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kommen mir auch die Elemente, wenn sie durcheinander gehn wie die Saiten auf dem Psalter und ihre Concordia discors recht schrecklich angenehm vor, daher ich auch gern bei einem starken Ungewitter mein Hausgesinde mit dem alten Liede Joh. Frank's, der ein Landsmann meines Vaters war, ein Lausißer, aufmuntern mag."

c) Schluß.

Möge nun folgendes tiefe, beherzigungswerthe Wort Hamann's über den Weg zum wahren Genuß der Natur das Siegel drücken auf die vorstehende Betrachtung. Es findet sich in der Aesthetica in nuce und lautet:

„Die Analogie des Menschen zum Schöpfer ertheilt allen Kreaturen ihr Gehalt und ihr Gepräge, von dem Treue und Glauben in der ganzen Natur abhängt. Je lebhafter diese Idee, das Ebenbild des unsichtbaren Gottes1) in unserm Gemüth ist, desto fähiger sind wir, Seine Leutseligkeit in den Geschöpfen zu sehen und zu schmecken, zu beschauen und mit Händen zu greifen. Jeder Eindruck der Natur in den Menschen ist nicht nur ein Andenken, sondern ein Unterpfand der Grundwahrheit: Wer der Herr ist. Jede Gegenwirkung des Menschen in die Kreatur ist Brief und Siegel von unserm Antheil an der Göttlichen Natur2) und daß wir Seines Geschlechts find."3)

1)

2)

εἰκὼν τοῦ Θεοῦ τοῦ ἀοράτου Rolof. 1, 15. (Şamann.) θείας κοινωνοί φύσεως 2. Tett. 1, 4. (Şamann.)

9) Apostelgesch. 17, 27 2c. (Hamann.)

Hamann, Leben IV.

16

I. Hamann als Aesthetiker und Kritiker.

O, for a muse of fire, that would ascend
The brightest heaven of invention!

Shakespeare.

Les grappillages d'un Génie ne sontils pas meilleurs que toute la vendange d'une imitation servile et précaire ? Hamann.

A. Hamann als Aesthetiker.

a) Die deutsche Literatur während der ersten Hälfte und Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Bibel, Shakespeare und die Alten. Die Dichtkunst, höchste Geistesblüthe eines Volks. Studium der Natur und die Alten. Mythologie. Leidenschaften und Sinne. Das Wunderbare. Dialog.

Man vergegenwärtige sich die trostlose Zeit, in die Hamann's Jugend fällt, die Armuth an allem geistigen Leben und das todte Formenwesen, das jeden frischen Aufschwung des Geistes lähmte. An die Stelle lebenskräftiger, volksthümlicher Dichtkunst, wie sie schon in frühester Vorzeit auf deutschem Boden in reicher Fülle erblühte, war eine aus fremden Elementen zusammengebettelte, geistlose Afterpoesie getreten. Die von den Franzosen entlehnten, angeblich aus dem klassischen Alterthum überkommenen Geseße der Einheit herrschten mit despotischer Allgewalt und hemmten die freie Entwickelung. Die Aesthetik, welche ihr Heil in Auffindung und Befolgung willkürlicher Grundsäge suchte und darüber die größten Meisterwerke der Poesie, weil

sie nicht über diesem Leisten fabricirt waren und nicht mit diesem Maßstabe gemessen werden konnten, übersah oder geringschäßte, diente eher dazu, jeden lebendigen Keim zu ersticken als ihn zur Blüthe und Frucht zu bringen. Eine abergläubige Verehrung der französischen Geistes-Producte und in Folge davon eine geschmacklose Nachahmung derselben führte auf solche Abwege und in solche Sandwüsten, daß eine Rückkehr zu den lebendigen Quellen der Poesie immer schwieriger wurde. Unsere schöne Sprache, die durch Luther einen so herrlichen Aufschwung gewonnen hatte, war in Gefahr, alle ihre vielversprechenden hohen Vorzüge einzubüßen, ihre Kraft und ihren Nachdruck gegen wässerige Weitschweifigkeit, ihre liebliche Freiheit und Beweglichkeit gegen schwerfällige geschmacklose Regelrechtigkeit, ihre geist- und seelenvolle Gemüthlichkeit und Tiefe gegen herzlose Verständigkeit und welsches Phrasenwesen und ihre Reinheit und Lauterkeit gegen einen Mischmasch fremder, besonders französischer, und deutscher Wörter und Wendungen zu vertauschen. Wer hätte es damals ahnen sollen, daß unsere Literatur bald zu einem Leben erwachen würde, welches, wenn auch nicht gleich, doch später unsere Nachbarn, die Engländer und Franzosen, die bisher nur gewohnt gewesen waren, uns mit den Brosamen, die von ihrem Tische fielen, zu speisen, mit Bewunderung erfüllte. Das Kleeblatt, welches den ersten Anstoß zu dieser glücklichen Metamorphose gab, so verschiedenartig es auch in seinen Bestrebungen und Zielpunkten war, Klopstock, Lessing und Hamann, hatte, wenn auch jeder auf verschiedene Weise, große Verdienste um den Anbruch des neuen Tages. Doch es ist unsere Aufgabe zunächst, den Blick auf den leztern zu richten.

