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huj. ist uns allen eine königliche Cabinets-Ordre zur Unterterschrift vorgelegt worden, kraft welcher wir alle wegen unserer Schelmereien und Betrügereien in die Karre gespannt werden sollen. Die unvergeblichste Schelmerei wäre wohl, den wahren Grund eines dem Throne so nahe liegenden Uebels mit aller Einfalt des Herzens aufzudecken. Aber wer ist hierzu tüchtig?“ Man kann sich Hamann's Entrüstung hierüber vorstellen: fie gab ihm denn auch folgende Zeile seines Golgatha und Scheblimini in die Feder: „Ein Herr, der zu Lügen Lust hat, des Diener sind alle gottlos.1) Alle seine Ansprüche auf ein königliches Monopol der Ungerechtigkeit, alle seine Versuche und Einfälle, die Eingriffe der Nachahmung seinen Unterthanen durch Galgen und Schmach - Edicte zu verzäunen oder zu versalzen, haben keine andere Wirkung als die Sophisterei seiner Herrschaft in den Augen der Nachwelt desto verächtlicher und lächerlicher zu machen.“

Diese nennt ein solches Verfahren jezt euphemistisch einen aufgeklärten Despotismus.

Hamann unterschrieb den von seinen Collegen an den König gerichteten Bettelbrief nicht. Dagegen richtete er an den, „in einem unzugänglichen Lichte wohnenden Friedrich“ ein Privatschreiben, worüber er an Jacobi berichtet: „Unser allergnädigster Landesvater hat meinen allerunterthänigsten Bettelbrief keiner Antwort gewürdigt dieses war kein Bettel-, sondern, unter uns geredet, ein wahrer Hirtenbrief, und ich bin sehr froh, daß er sich begnügt, mit einem allergnädigsten Stillschweigen darauf zu antworten."

Eins tröstete ihn indeß für die Zukunft. Er schreibt an Jacobi: „Ungeachtet ich nichts weniger als ein politischer Kannengießer bin: so habe ich doch Anzeigen genug, daß das ganze System so beweglich und halsbrechend geht, daß ein kleiner Finger Wunder thun könnte.“

1) Sprüche Sal. 29, 12. (Hamann.)

Die blinde Abgötterei gegen Friedrich, die zuerst durch Voltaire's Schmeicheleien Nahrung gefunden hatte, veranlaßte Goethe, der doch sonst seine großen Eigenschaften wohl anzuerkennen wußte, zu folgender Aeußerung nach Erscheinung der Schrift de la literature Allemande in einem Briefe an Merk: „Es hätte sich kein Mensch über die Schrift des alten Königs gewundert, wenn man ihn kennte, wie er ist. Wenn das Publicum von einem Helden hört, der große Thaten gethan hat, so malt es sich ihn gleich nach Bequemlichkeit einer allgemeinen Vorstellung sein, hoch und wohlgebildet; eben so pflegt man auch einem Menschen, der sonst viel gewirkt hat, die Reinheit, Klarheit und Richtigkeit des Verstandes zuzuschreiben. Man pflegt sich ihn ohne Vorurtheile, unterrichtet und gerecht zu denken. Dies ist der Fall mit dem Könige, und wie er in seinem verschabten Rocke und mit seiner bucklichten Gestalt große Thaten gethan hat, so hat er auch mit einer eigensinnigen, voreingenommenen, unrectificirten Vorstellungsart die Welthändel nach seinem Sinn gezwungen.“

Leider ist auch folgendes Wort Hamann's unter solchen Verhältnissen nicht ohne Bedeutung: „Je länger ein Rehabeam lebt, je ärger wird er selbst fühlen die Scorpione, womit er seine alten Unterthanen gezüchtigt, und sich seiner welschen Projecte schämen müssen doch der schämt sich ewig nicht die Wurzel alles Uebels in der besten Welt! und in der neuesten Aufklärung. Sie glauben kein gegebenes Aergerniß."

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Wenn wir übrigens lesen, mit welchen starken Ausdrücken Hamann das französische Gesindel zeichnet, er nennt es einmal un troupeau de f- bêtes Buben, die ich für Verräther des Vaterlandes und des Königs ansehe;" so darf es uns nicht Wunder nehmen, daß er von seiner Autorschaft einen Einfluß in sein eignes Schicksal erwartete. Es ließ sich denken, daß die edle Sippschaft wünschen würde, einen so scharfen Beobachter sich nicht zu sehr zum Feinde zu machen. „Meine ursprüngliche Grille war, schreibt er an Jacobi, durch das Ende meiner

Autorschaft den Urlaub selbst zu bewirken. Ich gab selbige auf aus einer Art von Selbstbescheidenheit und Menschengefälligkeit, weil ich gegen meinen Eigensinn mißtrauisch geworden bin. Meine Hypochondrie ist ein Bucephalus, der auf seinen Reuter wartet." Er meint, Preußen habe in seiner Finanz-Verwaltung mit Frankreich einen schlechten Tausch gemacht. „Unterdessen, schreibt er an Jacobi, ein alter Brandenburger (Necker's Vater war ein solcher) das französische Finanzwesen reformirt, geht hier Land und Volk durch welsche Buben und Cartouchen zu Grunde. Hinc illae lacrimae Punicae!"

