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er ein großer Freund und Verehrer dieser Tugend, derentwegen sein Vater gewünscht hatte, ein Gelehrter zu sein, um ihr ein schriftliches Denkmal errichten zu können. Seine ganze politische Anschauungsweise ist von diesem Grundsaß durchdrungen und er bringt ihn im Leben vielfach zur Anwendung. Das suum cuique steht ihm als unantastbar fest und eben so das summum jus summa injuria. Als Herder mit seinem Verleger Hartknoch über das zu zahlende Honorar sich überwarf, trat er als freundschaftlicher Vermittler zwischen sie. „Ich wünschte, schreibt er an Hartknoch, etwas zur Besänftigung von beiden Theilen beitragen zu können, da man von beiden Theilen in das summum jus der Freundschaft und Billigkeit Eingriffe zu thun scheint. In den Zwei Scherflein" heißt es: summum jus und summa injuria sind wie Licht und Schatten unzertrennliche Zeitverwandte der sinnlichen Unterwelt, hingegen Gerechtigkeit ohne Ansehn der Person und ihrer Physiognomie ein Regale des jüngsten Richters, der die gläubigen, geduldigen und heiligen Liebhaber seiner wiewohl vergangenen und künftigen Erscheinung,1) dennoch vom Anfange bis ans Ende der Tage unsichtbaren Gegenwart mit reiner und schöner Seide2) anthun, aber alle poetischen Illusionen und politischen Usurpationen der apokalyptischen Bestie des Lügenpropheten 3) und der babylonischen Mutter-Jungfer an's Licht bringen und zu Nicht, zu Nicht, zu Nicht! machen wird durch das лvεйμɑ seines Mundes. “4) Zu politischen Reformatoren, wozu sich so leicht Leute berufen glauben, die nichts dazu mitzubringen haben als einen sogenannten guten Willen, eine tüchtige Dosis Eitelkeit und nicht wenig Ehr- und Habsucht, glaubte Hamann nur sehr wenige befähigt. Schon der dabei zu nehmende Gesichtspunkt dünkte ihn für den kurzsichtigen Menschen schwer zu finden.

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2) Offenb. 19, 8.

1) 2. Tim. 4, 8.

3) Offenb. 19, 20.

4) 2. Theff. 2, 8.

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„Die Götter, schreibt er an Jacobi, halten es selten mit unseren Catonen und Patrioten, vielleicht weil sie die Sache aus einem andern Gesichtspunkte ansehn, der menschlicher und nicht so stoisch ist oder so absolut als der philosophische und politische." Er hielt es vielmehr in dieser Hinsicht mit dem heiligen Confucius. 1)

Aus ähnlichen Gründen mit denen, die er gegen einen Urtheilsspruch aus Billigkeit anführt, war Hamann entschieden gegen die Beschränkung der Preßfreiheit durch die Censur, denn auch hier herrschte nicht das Geseß, sondern die Willkür des Censors. Ihm wurde die Ausarbeitung einer Schrift gegen dieselbe nach einem Entwurfe eines berühmten Juristen2) übertragen, welche nachwies, daß die Censur ihre Entstehung dem Papstthum verdanke. Hamann lehnte dies aber ab, weil er nicht nach einem fremden Leitfaden zu arbeiten, gewohnt war, und übertrug die Sache lieber Trescho. 3)

Selbst für die Schaubühne nahm Hamann eine große Freiheit in Anspruch. Er schreibt an Lindner: „Für ein freies Volk gehören Personalitäten, und die Geschichte der Schaubühne lehrt uns, daß sie mehrentheils mit Pasquillen den Anfang gemacht und mit Satyren auf das ganze menschliche Geschlecht aufgehört hat."

Da Hamann die Gesetzgebung als die Hauptgrundlage der Freiheit der Staaten ansah, so wandte er ihr vielfach seine Aufmerksamkeit zu. Die neuern Versuche in diesem Fache waren nicht nach seinem Geschmack. „Wie den Kindern die Würmer, spottet er, gehen den feuchtigen Buchstabenmenschen die Gesege ab, welche auch die güldene Ader und Nymphe Egeria) mancher philosophischen Regierung sind,“ und an einer andern Stelle Golgatha's und Scheblimini's heißt es: „Der außerordentliche Geschmack an Geseßgebung und der

1) Vergl. Hamann's Leben und Schriften III. 408.
2) Siehe Anl. C.

3) Vergl. Schr. III. 188.

4) Ihrer Einflüsterung verdankte bekanntlich Numa seine weisen Geseße.

königliche Lurus darin beweist eine so große Unfähigkeit, sich selbst als seines gleichen zu regieren und ist ein gemeinschaftliches Bedürfniß für Sclaven und ihnen ähnliche Despoten." Damit vergleicht er die Geseße der Juden und ihre Ueberlegenheit: „Die Dauer ihrer Gesetzgebung') ist vollends der stärkste Beweis von der Kraft ihres Urhebers, von der Ueberlegenheit seiner zehn Worte über die zusammengebettelten zwölf Tafeln, wassersüchtige Ungeheuer und Kürbisgewächse,2) die ohne Arbeit noch Wartung in einer Nacht werden und in einer Nacht verderben, daß Schatten und Freude weg ist. Moses bleibt der große Pan, 3) gegen den alle Pharaonen und ihre Schwarzkünstler ganz und gar servum pecus) sind." Eben so wenig Vertrauen hatte er zu den versuchten Heilmitteln gegen die Chicane. Er meint, „jede Reformation der Geseze werde ein frischer Dünger derselben.“

Dagegen war er ein Bewunderer des Römischen Rechts. Er schreibt an Herder: "Ich habe immer das jus naturae et gentium im corpore juris gesucht und finde mit Vergnügen, daß Leibniz eben so für die Pandecten eingenommen ist, als ich ihre Philosophie bewundert habe; er vergleicht sie mit Euklides, Archimedes und schreibt den Römern in keiner andern Wissenschaft Erfindung zu als in den Waffen und in jure, nach der alten Weissagung: Tu regere imperio 5) ect."

