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Meisterstück, weil eben Unwissenheit der große Sophist bleibt, der so viele Narren zu starken Geistern frönt et addit cornua pauperi.1) Daher heißt es in dem Briefe an Kant: „Von erwachsenen Leuten auf Kinder zu schließen, so traue ich den leßtern mehr Eitelkeit als uns zu, weil sie unwissender als wir find. Und die katechetischen Schriftsteller legen vielleicht diesem Instinct gemäß die albernsten Fragen dem Lehrer und die flügsten Antworten dem Schüler in den Mund. Wir müssen uns also dem Stolz der Kinder wie Jupiter2) sich der aufgeblasenen Juno bequemen, die er nicht anders, als in der Gestalt eines von Regen triefenden und halbtodten Gukguks, um die Pflicht ihrer Liebe angesprochen haben soll, unterdessen er zu seinen Galanterien sehr anständige und sinnreiche Verkleidungen wählte."

Hamann hielt dafür, daß Kinder vor allem Dünkel und Selbstüberschätzung zu bewahren seien. „Ob Kinder viel oder wenig antworten können, schreibt er an Lindner, daran ist nicht so viel gelegen, als, daß sie die einzige Frage verstehen: Wer bist du?" "Ein Kind muß mehr gewöhnt werden, das Verderben seines eigenen Herzens aus der Geschichte kennen zu lernen und nicht zu richten, sondern angeführt werden, für sich selbst zu zittern.,,Quid damnas? de te fabula narratur."

Dagegen sollte es dem Lehrer anliegen: „Sentimens bei Kindern herauszubringen, die Hebammenkünste, die Bildhauerbegriffe, welche Socrates von seinen zwei Eltern vermuthlich abgestohlen Dies muß immer der Endzweck unseres Amtes sein, und wir müssen dies mit eben so viel Demuth und Selbstverläugnung treiben, als er die Weltweisheit.“ Uebrigens glaubte Hamann die Kinder dadurch nicht zu sehr verwöhnen zu müssen, daß er die Unterrichtsgegenstände aus einer zu niedrigen Sphäre wählte, um sie so ihrer Fassungskraft näher zu

1) Horat. Lib. III. Od 21 (Hamann). 2) Vergl. Seite 5 Note 2.

bringen. Es war vielmehr sein Grundsaß: „Ein guter Vorfänger zieht mit Fleiß seine Stimme einen halben Ton höher, weil er aus Erfahrung weiß, daß seine Gemeine geneigt ist, zu tief herunter zu sinken.“

Als Richtschnur für den Lehrer stellte er die Regel auf: „Unsere Erziehung muß nach dem herrschenden Geschmacke der Zeit, des Landes und des Standes, zu denen wir gehören, eingerichtet werden; dieser herrschende Geschmack muß aber durch gesunde Einsichten und edle Gesinnungen geläutert werden."

Was übrigens der Lehrer bei aller seiner Anstrengung auch ausrichten mag, eins, und zwar die Hauptsache, liegt außer dem Bereich seiner Kräfte. „Der schönste Witz des Seneca, schreibt Hamann, und aller Wortfluß des Cicero richten eben so viel aus wie Moses und die Propheten, wenn es an der Pfingstgabe des Geistes, des Selbsttriebes fehlt."

Er hielt es für einen großen Fehler, wenn das Urtheil nicht bei den Kindern ausgebildet wird, wenn sie ohne Aufmerksamkeit und Verstand fertig gemacht werden. „Es ist eben fo, fährt er fort, wie in der Musik, wo die Finger nicht allein, sondern hauptsächlich die Ohren und das Gehör gelehrt und unterrichtet und geübt werden müssen. Wer noch so geschwind und richtig ohne Gefühl der Harmonie ein Stück oder hundert gelernt hat, spielt wie ein Tanzbär in Vergleichung des elendesten Geigers, der seine eignen Grillen auszudrücken weiß.“ Daher ist Hamann so bemüht, bei seinen Zöglingen Luft und Liebe zur Sache zu erwecken. Von dem jungen Lindner, der ihm viel zu schaffen machte, schrieb er: "Bin ich so glücklich, ihm mehr Geschmack an Wissenschaften und Arbeit einzuflößen, so würde eine andere Umstimmung der Seele und bessere Dekonomie ihrer Kräfte und der edlen Zeit von selbst folgen. Ohne Geschmack und freie Wahl ist alle Arbeit ein kahler Frohndienst."

b) Aller Zwang ohne Noth ist zu vermeiden. Wahl der Unterrichtsgegenstände. Erziehung der eignen Kinder. Mädchenerziehung.

So wie bei seinen eignen Kindern verabscheute Hamann auch bei seinen Zöglingen allen Zwang ohne Noth.

In seinem Notizbuch aus sehr früher Zeit findet sich das Concept eines Briefes, den er vielleicht für die Zeitschrift "Daphne" bestimmt hatte. Der Brief ist ein Schreiben eines Vaters nach dem Verlust seiner Frau an seinen Sohn, den er auf eine Zeitlang von sich gelassen hat. Es sind darin Grundfäße der Erziehung ausgesprochen, die mit den im Vorstehenden mitgetheilten durchaus in Harmonie stehen. Zugleich enthält der Brief so manche individuelle Züge, daß man wohl voraussehen darf, es haben Hamann dabei wirklich Erlebnisse vor Augen geschwebt. Das Bild, welches der Vater von der verstorbenen Mutter entwirft, ist so anziehend und characteristisch, daß wir uns nicht enthalten können, Einiges aus diesem Schreiben zu entlehnen. 1)

„Ein für allemal, mein lieber Sohn, will ich Euch erinnern, daß Ihr mich mit Euren Zweifeln verschonen sollt, die Ihr Euch wegen meiner Bewilligung alles dessen, was zu Eurer dortigen Einrichtung gehört, macht. Wenn ich Euch nicht so viel Geschmack an dergleichen Dingen zutraute, so würde ich Euch niemals unter der Bedingung, die Ihr wißt, von Hause gelassen haben. Ihr habt Eure völlige Freiheit, und je mehr Ihr Euch derselben auf eine vernünftige Art bedienen werdet, desto lieber wird es mir sein, und desto mehr werde ich von meinem väterlichen Rechte an Euch abtreten."

1) Sollte Hamann vielleicht mancher Pinselstrich von der Verehrung der Gräfin Witten eingegeben sein? Vergl. Schr. I. 259.

Eure Neigung zu den Wissenschaften ist meiner Bemühung zu statten gekommen, die ich mir in Eurer Erziehung gegeben habe. Ihr müßt aber Eure Mutter als die erste Lehrmeisterin ansehn; von deren kluger Sorgfalt Euch die glücklichsten Eindrücke der Tugenden und der gesunden Vernunft beigebracht worden; aus ihrem Beispiel habe ich eine Menge der besten Grundsäße gesammelt, denen ich in meinem Unterricht und Umgange mit Euch auf's genauste zu folgen, gesucht habe. Wir sind ihr beide, mein Sohn, gleiche Erkenntlichkeit schuldig.

Der Umgang Eurer Mutter hat dieselbe andern Augen unsichtbar gemacht, und ihr wißt, nie war es möglich, bei der Lebhaftigkeit, bei der Zärtlichkeit, bei der Kunst, die ihr die Natur gelehrt hatte, über ein Gemüth zu herrschen, sich die Zeit lang werden zu lassen oder mit der Welt mißvergnügt zu sein.

Diese liebenswürdige Frau war Eure Mutter; sie hat Euch mit ihrer Milch ihren Wig, ihre Munterkeit, ihre Denkungsart, die natürlichsten Empfindungen der Liebe und Andacht einzuflößen gesucht. Sie ist eine scharfsinnige und genaue Wärterin gewesen, die sich bemühte, Eure Absichten zu errathen, um sich derselben zu Eurem Vortheil zu bedienen, die mit Eurer Neigung so vorsichtig umging, daß sie die muthigsten derselben auf die besten Gegenstände lenkte und die schwächsten in Bewegung seßte. Erkennt die Geschicklichkeit, mein Sohn, von der Eure Mutter nicht wußte, daß sie selbige besaß, und sucht die schäßbare Einfalt des Herzens zu erhalten, die sie für das Augenmerk aller ihrer Sorgfalt bei Eurer Erziehung ansah und mit welcher man ihr mehr als mit allen Gaben des Gedächtnisses und Verstandes gefiel." u. s. w.

Wir müssen uns hier einer weitern Mittheilung enthalten;

hoffen aber, daß aus dem Bisherigen die Uebereinstimmung der frühsten Ansichten Hamann's über Pädagogik mit seinen spätern zur Genüge hervorgeht.

Was nun die Unterrichtsgegenstände betrifft, so hegte er die feste Ueberzeugung, daß „Sprache und Schrift die unumgänglichsten Organa und Bedingungen alles menschlichen Unterrichts sind, wesentlicher und absoluter wie das Licht zum Sehen und der Schall zum Hören." Deshalb stand ihm die Lateinische Sprache als Bildungsmittel so hoch, wenn er auch von Erziehung wie von allen Mitteln, deren menschlicher Gebrauch lediglich von einem höhern Segen abhängt, dachte und einen mäßigen Gebrauch einem gezwungenen und übertriebenen vorzog.

Er schreibt an den Vater des jungen Lindner: „Sie se= hen, daß ich das Latein bisher zur Hauptsache gemacht, theils weil eine Gründlichkeit und mittelmäßige Kenntniß dieser Sprache zum akademischen Bürgerrecht unumgänglich ist, theils die rechte Methode nicht nur in alle übrigen Sprachen einen großen Einfluß hat und nach meinem Urtheil weit mehr dient, Aufmerksamkeit, Urtheil und Scharfsinn zu schärfen, als irgend der Mathematik zugeschrieben werden kann, und der ganze Mechanismus von Analyse und Constructions Ordnung in nichts als einer praktischen Logik besteht. Uebereinstimmung und Abhängigkeit sind eben das in Sitten und Pflichten, was die Syntax in Ansehung der Wörter."

Etwas später bemerkt er: „Mit dem Griechischen war ich auch Willens, einen Anfang zu machen. Im Grunde kann man kein Lateinisch recht verstehn ohne einen nothdürftigen Vorschmack dieser Grundsprache, die im Grunde nicht schwer ist. Alle Wissenschaften haben ihre Kunstwörter daraus entlehnt, und der Verstand erleichtert ungemein das Gedächtniß. Wie viele griechische Constructionen, besonders in der Poesie, was für ein weiter Einfluß in die Quantität der Sylben und eine richtige Aussprache."

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