Wir haben gesehen, wie er sich in das Studium der Bibel vertiefte, und mit welcher Liebe und Verehrung er neben dem Urtexte die lutherische Uebersetzung las, wie er seinen Geist mit dem Mark der Alten nährte, wie er Shakespeare zu schäzen wußte. In allen diesen Richtungen stand er im schroffen

Gegensatz zu seiner Zeit. Luther's Verdienste sind wohl kaum zu irgend einer Zeit so verkannt worden wie damals, die Alten wurden zwar gelesen, allein nur durch die Brille der herrschenden Vorurtheile und ohne Anwendung auf unsere Literatur, und Shakespeare erfuhr nach dem Vorgange Voltaire's die geringschäßigste Behandlung. Man denke nur an das Urtheil des großen Königs in seiner Literature Allemande.

Hamann macht daher in Bezug auf Luther in einer Note zu den Socratischen Denkwürdigkeiten die satyrische Bemerkung: „Ein richtig und fein denkender Schwärmer (Klopstock) habe uns jüngst erinnert, daß wir von diesem großen Manne nicht nur in der deutschen Sprache sondern überhaupt nicht so viel gelernt, als wir hätten sollen und können“ und an Lindner schreibt er: „Was für eine Schande für unsere Zeit, daß der Geist dieses Mannes, der unsere Kirche gegründet, so unter der Asche liegt. Was für eine Gewalt der Beredtsamkeit, was für ein Geist der Auslegung, was für ein Prophet! Wie gut wird Ihnen der alte Wein schmecken, und wie sollten wir uns unseres verdorbenen Geschmacks schämen! Was sind Montaigne und Baco, diese Abgötter des wißigen Frankreichs und tiefsinnigen Englands, gegen ihn!" Auch eine Parallele mit Voltaire, dem Dichter, fällt zu Luther's Gunsten aus. Möser hatte in seinem Briefe über Luther aus dessen Vorrede zum Psalter eine Stelle hervorgehoben, die er mit einer aus Voltaire's Versuch über den Menschen vergleicht. Beide behandeln ungefähr dasselbe Thema. Hamann's Urtheil darüber lautet: „Voltaire's Ausdruck ist Prosa gegen dieses Gemälde.“ 1)

Die Alten wurden von den damaligen Dichtern vorzüglich dazu benutzt, um aus ihnen und namentlich aus ihrer Mythologie einige Zierrathen und Schnörkel für ihre frostige Poesie und für die Aufführung ihrer poetischen Maschinerie zu borgen. Voltaire, der nie einen bessern Gebrauch davon zu machen wußte,

1) S. Schr. III. 5.

hielt sie dennoch für ganz unentbehrlich. Er characterisirt das Wesen seiner Poesie in diesen Worten sehr treffend: La seule politique dans un Poëme doit être de faire de bons vers.

Shakespeare wurde von Hamann schon zu den ersten Genien gezählt, welche die Menschheit durch ihre unsterblichen Kunst- und Meisterwerke erfreut haben. „Was ersetzt beim Homer die Unwissenheit der Kunstregeln, fragt er in den Socratischen Denkwürdigkeiten, die ein Aristoteles nach ihm erdacht, und was bei einem Shakespeare die Unwissenheit oder Uebertretung der kritischen Geseze? Das Genie, ist die einmüthige Antwort."

Die schönste und höchste Geistesblüthe eines Volks ist seine Dichtkunst. Ein Volk, das diese nie besessen oder bei dem sie gänzlich erstorben ist, von dem gilt der Ausspruch des großen Dichters so gut wie von den Individuen: „Denn wer der Dichtkunst Stimme nicht vernimmt, ist ein Barbar, er sei auch, wer er sei."

Die in Deutschland zu einem leeren Formalismus oder, wenn es hoch fam, zu einem kalten Spiel des Verstandes ausgeartete Poesie wünschte daher Hamann vor allem zu ihrem Ursprung und zur Natur zurückzuführen." Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechtes, heißt es in der Aesth. in nuce, wie der Gartenbau älter als der Acker: Malerei - als Schrift: Gesang als Declamation: Gleichnisse als Schlüsse: Tausch als Handel. Ein tieferer Schlaf war die Ruhe unserer Urahnen; und ihre Bewegung ein taumelnder Tanz. Sieben Tage im Stillschweigen des Nachfinnens und Erstaunens saßen sie; und thaten ihren Mund auf zu geflügelten Sprüchen.“

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Weil die Poesie die Grundlage aller höhern Bildung bei einem Volke ist, so behauptet Hamann: „Taugt unsere Dicht kunst nicht: so wird unsere Historie noch magerer als Pharao'ns Kühe aussehn; doch Feenmährchen und Hofzeitungen erseßen den Mangel unserer Geschichtschreiber. An

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