Das einzige Mal, wo Hamann sich über ein eigentlich juristisches Thema ausführlicher verbreitete, war, als er in Golgatha und Scheblimini die von Mendelssohn in seinem Jerusalem aufgestellte künstliche Theorie des Naturrechts in ihrer ganzen Blöße darlegte. Mit durchdringendem Scharfsinn zeigt er die Unzuverlässigkeit des Fundaments so wie auch die Unhalt

1) Matth. 5, 18.

2) Jon. 4, 10.

3) Vergl. Schr. IV. 194 (Jesus Sirach 43, 29) u. Jacobi's Werke I. 395. 4) Hor., Ep. I. 19, 19.

5) Virg. Aen. VI. 852. Tu regere imperio populos, Romane, memento.

barkeit des ganzen Gefüges dieses künstlichen Baues. Nachdem er die innern Widersprüche, worin die Theorie Mendelssohn's verfällt, aufgedeckt hat, bemerkt er mit Recht: „Was für ein Aufwand mystischer Geseze, um ein kümmerliches Recht der Natur aufzuführen, das kaum der Rede werth ist, und weder dem Stande der Gesellschaft, noch der Sache des Judenthums anpaßt! Laßt sie nur bauen,"" würde ein Ammoriter sagen, ,,laßt sie nur bauen; wenn Füchse hinaufzögen, die zerrissen wohl ihre steinernen Mauern.""1) Man versuche aber nur gewisse Behauptungen der Rabbiner2) göttlicher Vernunft ohne solche Grundsäge vernünftig zu erklären.“

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"Durch den Schlangenbetrug der Sprache circulirt, unter eben so verschiedenen als mannigfaltigen Wortgestalten im ganzen Jerusalem die ewige petitio eines und desselben hypokriti schen principii von äußerlicher Vollkommenheit der Rechte und Handlungen, von innerlicher Unvollkommenheit der Pflichten und Gesinnungen."

Dem metaphysischen Gesez königlicher Selbst- und Eigenliebe, wie es in Mendelssohn's Jerusalem verkündet und angepriesen wird, entgegen bemerkt Hamann: „Der Mensch als Pflichtträger der Natur, hat am allerwenigsten ein ausschließliches Recht und verhaßtes Monopol auf seine Fähigkeiten, noch auf die Producte derselben, noch auf die unfruchtbaren Maulesel seiner Industrie3) und traurigen Wechselbälge seiner usurpirenden Gewaltthätigkeit über die seiner Eitelkeit unterwor fene Creatur wider ihren Willen." 4)

Hamann giebt dann im Gegensatz zu den Mendelssohn'

1) Nehem. 4, 3.

2) Dies ist nämlich einer der von Mendelssohn in seinem Jerusalem beabsichtigten aber troß seiner vielen Mühe ganz verfehlten Hauptzwecke. Vergl. Jerusa= lem II. Abth. S. 121. 122.

3) Die sich gerade durch den Mangel der Fortpflanzung von den Naturproducten unterscheiden.

4) Man verfolge diese schöne Stelle in den Schriften VII. 32.

schen Sophistereien die Grundpfeiler aller gesellschaftlichen Verbindung, zu deren Beleg er einige schlagende Stellen aus dem Cicero beibringt, so an: „Vernunft und Sprache sind das innere und äußere Band aller Geselligkeit und durch eine Scheidung oder Trennung desjenigen, was die Natur durch ihre Einsetzung zusammengefügt hat, wird Glaube und Treue aufgehoben, Lug und Trug, Schande und Laster zu Mitteln der Glückseligkeit gefirmelt und gestempelt."1)

Schon in der Beilage zum Dangeuil macht Hamann die Bemerkung: „Es hat an wißigen Köpfen nicht gefehlt, die der Natur Hohn gesprochen, weil sie das Vieh auf dem Felde gelehrter und die Vögel unter dem Himmel weiser als uns auf diese Erde gesezt. Ist es aber nicht ihre Absicht gewesen, daß der Mensch seine Vorzüge einer gemeinschaftlichen Neigung zu danken haben soll, daß er zu einer gegenseitigen Abhängung sich früh gewöhnen und die Unmöglichkeit, andere zu entbehren, zeitig einsehn möchte? Warum hat sie seinen Tod nicht durch einen kalten Mechanismus, sondern durch jenen feurigen und sanften Zug der Geschlechter zu erseßen gesucht? “ 2) u. s. w.

b) Freies Staatsleben und Despotismus. Periodische Presse. Regierungsform. Politik im weitern Sinne. Finanzwesen. Die Großen der Erde. Vorurtheile. Politische Schriftsteller.

Weil nun ein freies Staatsleben von Hamann für ein so großes Glück gehalten wird, so erregen alle, welche dasselbe untergraben, und verderben, seinen starken Unwillen, sie mögen auf dem Throne sigen oder Unterthanen sein.

Sein Zorn gegen Despotismus und Willkür entbrennt oft in lichten Flammen. Daher schreibt Goethe einmal: „Selbst der

1) Vergl. Schr. VII. 35 ff.

2) Vergl. I. 13 ff.

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