant's Ehre sich verpflichtet und berufen Glaubenden mögen sich beruhigen; ihr großer Schüßling würde sie gewiß mit Freude dieser Mühewaltung entschlagen; denn auch ihm wird die Erfahrung manchmal den Seufzer ausgepreßt haben: Gott bewahre mich vor meinen Freunden u. f. w.

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Gleich bei seinem ersten schriftstellerischen Auftreten erkennt Hamann Kant's Bedeutung. Er schreibt 1756 an seinen Bruder: Kant ist ein vortrefflicher Kopf." Als nun sein Hauptwerk, die Critik der reinen Vernunft, erschien, studirte er dieselbe mit dem größten Eifer. Da sein Freund Hartknoch Verleger war, und ihm fast eher als dem Verfasser die eben aus der Presse gekommenen Bogen zugeschickt wurden, so nahm er dieselben gleich mit großem Eifer vor. Im November 1781 schreibt er

an Hartknoch: Kant's Critik lese gegenwärtig zum dritten Mal und vielleicht zum vierten.“ Hamann gedachte indeß, vorläufig sich ganz ruhig zu verhalten und nicht eher seine Schrift über die Critik anzufangen, „bis alle die lumina mundi ausgeredet haben." Diese ließen denn auch nicht lange auf sich warten, gaben aber, wie dies bei der ersten Erscheinung bedeutender Werke zu geschehen pflegt, bedeutende Blößen. Sie wußten nicht, was sie damit anfangen sollten. Hamann erzählt an Jacobi: „Feder soll seine ganze Critik für Ironie gehalten haben." Dagegen erkennt Hamann gleich das ganze folgenschwere Gewicht dieses Werks. Er schreibt an Hartknoch: „Menschlichem Vermuthen nach wird es Aufsehn machen und zu neuen Untersuchungen, Revisionen 2c. Anlaß geben. Im Grunde aber möchten sehr wenige Leser dem scholastischen Inhalt gewachsen sein. -Mit dem Fortgange wächst das Interesse und es giebt reizende und blühende Ruhepläge, nachdem man lange im Sande gewatet. Ueberhaupt ist das Werk reichhaltig an Aussichten und Sauerteigen zu neuen Gährungen in und außerhalb der Facultät.“

Inzwischen war Hamann selbst nur theilweise mit den Resultaten dieser Schrift einverstanden, und er durchschaute ihre Schwächen gründlicher als irgend einer der Zeitgenossen Kant's. Obgleich die Absicht der Kritik auf nichts weniger hinauslief, als die Vernunft von der Erfahrung und ihrer alltäglichen Induction unabhängig zu machen, so schien es Hamann doch ausgemacht, daß ohne Berkeley kein Hume geworden wäre, wie ohne diesen kein Kant. Es läuft, fügt er hinzu, doch alles zulegt auf Ueberlieferung hinaus, wie alle Abstraction auf sinnliche Eindrücke." Er hatte daher bei seiner Uebersetzung von Hume's Dialogen vor, dem englischen und preußischen Hume auf einmal zu antworten, mit denen beiden er in Ansehung der Kritik völlig einig war, aber desto mehr von ihrer mystischen oder skeptischen Synthese abwich.“ Kant selbst machte er durch den Vorwurf der Mystik stußig, der ihn sich gar nicht

zu erklären wußte. An Jacobi schreibt er darüber: „Vernunft ist für mich ein Ideal, dessen Dasein ich vorausseße, aber nicht beweisen kann durch das Gespenst der Erscheinung der Sprache und ihrer Wörter. Durch diesen Talisman hat mein Landsmann das Schloß seiner Kritik aufgeführt und durch diesen allein kann der Zauberbann aufgelöst werden." Der splendida miseria unserer Sprache giebt er alle diese Verirrungen Schuld. Daher ist es diese auch, auf die Hamann seinen Hauptangriff gegen Kant's Kritik in seiner Metakritik über den Purismum der reinen Vernunft gründet. Am Schlusse heißt es: „Was die Transcendental-Philosophie matagrabolisirt 1), habe ich um der schwachen Leser willen auf das Sacrament der Sprache, den Buchstaben ihrer Elemente, den Geist ihrer Einseßung gedeutet."

Den Unfug, welchen namentlich die Philosophen oft mit der Sprache treiben, hat kaum Jemand treffender und schärfer gegeißelt als Hamann. Manchen werden bei seinen Worten gewiß Persönlichkeiten einfallen, die als Originale zu seiner Zeichnung gesessen haben könnten. Sie lauten: „Unterdessen die Geometrie sogar die Idealität ihrer Begriffe von Punkten ohne Theile, von Linien und Flächen auch nach idealisch getheilten Dimensionen, durch empirische Zeichen und Bilder bestimmt und figirt, mißbraucht die Metaphysik alle Wortzeichen und Redefiguren unserer empirischen Erkenntniß zu lauter Hieroglyphen und Typen idealischer Verhältnisse und verarbeitet durch diesen gelehrten Unfug die Biederkeit der Sprache in ein so finnloses, läufiges, unstetes, unbestimmbares Etwas = X, daß nichts als ein windiges Sausen, ein magisches Schattenspiel, höchstens, wie der weise Helvetius sagt, der Talisman und Rosenkranz eines transcendentalen Aberglaubens an entia rationis, ihre leeren Schläuche und Losung übrig bleibt."

