ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

werthvollen Theil seiner Schriften, auch abgesehen von der literarischen Ausbeute, die sie gewähren. Kopf und Herz sprechen aus ihnen gleich vernehmlich und anziehend. Es ist bekannt, wie begierig sie von den Freunden gelesen wurden; sie theilten fich dieselben beständig unter einander mit. Namentlich erfreute sich Goethe daran, der sie von Herder und Jacobi erhielt. „Alle Briefe, die ich von ihm sah, schreibt Goethe in Dichtung und Wahrheit, waren vortrefflich und viel deutlicher als seine Schriften, weil hier der Bezug auf Zeit und Umstände sowie auf persönliche Verhältnisse klarer hervortrat." Ueber die Briefe an von Moser bemerkt er: „Ich besize noch zwei Schreiben des Königsbergers an seinen Gönner, die von der wunderbaren Großheit und Innigkeit ihres Verfassers Zeugniß geben.“

Unter seinen Zeitgenossen herrschte darüber verschiedene Meinung, ob es zu wünschen sei, daß Hamann in größern Werken seine Ansichten ausspreche oder ob gerade für ihn und seine eigenthümliche Darstellungsweise die Schriften kleineren Umfangs sich mehr eigneten. Mendelssohn richtet die Frage an ihn: „Warum opfern Sie parcus deorum cultor so selten auf ihren Altären und bringen nur einzelne, vergängliche (?!) Blätter dar, die jedes Lüftchen verweht? Warum stoßen Sie Ihr Gebet in kurzen, geheimnißvollen Seufzern aus und gewöhnen ihre Brust nicht lieber zu einem längern Othem, der die heilige Gegenwart der Gottheit andächtiger verehrt?" Ganz entgegengeseßter Meinung ist C. F. von Moser; er räth ihm: „Lassen Sie sich nie bewegen, Werke zu schreiben; die Welt seufzt unter Büchern wie unter Soldaten; unsere Zeit ist wie die, da Moses nach Egypten kam und dem Volk an's Herz redete, es aber vor Angst und Drangfal ihn nicht einmal vernehmen konnte." Und Moser hat gewiß das Rechte getroffen, wenngleich er hinzufügt: „Was ich mir aber dabei ausbitten würde, wäre dieses: Ihre allzu prismatische Schreib-, wo nicht Denkungsart in eine mit unserm dombacken1) Zeitalter übereinstimmendere Richtung zu bringen." 1) tombadenen.

Hamann scherzt selbst oft darüber, indem er seine Schriften mit denen anderer Autoren in Vergleichung bringt. Er schreibt z. B. an Kleuker in Osnabrück: „Geschämt habe ich mich auch in petto, einen westphälischen Schinken nach dem andern von Ihnen zu verzehren, ohngeachtet ich nichts als kleine Bratwürste dagegen werfen kann.“

Gewissen Formen der Darstellung schenkte er seine vorzügliche Aufmerksamkeit. So zog ihn die dialogische Form da, wo sie mit Meisterschaft gehandhabt wurde, ganz besonders an. Er bewunderte ihre Anwendung z. B. bei Hume und Galiani. Dies veranlaßte ihn, die Dialogen des ersten, die natürliche Religion betreffend, zu überseßen. Auch Lessing's Gespräch zwischen Ernst und Falk las er mit Vergnügen. „Gefühl und Ausdruc zu bilden, meint er, dazu gehört eine höhere poetische Analysis, die der Zusammensetzung des Dialogs vorhergehen muß, wenn tiefsinnige Einfalt und krystallene Schönheit den Dialog klar und lebhaft machen sollen." Die Fehler eines Dialogs zeigt er uns in folgendem feinsinnigen Urtheil über Littleton: „Seine Personen fagen auf, aber spielen niemals. Die Kunst des Dialogs fehlt ganz. Gute Gedanken kann man in jedem moralischen Buche lesen; aber einzelne, die just für die oder jene Person in dem oder dem Umstande gemacht sind, die hier und sonst nirgends passen, die wirklich die Miene haben, daß sie aus dem Reiche der Schatten kommen? Anstatt eines Lucians sehe ich nichts als einen Engländer von Stande, der bei einer PunschSchale mit seinen Freunden ganz feine Urtheile über allerhand Materien sagt, und Geschmack, Gelehrsamkeit, patriotische Gesinnungen sehen läßt, auch einige Sachen ganz artig zu wenden. weiß. Wer dies für eine Nachahmung des Lucian hält, muß keine Zeile, nicht einmal übersetzt, von diesem Original gefühlt haben." Die Schulhandlungen seines Freundes Lindner thaten ihm in dieser Hinsicht am wenigsten Genüge. Er selbst aber wandte die dialogische Form, freilich in satyrischer Weise, in seiner Here zu Kadmombor mit Glück an.

