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die Chimäre der schönen Natur, des guten Geschmacks und der gesunden Vernunft haben Vorurtheile eingeführt, welche die Lebensgeister des menschlichen Geschlechts und die Wohlfahrt der bürgerlichen Gesellschaft theils erschöpfen, theils in der Geburt ersticken.“

„Man hat aus dem Einflusse, 1) der sich durch Kinder in alle Stände und Familien, ja selbst in die Nachkommen gewinnen läßt, eine verhaßte und partheiische Anklage gemacht, doch warum verachtet oder versäumt man den Gebrauch eben dieses Hülfsmittels zu einer bessern Anwendung und frommen Nachahmung? Et ab hoste consilium.“

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Von Schulen und Erziehungs-Anstalten versprach sich indeß Hamann nur dann Nußen, wenn sie von ächter Frömmigkeit getragen und beseelt sind. Er bemerkt dem Geiste moderner Aufklärung schnurstracks entgegen: "Ohngeachtet nach dem Glaubensbekenntniß eurer eurer antisalomonischen Schulmeister die Furcht des Herrn der Weisheit Ende ist: so bleibe es mein großer Gewinn, gottselig und genügsam zu sein!

„Die Schule, in der an Gott gedacht wird, schrieb er an einen seiner Zöglinge, ist gesegnet als das Haus des Aegypters, wo Joseph aus- und einging. Sonst arbeiten umsonst, mein lieber Baron; sonst wachen die Wächter umsonst über unsere Seelen. Gott hilft einem Noah an seinem Kasten, einem Mose an seiner Stiftshütte und einem Salomo an seinem Tempel. Als ein Mensch unter uns hieß er des Zimmermann's Sohn."

Daher ist Hamann bei seinen Kindern und Zöglingen nur an einem Gehorsam gelegen, der aus dieser Quelle entsprungen war und verlangte keinen unfreiwilligen Sclavendienst. Er schreibt an seinen Sohn, als dieser ihm Veranlassung zur Unzufriedenheit gegeben hatte: "Unter zwei Uebeln will ich lieber Euern Ungehorsam, als einen betrüglichen und knechtischen Au

1) Namentlich der Jesuiten.

gendienst. Wenn Ihr nicht Gott fürchtet, was liegt mir daran, von Euch verachtet und verlacht zu werden! Wenn Ihr nicht Ihn liebt, so verlange ich nicht, Euer Delgöße zu sein!"

Schließen wir diesen Abschnitt mit einigen gehaltvollen Worten Hamann's in seinem Golgatha und Scheblimini über das Ungenügende eines Vorschlags Mendelssohns in seinem Jerusalem. Sie lauten:

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Bei dem unendlichen Mißverhältnisse des Menschen zu Gott, sind „„öffentliche Bildungsanstalten, die sich auf Verhältnisse des Menschen zu Gott beziehen," lauter ungereimte Säße in trockenen Worten, welche die innern Säfte anstecken, je mehr ein speculatives Geschöpf davon einzusaugen bekommt. Um erstlich das unendliche Mißverhältniß zu heben und aus dem Wege zu räumen, ehe von Verhältnissen die Rede sein kann, welche öffentlichen Anstalten zum Beziehungsgrunde dienen sollen, muß der Mensch entweder einer göttlichen Natur theilhaftig werden, oder auch die Gottheit Fleisch und Blut an sich nehmen. Die Juden haben sich durch ihre göttliche Gesetzgebung1) und die Naturalisten durch ihre göttliche Vernunft 2) eines Paladiums zur Gleichung bemächtigt: folglich bleibt den Christen und Nicodemen kein anderer Mittelgriff übrig, als von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe zu glauben: Also hat Gott die Welt geliebt Dieser Glaube ist der Sieg, wel

cher die Welt überwunden hat."

1) Womit der Mauschel Mendelssohn in seinem Jerusalem fortwährend renommirt.

2) Ebenfalls ein Gegenstand der Renommage des Naturalisten Mendelssohn.

G. Hamann über Politik.

Regis praecepta duobus illis monitis clauduntur: Memento, quod es homo, et Memento, quod es Deus seu Vice-Deus. Quorum alterum pertinet ad potestatem eorum coercendam, alterum ad voluntatem regendam. Baco von Verulam.

a) Hamann's Freiheitsliebe. Dieselbe als Ausfluß der Selbst= liebe. Belege dafür aus dem Handel und der Rechtspflege. Preßfreiheit und Censur. Gesetzgebung und Pandecten.