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Aber ungeachtet alles dessen, was Hamann die Neigung für seinen König zu rauben drohte, blieb das Interesse für denselben bei ihm stets wach. Die „infamen Memoires" Voltaires entrüsteten ihn auf's tiefste. Alles, was ihm über den Character des Königs Aufschluß geben oder ihm als Beleg zu seiner bisherigen Auffassung desselben dienen konnte, blieb nicht unbeachtet. Seinen Unglauben an die Unsterblichkeit legte er so aus: Des Salomo in Norden Seele war sein Name. Er irrte also nicht im Begriffe, sondern in einem Worte. Er liebte das Christenthum wie die Medicin und wünschte sich einen Arzt, dessen Mittel auf der Stelle wirkten wie ein Bliz1) und in einem guten Worte beständen, das aus seinem Munde ging. War wieder ein Name schuld, daß er die Sache nicht verstand." Als er kurz nach Friedrich's Tode bei einem Ausgang erfuhr, daß die Thore geschlossen seien und die Regimenter noch denselben Morgen dem neuen Könige schwören müßten, da überfiel ihn eine Art von Wehmuth und Schauder.

d) S ch l u ß.

Wir schließen diese Betrachtung mit einem tiefen Worte Hamann's über seinen großen König nach dessen Tode: „Der

1) Dies geht besonders aus den Unterredungen mit dem Ritter Zimmermann hervor.

Held starb also wirklich den 17. d. Er hat zwei Anfälle vom Schlage gehabt. Was für eine Lebenswärme, was für ein Lebensfeuer muß in seiner Natur gewesen sein! Er war ein Mensch, ein großer Mensch in der Kunst, seines Gleichen zu regieren. Er war ein treuer Knecht seines Herrn und Ichs. Troß seines guten Willens zu einem Anti- wurde er durch ein Schicksal und Mißverständniß ein Meta-Macchiavell.1) Aus der Eichel mußte eine Eiche werden; zu welchem Bau diese dienen wird, beruht auf dem Willen des großen Baumeisters, der kein faber incertus ist."

Und wohl uns des weisen Baumeisters, der troß des Schwankens derer, welchen diese herrliche deutsche Eiche zunächst anvertraut war, fie in allen Stürmen unversehrt erhalten hat und zum Heil Deutschlands erhalten wird.

1) Sollte die Schrift: Les matinées royales ou l'art de régner, opuscule inédit de Frédéric II, dit le Grand, roi de Prusse sich als ächt erweisen; so fände sich schon allein darin der schlagendste Beweis für die Richtigkeit der Behauptung Hamann's.

H. Hamann's Stellung zur Naturforschung.

Geheimnißvoll am lichten Tag

Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,

Und was fie deinem Geist nicht offenbaren mag,

Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.

Goethe's Faust.

a) Hamann's ursprüngliche Vorliebe für die Naturforschung und Gründe seines spätern Aufgebens derselben. Natur mit Penelope verglichen. Gottes Offenbarung in der Natur und Schrift. Astronomie. Natur und Kunst.

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Obgleich Hamann später erklärte, daß er nicht zum Naturforscher gemacht sei, weil er eine Abneigung gegen jede Art von Detail habe; so finden wir doch, daß ihm besonders in frühern Jahren auch dieses Studium nicht fremd geblieben ist. Er erzählt uns in den Gedanken über meinen Lebenslauf,“ daß er unter dem berühmten Knußen, der auch Kant's Lehrer war, ein Mitglied einer physico-theologischen Gesellschaft gewesen sei. Wegen seiner Kurzsichtigkeit mußte er aber die Kräuter- und Sternkunde, seine beiden Lieblingsgrillen, gänzlich aufgeben. „Die Leibfarbe der schönen Jahreszeit, bemerkt er, erquickt zwar mein stumpfes, mattes Gesicht, das ohne Brille aber den botanischen Unterschied des Grünen eben so wenig specificiren kann, als man unter der Pelzdecke oder dem Surtout des blendenden Schnees ein gepflanztes Paradies dafür erkennt.“ „Der heiterste gestirnte Himmel ist für mich von so unendlicher Tautologie,

Hamann, Leben IV.

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