Gegen die unbedingte Anwendung zweier Methoden bei Entwickelung philosophischer Materien, der Euclidischen und der Platonischen trug er großes Bedenken. Die erstere, meint er, habe Spinoza irre geführt, und von der leßtern habe Galiani bei seinem Gespräch über den Getreidehandel nicht den rechten Gebrauch gemacht. Ein so großer Verehrer des Plato Hamann auch war, so glaubte er doch, daß seine Art zu philosophiren, wie man sie namentlich in jenen Gesprächen finde, zwar gegen Sophisten vortrefflich sei, aber für ernste und tiefere Forschung sich nicht eigne. Daher sagte ihm später die klare und einfache Widerlegung Galiani's von Morellet so zu, daß sein Enthusiasmus für Galiani's Buch sogleich völlig verschwand. Er schreibt an Jacobi: „Die euclidische Schale des einen (Spinoza's) und die platonische des andern (Hemsterhuis) ist mir so verdächtig, daß ich meine morschen Zähne nicht an ein paar tauben Nüfsen mißbrauchen will, in denen ich statt des Kerns einen Wurm oder vielleicht die reinen Reliquien seiner Excremente vermuthe," und an einer andern Stelle: „Die euclidische Demonstration und platonische Mausfalle ist auch nicht mein Geschmack und in Ansehung der letztern mag Dein Recensent nicht ganz Unrecht haben, daß die Kunst sich selbst schadet, gegen Sophisten aber brauchbar ist.“ „Spinnen und ihrem Bewunderer Spinoza, schreibt er, wie wir oben gesehen haben, dem Rector Lindner, ist die geometrische Bauart natürlich.“ Daher meint er, „seine Denkungsart könne nur klein Ungeziefer verwicklen.“

"

Goethe, der immer von neuem wieder angezogen wurde von dem „durch die sonderbare Sprachhülle hindurch wirkenden reinen, kräftigen Geist“ der Hamann'schen Schriften macht die feinsinnige Bemerkung: Solche Blätter verdienen auch deswegen Sibyllinisch genannt zu werden, weil man nicht an und für sich sie betrachten kann, sondern auf Gelegenheit warten muß, wo man etwa zu ihrem Orakel seine Zuflucht nähme. Jedesmal, wenn man sie aufschlägt, glaubt man, etwas Neues zu finden, weil der einer jeden Stelle innewohnende Sinn uns

auf eine vielfache Weise berührt und aufregt." Dieses Schicksal theilen sie mit der Natur, die auch immer dieselbe bleibt und doch jedesmal dem Beschauer wie neu! erscheint, und in Erstaunen sett. Deswegen kann man mit Recht auf Hamann seine eignen Worte anwenden: „Es sind nicht dieselben Früchte und find doch dieselben, die jeder Frühling hervorbringt.“ Er kann, wie Paulus, seinen Lesern zurufen: „Daß ich immer einerlei schreibe und die Penelope1) zu meinem loco communi mache, verdrießt mich gar nicht, und der kluge Leser merkt den Unterschied zwischen einerlei und einerlei." Auch scherzt er oft selbst darüber und wendet den Spruch des Horaz auf sich an: chorda qui semper oberrat eadem.2)

Wer darin eine Gedankenarmuth erkennen oder ihm deswegen den Gedankenreichthum absprechen wollte, dessen gedankenreicher Kopf wird wahrscheinlich auch auf die Natur mitleidig herabsehn. Und wer kann gegen einen solchen geistigen Matadoren bestehn?

d) Fortseßung mit den Auszügen erläuternder Stellen
aus Hamann.

Einige aphoristische Aeußerungen Hamann's, die dem Gesagten theils als Beleg dienen, theils dasselbe noch von andern Seiten beleuchten, werden hier gewiß willkommen sein. Wir geben sie in Folgendem:

Denken, Empfinden und Verdauen hängt alles vom Herzen ab. Wenn dieses primum mobile eines Schriftstellers nicht elastisch genug ist, so ist das Spiel aller übrigen Triebfedern von keinem Nachdruck und Dauer.

Betteln ist eine ehrliche Profession solcher Schriftsteller, die

1) Natur in ihrer steten Veränderung wie das Gewebe der Penelope. Schr. II. 250

2) Vergl. Schr. VI. 286 und VII. 402.

im Reiche der Gelehrsamkeit als Invaliden nicht ganz unbekannt sind.

Die erste und vornehmste Absicht eines Scribenten ist, gedruckt, hierauf von hunderten gelesen und endlich von drei oder vier recensirt zu werden. Hierin besteht die Geburt, der Lebenslauf und der Tod eines Scribenten.

Was für eine Last ist es, Autor zu werden, und wie ist es möglich, daß wir einigen Ehrgeiz, Eitelkeit oder Lust daran finden?

Die leersten Köpfe haben die geläufigste Zunge und die fruchtbarste Feder. Man darf nur eine allgemeine Kenntniß der Gesellschaften und Bibliotheken haben, um zu wissen, wer am meisten zu reden und zu schreiben, gewohnt ist.

Man ist dem Publikum immer gewachsen, wenn man sich auf alles gefaßt macht, was es uns einwenden kann. Ein rechter Autor muß seine Leser in ihrer Erwartung zu übertreffen oder zu gewinnen wissen, seinen Kunstrichtern aber entweder zuvorzukommen oder zu entwischen, bedacht sein. Stärke und Klugheit ist eine doppelte Schnur und ex utroque Caesar ein guter Wahlspruch.

Wir halten ein gesundes Herz für die wahre Quelle guter Erfindungen; mittlerweile zu einem berühmten Schriftfteller freilich ein wüster Kopf und eine leichte Hand wenigstens erforderlich werden dürfte.

Erst muß man in's Ohr reden, und hernach das Dach zur Kanzel machen.

Den Geist eines Volkes oder Jahrhunderts anzubauen und Aecker zu düngen oder fruchtbar zu machen, geschieht durch ähnliche Mittel. Im Stalle eines Augias, dem niemand als ein Herkules gewachsen ist, liegt das größte Geheimniß der Landwirthschaft.

Die Schreibart verstehe ich nicht einmal in meiner Muttersprache, geschweige in einer ausländischen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »