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heit allein zu erforschen und zu entdecken vermag. Mit wie viel Ehrfurcht soll dies uns bewegen, das göttliche Wort zu lesen und zu genießen!"

Bei solcher lebendigen Ueberzeugung Hamann's ist nicht zu verwundern, wenn er sich in die Schwachheit derer nicht finden kann, die sich durch die heftigen Angriffe der Feinde des Christenthums irre machen lassen. „Warum will er nicht glauben, schreibt er Jacobi über Lavater, es sei denn, daß er Zeichen und Wunder sieht?" und fügt dann in seiner erhabenen großartigen Weise hinzu: „Gehört das Antichristenthum nicht zum Plane der göttlichen Dekonomie? Wenn das Rindvieh beiseit austritt, wird man denn die Bundeslade gleich für verloren halten und die Hand wie Usa1) darnach ausstrecken ?“

Wir haben gesehen, daß die menschliche Sprache Hamann als ein tiefes, unergründliches Problem erschien. Man wird sich daher nicht wundern, daß ihn der Versuch, aus ihrem Wesen ihren Ursprung herzuleiten, höchlich befremden mußte. Das Wesen der Sprache war ihm ja gerade das unlösbare Räthsel. Wenn nun gar sein Freund Herder diesen Versuch machte, so läßt sich denken, mit welchem Interesse er daran Theil nahm. Verwundert wirft er die Frage auf: Wie kann jemanden einfallen, die Sprache cet art léger, volage démoniacle III. Cp. 9. (mit Montaigne aus dem Plato zu reden) als eine selbstständige Erfindung menschlicher Kunst und Weisheit anzusehn? Und doch hatte Herder dieses darzuthun gesucht.

Es ist hier nicht der Ort, die Beweisführung Herder's ausführlich darzulegen und eben so wenig die scharfsinnige, bald durch feine Dialectik, bald mit übersprudelndem Wiß gewürzte gründliche Widerlegung Hamann's.

Wir führen nur noch eine Stelle aus der Metakritik über den Purismum der reinen Vernunft an, worin Hamann das Verhältniß der Sprache zur Vernunft bespricht und namentlich

1) 2. Sam. 6, 6.

darüber sich ausläßt, welcher von beiden die Priorität zugesprochen werden müsse. Sie lautet: „Bleibt es also ja noch eine Hauptfrage: wie das Vermögen, zu denken möglich sei? das Vermögen, rechts und links, vor und ohne, mit und über die Erfahrung hinaus zu denken? so braucht es keine Deduction, die genealogische Priorität der Sprache vor den sieben heiligen Functionen logischer Säße und Schlüsse und ihre Heraldik zu beweisen. Nicht nur das ganze Vermögen, zu denken beruht auf Sprache; sondern Sprache ist auch der Mittelpunkt des Mißverständnisses der Vernunft mit ihr selbst, theils wegen der häufigen Coincidenz des größten und kleinsten Begriffs, seiner Leere und Fülle in idealischen Säßen, theils wegen des Unendlichen der Rede vor den Schlußfiguren u. dgl. mehr.“

Laute und Buchstaben sind also reine Formen a priori, in denen nichts, was zur Empfindung oder zum Begriff eines Gegenstandes gehört, angetroffen wird, und die wahren ästhetischen Elemente aller menschlichen Erkenntniß und Vernunft. Die älteste Sprache war Musik und nebst dem fühlbaren Rhythmus des Pulsschlages und des Othems in der Nase das leibhafte Urbild alles Zeitmaßes und seiner Zahlverhältnisse. Die älteste Schrift war Malerei und Zeichnung, beschäftigte sich also eben so frühe mit der Dekonomie des Raums, seiner Einschränkung und Bestimmung durch Figuren. Daher haben sich die Begriffe von Zeit und Raum durch den überschwenglich beharrlichen Einfluß der beiden edelsten Sinne, des Gesichts und Gehörs, in die ganze Sphäre des Verstandes so allgemein und nothwendig gemacht, als Licht und Luft für Aug', Ohr und Stimme sind, daß Raum und Zeit wo nicht ideae innatae doch wenigstens matrices aller anschaulichen Erkenntniß zu sein scheinen."

Schon in der Anzeige Hamann's der vor Herder's Schrift von Tiedemann herausgegebenen Abhandlung; „Versuch einer Erklärung des Ursprungs der Sprache;" heißt es: „Der Ur

Hamann, Leben IV.

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sprung der menschlichen Sprache und die Erfindung der Partium Orationis sind so weit von einander unterschieden als Vernunft, Logik und Barbara Celarunt" und in einem Briefe an Scheffner schreibt er: „Sprache und Sprachkunst sind zwei so verschiedene Dinge wie Vernunft und Philosophie.“

Die Verwechselung dieser Begriffe hatte in die Untersuchung einige Verwirrung gebracht.

Hamann erkannte sofort, daß es gerade eine für ihn passende Aufgabe sei, die Ansicht vom göttlichen Ursprung der Sprache in Schuß zu nehmen. Er schreibt daher in seiner humoristischen Weise: „Welche Dulcinea ist eines kabbalistischen Philologen würdiger, als die Individualität, Authenticität, Majestät, Schönheit, Fruchtbarkeit und Ueberschwenglichkeit der hōhern Hypothese zu rächen = von welcher alle Systeme und Sprachen des alten und neuen Babels ihren unterirdischen, thierischen und menschlichen Ursprung, ihr Feuer (xógμov tñs áðıxías)') herleiten und ihre Auflösung und Zerstörung zu erwarten haben.“

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Er läßt sich dann so vernehmen: „Jede Erscheinung der Natur war ein Wort, das Zeichen, Sinnbild und Unterpfand einer neuen, geheimen, unaussprechlichen, aber desto innigern Vereinigung und Gemeinschaft göttlicher Energien und Ideen. Alles, was der Mensch am Anfange hörte, mit Augen sah, beschaute und seine Hände betasteten, war ein lebendiges Wort; denn Gott war das Wort. Mit diesem Worte im Munde und im Herzen war der Ursprung der Sprache so natürlich, so nahe und leicht wie ein Kinderspiel; denn die menschliche Natur ist vom Anfange bis zum Ende der Tage eben so gleich dem Himmelreiche als einem Sauerteige, mit dessen Wenigkeit jedes Weib drei Scheffel Mehl's zu durchgähren im Stande ist.“ Hamann begnügt sich damit, „das Element der Sprache das A und O

1) 1. Jac. 3, 6.

das Wort gefunden zu haben."

e) Schluß.

Doch wenden wir uns zum Schluß. Wohl dem Volke, das mit stolzer Freude und Dankbarkeit auf sein edelstes Kleinod, seine Sprache, blicken kann. Es wird der Männer nie vergessen, die ihm diesen theuren Schaß erhalten und vermehrt haben. Wir Deutschen sind so glücklich, uns diesem Gefühle ohne Hemmung hingeben zu können. Welches Volk der Neuzeit kann sich größerer, um seinen Sprachschaß verdienterer Männer rühmen als wir Deutschen? Um nur die beiden Coryphäen zu nennen: haben wir nicht einen Luther und einen Goethe?

Auch Hamann weiß ein solches Glück in vollem Maße zu würdigen. Hören wir, was er darüber sagt:

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„Die Reinigkeit einer Sprache entzieht ihrem Reichthum, eine gar zu gefesselte Richtigkeit ihrer Stärke und Mannheit. In einer so großen Stadt, als Paris ist, ließen sich jährlich ohne Aufwand vierzig gelehrte Männer aufbringen, die unfehlbar verstehen, was in ihrer Muttersprache lauter und artig und zum Monopol dieses Trödelkrams nöthig ist. Einmal aber in Jahrhunderten geschieht es, daß ein Geschenk der Pallas ein Menschenbild, vom Himmel fällt, bevollmächtigt, den öffentlichen Schaß einer Sprache mit Weisheit wie ein Sylly zu verwalten oder mit Klugheit wie ein Colbert zu vermehren."

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F. Hamann als Pädagog.

Unsere Kinder sollen erst Christen, hernach schöne Geister und, wenn sie können, auch Philosophen merden; nicht umgekehrt, die Pferde hinter'n Wagen angespannt.

Hamann.

ΔΕΙ γὰρ ΠΙΣΤΕΥΕΙΝ τὸν μανθάνοντα.

Aristoteles.

Hamann's practische Versuche in der Pädagogik. Verschiedene Erziehungs-Maximen und Methoden. Selbstverläugnung und Lust und Liebe zu seinem Beruf ein Haupterforderniß des Lehrers.

Die Pädagogik war ein Lieblingsfach Hamann's, das er früh praktisch und theoretisch kennen lernte. Man muß sich über die Bestimmtheit und Ausführlichkeit wundern, mit welcher er uns die verschiedenen Unterrichts-Methoden, welche er in seiner Kindheit durchmachen mußte, in seinen Gedanken über meinen Lebenslauf" beschreibt. Seine ersten Versuche als Hauslehrer in Liefland und Curland fielen zwar nicht zu seiner eignen Zufriedenheit aus, doch erwarb er sich dadurch die Liebe seiner Zöglinge. Seine Briefe an sie geben uns ein anziehendes Bild seiner Unterrichtsweise. Wie trefflich weiß er sie zur Selbstthätigkeit anzuregen und Lust zu den Unterrichtsgegenständen in ihnen zu erwecken! Seine „schwere Zunge" war ihm, was man doch hätte erwarten sollen, beim Unterricht nicht hinderlich. „Ja, lieber Vater, schreibt er, ich stottere noch, bisweilen sehr, bisweilen wenig und öfters gar nicht. Dieser Fehler macht mich in Gesellschaft zum verschwiegenen und heimlichen Menschen,

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