Kant, durch das Interesse, welches Hamann an seinen

1) Eine Rabelah'sche Wortcompofition bon paraιos-yoαpa-ẞolitev. (Gargantua I. c. 19 und vergl. Schriften IV. 34. 152.)

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Arbeiten nimmt, erfreut, schenkt ihm jedes seiner neuen Werke, liest wiederholentlich seine Hume'sche Uebersehung und ermuntert ihn zur Herausgabe derselben. So schreibt Hamann z. B. im April 1785 an Jacobi: „Von Kant bin ich wo nicht ohne alle mein Verdienst und Würdigkeit, doch wider und über alle Erwartung mit einem noch für kein Geld feilen Exemplar seiner Grundlegung der Metaphysik der Sitten beehrt und erfreut worden." Weder mit dem Princip der Kant'schen Moral noch seiner Kritik konnte er sich befreunden. Reine Vernunft und guter Wille, schreibt er demselben, sind noch immer Wörter für mich, deren Begriff ich mit meinem Sinn zu erreichen, nicht im Stande bin, und für die Philosophie habe ich keine fidem implicitam. Ich muß also mit Geduld die Offenbarung dieser Geheimnisse abwarten." Ein andermal meint er: „Kant's guter Wille ist wohl kein anderer als der göttliche, wie seine reine Vernunft der wahre λoyos. Ich habe seine Moral nur einmal gelesen und seine Metaphysik der Natur noch gar nicht, ungeachtet ich beide von ihm selbst zum Geschenk erhalten."

Wir haben uns hier vorzugsweise auf die Hauptschrift Kant's beschränken müssen. Der Raum erlaubt uns nicht ein weiteres Eingehen. Dies scheint übrigens auch deswegen entbehrlich zu sein, weil in Hamann's „Leben und Schriften“ die andern Beziehungen ausführlicher berührt sind.

Es mögen uns nun noch einige kurze Andeutungen über das Verhältniß Hamann's zu seinem andern philosophischen Freunde, Jacobi, erlaubt sein. Man hat dieselben in späterer Zeit sonderbarer Weise in ihren Ansichten fast zu identificiren gesucht, während sie doch darin kaum weniger von einander abwichen als jene beiden. Sie haben freilich beide ein und dieselben Feinde bekämpft; aber aus wie verschiedenen Gründen und wie verschiedenartigen Gesichtspunkten !

In Berlin war eine Rotte zusammengetreten, welche, obgleich selbst vom Fanatismus des Unglaubens beseelt, doch sich

zu Beschüßern des Protestantismus aufwerfen zu müssen glaubte. Sie associirte sich mit Juden, die von gleichem Hasse wie sie gegen das Christenthum erfüllt waren. Mendelssohn, der in seinem Jerusalem dasselbe unter der Bezeichnung religiöser Macht anfeindete und verächtlich zu machen sich bemühte, während er das Judenthum in seinen spätern crassen Auswüchsen zu preisen suchte, war ihr Abgott. Sie beschuldigten den Darmstädt'schen Hofprediger Stark des Krypto-Katholicismus, denselben, welchen Hamann 12 Jahre früher, als er noch Oberhofprediger in Königsberg war, als einen Lästerer Luther's und Verehrer des Papstthums an den Pranger gestellt hatte. Damals, als ihnen die Sache so viel näher lag, kümmerte sich aber keiner darum, weil Stark ihr entschiedener Geistesverwandter und Anfechter des Christenthums war, wie sich dies namentlich in seinem „Hephästion“ und „freimüthigen Betrachtungen“ zeigte. Hamann entfaltete gegen diese Feinde muthig das Panier des Christenthums und griff sie mit den schärfften Waffen an. In seinem Golgatha und Scheblimini entlarvte er den Talmudisten Mendelssohn und zeigte den lezten Wolfianer in seiner ganzen philosophischen Blöße.

Etwas später entspann sich der Streit zwischen Mendelssohn und Jacobi darüber, ob Lessing einige Zeit vor seinem Tode sich gegen Jacobi als Anhänger des Spinocismus erklärt habe. In diesen Kampf mischte sich die ganze Schaar der Mendelssohn'schen Gesinnungsgenossen in Berlin und bediente sich dabei so unedler Waffen, daß sie Hamann's lebhafteste Entrüstung dadurch wach riefen und er als entschiedener Mitstreiter seines Freundes auftrat. Dieser verfuhr indessen dabei nicht ganz in Hamann's Sinn. Die Gegner bedienten sich des Kunstgriffs, Jacobi als einen rechtgläubigen Christen zu verschreien. Dies war der größte Schimpf, wie sie meinten, der einem philosophischen Kopf angethan werden konnte. Er habe sich, hieß es, unter die Fahne des Christenthums geflüchtet, weil er eine Philosophie aufstellte, in die er nach dem Vorgang Hume's das

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