Hamann hatte einen vorwiegenden Hang zur Freiheit und dieser ist von wesentlichem Einfluß auf seinen ganzen Lebensgang geblieben. Er trieb ihn in die Fremde und flößte ihm zuerst Neigung und Vorliebe für den Kaufmannsstand ein, den er für den freiesten und unabhängigsten hielt. Sein Freiheitsdrang ließ es ihm unmöglich erscheinen, sich in die Grenzen eines Amtes oder bestimmten Berufs einzuschließen oder seine Wißbegierde auf gewisse Fächer zu beschränken. Diese Liebe der Freiheit erhielt ihm aber auch die köstliche Selbstständigkeit des Geistes, die ihren Nacken keinem Joche menschlicher Meinung beugte, und sicherte ihm die hohe unabhängige Stellung, die er über sein Zeitalter einnahm. Bei solchen Gesinnungen ist es nicht schwer, zu errathen, wie seine Ansichten in politischen Dingen beschaffen waren. Er liebte das Christenthum, wie wir in einem andern Abschnitte gesehn haben, auch schon aus dem Grunde,

weil es seiner Freiheitsliebe Vorschub leistete. Damit im Einklang schreibt er in den biblischen Betrachtungen zu 3. Mos. 19,5: „Gottes geoffenbarte Religion ist die größte Beförderin der Freiheit, das einzige Mittel, als ein freiwilliges Opfer Gott zu gefallen. Wie sollten alle freien christlichen Staaten auf ihre Belebung und Ausbreitung bedacht sein! denn die Sünde macht uns zu Sclaven. Wer einen Tyrannen hasset, wer die Freiheit liebt, der bekenne sich zu Gottes Fahne, um an dem herrlichen Siege Theil zu nehmen, den Gott sich über den grausamsten Wütherich und den despotischsten Usurpator vorbehalten hat."

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Hamann betrachtet die Freiheitsliebe als einen Ausfluß der Selbstliebe. Sind es nicht, fragt er in den „Brocken," die bloßen Erscheinungen der Selbstliebe, die wir mit dem Begriff der Freiheit belegen? Diese Selbstliebe ist das Herz unsers Willens, aus dem alle Neigungen und Begierden gleich den Blutund Pulsadern entspringen und zusammenlaufen. Wir können so wenig denken, ohne uns unser bewußt zu sein, als wollen, ohne uns unser bewußt zu sein.“

„Warum vermehrt der Handel die Liebe der Freiheit? Weil er das Eigenthum eines Volks sowohl als jeden Bürgers vermehrt. Wir lieben, was uns eigen gehört. Hier ist also die Freiheit nichts als Eigennuß und ein Ast der Selbstliebe gegen unsere Güter."

Wegen der dem Handel so eben zugeschriebenen Förderung der Freiheitsliebe tritt Hamann in den Anmerkungen zum Dangeuil als warmer. Lobredner desselben auf.') Er weiß seine Vortheile für die Entwicklung der Staaten auf's günstigste in's Licht zu stellen. Später fügt er in den Brocken noch folgende interessante Reflexion über denselben Gegenstand hinzu: „Je mehr ich dem Begriff der Freiheit nachdenke, desto mehr scheint er mir mit allen Beobachtungen derselben übereinzustimmen. Ich will zwei anführen. Man kommt überein, daß es keine Freiheit ohne Gesetze geben könne; und man erklärt diejenigen 1) Vergl. Schr. I. 14 ff.

für freie Staaten, wo die Unterthanen sowohl als der Fürst von Gesetzen abhängen. Gefeße haben also ihre Kraft bloß durch den Grundtrieb der Selbstliebe, der Belohnungen und Strafen als Bewegungsgründe wirksam macht. Ein Geseß ist niemals so beunruhigend und so beleidigend als ein Richterspruch, der auf Billigkeit gegründet ist. Das erste rührt meine Eigenliebe gar nicht und erstreckt sich auf meine Handlung allein, macht daher alle diejenigen mit mir gleich, die im gleichen Fall stehen. Der lezte, ein willkürlicher Spruch ohne Geseß ist aus entgegengesetzten Bewegungen der Selbstliebe allemal als eine Knechtschaft für uns. Durch ein Gesez sind mir die Folgen meiner Handlung bekannt; die Einbildungskraft kann daher durch keine Schmeicheleien oder argwöhnische Ueberlegungen von der Gerechtigkeit unsers Fürsten oder Richters uns hintergehn. Ja, der Richter in einer freien Republik zeigt mir selbst durch sein Beispiel, daß ihm das Gesez so gut befiehlt. dies gegen mich auszusprechen, als es mir befiehlt, das, was er ausspricht, zu leiden. Hierin bestehn also alle die Vorzüge der politischen Freiheit, jeder weiß die Folgen seiner Handlungen, und niemand kann selbige ungestraft übertreten; weil nichts als der Wille des Gesetzes mich einschränken kann und dieser Wille ist mir so wohl bekannt, als unwandelbar, ja der Wille des Gesetzes ist in allen Fällen für mich und eine Stüße meiner Selbsterhaltung und Selbstliebe. Daher berufen wir uns auf Geseze, da, her fürchten wir selbige. Man füge noch hinzu, daß die Geseße, die wir uns selbst geben, aus eben dem Grunde der Selbstliebe uns niemals schwer vorkommen, und daß es das größte Vorrecht freier Staaten ist, ihre eignen Gefeßgeber zu sein. Geseze schränken also nicht die Freiheit ein, sondern geben mir die Fälle zu erkennen und die Handlungen, die vortheilhafte oder nachtheilige Folgen für meine Selbstliebe haben sollen, und diese Einsicht bestimmt daher unsere Neigungen.“

Er wollte indessen der Billigkeit damit nicht zu nahe treten, sondern nur ihre unrichtige Anwendung verwerfen. Sonst war

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